Bewertung

Hallo,

bei meiner Tochter steht in der Bewertung, die die Grundschule im Hinblick auf eine weiterführende Schule schreibt, folgender Satz:

„Die mündliche Beteiligung läßt sehr zu wünschen übrig“

Alles andere ist durchweg positiv. Wir ärgern uns allerdings sehr über diese Formulierung, selbst wenn es der Wahrheit entspräche. Kein Arbeitnehmer in diesem Land müßte sich eine solche Beurteilung gefallen lassen, aber ein 9-jähriges Kind. Warum hätte man das nicht positiver ausdrücken können? Vor allem, da wir mit diesem Schreiben bei den in Frage kommenden Schulen vorstellig werden müssen. Der Lehrer ist sich dessen doch bewußt. „Das Kind „X“ hätte sich öfter melden können“ bringt doch auch zum Ausdruck, dass die mündliche Mitarbeit schwach ist.

Was haben wir für Möglichkeiten? Einfach schlucken?

Danke schon mal,
Sarah

hallo.

„Die mündliche Beteiligung läßt sehr zu wünschen übrig“
Alles andere ist durchweg positiv.

ja. schriftlich lauter einsen, bringt aber in der schule kein wort raus.

„Das Kind „X“ hätte sich öfter melden können“
bringt doch auch zum Ausdruck, dass die mündliche Mitarbeit
schwach ist.

das problem ist aber das gleiche. eventuell WILL sie mündlich mitarbeiten, KANN aber einfach nicht? (psychisches problem). sowas gibt’s, und sowas is -entschuldige- scheiße. falls noch nicht geschehen, dann hakt da mal genau nach, WARUM sie denn nicht mündlich mitarbeitet.

gruß

michael

Hallo Sarah,

„Die mündliche Beteiligung läßt sehr zu wünschen übrig“

Warum hätte man das nicht positiver ausdrücken können?

Dazu kann ich keine allgemein gültige Aussage machen, aber aus meiner relativ lange Schul-Erfahrung berichten, dass diese Formulierung verwendet wurde, wenn die Schülerin/der Schüler nicht nur sehr zurückhaltend war und sich nie meldete, sondern
auch wenn sie/er (freundlich) aufgefordert wurde, eine Frage zu beantworten bzw. etwas einfach zu wiederholen, dies nur höchst widerwillig tat oder konsequent verweigerte.

Ich würde empfehlen, in aller Ruhe mit deiner Tochter zu klären, wie sie selbst ihre Mitarbeit sieht bzw. einschätzt und warum sie sich nicht aktiver beteiligt. Manche Schüler sagen wenig oder nichts, weil sie Angst haben, ihre Antwort könne nicht ganz perfekt sein, andere brauchen einfach etwas länger, bis sich die Frage „gesetzt“ hat und kämen mit ihrer Antwort dann zu spät, wieder andere sind von einem früheren negativen Erlebnis (ausgelacht werden, Tadel vom Lehrer, …) „traumatisiert“. - Wenn du die wirkliche Ursache kennst, ist es leichter Abhilfe zu schaffen.
Auch ein - möglichst emotions- und aggressionsfreies - Gespräch (was natürlich nicht leicht fällt, wenn man „geladen“ ist) mit den Lehrkräften kann sehr hilfreich sein, um das Problem auch von der „anderen Seite“ zu beleuchten. Die meisten Lehrer sind, glaube ich, schon bemüht, gemeinsam mit den Eltern Lösungen zu
finden. (Diese Bereitschaft nimmt allerdings ab, wenn man mit Vorwürfen konfrontiert wird, ohne überhaupt Stellung nehmen zu können.)

Die Sorge, dass dein Kind beim Wechsel auf eine andere Schule wegen dieses Satzes Schwierigkeiten bekommen könnte, halte ich für unbegründet. Normalerweise spielen dabei nur die Leistungen (Noten) in bestimmten Fächern eine Rolle.

Ich wünsche euch, dass sich das Problem „friedlich“ lösen lässt!

Gruß
Kreszenz

Hallo,
sag mal, warum versucht ihr nicht einfach mal das Problem zu beseitigen und nicht das Symptom? Sprecht mal mit eurer Tochter und mit dem Lehrer über Ursachen und Lösungsansätze, statt euch über Wahrheiten aufzuregen! Glaubt ihr denn im Ernst, daß eure Tochter im späteren Leben/Berufsleben mit ständig übertünchten oder verschwiegenen Problemen besser klarkommt? Oder meint ihr nicht auch, daß es besser wäre, die Probleme beizeiten zu beseitigen? Das Zeugnis aus der Grundschule will später eh’ kein Mensch mehr sehen (außer vielleicht noch die Oma), also seid froh über jede Information, die da drin steht! Immer nur Friede, Freude, Eierkuchen und ja keinem weh tun kann’s doch wohl nicht sein. Was daraus folgt, kann man an unseren Studenten bzw. deren Fähigkeiten ablesen. Grad heut stand wieder in der Zeitung, daß mehr als die Hälfte der Erstsemesterstudenten in Maschinenbau an den NRW-Fachhochschulen nicht mal den Mathematikstoff der 10. Klasse beherrscht. Und wie es in Deutsch (insbesondere Rechtschreibung/Grammatik) aussieht, weiß auch jeder.
Also, nicht das Zeugnis ist das Problem, sondern eure Tochter. Macht euch das klar und findet dort eine Lösung!

Axel

Hallo,

Axel, wir empfinden unsere Tochter durchaus nicht als Problem, aber das nur nebenbei.

Das sie mündlich einfach den Mund nicht aufkriegt ist uns sehr bewußt. Deshalb schrieb ich ja, dass die mündliche Beteiligung schwach ist. Sie hat einfach Angst etwas falsches zu sagen und darum sagt sie lieber gar nichts. Nur wenn sie sich 100% sicher ist, dass die Antwort richtig ist, haucht sie die Antwort in den Klassenraum.
Ihr schriftlichen Leistungen liegen im 1-2er Bereich.

Trotzdem: ein normales Arbeitszeugnis darf so eine Formulierung nicht enthalten, aber für ein Kind ist das ok.

Unsere Tochter hat mal angefangen eine Strichliste zu führen, wie oft sie sich pro Unterrichtsstunde meldet. Aber die Motivation war leider schnell wieder dahin.
Ich will auch keinen Lehrer angreifen, denn da gebe ich Dir durchaus recht. Es ist einfacher das Problem bei den anderen zu suchen, als vor der eigenen Tür. Dennoch glaube ich, dass eine derart negative Formulierung wenig pädagogischen Wert hat. Vor allem dann, wenn ein Kind ohnehin an den eigenen Fähigkeiten zweifelt.

Gruß
Sarah

Hi Sarah,

Trotzdem: ein normales Arbeitszeugnis darf so eine
Formulierung nicht enthalten, aber für ein Kind ist das ok.

der große Unterschied zu einem Arbeitszeugniss und einem Schulzeugnissist der, daß die Lehrer so was dürfen, bzw. (auch meiner Meinung nach) sollen!
Du als Erzieherin bist für das Kind verantwortlich und kannst/sollst/mußt Maßnahmen ergreifen, in solchen Situationen was zu ändern.
Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer ist für sich selber verantwortlich.

Es wurde schon gesagt; die Zeugnisse der Grundschule werden später nie wieder gelesen, sei also froh, daß der Lehrer/die Lehrerin euch informiert uns spiel nicht die eingeschnappte Leberwurst.

Wenn sie im Unterricht nicht mitmacht, ist das ein Problem, das durch Nichterwähnen bzw. Schönfärben im Zeugniss nicht gelöst wird.

Gandalf

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Hallo, Sarah-Mae,
ich will nicht auch auf Dir „herumhacken“, denn im Prinzip hast Du ja teilweise recht. In der Tat werden Arbeitszeugnisse so geschrieben, dass keine negativen Aussagen gemacht werden. Das führt dann dazu, dass da steht „X ist ein geselliger Mitarbeiter“ und jeder liest daraus „X hat mer Interessa am Saufen als an der Arbeit“

Was aber für das Berufsleben durchaus für angebracht gelten mag, muß aber für die Schule nicht gelten. Die Schulordnung für NRW sagt in § 22 „Leistungsbewertung“ über das Ziel der Zeugnisse aus:
„Die Leistungsbewertung soll über den Stand des Lernprozesses des Schülers Aufschluß geben; sie soll auch Grundlage für die weitere Förderung des Schülers sein. Bei der Beratung über den Bildungsgang des Schülers durch die Schule soll sie eine wesentliche Hilfe sein.“
Und genau darum geht es: Die Eltern sollen erfahren, wie es um ihre Sprößlinge steht. Da wären dann auch zartfühlende Formulierungen nur Augenwischerei. Der schöne Satz „F. muß sich noch sehr bemühen, seinen Äußerungs- und Bewegungsdrang angemessen zu steuern.“ mag sich zwar recht gefällig anhören, aber ändert nichts an der Tatsache, dass F. schwätzt, herumhampelt und den Unterricht stört. Warum dann nicht gleich Klartext? Zumal es durchaus nicht sichergestellt sein kann, dass wirklich alle Grundschuleltern die Political-correctness-verbrämte Version überhaupt richtig einordnen können.

„XYZs Beiträge zum Unterrichtsgespräch waren sehr zurückhaltend.“ hätte Dir sicher nicht die Defizite Deiner Tochter so deutlich vor Augen geführt, wie der Satz „Die mündliche Beteiligung läßt sehr zu wünschen übrig“.

Sei dem Lehrer/der Lehrerin Deiner Tochter deshalb nicht gram, dass sie nicht herumgesülzt, sondern dier unverblümt ihre Einschätzung mitgeteilt hat. Nur so läßt sich etwas dagegen tun.

Sie muß eben lernen auch einmal etwas „ins Unreine“ zu sprechen. Darf sie das zu Hause? Oder wird sie - aus sicher gutgemeinten Gründen - zurechtgewiesen?

Drüber nachdenken - ändern. Selbstsicherheit ist im Leben wesentlich wichtiger als gute Noten in den Fächern.

Grüße
Eckard.

Hallo,

zwei Dinge sind mir aufgefallen, auf die ich gerne eingehen möchte:

Trotzdem: ein normales Arbeitszeugnis darf so eine
Formulierung nicht enthalten, aber für ein Kind ist das ok.

In einem „normalen“ Arbeitszeugnis steht der gleiche Satz, nur verschnörkelt umschrieben. Jeder Personalchef wird in der Lage sein, aus diesem genau DAS herauszulesen, was gemeint worden ist. Auch, wenn es nicht mit der Holzhammermethode geschrieben ist.

Wenn Du schreibst, dass solch ein Satz demotivierend unpädagogisch für Deine Tochter wäre, dann sehe ich das bei einem Kind im Alter von 9 Jahren etwas anders. Diese ziehen ihre Motivation vornehmlich aus den Zensuren, so argumentieren sie auch untereinander („Ich bin besser als Du, ich habe eine 1 mehr…“)

Dass Deine Tochter nun aus diesem Satz, den Du zu hart empfindest (wohl aber wahr) etwas zieht, was sie vermeintlich zurückwirft, liegt vor allem an eurer Bewertung dessen, was sie ja wohl mitbekommt.Vermutlich kann sie sich nun auch gar nicht mehr über ihr tolles Zeugnis freuen?

Inwiefern spielt IHR eine Rolle in der Erziehung eurer Tochter, dass sie so sehr Angst und Zweifel hat, dass sie sich überhaupt nicht mehr beteiligt, denn etwas anderes sagt der Satz ja nicht aus? Schüchternheit und Zurückhaltung ist das Eine, aber Angst wird erworben. Ich meine, ihr könntet euch vielleicht auch an einen Schulpsychologen wenden, um herauszufinden, wie ihr eurer Tochter helfen könnt, diese Angst auszuhalten und mit ihr umzugehen, anstatt nun noch mehr Ängste zu schüren, indem schon angezweifelt wird, dass ein Kind mit solch einem Zeugnis nun nicht mehr die gewünschte Schule besuchen darf, ergo keine gute Ausbildung bekommt, schlussendlich die gesamte Zukunft verbaut hat…

Ein Fass ohne Boden, dass nur IHR als ELTERN reparieren könnt.

By the way: Ich fühle trotzdem mit :wink:

Jana (Mutter-eines-Neunjährigen)

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Hallo Sarah-Mae,

zum Teil gebe ich dir recht, dass man normalerweise versucht, Bewertungen positiv zu formulieren.

Gerade deswegen würde ich dir empfehlen, das Problem dringend zuerst mit deiner Tochter anzusprechen. Ich kenne die Sprache der Lehrer und in dieser Bewertung lese ich, dass deine Tochter die Mitarbeit im Unterricht - zumindest die mündliche - absolut verweigert.

Du solltest mit ihr klären, warum sie das macht. Und bitte, lass dich nicht mit den üblichen Antworten verspeisen, der Lehrer sei an allem schuld :wink: Es kann sein, dass sie keine Lust hat, dass sie den Lehrer nicht mag, es kann natürlich auch sein, dass der Lehrer sie irgendwie einschüchtert oder hemmt oder nicht ernst nimmt oder wie auch immer.

Es ist wichtiger, herauszubekommen, welche Ursachen dieses Problem hat und wie sie sich genau im Unterricht verhält. Ohne eine Lösung zu finden, bringt eine schöne Formulierung gar nichts.

Alles Gute,
Camilla

„XYZs Beiträge zum Unterrichtsgespräch waren sehr
zurückhaltend.“ hätte Dir sicher nicht die Defizite Deiner
Tochter so deutlich vor Augen geführt, wie der Satz „Die
mündliche Beteiligung läßt sehr zu wünschen übrig“.

Hallo,

wenn in dieser Bewertung aber Klartext gestanden hätte, dann (so habe ich es aufgefasst) würde dort stehen: " XY verweigert die Mitarbeit am Unterricht völlig und ist auch auf Nachfrage nicht dazu zu bewegen etwas Konstruktives beizutragen. "

Das wäre unverblümt der Leistungsstand, aber ob dies zur weiteren Motivation im nächsten Jahr beiträgt… Dann lieber etwas freudlicher formuliert. Obwohl die Diskussion hier zeigt, dass es über die Aussage des Satzes unterschiedliche Interpretationen gibt…

Gruß
Don

PS: Man sollte aber nicht gleich das schlimmste bei der Tochter vermuten. Ich kann mich noch deutlich an meinen Deutschunterricht erinnern (meine Deutschlehrerin wird wahrscheinlich auch meine Beteiligung als „zu wünschen übrig lassend“ tituliert haben), bei dem ich auch nie eingesehen habe, warum ich jetzt - wie Mio. Kinder vor mir - sagen soll: „Und genau hier stellt sich die GRETCHENFRAGE!“
Oder: „Hier zeigen sich in deutlich die schlimmen damaligen Verhältnisse.“
Gedacht habe ich eher:" Ist mir auch scheißegal - und wenn der Autor sich das alles aus den Fingern gesogen hat, weil es gerade so in die Story passte, wäre das Buch genauso gut oder schlecht. Wieso sollen Jahrhunderte später Schüler darüber diskutieren, was sich der Autor dabei gedacht hat ??? Viel interessanter wären doch aktuelle Parallelen…"

Also: „zu wünschen übrig lassende Beteiligungen“ sind halb so schlimm und versauen höchstens später den Abi-Schnitt ! :wink:

Danke Euch…
Also zunächst möchte ich allen danken, die so „schonungslos“ geantwortet haben :smile:.

Es stimmt schon, das Zeugnis liest später niemand mehr und es wichtiger die Gründe herauszufinden.

Unsere Tochter ist zuhause nicht so schüchtern wenn es darum geht ihre Meinung kund zu tun. Sie hat auch weniger Angst vor dem Lehrer, als davor von den Klassenkameraden ausgelacht zu werden. Nach ihrer Aussage ist das noch nie vorgekommen, aber sie sagt sie möchte es auch gar nicht so weit kommen lassen.
Sie hat ungeheure Versagensängste und wir sind ratlos. Unserer Meinung nach haben wir sie so erzogen, dass sie vor Selbstbewußtsein strotzen müßte. Doch das ist ganz und gar nicht der Fall. Sie hat eine schnelle Auffassungsgabe, ein unglaublich gutes Gedächtnis und ist im Kopfrechnen nicht zu schlagen. Sie müßte sich also überhaupt keine Sorgen machen. Zu Hause oder im Kreis ihrer Freunde hat sie auch ein große Klappe.

Der Punkt ist auch noch, dass sie meint sie würde sich ja melden. Dagegen steht die Beurteilung des Lehrers.

Ich möchte mich nochmal für Eure Denkanstösse bedanken und werde außerdem das Gespräch mit dem Lehrer suchen. Vielleicht finden wir eine Möglichkeit sie aus ihrem Schneckenhäuschen herauszulocken.

Danke und Gruß
Sarah

Ergänzung
Hallo Sarah,

ich möchte noch eine Ergänzung anbringen - und zwar aus der Sicht, wie sich das Problem vielleicht für eure Tochter darstellen könnte.

Sie meldet sich nicht viel. Wenn sie etwas im Unterricht sagen soll, denkt sie sofort: Stimmt es auch? Was denken die anderen, wenn ich das jetzt sage? Es ist für sie schwer, aus sich herauszugehen (wenn sie sich nicht - wie im Freundes- und Familienkreis ihrer Anerkennung sicher ist). Sie sieht überdeutlich ihre eigenen Schwächen. Es ist vielleicht kein Zufall, dass gerade intelligente Menschen oft dieses Verhalten zeigen. Sie denken mehr über sich nach. Sie sehen sich selbst kritischer. Sie bedenken die Folgen von jeder Handlung, jedem Wort (Was könnten die anderen jetzt denken?).

Wenn dann solche Aussprüche kommen wie:

  • die kriegt den Mund nicht auf
  • lauter Einsen, aber kein Wort rausbringen
    dann sind das Messerstiche in eine solche Seele. Und das Verhängnisvolle ist - Sie kommen zu der Erkenntnis: Man erwartet etwas von mir, was ich nicht kann (nämlich aus mir herauszugehen). Ich erfülle die Erwartungen nicht. Sie finden mich blöd. Ich wirke komisch. Ich bin nichts wert.
    Und gerade das, was aus diesem Verhalten heraushelfen könnten - nämlich Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit, das Gefühl, als Person akzeptiert zu werden - wird damit im Keim erstickt.

Wie soll es jemand, der sowieso schon Schwierigkeiten hat, über diese Barriere zu kommen, über diesen, somit noch weiter angewachsenen, Berg schaffen?

Es gibt so viele verschiedene Menschen. Jeder hat Stärken, und jeder hat Schwächen. Es gibt Menschen, die kommen in einen Raum und ziehen sofort die Aufmerksamkeit auf sich (und genießen das auch!). Und es gibt Menschen, die es nie zum Alleinunterhalter bringen werden, wie es eben auch Menschen gibt,

  • die nie aus dem Stegreif ein Musikstück hinlegen werden
  • die nie in einer Nacht einen Roman herunterschreiben werden
  • die nie eine Goldmedaille im Skispringen holen werden

Macht eurer Tochter klar, dass sie - trotzdem - ein wertvoller Mensch ist.
Sie sagt, sie meldet sich ja.
Es wäre viel hilfreicher und ermutigender für sie, wenn ihre - zugegebenermaßen kleinen - Erfolge, die sie schon hat, nämlich sich ab und zu zu melden, auch anerkannt würden! Anstatt die Messlatte so hoch zu halten, dass sie keinerlei Chance hat, sie jemals zu erreichen.
Wenn jemand Schwierigkeiten mit Mathe hat, erwartet man ja auch nicht, dass er gleich Differentialgleichungen löst, sondern lobt ihn für jeden kleinen Erfolg.

Für sie ist das, was sie bisher tut, ein riesiger Schritt! Und was ist die Reaktion von Seiten der Lehrer? Die Mitarbeit lässt zu wünschen übrig. Ja - was soll ich denn noch tun! Ich habe mich doch schon so bemüht! Und es ist immer noch nicht genug! Ich werde es nie schaffen. Ich bin sowieso nichts wert. Am besten wäre es, ich würde gleich im Erdboden versinken. Also wieder ab ins Mauseloch.

So wird das Ganze zu einem Teufelskreis. Und dieser muss behutsam durchbrochen werden.

Ich wünsche euch viel Glück dabei. Ihr werdet es bestimmt schaffen.

Klio

… sagt eine, die sich noch nach Jahren darin erkennt. Bei mir stand allerdings damals ein vorsichtigeres: „Die Mitarbeit könnte aktiver werden.“ Das fand ich ok.

Gruß: Flora

ich habe mich früher als kind in der schule auch sehr selten
gemeldet und war einfach eine etwas ruhigere schülerin. in
englisch und deutsch war ich immer sehr gut und hätte mich aber
schon oft melden können, weil ich die antworten des lehrers oft
wusste, aber ich habe mir halt gedacht: „du bist wieder der depp
vor der klasse, wenn du dich so oft meldest und wirst als
streber angesehen“. und es stimmt auch irgendwie, leider ist es
heutzutage in klassengemeinschaften oft so. und als schüler
fühlt man sich den klassenkammeraden oft näher als dem lehrer.
denn: der lehrer wechselt oft nach einer stunde die klasse, mit
den schülern ist man jedoch den ganzen tag mit den anderen kids
zusammen. leider sind schon kinder oft recht eigennützig: leute
die sich oft melden o.ä. werden gleich als streber oder
aussätzige behandelt - die hausaufgaben schreibt man dann aber
doch ganz gerne ab oder lässt sich die englischvokabeln
einsagen…

später dann in der berufsschule als es darum ging im team mit
anderen schülern projekte zu bearbeiten, habe ich mich natürlich
angestrengt gute ergebnisse zu erzielen, infos fürs projekt zu
sammeln. oft hatte ich dann jedoch leute im team die die ganze
zeit nur geratscht haben, sich nicht bemüht haben und ich die
ganze arbeit machen durfte. die gute gruppennote am ende haben
jedoch alle einkassiert (auch die faulen nixtuer). und dann im
zeugniss dann noch eine bemerkung reinzukriegen von wegen
„sollte sich mehr beteiligen in der gruppe“ kann einem dann
schon ärgern. so ist das halt: wenn man nicht laut schreit „ich
kanns, ich kanns“, sondern eher im hintergrund die arbeit macht
wird man von den lehrern schief angesehen und kriegt eins auf
den deckel. wenn man die arbeit dagegen nicht macht gibts ne
schlechte note. da denkt man sich dann halt schon irgendwann:
„wie mans macht ists wieder nicht recht!“.

in diesem sinne,
mal ein paar erfahrung
aus der vergangenen schulzeit

cu
osx

Hallo, Du,
ist wohl so, wie Du schreibst.
Man sollte eben doch sein Licht nicht unter den Scheffel stellen.
Auch das muß man in der Schule für das Leben lernen: Tue Gutes und rede darüber.
Klar manche reden nur, aber der Bluff fliegt dann schon rechtzeitig auf. Aber Anerkennung wird nur der finden, der sich so darstellt, dass sein Talent, seine Leistungen auch erkannt werden können.

Grüße
Eckard.

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