frühzeitige Einschulung

Hallo Trilli,

es tut mir leid für Dich, daß Deine Erfahrung negativ war. Es läßt sich eben nichts verallgemeinern. Meine Kinder haben es nie als Manko empfunden, daß sie die Jüngsten ihrer Klasse waren. Allerdings hält uns genau Dein Argument davon ab, den Großen ein zweites Mal (nach der 10. Klasse) springen zu lassen. Eltern, die sich für ein Überspringe bzw. vorzeitiges Einschulen entscheiden, pauschal als karrieregeil zu verurteilen, halte ich für wenig hilfreich und unangemessen.

Auch Dein Einwand betreffend die außerschulischen Förderungsmöglichkeiten greift m.E. zu kurz. Das führt nachmittags zu vollem Terminkalender und beseitigt die Vormittags-Unterforderung doch in keiner Weise. Und ob ein voller Terminkalender wiederum positive Auswirkungen auf das Sozialverhalten hat, möchte ich ebenfalls bezweifeln. Grundschulkinder sollten nachmittags spielen und nicht zwecks Förderung mehrmals pro Woche irgendwohin gekarrt werden.

Gruß
Aia

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(Zu) Früh einschulen
Hallo Aia,

Meine Kinder haben es
nie als Manko empfunden, daß sie die Jüngsten ihrer Klasse
waren.

Ich auch nicht, als ich noch klein war. Es war einfach so, und Schluss. Ich hab nur dann in der elften Klasse gemerkt, dass es plötzlich viel besser gepasst hat. Und erst jetzt, wo ich mich mit dem Thema beschäftige (meine Mutter hat mir erst letzte Weihnachten erzählt, dass ich ein hochbegabtes Kind war), verstehe ich Ereignisse und Gefühle aus der Zeit.

Eltern, die sich für ein Überspringe bzw. vorzeitiges
Einschulen entscheiden, pauschal als karrieregeil zu
verurteilen, halte ich für wenig hilfreich und unangemessen.

Oh, ich glaube, das habe ich nicht gesagt. Und pauschal würde ich so etwas sowieso nie sagen, dafür kenne ich viel zu viele individuelle Kinder und Erwachsene.

Auch Dein Einwand betreffend die außerschulischen
Förderungsmöglichkeiten greift m.E. zu kurz. Das führt
nachmittags zu vollem Terminkalender und beseitigt die
Vormittags-Unterforderung doch in keiner Weise. Und ob ein
voller Terminkalender wiederum positive Auswirkungen auf das
Sozialverhalten hat, möchte ich ebenfalls bezweifeln.
Grundschulkinder sollten nachmittags spielen und nicht zwecks
Förderung mehrmals pro Woche irgendwohin gekarrt werden.

Da hast Du natürlich prinzipiell Recht. Ich gehe einfach - vielleicht etwas naiv - davon aus, dass Eltern, die ihr Kind fördern wollen, ihm keinen vollen Terminkalender aufhalsen, zu dessen Einhaltung die Kleinen herumgekarrt werden müssen und dann bleibt keine Zeit mehr zum spielen.

Ich stelle mir viel eher vor, dass die Kids beim Spielen die Experimente machen können, die ihrem Wissensdurst angemessen sind. Unter fördernder Anleitung. Lernen kann man doch am besten, wenn man spielt. Vielleicht gibts das heutzutage noch gar nicht - aber ich weiß zum Beispiel, dass es in München eine „Schule der Phantasie“ gibt, wo die Kinder mit Kunst spielen können.

Die vormittäglich Unterforderung ist dadurch natürlich nicht aus der Welt. Aber vielleicht sind 3,5h noch zumutbar, denn die Kinder langweilen sich ja nicht nur. Ab und zu gibts bestimmt auch was interessantes. Und am Nachmittag können sie dann durchstarten. Und spielen.

Ich würde jetzt gerne mal eine Erzieherin zu diesem Thema hören. Denn ich hab nur meine eigene Erfahrung zu bieten und die Geschichten meiner Mutter, die zwar 30 Jahre lang einen Kindergarten geleitet hat, aber auf dem Dorf, wo es kaum Zusatzfördermöglichkeiten gab/gibt.

Grüßle
Trilli

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Hallo Trilli,

vielen Dank für Deinen Einwand, bisher war die diskussion doch sehr eindeutig in eine Richtung gelaufen.

Das Problem der emotionalen Reife trifft mein Problem ziemlich genau. Ich bemerke oft auch bei Nina eine Unreife in dieser Beziehung.
Ich habe mich jetzt nach einer zweiten total idiotischen „Schulreife-Untersuchung“ entschlossen, sie noch ein Jahr in den Kindergarten zu schicjen. Sie wird sich garantiert nicht langweilen, denn für Sie ist die ganze Welt wahnsinnig interessant.

Das Hauptproblem liegt meines Erachtens wirklich in Überbewertung der Schule für die Entwicklung des Kindes. Dort lernen die Kinder zwar Lesen und Schreiben aber nicht unbedingt vernünftiges Handeln, emotionale Beherrschung,… Solange ein Kind nicht ein wenig krisenfest in diesen Belangen ist, sollte es, so glaube ich jetzt, zunächst diese Fähigkeiten erlernen, bevor es mit wissen beballert wird.
In dieser Ansicht hat mich Dein Dialog hier bestärkt. Danke

Nicole

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Super!
Hallo Nicole,

ich hab richtig eine Gänsehaut bekommen, als ich Deinen Text eben las. Vor Freude, meine ich.

Du hast so Recht und nicht nur für HB-Kinder sollte diese Haltung zur Regel werden.

Herzliche Grüße
Trilli