Wie werde ich den Selbsthass los?

Wissenschaft Psychologie
#1

Hallo,
Danke schonmal dass ihr euch überhaupt meine Frage durchlest.
Was ich genau damit meine ist folgendes:
Ich kann einfach nicht aufhören an mir rum zu meckern.(… zu dick, zu große Nase, zu schlechte Noten… ihr wisst denke ich was ich meine…)
Meine Freunde sagen mir zwar immer dass ich mich doch nicht so fertig machen soll… aber irgendwie kann ich damit nicht aufhören.
Es klingt zwar komisch, daber irgendwie kann ich ohne den Selbsthass nicht leben… Irgendwie regiert er mein Leben. Das geht dann manchmal soweit, dass ich Selbstmord Gedanken habe.
Ich bin deswegen irgendwie immer total nervlich fertig und traurig.

Wisst ihr eine Lösung, falls es eine gibt, wie man solche Gedanken am besten aus seinem Leben fernhalten kann?

Danke schon mal für eure Antworten. Ich hoffe ihr haltet mich jetzt nicht für total verhaltensgestört.

Liebe Grüße Sonja

#2

Hallo Sonja,

…Ich hoffe ihr haltet mich jetzt nicht für total verhaltensgestört.

Ich halte dich schon mal nicht für 'total verhaltensgestört.

Du hast nach meiner Erfahrung ein Problem was besonders Frauen öfter haben (aber inzwischen nicht mehr ‚nur‘). Du hast ein falsches Selbstbild und der Idee, wenn Äußerlichkeiten ‚besser‘ wären, wärst du glücklicher.
Es kann viele Ursachen haben, begonnen bei einer angeborenen kritischen Selbsteinschätzung, Ereignisse während der Erziehung, kulturellem Modediktat oder, oder, oder - und wahrscheinlich einer Kombination aus allen Komponenten.

Ausserdem bietet dir deine Haltung Sicherheit. Wenn du dich zuerst runter machst, machen andere das weniger schnell - im Gegenteil, die geben dir ja sogar noch Zuspruch.

Meine Freunde sagen mir zwar immer dass ich mich doch nicht so
fertig machen soll…

ist doch toll…

Es klingt zwar komisch, daber irgendwie kann ich ohne den
Selbsthass nicht leben…

Oder will ein Teil von dir vielleicht ohne ‚Selbsthass‘ nicht leben?

Irgendwie regiert er mein Leben.

Hier ist ein Punkt an dem du ansetzen kannst. ‚Er‘ regiert dein Leben… Damit tust du so, als wärst du etwas von außen ausgeliefert und könntest keinen Einfluss nehmen. Du bist das Opfer des Selbsthasses. Solange du Opfer bleibst ist es richtig - du kannst keinen Einfluss nehmen.

Erst wenn du dir klar machst, dass DU dieses Szenario einrichtest, wirst du anfangen können auf deine Gedanken und Gefühle Einfluss nehmen zu können. Dabei kann es hilfreich sein zu wissen woher der Selbsthass genau kommt ist aber imo nicht zwingend notwendig.
Vielleicht brauchst du aber Hilfe deine Gedankengänge zu verändern. Ein Psychologe oder ein Coach kann dir dabei helfen, oder vielleicht auch eine Methode zum Selbstcoaching, z.B. The work, Sedona-Methode oder 'Selbstcoaching von ‚Zeit zu Leben‘ um nur einige aus einer großen Vielzahl zu nennen.

Aber egal was du machst, es wird dich Zeit und Energie ‚kosten‘ - die musst DU investieren, eine Fee die pling macht und alles ist gut wird nicht vorbei kommen. Falls du dich aber ‚auf den Weg machst‘, wirst du dich mit der Zeit für dich zu einer angenehmen und geliebten Person entwickeln
Erfolg…lux

#3

Wahrscheinlich an zu viele Sachen zugleich gedacht
Hallo S.O.N.J.A,

Du musst seinem Inhalt einen Platz zuweisen. D. h. vieles an Deinem Selbsthass hat vermutlich einen berechtigten Kern. Wenn man gar nichts an sich zu verbessern wüsste, käme man sich bald völlig sinnlos und nutzlos vor. Also braucht es Dinge, von denen der Mensch weiss, er sollte daran arbeiten.

Indessen ist es eine leichte „Störung“ (vielleicht auch nur Phase, denn jeder macht das irgendwann mal wenigstens ein bisschen durch), wenn diese Verbesserungsvorschläge masslos sind sprich einen

fertig machen

Dann ist es Zeit, die Dinge, die einem von all diesen am meisten wichtig sind, zu beachten und den Rest „grade sein zu lassen“. Denn eine Verbesserung an bloss einem Punkt oder wenigen Punkten kann bisweilen sogar besser sein als die Erkenntnis, dass man sich an allen Punkten verbessern könnte. Manchmal bringt eine kleine Verbesserung viele andere automatisch mit sich oder macht andere unnötig. Möglicherweise verzettelst Du Dich.

Gruss
Mike

#4

Hallo S.O.N.J.A.,

auch wenn die Ursache vielleicht nicht dein Thema ist, tragen die Statements vielleicht ein wenig zur Klärung bei:

http://www.wildwasser.de/forum/viewtopic.php?f=2&t=2…

In jedem Fall hat dein Selbsthass eine Funktion - und wenn du ihn loswerden willst, wird es Sinn machen, diese zu erkennen.

Schöne Grüße,
Jule

#5

Hallo Pollox

Es kann viele Ursachen haben, begonnen bei einer angeborenen
kritischen Selbsteinschätzung

Gibt dazu bereits wissenschaftliche Untersuchungen? Woher weisst du, dass eine „kritische Selbsteinschätzung“ überhaupt angeboren sein kann??

Grüße,
Jenna

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#6

Hallo Jenno,

Gibt dazu bereits wissenschaftliche Untersuchungen? Woher
weisst du, dass eine „kritische Selbsteinschätzung“ überhaupt
angeboren sein kann??

Deine Frage lässt mich vermuten, du denkst, es wäre nicht so?

Es gibt inzwischen etliche Untersuchungen zu unterschiedlichen genetischen Komponenten von Charaktereigenschaften/Verhalten - besonders interessant sind hier die Zwillingsstudien. Ausserdem lassen auch Tierexperimente eine Spekulation in Richtung Mensch zu.

Vielleicht habe ich es etwas zu ‚salopp‘ ausgedrückt, aber ich bin sicher, dass bei Charaktereigenschaften die Erblichkeit eine Rolle spielt. Wie und in welcher Ausprägung sich jeweilige Erbliche Komponenten manifestieren wird von vielen weiteren Faktoren beeinflusst.

Auf die Schnelle als Beispiele zwei Abstracts
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8461118
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19899843

Gruß…lux

#7

Hallo Pollux,

Zwillingsstudien sind in der Wissenschaft heftig umstritten.

Zwillinge wachsen zwar auch mit denselben Eltern auf, aber werden nicht hintereinander geboren so wie Nicht-Zwillinge. Die „Reife“ der Eltern und ihr Verhalten unterliegen also keiner zeitlichen Veränderung, die Einwirkung nehmen könnte. Viele Eltern fördern sogar die Gleichheit und je nach Identitätsentwicklung funktioniert das auch. Oft gehen die Zwillinge in dieselbe Klasse derselben Schule mit den gleichen Lehrern und teilen die Hobbys.

Menschen kann man nicht einfach in ein Labor stecken wie Ratten oder Züchtungen betreiben. Der Vergleich mit Tieren hinkt, weil die Umwelteinflüsse schwer nachvollziehbar sind und zu komplex.

Fakt ist aber, dass sich Menschen in unterschiedlichen Umwelten unterschiedlich verhalten, also eine unterschiedl. Persönlichkeitsstruktur entwickeln können.

lG
Jenna