Ab wann geht die Förderung des eigenen Kindes zu weit?

Hallo,

ob Talent oder nicht - die „Sache“ stand den Eltern über dem physischen und psychischen Wohl des Kindes. Bei Michael Jackson recht eindrucksvoll nachweisbar dokumentiert und auch Mozart litt unter der Erfolgsgier des Vaters.
Man kann noch Lang Lang und Steffi Graf hinzuziehen. Es geht dann nicht mehr um die Förderung des Kindes und sein Wohl und deren Zukunft, sondern um eigene Motive - wenn dem so ist, dann ist es Misshandlung.
Gerade bei den Tänzern gibt es Beispiele, wo sich die Kinder selber „treiben“, aber vergessen sollte man auch nicht diejenigen, die von den Eltern zum Übeb geprügelt werden.
Vergessen soll man auch nicht die Kinder, die von den Eltern von einem Casting zum nächsten getrieben werden, schauspielern, synchronsprechen, modeln, Werbefilme drehen lassen. Ich kenne Eltern, die lassen ihre Kinder bis spät in die Nacht arbeiten - da macht für mich die Pubertät gänzlich ihren Sinn: sie rebellieren endlich. Sind endlich in der Lage sich zu wehren und ihren eigenen Weg zu finden.

Viele Grüße

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Hallo nasziv,

Notgedrungen stellen wir zur Klärung dieser Problematik Vergleiche an. Leider aus höchst subjektiven Perspektiven heraus.

Klar. Ich selber finde die Beispiele eher geneigt, zu Kritik anzuregen, als zur Zustimmung.
Es war aber auch entsprechend nach den Grenzen gefragt, hätte die Frage nach den Möglichkeiten gelautet, wären die Antworten auch anders ausgefallen.

Und wir werten und (ver)urteilen dennoch ohne Scham fleißig vor uns hin. Wir achten sehr sorgfältig auf das, was andere tun. Insbesondere auf das, was sie nicht richtig tun. Wir freuen uns eher über Misserfolge anderer, weil wir deren Erfolge doch allzu gerne neiden.

Ja, aber nicht nur.
In solcher Kritik spielt vielleicht auch eine beängstigende Vorstellung mit hinein,
von einem auf eine einzige Zielsetzung hin fokussiert,gezüchteten Menschen.
Wäre dieser Mensch selbst noch in der Lage zwischen eigener und fremd-implantierter Zielsetzung zu unterscheiden? Wie weit darf man diese Grenze verschieben?
Und weiter: Ließe sich einem Kind, welches mit der bedingungslosen Unterordnung unter eine Sache aufwächst, jedes beliebige Ziel implantieren?
Was ist mit der Freiheit, „ Nein“ zu sagen?

Kurz gesagt, auch den bisherigen Antworten entnehmend: Es fällt offensichtlich allen sehr schwer, Grenzen der Förderung konkret aufzuzeigen und zu benennen.

Weil das nicht möglich ist, es sind schwer definierbare, ethische .

Für mich gibt es daher erst einmal keine Grenzen. Seien sie noch so individuell, noch so spezifisch ausgerichtet.

Vielleicht liegt eine der gefühlsmäßigen Grenzen(und konkreter lässt sie sich wohl nicht benennen) am Punkte der Feindlichen Übernahme, oder dem was in der Psychologie (vielschichtig) Projektive Identifizierung genannt wird.
Also an dem Punkt, an dem ein Kind zum Objekt der persönlichen Zielsetzung eines anderen wird. Und zwar zum Zwecke des Ausgleichs eines eigenen Defizits.
Das wäre eine Grenzüberschreitung, die ein berechtigtes Unwohlsein verursacht, weil sie die Persönlichkeit des Kindes und dessen Entfaltung nicht mehr zu beachten in der Lage ist.
Ungeachtet aller möglichen, daraus resultierenden Leistungen.
Möglicherweise läßt sich diese Grenze nach unten hin definieren, so dass nach oben hin alles offen bleiben kann.
Bedeutet nicht, dass Eltern sich nicht im Glanz ihres Kindes spiegeln dürfen, und umgekehrt, was bestimmt ganz normal und wünschenswert ist.

Ansonsten:
Kreativität und Höchstleistung haben m.E. zwar eine Schnittmenge, sind aber auch nicht immer das gleiche.
Kreativität entwickelt sich oft aus einem inneren Drang, aus etwas Verborgenem, das nicht ans Licht gezerrt wurde.

Viele Grüße
Heidi

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Hi

Natürlich ergeben sie sich, sonst hätte ich das nicht geschrieben und da ich nicht die einzige bin, die deinen Beitrag so wahrgenommen hat, solltest du eventuell mal darüber nachdenken, was du hier wie in welchem Kontext geschrieben hast, vielleicht geht dir dann ein Licht auf.

Abgesehen davon werden wir hier nicht auf einen grünen Zweig kommen. Ich habe eine perfekte Bildungslaufbahn mit einer optimalen Förderung meines Talents ohne Zwang - mit ein bisschen Druck - aber ohne Zwang und ohne verlorene Kindheit hingelegt, daher sind deine Ergüsse für mich einfach nur Ausdruck eines mit einer rosaroten Brille betrachteten Sadismus. Eltern die ihre Kinder quälen, quälen ihre Kinder - das Ergebnis ist schnurzpiepegal. Lieber doof und glücklich als intelligent und mit 21 tot.

lg
Kate

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Ehrlich gesagt, (völlig OT jetzt)
Hi auch,

bin ich momentan beim Lesen deines Beitrags etwas fassungslos. Über Inhalt, Begriffe und Ernsthaftigkeit, mit welcher du mir hier entgegnest.

Abgesehen davon werden wir hier nicht auf einen grünen Zweig kommen.

Du vielleicht…

Liegt aber gewiss nicht an mir.

Gruß
nasziv

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Moin,

Liegt aber gewiss nicht an mir.

wenn Du meinst.

Dann lass Dich fördern, wie immer Du möchtest.

Gandalf

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Genauere Fragestellung :smile:
Hallo nochmal und vielen Dank für all eure Antworten!

Wie lang ist ein Seil? — Gandalf

:wink: Leider habe ich nicht gleich dazu geschrieben, dass mich eure Meinung interessiert. Was denkt ihr, wann würdet ihr euch als Kind zu stark gedrillt fühlen? Oder hättet als Mutter/Vater das Gefühl eine Grenze überschritten zu haben? Wie wolltet ihr als Eltern in dieser Hinsicht niemals sein? Vielleicht gibt es jemanden, der so etwas durchlebt hat oder jemanden kennt, der es hat - solche Efahrungen würden mich natürlich auch sehr interessieren.

Mozart und der Michael hatten aber beide einen an der Klatsche. — Gandalf

Was genau meinst Du damit? Vor allem in Bezug auf Mozart, dessen Leben mittlerweile so lange zurückliegt, dass man meiner Meinung nach nicht genau beurteilen kann, ob sein Vater ihn nur deshalb so stark förderte, da er um das spätere Leben seines Sohnes fürchtete (Was offensichtlich nicht unbegründet gewesen wäre, da sein Sohn in vollkommener Armut starb).

Bestimmte Ansprüche werden auch von der Gesellschaft und den Lebensumständen gestellt, wenn ein Kind in schlechte Verhältnisse hineingeboren wird, muss es vielleicht mehr und anders lernen um zu überleben.

daß frau polger nur gegen männer spielt, mag auch psychische gründe haben — Michael

Wie ist das denn zu verstehen? Sie spielt nicht nur gegen Männer sondern auf einem Niveau, auf dem sie als Frau leider sehr allein ist. Das kann man ihr aber nicht vorwerfen oder was würden Sie von einem Schwergewichtsweltmeister halten, der auch gegen Mittel- und Leichtgewichte boxt?

in einer welt voller solcher „genies“ wäre mir ehrlich gesagt angst und bange — Michael

Warum? Weil man als Normal-Gebildeter unterlegen wäre? Eine Genie bezieht sich nicht zwangsläufig auf einen bestimmten Bereich oder eine einzige sinnlose Tätigkeit wie der beste Kaugummiblasenmacher aller Zeiten. Man könnte auch ein soziales politisches Genie sein und von denen kann es nicht genug geben :wink:

Diese Menschen haben viel erreicht, was ist falsch daran sein Kind derartig zu fördern?

Nichts?! —nasziv

nasziv hat mit seinen Beiträgen etwas für Unverständnis gesorgt. Es wäre nochmal interessant, wie Sie die Frage beurteilen, wenn Sie sie in einem Rahmen betrachten, den sie beurteilen können. Zumindest habe ich Ihre Antworten bisher dahingehend verstanden, dass man sich aufgrund der Individualität eines Kindes keine Grenzen in dessen Erziehung setzen darf. Tut mir Leid, wenn ich das falsch verstanden haben sollte.

Viele Grüße,
Kunoichi

Hallo Kate!

Ich habe eine perfekte Bildungslaufbahn mit einer optimalen Förderung meines Talents ohne Zwang - mit ein bisschen Druck - aber ohne Zwang und ohne verlorene Kindheit hingelegt

Das klingt für mich sehr interessant. Da Du Deine Förderung so klar als optimal und ohne Zwang, Druck oder sonstige negative Auswirkungen beschreibst, wäre ich sehr daran interessiert, wie sie abgelaufen ist und wo Du gemerkt hast, dass es richtig und nicht negativ verlief. Vielleicht kannst Du das in irgendeiner Form umreißen oder gern auch näher ausführen (ich meine das ehrlich und nicht provokativ).

Viele Grüße,
Kunoichi

hallo.

daß frau polger nur gegen männer spielt, mag auch psychische gründe haben — Michael

Wie ist das denn zu verstehen? Sie spielt nicht nur gegen
Männer sondern auf einem Niveau, auf dem sie als Frau leider
sehr allein ist. Das kann man ihr aber nicht vorwerfen

zugegeben, das war eine recht unüberlegte äußerung.

in einer welt voller solcher „genies“ wäre mir ehrlich gesagt angst und bange — Michael

Warum? Weil man als Normal-Gebildeter unterlegen wäre?

nein. als normalgebildeter kann und sollte man durchaus neidlos respekt vor den leistungen eines genies haben.
aber ich meine immer noch, daß eine falsche förderung zu psychischen fehlentwicklungen führt. und daß die überwiegende mehrheit der eltern bzw. erzieher eben nicht in der lage ist, die (individuelle) grenze des kindes zu erkennen und zu berücksichtigen.
und eine welt voller einsteins, die zum brötchenholen nur mit therapeutischer hilfe können, ist wirklich nicht das, wo wir uns hinentwickeln sollten.

apropo einstein: der war ein genie, das nicht exzessiv gefördert wurde. er hatte es einfach drauf. von seinen erkenntnissen und ideen zehrt die wissenschaft seit jahrzehnten. und das ist auch gut so. würde sich alles noch schneller entwickeln, hätte der rest der menschheit noch weniger zeit, sich anzupassen.

Eine
Genie bezieht sich nicht zwangsläufig auf einen bestimmten
Bereich

wohl aber der oft genug falsche weg dahin. und „universalgenies“ sind in der tat eher selten.

oder eine einzige sinnlose Tätigkeit wie der beste
Kaugummiblasenmacher aller Zeiten. Man könnte auch ein
soziales politisches Genie sein und von denen kann es nicht
genug geben :wink:

laß ma. ein paar wenige reichen. oder meinst du, alle genies sind derselben meinung? eben nicht. genauso erstrebenswert wäre eine welt voller idioten.

gruß

michael

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*lang*
Hi

Das ist natürlich nicht ganz so einfach, als Erwachsene betrachtet man vieles einfach anders.
Mein Verhältnis zu meinen Eltern war auch nicht immer einfach - das sind zwei verschiedene Dinge, meine Mutter ist sehr cholerisch und autoritär, das war nicht leicht, aber dabei ging es meist um andere Sachen, auf emotionaler Ebene.

Als ich klein war haben meine Eltern mit immer vorgelesen oder selbst Geschichten und Märchen erzählt, wir sind Bücher durchgegangen und einige konnte ich so auswendig, das andere meinten, ich könne schon lesen. Tatsächlich konnte ich schon lesen als ich in die Schule kam, nur Schreiben habe ich dann gelernt.
ich habe eine furchtbare Handschrift, also haben meine Eltern sich hingesetzt und mit mir Schreibübungen gemacht, durchaus mit Druck - nur wenn du x mal y schreibst bekommst du z. Das hat aber auf lange Sicht nicht gefruchtet. ich schreibe wunderschönes Chinesisch, meine Handschrift in Latein ist immer noch eine Katastrophe. Das hatte keine miesen Konsequenzen - ich wurde weiterhin angehalten schön zu schreiben und mir wurde beigebracht, auf Karten u.ä. Dingen schön zu schreiben. Das dauert zwar ewig und meine persönlichen Notizen sind kryptisch, aber es hat zumindest etwas gebracht.

Von der Grundschule erhielt ich eine Empfehlung für Gymnasium oder Realschule.
Ich hatte die freie Wahl und weil alle die ich kannte auf die Realschule gingen, bin ich auch dahin gegangen. Ich hatte immer Mobbingprobleme und dann die Wahl, in eine völlig neue Klasse zu kommen oder in eine wo Leute aus meiner Grundschule waren. Meine Eltern wussten besitmmt, dass das keine gute Idee war, aber ich durfte frei entscheiden und ich ging in die Klasse mit alten Gesichtern.
Die folgenden drei Jahre waren die schlimmsten meines Lebens.
Aber ich hatte diese Wahl im Glauben an die Menschheit gemacht. Ich wurde enttäuscht, ja, aber ich glaube jetzt noch an das Gute im Menschen und oft habe ich Recht - hätten meine Eltern mir damals vorgeschrieben das Menschen sich nicht ändern können und alles furchtbar wird wenn ich nicht woanders hingehe, ich glaube, ich wäre ein ganz anderer Mensch geworden.

Meine Noten waren im Keller, ich hatte sechsen auf dem Zeugnis, mir ging es überhaupt nicht gut. Aber meine Eltern haben mich getreten und sie haben die Schule getreten, so dass ich die Klasse schließlich wechseln konnte. Das erste Jahr lief nicht wirklich gut, aber meine Eltern machten keinen Druck. Sie machten mir immer wieder Mut, mich auf die Aufgaben zu konzentrieren und besser zu werden - Helfen konnten sie mir bei vielen Dingen nicht mehr.

Ich musste nie Angst haben nach Hause zu kommen. Ich habe mich mal zuhause auf dem Klo eingeschlossen weil ich eine Fünf mit nach Hause brachte und die anderen mich dusselig geredet hatten. Erst danach habe ich gemerkt wie überflüssig das war - ich habe NIE Strafen für schlechte Noten erhalten, ich habe auch nie Geld für gute Noten erhalten - manchmal gab es andere Belohnungen, aber nie standardgemäß. Meine Eltern haben mir immer klar gemacht, dass ich für MICH lerne. Und so war ich mit MIR unzufrieden, wenn die Noten schlecht waren. Vor meine Eltern musste ich nie Angst haben. Im ersten Jahr der neuen Klasse wäre ich gleich sitzen geblieben, aber damals gab es noch die Nachprüfung - ich konnte Mathe ausgleichen wenn ich eine eins in Geschichte schaffte, und wir haben den ganzen Tag geübt, geübt, geübt. Das machte mir auch klar, wie dringlich die Situation war. Die Prüfung habe ich geschafft, denn ICH wollte nicht meine neue Klasse verlieren.

Ich bin ganz von alleine gut geworden. Ich war den Mobbing Stress los und fand Unterstützung bei Lehrern und in der neuen Klassengemeinschaft. Ich war nie eine Sportskanone, ich war nie ein Mathegenie, aber meine Noten in Chemie, Bio, Geschichte und Co. rissen alles raus, den Abschluss habe ich als Klassenbeste gemacht. Ein Lob geht hier auch an einen Sportlehrer - die meisten haben mich wegen meines Gewichts immer nieder gemacht, nie konnte ich mehr als eine vier erreichen. Einer jedoch hat auch bewertet wie man mitmachte, ob man die Regeln einhielt, ob man sich wirklich Mühe gab - da gab es bessere Noten und das hat mich aufgebaut, ich habe festgestellt, dass Hockey und Rugby Spaß machen und man nicht nur Fußball spielen muss. Darin war ich gut, das hat mir auch in der Klasse geholfen öfter in Teams gewählt zu werden.

Zwischendrin habe ich ein Praktikum als Metallbauer (früher Schlosser) gemacht, eigentlich wollte ich zwar Goldschmiedin werden… aber naja. Ich fand das auch toll, mein Vater hat mich unterstützt und mir danach weitere handwerkliche Fähigkeiten beigebracht (er selbst ist Hobbyschreiner).

Meine Mutter wollte eigentlich, dass ich den Bürobedarf, den sie führte, übernehme. Das wäre ideal gewesen. Aber ich bin schlecht in Mathe und hasse telefonieren, es fällt mir schwer auf Leute zuzugehen, auch verbal - als ich sagte, dass ich aufs Gymnasium will, hatte ich volle Unterstützung. Ein wenig traurig war meine Mutter natürlich schon. Es gibt viele Sachen die sie versucht hat mir beizubringen (z.B. Handarbeiten, Kaufmännisches) die einfach nicht gefruchtet haben. Irgendwie fällt da der Apfel weit vom Stamm.

Hier wurde es etwas schwieriger. Meine beiden Eltern sind Nicht-Akademiker und mein Vater verstand überhaupt nicht, warum ich als Mädchen denn auch noch studieren wollte und noch dazu so obskure Sachen - das drehte sich über die Jahre von Chemie über Deutsch/Geschichtslehrerin über Entwicklungshelferin hin zu Arabisch/Chinesisch.
Auf dem Gymnasium waren meine Noten ganz in Ordnung, in Mathe stürzte ich völlig ab (bei einem Lehrer, der uns „Realschulabschaum“ nannte und meinte, wenn man kein Mathe kann, sollte man gar nicht aufs Gymnasium). Meine Eltern haben das mit Sorge betrachtet, mit Sorge aber nicht mit Wut, und als -ich- dann sagte, es geht nicht mehr so weiter, bekam ich Nachhilfe. Die musste ich mir mit ihrer Unterstützung selber suchen, aber sie haben sie bezahlt. Das hat geholfen aber nichts gerettet XD

Meine Eltern halfen mir hier vor allem, in dem sie mich in Ruhe ließen. Auf privater Ebene knallte es zur Genüge - Pubertät halt. Ich musste mir aber um nichts anderes Sorgen machen - meine Mutter hat mir „Haushalt“ zwar beigebracht, aber ich musste lange nicht viel machen. Dabei krachte es auch oft, weil meine Mutter wollte, dass ich die Treppe putze, was ich bis heute nicht gern tue XD
Aber wir sind dann überein gekommen, weil ich Hausarbeit gemacht habe, die mir gefallen hatte - ich wasche z.B. total gerne und habe auch meine Leidenschaft fürs Kochen gefunden.

Ich habe schließlich Chinesisch (Idee meiner Mutter) und Religionswissenschaft (meine Leidenschaft) studiert. Das musste mein Vater erstmal verdauen, ich merkte immer, dass er skeptisch war, aber er hat nichts negatives gesagt. Meine Mutter hielt mir den Rücken, auch vor der Verwandtschaft, denn da der „Stammhalter“ gerade vollversagte _sollte_ aus mir natürlich auch nichts werden *rolleyes*.

Erste Einschnitte kamen als ich mich entschied, auch noch Koreanistik und Theologie (letzteres zwangsweise) zu studieren. Da bekamen meine Eltern langsam nervöse Zuckungen.
Das erste Semester ging gut, im zweiten fiel ich in Chinesisch durch und verlor ein Jahr - das war meine erste, große Niederlage. Ich war einfach ausgebrannt - burn out kam da gerade erst auf. Nun drehte sich das um: Ich hatte mir die Suppe eingebrockt, also hieß es auch auslöffeln seitens meiner Mutter. Ich habe weiter gemacht und soviel Koreanisch studiert wie ich wollte, ich wusste dann aber schon, dass ich dieses Studium nicht beende. Mit RelWiss war ich im 5. Semester fertig, etwas länger hat es gedauert weil ich auf meinen Chinesischkurs warten musste. Schlussendlich war der Abschluss super.

Ab hier wusste ich, dass ich mit Ehrgeiz alles schaffe. Den Ehrgeiz haben meine Eltern mir eingepflanzt, denn eigentlich bin ich ein fauler Mensch - wenn für meinen Lebensunterhalt gesorgt wäre würde ich lange schlafen und nur arbeiten wenn mich etwas wirklich fasziniert :wink:
Aber da das nicht so ist, wollte ich alles aus mir herausholen. Für MICH. Weiles MEINE Zukunft ist und ich sie forme, egal was kommt. DAS haben meine Eltern mir beigebracht, sie haben mir den Rücken gestärkt, sie haben mich gelenkt, aber nie, niemals nicht sind sie bösartig geworden.
(Ich habe durchaus mal eine gelangt bekommen, oder den Hintern versohlt als ich kleiner war, das ging aber mehr um soziale Situationen bei denen ich mir echt was geleistet habe, wobei der Sinn natürlich nicht gegeben war- diese sozialen Situation verstand ich als Kind schließlich gar nicht.)

Ich habe durchaus Druck gespürt, nicht zu wenig - das waren die hohen Erwartungen, die meine Eltern hatten. Ich musste keine Angst haben, dass sie mich nicht mehr lieben, wenn ich sie nicht erfülle - aber irgendwie wurde das übertragen und ich habe nun hohe Erwartungen an mich selbst. Wenn ich mich selbst enttäusche bin ich frustriert und arbeite ohne Unterlass dafür, dass wieder zu verbessern. Ich will immer das Optimum aus mir herausholen, das habe ich eindeutig von meiner Mutter - und auch, dass ich mich dabei manchmal kaputt mache.
Im Gegensatz zu ihr hatte ich aber durch die gute Fürsorge und auch das erweiterte Wissen, das man heute hat, die Gelegenheit zu lernen wie wichtig die Work-Life-Balance ist und daran zu arbeiten.

Ich habe neben dem Studium an der Uni gearbeitet und meinen Master mit 1,1 gemacht, nun unterstütze ich meine Eltern finanziell. Nächstes Jahr möchte ich nach zwei Jahren prekären Arbeitsverhältnisses den Doktor machen und ich weiß, ich kann moralisch auf meine Eltern zählen, ich muss mich nie schämen. Ich kann IMMER nach Hause kommen. Meine Eltern, und seit dem Masterabschluss vor allem auch mein Vater, sind stolz auf mich, ich kann sie nicht enttäuschen. Auch wenn ich damals Metallbauerin geworden wäre, oder Chemikantin, weiß ich, dass sie stolz auf mich gewesen wären.

Das ist viel wichtiger als Geld.

Wenn ich mir jetzt vorstelle sie hätten mich genötigt, gedrängt, evtl. geprügelt… hätte ich in der 6. Klasse, 7. Klasse oder nach dem 3. Semster Drohungen und Druck statt Entlastung und Bestärkung bekommen… und das bei meiner Mobbingerfahrung (ich war mit 15 kurz davor mich umzubringen, bzw. gerade schon dabei)… ich wäre nicht mehr hier. Entweder tot oder in der Psychiatrie.

Ich weiß nicht ob dir das jetzt geholfen hat, das ist nicht einfach zu beschreiben, es ist ja auch viel Gefühl dabei.

lg
Kate

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Hallo,

wenn das Kind drunter leidet. Oder : wenn es zwar fachliche Höchstleistungen bringt, aber emotional, sozial sich nicht entwickeln kann, weil das komplette Leben nur der Höchstleistung untergeordnet wird.

Meiner Meinung nach kann man wahre Höchstleistungen nur mit einem gewissen Talent erbringen. Ich wurde ziemlich gedrillt in Mathe, und war da trotzdem nur Durchschnitt , aber dafür gut in Kunst und Musik.

Meine Eltern waren klug genug, meine verbesserung in Mathe als Leistung anzuerkennen und nicht auf noch bessere leistungen zu pochen.

Lg

Brenna

Hallo

diverse Genies wie Mozart, Michael Jackson, Judit Polgar und viele andere sind stark von ihren Eltern gefördert und geschult worden.

Von Judit Polgar weiß ich nicht viel, aber die anderen beiden sind jedenfalls nicht in öffentliche Schulen gegangen. Sie wurden nur von ihren Eltern intensiv gefördert.

Vormittags in der Schule sich berieseln lassen und nachmittags von den Eltern intensiv gefördert werden, das klappt meiner Meinung nach nicht. Vielleicht geht das noch mit sportlichen Aktivitäten, weil das ein richtiges Kontrastprogramm zur Schule ist. Aber mit Musik wird das bestimmt schwierig, und mit den zunehmenden Ganztagsschulen schon mal sowieso.

Ich glaube nicht, dass Mozart besonders gedrillt wurde, sonst hätte er doch keinen Spaß an der Musik gehabt und hätte es als Erwachsener drangegeben. Er muss doch hauptsächlich mit positiver Verstärkung gefördert worden sein, wie soll man sonst so komponieren können?

Viele Grüße

Hallo Kate,

wirklichen vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!

Ich weiß nicht ob dir das jetzt geholfen hat, das ist nicht einfach zu beschreiben, es ist ja auch viel Gefühl dabei.

Auf jeden Fall, vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht, dass alles so klar zu schildern! Es ist erstaunlich wie oft ich mich in Deinen Beschreibungen wiedererkennen konnte, ich kann es daher gut nachvollziehen. Vor allem wird deutlich, dass Deine Eltern damit umgehen konnten, wenn Du Leistungen nicht erbracht hast und Dir die Möglichkeit gegeben haben, aus eigenen Fehler lernen zu können.

Vielen Dank nochmal und liebe Grüße,
Kunoichi