Kann man jemanden 'entpaten'?

Hallo erst mal,

Ich habe eine Frage bezüglich der evangelischen Patenschaft: Kann man einem Paten die Patenschaft rückwirkend entziehen, wenn keinerlei Kontakt mehr zwischen Patenkindern und Patenonkel vorhanden ist oder kann man einfach zusätzliche Paten hinzunehmen? Der Hintergrund meiner Frage ist, dass der Pate unsrer Kinder (mein Schwager) keinerlei Kontakt mehr zu uns will. Aber will möchten natürlich, dass die Kinder zu ihrer Konfirmation einen Paten haben

Dank im Voraus für die Antworten und bye

Leo

Grundsätzlich Nein.

In den Leitlinien Kirchlichen Lebens heißt es: „In das Patenamt eines andere kann niemand eintreten. Ein übernommenes Patenamt kann nicht aberkannt werden.“

Das Patenamt bedeutet zweierlei. Zum einen, Taufzeuge zu sein - und da ist es logisch, daß das nicht jemand nachträglich machen kann, der/die bei der Taufe vielleicht gar nicht dabei war. Drum werden die Paten auch im Kirchbuch festgehalten.

Zum anderen aber auch Lebensbegleitung des Patenkindes. Es gibt Fälle, in denen ein Pate dafür ausfällt. Tritt der Pate z.B. aus der Kirch aus, „ruht“ das Patenamt. Er kann sich auch aus besonderen Gründen vom Patenamt entbinden lassen. Dann können die Eltern eine „geeignete Person“ mit der Übernahme des Patenamtes beauftragen, was auch im Kirchenbuch zu vermerken ist. Die Eltern können den Paten aber nicht „rausschmeißen“, wenn er das Amt nicht von sich aus aufgibt, wohl aber darum bitten, daß er vom Patenamt zurücktritt.

Die Leitlinien gelten aber nicht für alle evangelischen Kirchen. Daher ist es am einfachsten, das Gespräch mit dem Ortspfarrer oder der Ortspfarrerin zu suchen. Da läßt sich am ehesten eine Lösung finden, die dem Kind wieder zu einem Paten verhilft.

Hilft das weiter?

Gruß, Martinus…

P.S. Nur am Rande angemerkt: Wenn es nur darum geht, daß „zur Konfirmation“ ein Pate bereitsteht, sollte man sich schon überlegen, ob’s das wert ist. Was anderes wäre es, wenn es „bis zur Konfirmation“ (und darüber hinaus) sein soll. Denn das Patenamt bedeutet ja neben der Taufzeugenschaft die Begleitung eines Kindes. Dafür lohnt sich eine Ersatzbenennung auf jeden Fall.

Hallo Leo,

ich kann nur für Württemberg antworten:

Eine Patenschaft aufzuheben, geht in aller Regel nur auf Wunsch des Paten. Dein Schwager könnte, wenn er das will, die Patenschaft aufkündigen, Ihr könnt das nicht.

Aber Ihr könnt zusätzliche Paten nachträglich bestellen.

Ob das in Bayern auch so ist, wird ein Anruf beim Pfarramt Deiner Gemeinde klären können.

Nebenbei: Gerade bei der Konfirmation sind Paten nun eigentlich nicht mehr nötig! Sie sind ja dafür da, stellvertretend für das Kind ja zur Taufe zu sagen und ihm den Glauben nahezubringen. Bei der Konfirmation bekräftigen die Kinder das Ja dann selbst.
Dass es schön ist, wenn die Kinder einen guten Ansprechpartner für alles Mögliche haben, ist eine andere Geschichte.

Schönen Gruß,

Jule

Hallo,

Aber will möchten natürlich, dass die Kinder zu
ihrer Konfirmation einen Paten haben

Darf ich fragen, warum?
Ich habe noch nie erlebt, dass Paten bei der Konfirmation eine Rolle gespielt haben (außer natürlich im privaten Bereich).

Gruß
Elke

hi Martinus,

P.S. Nur am Rande angemerkt: Wenn es nur darum geht, daß „zur
Konfirmation“ ein Pate bereitsteht, sollte man sich schon
überlegen, ob’s das wert ist. Was anderes wäre es, wenn es
„bis zur Konfirmation“ (und darüber hinaus) sein soll. Denn
das Patenamt bedeutet ja neben der Taufzeugenschaft die
Begleitung eines Kindes. Dafür lohnt sich eine Ersatzbenennung
auf jeden Fall.

natürlich auch darüber hinaus - ich habe heute noch eine sehr gute Beziehung zu meiner Patin und fände es schön, wenn meine Kinder auch eine solche zu ihren Paten hätten…

bye

Leo

hi,

Darf ich fragen, warum?

aber sicher: es ist in unserer Familie Tradition

Ich habe noch nie erlebt, dass Paten bei der Konfirmation eine
Rolle gespielt haben (außer natürlich im privaten Bereich).

da hast es erfasst: der private Bereich und wie eben schon gesagt, die Tradition, jemanden zu haben, mit dem man reden kann, gerade wenn es mit den Eltern mal nicht so klappt (was ja ab und an mal vorkommen soll) und ein Mediator gefragt ist, der von beiden Seiten akzeptiert ist.

bye

Leo

Von „entpaten“ habe ich noch nichts gehört. Allerdings entpatet man sich insofern selbst, wenn man das Versprechen bei der Taufe aus welchem Grunde auch immer, nicht mehr einhält. Schließlich sind 14 Jahre Patenamt eine lange Zeit, in der vieles passieren kann (Familienkonflikt, Wegzug usw). Neue Paten nachverpflichten kann man nicht, man kann aber für das Kind Freunde finden, die Christen sind und das Kind begleiten. Dass Paten bei der Konfirmation dabei sind, ist zwar Brauch (manchmal auch noch bei der Hochzeit), aber wenn Paten nie als solche aufgetreten sind, kann man das dem Kind ja auch deutlich machen. Wir haben für unsere Tochter einfach erwachsene Freunde zur Konfirmation eingeladen, die sie ein Stück begleitet hatten, während die Patin auf dem Papier keinen Kontakt zu ihr hatte - wozu dann einladen.
Ich würde mit dem Kind sehr ehrlich darüber reden, was bei der Taufe passiert ist und was Eltern und Paten versprochen haben und das Kind dann selber urteilen lassen. Übrigens gibt es auch den umgekehrten Fall, aus irgendeinem Grund unterbinden die Eltern den Kontakt zu dem Kind - was will man da machen. Insofern ist die Übernahme des Patenamtes immer auch ein Wagnis für alle Seiten.
Und zuletzt: ich erlebe es oft, dass Eltern zur Taufe „Paten“ benennen, die „kirchlich“ sind und solche, die nicht kirchlich sind. Wie man die dabei mitwirken läßt, wird unterschiedlich praktiziert. Ich nenne sie in der Regel „Freunde“, die sich ja auch etwas vornehmen. Und manchmal sind diese Freunde sogar die besseren Paten.

Hallo,

die Tradition, jemanden zu haben, mit dem man reden
kann, gerade wenn es mit den Eltern mal nicht so klappt (was
ja ab und an mal vorkommen soll) und ein Mediator gefragt ist,
der von beiden Seiten akzeptiert ist.

Naja, okay. Aber dazu braucht man doch keine großartige Neueinsetzung eines Paten.
Ob der Jugendlichen den eigentlichen Paten als Gesprächspartner und Vermittler akzeptiert, kann man ja zum Zeitpunkt der Taufe auch nur wünschen, nicht vorhersagen.

Gruß
Elke