Verbindliche Lehreinhalte Real-/Hauptschule in NRW?

Guten Tag,

ist das, was Schüler bis zum Anbschluss in der Klasse 10 gelernt haben müssten, irgendwo nachlesbar festgehalten?

Mich würde interessieren, was ein Schüler, der die 10.Klasse in der Hauptschule oder Realschule in NRW mit einer 3 in Physik und Mathematik abschließt, eigentlich in diesen Fächern wissen müsste.

Grund der Frage ist, dass ich teils fassungslos die Wissenslücken von Auszubildenden erfahren muss.
Angeblich seien Trigonometrie „nur am Rande“ (RS) bzw. „gar nicht“ (HS) erlernt worden, Grundlagen der Elektrotechnik seien nur „der einfache Stromkreis“ und das „Ohm’sche Gesetz“, nicht aber Kondensator, Spule, Leistung,… gewesen.

Gibt es verbindliche Lehrinhalte in NRW?

(Ich führe noch mal - weil ich gerade so geladen bin - näher aus:

Ein Azubi hat im Abschlusszeugnis eine 3 in Mathe.
Punkt-vor-Strich: Unbekannt.
Formeln/Gleichungen aulösen: Keine Chance.
Sinus/Cosinus: „Nie gehabt“.
Pythagoras: Mal was von a²+b² und so gehört, aber Anwendung nie gelernt.
Binomische Formeln: „Was soll das sein?“…

So langsam nervt es.

In der Praxis erwarte ich von einem Mathe-Dreier - auch wenn er von der Hauptschule kommt - dass er aus dem Durchmesser und der Windungszahl einer Kabelrolle die abgerollte Länge unfallfrei errechnen kann.)

Hallo,

hier kommst Du an die Lehrpläne:

http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de…

Du musst jeweils durch einiges an Einleitung durchscrollen, bis Du zu den fachlichen Inhalten der Lehrpläne kommst.

Viele Grüße,

Jule

Papier ist geduldig
Moin!

Fang bitte gar nicht erst an dich darüber aufzuregen, sonst endest du mit Herzinfarkt.

Ich unterrichte Frisösen an der Berufsschule.
Beim Fachrechnen mache ich in der Grundstufe stets einen Einstiegstest.
Der geht meistens so aus:
Addition und Subtraktion geht noch unfallfrei.
Erst Schwächen beim schriftlichen Dividieren und/oder Multiplizieren.
Bruchrechnung wird gar nicht erst versucht.
Beim Dreisatz wird selten die Dreisatz-Schreibweise verwendet, dafür lieber die Formelschreibweise und da wird dann falsch eingesetzt.
Prozentrechnen geht gar nicht.
Einheiten umrechnen auch nicht.

Auch später beim Schreiben begegnen mir immer wieder „Gedankenstriche“ anstelle eines Gleichheitszeichens. 70% der Klasse behaupten dann, das hätten sie in der Hauptschule so gelernt. Manche weigern sich einzusehen, dass es nicht sein kann, dass ein Strich im einen Teil des Landes „Minus“ bedeutet und im anderen „Gleich“ bedeuten soll.

Davon abgesehen höre ich immer von Schulleitern von Hauptschulen, dass diese die Devise ausgeben „An meiner Schule bekommt jeder Schüler seinen Abschluss“. Da wird getrickst, nur um bestimmte Schüler endlich von der Schule zu bekommen.

Was nützen da Lehrpläne? Papier ist geduldig…

Frohen Mut
wünscht
Fo

Gibt es verbindliche Lehrinhalte in NRW?

ja, es gibt Lehrpläne.
Aber was davon hängen bleibt, ist von Schüler zu Schüler extrem verschieden- da wird es dier also wenig nützen, die Lehrpläne zu kennen.

Wer sich nicht sehr für Mathe interessiert, lernt oft nur kurz vor der Arbeit ein paar Formeln auswendig. Anwendung oder Sinn des Ganzen unbekannt, das wird in der Schule aber auch oft kaum vermittelt. Habe manchmal den Verdacht, die Lehrer kennen den Sinn, z.B. von Binomischen Formeln, auch nicht.

Das Gelernte ist natürlich nach kurzer Zeit vergessen, und da schwören die Schüler dann Stin und Bein, dass sie das NIEEE hatten. Und trotzdem hat der entsprechende Schüler vielleicht so gerade eine 3 in Mathe erreicht…

Oft erlebe ich aber auch, dass Schüler durch die praktische Anwendung in der Ausbildung (wenn sie ihnen Spaßt macht) plötzilch den Sinn der Mathematik sehen und ihre Lücken dann schnell aufarbeiten - das vielleicht als Ermutigung für dich!
Viel Mut wünscht Bixie

Gibt es verbindliche Lehrinhalte in NRW?

ja, es gibt Lehrpläne.
Aber was davon hängen bleibt, ist von Schüler zu Schüler
extrem verschieden- da wird es dier also wenig nützen, die
Lehrpläne zu kennen.

Ja, das merke ich jetzt auch.
Immerhin weiß ich jetzt, was ein Schüler mit nicht magelhafter Note eigentlich mal gewusst haben müssen.

Ich glaube, dass wir Älteren da eine ganz andere Art der Bildung bekommen haben.
Das Mathebuch (Klasse 10) eines Realschülers habe ich mal gesehen.
Allein schon, dass da die Winkelfunktionen nicht unter Zuhilfename eines Einheitskreises eingeführt wurden, passt mir nicht.
Wir haben damals alle einen solchen Kreis gezeichnet, durften dann für verschiedene Winkel die Längen abmessen und hatten so unsere ersten sin, cos und tan-Graphen selber zeichnerisch ermittelt, bevor uns gesagt wurde, was das ist. Sowas bleibt hängen.
Heute:
Da is nen Dreick, da ist ein Winkel. Nimm die Länge, tippe sie im Taschenrechner ein, multipliziere sie dann mit sin(30°) und schreib das Ergebnis auf.

Wir dagegen haben die Höhe der Schule praktisch ermittelt. Und den Abstand eines Sendeturms auf dem nächsten Berg - und zwar als Hausaufgabe.

Wer sich nicht sehr für Mathe interessiert, lernt oft nur kurz
vor der Arbeit ein paar Formeln auswendig. Anwendung oder Sinn
des Ganzen unbekannt, das wird in der Schule aber auch oft
kaum vermittelt.

In meiner Meisterprüfung hatten einige Kollegen die Formel des Ohm’schen Gesetzes in den drei Varianten (U = R * I R = U / I I = U / R) ins Tabellenbuch geschrieben. Die Ermittlung eines Neutralleiterstroms sollte als grafische Addition dreier Strom-Vektoren erfolgen. Ich hab das rechnerisch gelöst, danach dann die Zeichnung erstellt. War die genaueste Zeichnung von allen, gab einen Punkt Abzug, weil das Ergebnis angeblich nicht genau genug war (der Lehrer hatte das wohl selber nur grafisch ermittelt).

Danke schön!
owT

Moin!

Fang bitte gar nicht erst an dich darüber aufzuregen, sonst
endest du mit Herzinfarkt.

Ich unterrichte Frisösen an der Berufsschule.

Das dürfte bei einigen Männern ohne Kenntnisse der Realität durchaus als Traumberuf durchgehen.

Beim Fachrechnen mache ich in der Grundstufe stets einen
Einstiegstest.
Der geht meistens so aus:

Hab ich hinter mir. 30 in der Klasse, zwei mit einer 1, je eine 2 und 3, eine Hand voll 4er, der Rest teilte sich auf 5 und 6 auf. (Somit offiziell bescheinigt: Ohne Hilfen nicht ausbildungsfähig!). Ach so, bei mir als Elektrotechniker.

Die 5er und 6er fanden das aber suuuper witzig und klatschten sich gegenseitig freudig ab, wenn sie eine schlechtere Note als der Freund hatten.

Einheiten umrechnen auch nicht.

Bei meinem Neffen (Realschule 10) werden die anscheinend einfach weggelassen.
Würde vom Lehrer so toleriert, sagt er.

Was nützen da Lehrpläne? Papier ist geduldig…

Als ich in der 11 war, kam ein neuer, frisch umgezogener Schüler zu uns.
Der wollte es nicht glauben, dass wir mit Büchern der Stufe 11 arbeiten würden, sie selber seien Ende der 10 erst gerade mit dem Stoff der 9 durch.

(Ich hab ein wenig Angst, hier Vorurteile zu bedienen, aber da das Ganze vor 25 Jahren spielte, dürfte das egal sein: Er kam von einer Gesamtschule aus dem Ruhrgebiet zu uns ins Sauerland)

Damals gingen von den Grundschülern bei uns aber auch nur 25% zum Gymnasium, wir hatten eine Stufengröße von 75 Schülern.
Heute dürften es so 50% sein?
Jedenfalls hat ein anderer Neffe beim Anblick meiner Mathe-LK Abiklausur, die ich ihm als Vorbereitung für die seine gab, etwas hilflos drein geblickt.

Ach, genug in Nostalgie geschwelgt…
(Und JA, sicher, früher WAR alles besser! Allein schon deshalb, weil jetzt nicht mehr früher ist, sondern jetzt.)

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Hallo X-Strom,

(Und JA, sicher, früher WAR alles besser! Allein schon
deshalb, weil jetzt nicht mehr früher ist, sondern jetzt.)

früher war sogar die Zukunft besser!

Gruß, Karin