(Zu) Früh einschulen
Hallo Aia,
Meine Kinder haben es
nie als Manko empfunden, daß sie die Jüngsten ihrer Klasse
waren.
Ich auch nicht, als ich noch klein war. Es war einfach so, und Schluss. Ich hab nur dann in der elften Klasse gemerkt, dass es plötzlich viel besser gepasst hat. Und erst jetzt, wo ich mich mit dem Thema beschäftige (meine Mutter hat mir erst letzte Weihnachten erzählt, dass ich ein hochbegabtes Kind war), verstehe ich Ereignisse und Gefühle aus der Zeit.
Eltern, die sich für ein Überspringe bzw. vorzeitiges
Einschulen entscheiden, pauschal als karrieregeil zu
verurteilen, halte ich für wenig hilfreich und unangemessen.
Oh, ich glaube, das habe ich nicht gesagt. Und pauschal würde ich so etwas sowieso nie sagen, dafür kenne ich viel zu viele individuelle Kinder und Erwachsene.
Auch Dein Einwand betreffend die außerschulischen
Förderungsmöglichkeiten greift m.E. zu kurz. Das führt
nachmittags zu vollem Terminkalender und beseitigt die
Vormittags-Unterforderung doch in keiner Weise. Und ob ein
voller Terminkalender wiederum positive Auswirkungen auf das
Sozialverhalten hat, möchte ich ebenfalls bezweifeln.
Grundschulkinder sollten nachmittags spielen und nicht zwecks
Förderung mehrmals pro Woche irgendwohin gekarrt werden.
Da hast Du natürlich prinzipiell Recht. Ich gehe einfach - vielleicht etwas naiv - davon aus, dass Eltern, die ihr Kind fördern wollen, ihm keinen vollen Terminkalender aufhalsen, zu dessen Einhaltung die Kleinen herumgekarrt werden müssen und dann bleibt keine Zeit mehr zum spielen.
Ich stelle mir viel eher vor, dass die Kids beim Spielen die Experimente machen können, die ihrem Wissensdurst angemessen sind. Unter fördernder Anleitung. Lernen kann man doch am besten, wenn man spielt. Vielleicht gibts das heutzutage noch gar nicht - aber ich weiß zum Beispiel, dass es in München eine „Schule der Phantasie“ gibt, wo die Kinder mit Kunst spielen können.
Die vormittäglich Unterforderung ist dadurch natürlich nicht aus der Welt. Aber vielleicht sind 3,5h noch zumutbar, denn die Kinder langweilen sich ja nicht nur. Ab und zu gibts bestimmt auch was interessantes. Und am Nachmittag können sie dann durchstarten. Und spielen.
Ich würde jetzt gerne mal eine Erzieherin zu diesem Thema hören. Denn ich hab nur meine eigene Erfahrung zu bieten und die Geschichten meiner Mutter, die zwar 30 Jahre lang einen Kindergarten geleitet hat, aber auf dem Dorf, wo es kaum Zusatzfördermöglichkeiten gab/gibt.
Grüßle
Trilli