Angst vorm große Strecken zurücklegen

Hallo,

sie wohnt in berlin und fährt frühs (im winter wenns dunkel ist)eine stunde mit der u bahn durch bezirke wo ich nieh hingehen würde…warscheinlich ist es die vertraute umgebung…keine ahnung…weiss nur das ich mit der situation nich klar komme

Du hast das aber richtig erkannt: Sie tut (zumindest im Moment noch) Dinge, die ihr vertraut sind. Dabei hat sie 1001 Schlupflöcher für sich geschaffen, die ihr helfen, diese Fahrten zu überstehen. Die Tatsache, nicht „eingeschlossen“ zu sein, spielt sicher eine Rolle. So rettet sie sich vermutlich von Station zu Station, immer in dem Wissen, dass sie jederzeit aussteigen kann. Möglicherweise ist ihr Handy eine weitere Sicherheit. Es mag noch viele andere geben (viele Angstpatienten tragen ihre persönliche Notfallausrüstung mit sich herum, ohne die sie das Haus nicht verlassen können).

Es ist auch gut möglich, dass sie bestimmte Gefahrenquellen (wie die Gegend) gar nicht als solche wahrnimmt, weil sie mit völlig anderen Ängsten beschäftigt ist. Frage sie doch mal nach ihren Symptomen. Herzrasen, Schwindel, Engegefühl in der Brust, das Gefühl zu ersticken…sind z.B. häufige Anzeichen von Panik.

Im Prinzip ist deine Freundin noch gut dran. Sie ist zumindest in der Lage, das Haus zu verlassen und einer Tätigkeit nachzugehen. Allerdings haben diese Ängste eine starke Tendenz, sich auszuweiten, so dass es möglicherweise zunehmend weitere Einschränkungen gibt.

Schöne Grüße,
Jule

nunja, so sehe ich das ja auch…allerdings fände ich es schon ganz cool wenn sie irgend ne möglichkeit finden würde zu meinem geburtstag da zu sein…du siehst, das is zur zeit mein größtes problem-)

un ich fühle mich
dadurch ausgenutzt…

Glaub mir, das ist mit Sicherheit kein Ausnutzen. Hat keiner was von, dass du länger im Zug sitzt, auch nicht sie. Und ich wette, wenn sie tauschen könnte mit nem Schnipps würde sie mit Sicherheit ihre Panik tauschen gegen 20 Stunden alleine Zug fahren. Geht aber nicht.

Mir war schon klar, dass es dir nicht ums Finanzielle geht. So hab ich das auch nicht verstanden. Aber du wirst mal eben so an der Situation nichts ändern können, daher war das ein Vorschlag, um es ein bißchen erträglicher für BEIDE Seiten zu machen.

Wenn du so lange fährst bis zu ihr, vielleicht könntest du dann eine Nacht da übernachten und am nächsten Tag gehts zurück? Das wäre weniger anstrengend für dich. Für beide.

Das kannst du ganz einfach vergessen.

Eine Panik, die sich über Monate oder Jahre immer weiter verfestigt hat, wirst du nicht bis übermorgen lösen können.

Und auf keinen Fall bitte bitte ihr sagen, wie wichtig dir das ist und wie enttäuscht du bist und wie sehr du dir das wünschen würdest. Das weiß sie mit Sicherheit (du hast ja gesagt, dass du ihr das schon sagtest) und sie leidet mit ziemlich großer Sicherheit ähnlich wie du drunter.

Insgesamt kann ich das eigentlich alles unterschreiben.
Nur dieser Satz

Wenn du ihr etwas wert bist, wird sie sich Mühe geben.
Andernfalls wird ihre Störung siegen.

Schöne Grüße,
Jule

ist halt kniffelig. Ich könnte mir vorstellen, dass es für sie schon sehr viel Mühe bedeutet, mit in den Zug zu steigen, wenn er dabei ist. Selbst die größte Hollywoodliebe kann sowas Festgefahrenes mit ein bißchen Mühe einfach negieren.

Sonst wären Psychologen ja überflüssig:wink: Aber ich muss sagen, dass du mir persönlich grade mal ne andere Sichtweise gegeben hast. Bzw ne explizitere. Da denk ich mal drüber nach.

Hallo,

gäbe es nicht die Möglichkeit, daß du ihr vielleicht ein Stück entgegenfährst, ihr euch vielleicht bei der Hälfte oder einem Drittel oder so trefft? Oder du fährst zu ihr, holst sie ab, ihr fahrt ein Stück in deine Richtung, bleibt dort einen Tag und eine Nacht und dann geht ihr am Schluß getrennte Wege, sie heim und du zu dir?
Übrigens habe ich einen Bekannten, der auch soziophobisch war, sogar ziemlich schwer (während der Schulzeit noch in Maßen, aber danach viele Jahre ausschließlich zu Hause verbracht). Mit seiner neuen Liebe hat er irgendwie geschafft, darüber hinwegzukommen, er ist mit ihr in eine andere Stadt gezogen und dort verschwand diese Angst irgendwie sukzessive. Und jetzt ist er beinahe richtig sozialisiert. So kann’s gehn. :wink:
Viel Glück wünsch ich euch!

Grüße