Einjähriger Kleinpudel +Verhalten zu Artgenossen

Hallo, wir haben seit ca. 8 Monaten einen männlichen Kleinpudel. Er ist mit seiner Mutter, Geschwistern, Tanten und Onkeln gesund und fröhlich aufgewachsen. Er ist ganz lieb und anhänglich und in keinster Weise innerhalb der Familie (in der er sich sehr wohlfühlt) aggressiv. Wenn wir mit ihm spazieren gehen (oder rennen), beschnuppert er sich mit seinen Artgenossen und spielt mit ihnen. Wir leben in einer Großstadt er ist an der Leine(viel Verkehr). Seit ca. 10 Tagen reagiert er oft aggressiv auf andere nur männliche Hunde. Ich verstehe, dass durch seine Geschlechtsreife das nun alles Konkorrenten für ihn sind, möchte aber, dass er lernt nicht aggressiv zu reagieren. Eine Hundeschule gibt es bei uns weit und breit nicht (Ausland) Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand - evtl. aus eigener Erfahrung - gute Ratschläge geben könnte.
Mit herzlichem Dank im voraus
Reginarita

Hallo Reginarita,

an der Leine wirst du das Problem kaum in den Griff kriegen. Angeleinte Hunde können kein normales Sozialverhalten entwickeln, weil sie hinsichtlich ihrer Körpersprache und Bewegungsfreiheit zu sehr eingeschränkt ist. Im Augenblick profitiert er noch von seiner positiven Sozialisation im Geschwisterrudel, ohne weitergehende positive Erfahrungen werden diese aber nicht dauerhaft tragen. Er hat quasi das ABC gelernt, richtig Lesen und Schreiben muss er aber dringend weiter üben können.

Durch die gestörte Kommunikation kommt es zu Missverständnissen, welche ebenso zu aggressivem Verhalten führen können, wie die Tatsache, dass Hunde, die nicht ausweichen können, häufig geradezu in die Aggression getrieben werden.

Das Problem deines Hundes ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur das entwicklungsbedingte Konkurrenzgerangel, sondern gleichzeitig auch ein generelles Kommunikationsproblem.

Am Ehesten kannst du dem Ganzen begegnen, wenn du deinem Hund soviel Gelegenheit wie möglich gibst, unangeleint Kontakt zu anderen Hunden zu haben.

Du kannst deinem Hund auch anerziehen, andere Hunde zu ignorieren, dann solltest du aber - wenn die Begegnung im Freilauf nicht möglich ist - auch Kontakte an der Leine vermeiden. Das wird früher oder später schief gehen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,
vielen Dank für die ausführliche und einleuchtende Erklärung. Du hast des „Pudels Kern“ getroffen. Ich würde unserem „Maxi“ das freie Laufen und Herumtollen mit anderen Hunden sehr gönnen und werde versuchen, ihn abseits der Strasse, im Park, laufen zu lassen. Ich muss mit ihm aber noch üben, dass er sofort kommt, wenn man ihn ruft.
Gibt es hierfür irgendwelche Tricks?
Nochmals vielen Dank und einen herzlichen Gruss!
Reginarita

Hallo
zusätzlich darf man auch nicht vergessen, das ein Hund merkt ob der Besitzer „die Luft anhält“ oder sich normal verhält.
Wenn möglich auch mal mit anderen Hunden verabreden.
Sollte eine „böse“ Situation kommen, muß der Hund lernen das der Besitzer alles regelt.
Eine Möglichkeit mit dem Hund zu tranieren ist der Futterbeutel.Erst an einer Schleppleine und später ohne.
Spaziergänge kann man insgesamt spannend machen!
LG Kleiner Zoo

Jackpot-Training
Hallo Reginarita,

idealerweise sollte er das schon gelernt haben :smile:. Die Pubertät ist nicht unbedingt das beste Alter, um Grundgehorsam zu trainieren, aber Möglichkeiten gibt’s nahezu immer.

Du könntest Folgendes versuchen: Überleg’ dir ein neues Kommando fürs Herkommen, eines, das dein Hund auch in anderem Zusammenhang nicht kennt. Als Alternative könntest du auch eine Pfeife wählen, aber falls du in einem Haus wohnst, in dem auch andere Leute leben, ist das Üben mit Pfeife vielleicht ein wenig problematisch. Von geräuschlosen Pfeifen würde ich dir abraten, nach meiner Erfahrung macht es Sinn, wenn der Mensch das „Kommando“ selbst hören kann.

Dann besorg’ dir den Super-Jackpot an Leckerchen. Gute Erfahrungen habe ich persönlich mit Leberwurst in der Futtertube gemacht. Gibt’s entweder als leere Tube zum Selberfüllen
http://www.hundeversand.de/zubehoer/erziehung/futter…
oder schon fertig
http://www.hundeversand.de/zubehoer/erziehung/futter…

Du kannst natürlich auch was anderes nehmen, entscheidend ist, dass der Hund dafür sterben würde :smile:.

Dann beginnst du in der Wohnung. Du bietest ihm Jackpotfutter an und sagst unmittelbar bevor du ihn fressen lässt das neue Wort. Gleichzeitig mit dem Fressenlassen wird er auch verbal gelobt. Das wiederholst du bis zu fünf Mal hintereinander und machst das Ganze mehrmals am Tag. Wenn dein Hund anfängt, dich kaum noch aus den Augen zu lassen, kommt der nächste Schritt.

Du bist in einem anderen Raum, hältst das Futter bereit, rufst den Hund mit dem neuen Wort und lässt ihn fressen. Wichtig: Stelle vorher sicher, dass er dich hören kann und rufe nur ein einziges Mal. Kommt er nicht, machst du später am Tag einen neuen Versuch. Kommt er wieder nicht sofort, musst du einen Schritt zurück gehen und in seiner Sichtweite rufen.

Diesen zweiten Schritt wiederholst du niemals mehrmals hintereinander, aber wieder mehrmals am Tag. Im Laufe der Zeit kannst du die Entfernung variieren. Wenn das Haus und die Nachbarn es zulassen, kannst du es als nächstes im Treppenhaus probieren.

Ansonsten machst du draußen weiter. Dazu brauchst du eine Schleppleine (mindestens 8 Meter lang. Eine Wäscheleine taugt für den Zweck und die Größe deines Hundes. Wähle eine möglichst ablenkungsfreie Zeit und mach deinem Hund die Schleppe dran.

Als Erstes rufst du ihn noch an der kurzen Leine, wenn er möglichst noch nicht abgelenkt ist: Rufen, Jackpot. Dann wartest du ein wenig, lässt ihm Leine und rufst ihn wieder. Idealerweise kommt er mit fliegenden Ohren zu dir. Tut er das nicht, heißt es wieder einen Schritt zurückgehen und nochmal in der Wohnung üben.

Bei hartnäckigen Kandidaten empfiehlt es sich, im Trainingszeitraum dafür zu sorgen, dass der Hund hungrig genug ist.

Wenn du konsequent dran bleibst, das Leckerchen wirklich ein Jackpot-Futter für deinen Hund ist und der Hund ausreichend verfressen, sollte das klappen.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,
Deine guten Ratschläge finde ich grossartig. Ich bin begeistert und bedanke mich ganz herzlich. Diese Übungen werde ich mit unserem Maxi machen!!
Herzliche Grüsse und herzlichen Dank auch an „Kleiner Zoo“
Reginarita

hi

bitte nicht hauen, aber:

die Rüden in meinem Bekanntenkreis sind fast alle kastriert, da überwiegend Tierheimtiere.

Wäre das nicht auch eine Möglichkeit oder wollt ihr züchten?

Ausser Rangeleien mit Konkurrenten fällt dann auch das Trara weg, das Rüden machen, wenn am anderen Ende der Stadt eine läufige Hündin unterwegs ist - ein liebestoller Rüde findet immer eine Möglichkeit auszubüchsen…

Gruss, sama

Hallo Sama,
nein, Haue kriegt unser Maxi nicht.
Mit dem Kastrieren kann ich mich nicht „anfreunden“. Ich glaube, man nimmt dem Hund seine Identität. Werde bei Gelegenheit mit unserem Tierarzt darüber sprechen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass er mal „Vater“ wird - wer weis?? … wenn wir das passende Frauchen finden…
Vielen Dank und freundliche Grüsse
Reginarita