War Napoleon ein genialer Feldherr?

War Napoleon nun anfangs ein genialer Heerführer und Organisator oder hatte er eher Glück oder war die gegenerische Generalität eher inkompetent (siehe Erich Kästner: Wegen uralten Adels des Lesens und Schreibens unkundig")?

Das fragt
Ernesto

War Napoleon nun anfangs ein genialer Heerführer und
Organisator oder hatte er eher Glück oder war die gegenerische
Generalität eher inkompetent (siehe Erich Kästner: Wegen
uralten Adels des Lesens und Schreibens unkundig")?

Die napoleonische Taktik war vergleichsweise einfach: Höhepunkt der Schlacht war i.d.R. ein massiver Angriff auf das gegnerische Zentrum (z.B. Austerlitz, Borodino, Waterloo). Das entsprach aber nach damaligen Vorstellungen durchaus höchstem Niveau und wurde so das ganze 19. Jahrhundert durch zelebriert; typisch sind so ziemlich alle Schlachten des Amerikanischen Bürgerkriegs, aber auch die Art, wie im Krimkrieg oder den Einigungskriegen gekämpft wurde. Im Grunde stand die napoleonische Kampfweise auch noch Pate bei den Massenangriffen des Ersten Weltkriegs.

Strategisch war Napoleon allerdings ein Genie erster Güte. Beispielhaft sei nur die Austerlitz-Kampange oder der Feldzug von 1814 genannt. Erst mit Napoleon wurden die feindlichen Streitkräfte, und nicht etwa irgendwelche Positionen im Gelände, Ziel jeder militärischen Operation. Die offizielle preußisch-deutsche Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts hat zwar versucht, Friedrich dem Großen diesen Wandel zuzuschreiben, das allerdings mit Hilfe grober Verzerrungen der Tatsachen.

Was allerdings nicht auf Napoleon oder die Armeen der französischen Revolution zurückging, waren solche Neuerungen wie die Sturmkolonne oder der massenhafte gebündelte Einsatz von Artillerie. Diese Sachen wurde in der Praxis teilweise schon im Siebenjährigen Krieg eingesetzt und waren in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts sowohl in Frankreich als auch in Deutschland fester Bestandteil der taktischen Überlegungen zur Modernisierung der Kriegsführung.

viele Grüße,

Ralf

Natürlich war Napoleon ein genialer Feldherr, zumindest in seinen frühen Schlachten. Spätestens ab dem Russlandfeldzug war von Genialität auf dem Schlachtfeld nichts mehr zu spüren, sondern er ging immer nur noch mit der Dampfhammermethode auf das Zentrum des Gegners los.
Aber gerade die Schlacht von Jena ist für die damaligen Verhältnisse ein Geniestreich. Da ich selber aus Jena stamme und selbst sehr oft die Anmarschwege der franz. Armee abgewandert bin, ist es mir heute noch unbegreiflich, wie es ihm gelungen ist, 3 getrennt marschierende Armeekolonnen (Korps) durch steile Täler auf das Hochplateau von Jena-Weimar in die Flanke der preuß.-säch. Armee zu maneuvrieren, die Korps quasi erst auf dem Schlachtfeld (und während der Schlacht) zu vereinen und dann die preuß. Armee von selbigem wegzufegen. Dies gelang auch deshalb so gut, da sich keiner der gegnerischen Befehlshaber vorstellen konnte, dass es einer Armee gelingen würde, dieses Hochplateau durch die engen Pässe bei Jena zu ersteigen. Besonders hoch ist dieses gewagte Unternehmen auch weiterhin anzusehen, wenn man bedenkt welchen Respekt Napoleon damals vor der preußischen Armee hatte.
MfG
Hindu

Die napoleonische Taktik war vergleichsweise einfach:
Höhepunkt der Schlacht war i.d.R. ein massiver Angriff auf das
gegnerische Zentrum (z.B. Austerlitz, Borodino, Waterloo). Das
entsprach aber nach damaligen Vorstellungen durchaus höchstem
Niveau und wurde so das ganze 19. Jahrhundert durch
zelebriert; typisch sind so ziemlich alle Schlachten des
Amerikanischen Bürgerkriegs, aber auch die Art, wie im
Krimkrieg oder den Einigungskriegen gekämpft wurde. Im Grunde
stand die napoleonische Kampfweise auch noch Pate bei den
Massenangriffen des Ersten Weltkriegs.

Wo du Recht hast hast du Recht allerdings hat das mit genialität nichts zu tun, da die Taktik zwar beim Adel angesehen war(wegen Mut etc.), aber im Prinzip Schwachsinn war(man schaue sich Schlachen des 1. WK und der Verluste an die du solch einen Mist entstanden).
Napoleon hätte aber ohne Genialität, die er durchaus hatte, nicht weit gekommen, denken manche. Nur der Witz an der Sache ist des Deutschland damals nicht Eins war und Napoleon einfach mit seiner, jedem deutschen Teilstaat überlegener, Steitmacht hindurchmarschieren konnte. Aber er hatte nicht nur einfache Schlachten zu schlagen, deswegen hat seine Strategie durchaus, wenn sie auch ab und zu schwachsinnig war, respekt verdient. Die Schlacht von Jena ist das beste Beispiel dafür(wie bei Hindu oben genannt). Jedoch war Mokau ein Geniestreich von den Russen und unüberlegtes denken der Fanzosen.

MFG Di4m0nd

Napoleon hätte aber ohne Genialität, die er durchaus hatte,
nicht weit gekommen, denken manche. Nur der Witz an der Sache
ist des Deutschland damals nicht Eins war und Napoleon einfach
mit seiner, jedem deutschen Teilstaat überlegener, Steitmacht
hindurchmarschieren konnte.

Die französische Armee war sicherlich solchen Staaten wie Sachsen oder Bayern überlegen, aber schon bei Preußen, und erst recht bei Österreich, hörte die militärische Überlegenheit auf. Dazu muß man sich nur einmal die katastrophalen Niederlagen der französischen Armeen im Österreichischen Erbfolgekrieg und im Siebenjährigen Krieg in Deutschland und Böhmen vor Augen halten.

Napoleon hatte auch nur selten das Glück, nur einem schlagkräftigen Gegner gegenüber zu stehen (1806 war so eine Situation). In der Regel hatte er es mit wenigstens zwei europäischen Großmächten gleichzeitig zu tun. Wobei genau das mitunter auch für die Franzosen von Vorteil war, da ihrem einheitlichen, starken, Kommando der übliche Hühnerhaufen einer Koaltionsarmee gegenüberstand.

viele Grüße,

Ralf

So sehe ich das auch, denn durch Koalitionstruppen, also vermischung von „Heeren“, wurde oftemals die Moral geschwächt und der ganze Mist unübersichtlich und schlecht lenkbar, so wurden ab und zu schlachten mit Strategien geschlagen die eigendlich keiner erwähnt hatte.^^

Aber die Leistung gegen Preusen und Österreich ist wirklich nicht schlecht gewesen und ihr gebürt auch heute noch anerkennung (wenns auch die franzosen waren *g*).

Allerdings tun mir die Staaten wie Bayern extrem leid.
Wenn ich das ganze, gut ausgebildete fanz. Heer, auf mich zumarschieren sehen würde, würd ich mir auch leid tun!!!

MFG Di4m0nd *g*

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