Hallo Igeline,
das finde ich sehr interessant. Warum werden denn Asperger
öfter gemobbt, vielleicht, weil sie weniger dazu in der Lage
sind, die Körpersprache Anderer richtig zu deuten und so
weniger „geschmeidig“ in der Kommunikation sind und daher auch
weniger gut „manipulieren“ können? (Einzelne sind ja wahre
Meister darin…)
das Manipulieren ist, denke ich, dabei nicht das Entscheidende, sondern vielmehr, dass ein wichtiger Teil der Kommunikation - nämlich der nonverbale - oft einfach nicht funktioniert. Über die Körpersprache wird ja mitunter mehr oder auch etwas ganz anderes transportiert als über die gesprochene Sprache.
Beispiel: A (Asperger) weiß, fragt NT (Neurotypischen), wie es ihm geht, da er weiß, dass kürzlich NTs Mutter verstorben ist. Tatsächlich geht es NT sehr schlecht, was man an seiner Körpersprache ersehen kann. Er sagt aber: „Wie soll es mir schon gehen? Ganz super natürlich!“ Nun kann A grundsätzlich selbst Trauer empfinden und sich auch hervorragend in andere einfühlen, die Trauer empfinden. In dieser Situation reagiert er aber nicht angemessen, weil A anhand von NTs Körpersprache die Trauer nicht erkennen kann und die gegenteilig lautenden Worte für bare Münze nimmt.
Weißt Du auch, wie man diese Art des Einfühlungsvermögen bzw.
der „Geschmeidigkeit“ nennt und was nun das „eigentliche“
Einfühlungsvermögen ist? Woran fehlende „Geschmeidigkeit“
hindert?
Ich würde es einfach „nonverbale Kommunikation“ nennen. Für Neurotypische ist diese Form der Kommunkation so selbstverständlich, dass sie meist gar nicht bewusst wahrgenommen wird - und wenn da irgendetwas hakt und nicht so recht passen will, empfinden sie Irritationen und Unbehagen, ohne so recht sagen zu können warum.
Asperger sind ja dann das, was man als „hochsensibel“ oder
auch „reizoffen“ bezeichnet (ich habe noch keinen inhaltlichen
Unterschied zwischen diesem einmal positiv und einmal negativ
besetzten Eigenschaft gefunden, beides geht ja oft mit hoher
bzw. sehr hoher Intgelligenz einher).
Hier
http://www.dr-mueck.de/Wissenschaftsinfos/Spiegelneu…
steht jedoch, dass dei Aktivität der Spiegelneuronen bei
Autisten eingeschränkt ist. Diese sind doch für das Einfühlen
zuständig.
Ob das auch für Asperger zutrifft, vermag ich nicht zu sagen - wie gesagt, Asperger sind keine „normalen“ Autisten, auch wenn sie dem Autismus-Spektrum zugeordnet werden. Es gibt zwar auch bei ihnen unterschiedliche Schweregrade, aber meist können sie mehr oder weniger problemlos ein normales Leben führen (weshalb auch heute noch viele nicht oder erst sehr spät diagnostiziert werden).
Irgendwie verstehe ich Deine Definition von
Einfühlungsvermögen noch nicht ganz.
Bzw. habe ich gerade verstanden, das Mitfühlen können etwas
anderes ist als „Einfühlungsvermögen“. Mir ging es eher um
Letzteres, aber danke für die Unterscheidung.
Noch ein Beispiel: Stell dir vor, dass du ein sehr bewegendes Buch liest, in das du richtig eintauchst. Dann kannst du doch mit der Hauptperson mitfühlen und vergießt eventuell sogar ein paar Tränen, wenn ihr in der Geschichte etwas Schlimmes widerfährt, nicht wahr? Und das, obwohl du beim Lesen ja überhaupt keine Körpersprache siehst (und die Person sogar eigentlich völlig fiktiv ist). So ist das bei Aspergern auch. Sie sind nicht gefühlsärmer als andere Menschen und können sich grundsätzlich auch hervorragend in andere Menschen hineinversetzen - vorausgesetzt sie wissen, was diese gerade erleben und empfinden. Nur fällt eben die Körpersprache aus, wenn es darum geht, dieses Wissen zu erlangen.
Körpersprachliche Signale zu deuten und auch selbst passende Signale auszusenden bzw. sich passend zu verhalten, können Asperger durchaus lernen - je nach Schweregrad und Persönlichkeit fällt das natürlich dem einen leichter und der anderen schwerer. Und es kann natürlich trotzdem immer wieder zu Irritationen kommen, da es eben antrainiert ist und in manchen Situationen übertrieben oder unnatürlich wirken kann.
Beste Grüße
=^…^=