G8 Abitur statt G9

Hi!

Das scheint hier aber deutlich anders abzulaufen. Da höre ich
ganz andere Geschichten, und zwar von Unter- und
Mittelstufenschüler-Eltern.

Ich weiß jetzt nicht, was „hier“ heißt :smile:

Mein Sohn besucht in NRW die 11, hat 34 Wochenstd.
Er fängt (bis auf Dienstags) um 7:55Uhr an, hat Montags 6 Std., Mittwochs 7 Std. (mit einer Std. Leerlauf), Donnerstags 8 Std. (mit 2 Std. Leerlauf - das ist übel, die letzten Std. sind aber Sport) und Freitags 7 Std. ohne Leerlauf aber mit zusätzlicher 20-Minuten-Pause. Dienstags hat er 6 Std, also bis zur 7., da er erst um 8:45Uhr beginnt.

Ich erinnere mich daran, dass ich 1985 zuletzt jeden Tag 6 Stunden hatte und 2 mal in der Woche jeweils 2 Std. nachmittags …

In der 10 (und nur in der 10!) hatten einige Schüler das Problem, dass die gewählten Kurse wegen zu wenigen Lehrern schlecht zu koordinieren waren - da kamen tatsächlich einige fast jeden Abend spät nach Hause - das ist in der jetzigen 10 anders.

Das finde ich nicht sooo unerträglich.

VG
Guido

Hallo,

Mein anderer Sohn wartet indes schon über 4 Jahre auf einen

Medizin-Studienplatz und wird vermutlich auch noch länger
warten müssen. Gerade kam wieder ein Ablehnungsbescheid,
diesmal aus Polen.

die Patentochter eines Kollegen studiert Medizin in Rumänien, ich glaube in Klausenburg (Cluj-Napoca) oder Temeschburg (Timisoara), ich müsste jetzt lügen (es gibt in beiden Städten Medizin-Studiengänge).

Vielleicht wäre das auch eine Alternative, wenn er schon Polen in Betracht gezogen hat.

Gruß
Christa

Danke Dir, Christa!

Hallo,

was willst du darauf hören?
Dass man überall um 7 Uhr mit der Schule anfangen sollte? Wo sogar wissenschaftlich erforscht ist, dass ein Schulbeginn vor 9 Uhr ineffektiv ist? Und dass nach 6 Stunden das Hirn einfach alle ist, egal ob ich den Stundenplan durch irgendwelche Tricks früher ansetze?

Soll ich dir wirklich aufzeigen, dass es schicht unmöglich ist, dass der gesamte Nachmittagsunterricht Sport ist, einfach weil es gar nicht genug Sportplätze und Sportlehrer gibt, um das nur in der 7. und 8. Stunde einzuplanen?

Das G8 wurde aus einer Hyterie heraus vom Zaun gebrochen, dass angeblich unsere Schüler zu alt sind, wenn sie aus der Schule Kommen, dass angeblich im Ausland alles besser läuft mit angeblich nur 12 Schuljahren. Und dass das angeblich alles durch PISA belegt sei und mit 12 Jahren Schulzeit alles besser würde.

Tatsächlich ist das Meiste davon bei genauerem Hinsehen Unsinn und dass die Zahlen der Kinder in Sportvereinen und Musikschulen überall nach Einführung des G8 eingebrochen sind ist kaum ein Zufall.

Meine Kinder sind sehr Leistungsstark und kommen mit den Anforderungen zureicht. Aber für andere wird die Luft bei immer größerer Arbeitsverdichtung einfach zu dünn.
Die Nachhilfen boomen, psychische Probleme von Schülern grassieren. Das wird nicht allein durch G8 verursacht, aber ein gesteigerter Druck in der Schule ist Teil des Problems.

Gruß
Werner

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OT - Sprache
Hallo,

wie studiert man denn Medizin in einem Land, dessen Sprache man nicht kennt?

Viele Grüße

Ja aber vom Kopf her.
Ich habe 1986 Turboabi (G8) gemacht. Die Möglichkeit Physik, Biologie oder Chemie abzuwählen gab es nicht.
Man hat uns beigebracht zu lernen und die Lehrer wussten zu lehren (deshalb steht beim letzten Test in Naturwissenschaften der Osten besser da). Unsere Eltern haben uns Sozialverhalten und Respekt den Lehrern gegenüber beigebracht.
Jetzt geht es wegen der Fülle des Stoffes in der kurzen Zeit nur noch „Schädel auf, Wissen reinschütten, schüttel schüttel, sie zu, wie du damit zurecht kommst.“ Die fehlende Sozialisierung zu hause tut dann ein übriges.
Da Bildung Ländersache ist, macht jedes Bundesland was es will.
Nach der Wende ist das Bildungssystem der DDR abeschafft worden, während ist die Skandinavier eingeführt haben. Wo stehen wir bei Pisa im Vergleich zu denen?
Unser Bildungssystem mit seinen Inhalten ist aus der mittleren Steinzeit und wird von denen erdacht die damals ihren Abschluss gemacht haben. Wir halten an der Hauptschule fest, obwohl diese Schüler für viele Berufe nicht geeignet sich da das nötige Wissen dafür nicht Teil des Lehrplanes ist. Sie sind nicht zu dumm für mehr Bildung. Man hält sie nur dafür.
Solange Kinder in diesem Staat nur ein Kostenfaktor sind, wird sich das auch nicht ändern.
Wir holen Fachkräfte aus dem Ausland, weil wir zu blöd sind unsere Kinder richtig zu bilden und auszubilden.
Wir Eltern sollen beruflich flexibel sein. Zieh mal mit schulpflichtigen Kindern in ein anderes Bundesland.
Warum gibt es bei uns keine Unterrichtspflicht. Dann muss der Staat dafür sorgen, das der Unterricht stattfindet. In Italien gigt es das. Das kostet aber Geld für zusätzliche Lehrer. und vernünftige Schulen. Warum heist es Staatsexamen, wenn eines aus NRW in Bayern nicht anerkannt wird.
Ein Staatsexamen ist eine von einer deutschen staatlichen Behörde (Prüfungsamt) veranstaltete Prüfung; in der Regel ist dies bei Studiengängen an einer deutschen Hochschule der Fall.
In Sachen Bildung leben wir in einem Land mit dutzenden Königreichen, Herzog- und Fürstentümern wie vor 500 Jahren. Jeder Kultusminister ist ein König.

Bildung muss Sache des Bundes und somit einheitlich werden und es muss VIEL mehr Geld dafür ausgegeben werden. Das Geld, was wir jetzt nicht für Bildung ausgeben, wird uns in 10 Jahren sehr teuer zu stehen kommen und sehr schmerzhaft werden.

G8 ist kein Problem, wenn die Inhalte stimmen und der Müll im Lehrplan entsorgt wird.
Ab der 7. Klassen waren es in der DDR incl. 2. Fremdsprache (war ohne ABI nicht pflicht) zwischen 34 und 36 Wochenstunden ohne AG’s plus Schulweg, wobei Samstag Unterricht war. Dazu kamen noch Hausaufgaben. Wir hatten genug Zeit für Blödsinn

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Hi,

wie studiert man denn Medizin in einem Land, dessen Sprache
man nicht kennt?

na auf Englisch.

Gruß
Steffie

Hallo,

wie studiert man denn Medizin in einem Land, dessen Sprache
man nicht kennt?

Steffie hat schon eine mögliche Antwort gegeben, Französisch scheint für Medizin auch noch zu gehen:
http://medistart.de/universitaten/cluj-rumanien/

Der Spiegel online hat auch schon darüber berichtet: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/medizinstud…

In Iasi kann man wohl auch Medizin studieren: http://www.studimed.de/universitaet-iasi.html

Es gibt auch deutschsprachige Studiengänge, allerdings wohl nicht Medizin:
http://www.ubbcluj.ro/ge/despre/organizare/linia_ger…

Viele Grüße
Christa

Die Schüler lernen offenbar nur, um den Lehrplan zu erledigen,
anstatt sinnvoll und fürs Leben zu lernen. Dabei ist der
Lehrplan ja voll von Unsinn und lebensfern.

Auch der Lehrplan G9 ist voll am Leben vorbei. Es sind Lehrer mit Metallplatten im Kopf an der Schule, die sich nicht mehr konzentrieren können. Russen, die kaum Deutsch können und Englisch unterrichten. Gekränkte Kinder auf Rektorenstühlen.

Seiteneinstieg und Nachsstudieren wird maximal schwer gemacht.

Transferwissen wird abgefragt aber von Lehrern nicht kapiert, die Schule- Uni- Schule im Lebenslauf haben.

Denk ich das nur oder gauben die Bildungsminister tatsächlich,
sie tuen den Kindern einen Gefallen, wenn sie den ganzen Stoff
pauken lassen?

Der Gefallen ist, dass Kinder lernen können, unter ungünstigsten Bedingungen zu lernen.

Tilli

Salve.

Zuvorderst, ich: erweiterte Oberschule 1962-66.

Reifeprüfung 1966 in vier schriftlichen Fächern (Deutsch, Mathe, Russisch, Physik),
in fünf mündlichen Fächern (Chemie, Biologie, Erdkunde, Astronomie, Geschichte),
und im Fach Sport (Leichtathletik, Schwimmen, Geräteturnen, Skilaufen).

Ich bin somit Absolvent von „G4“, als Teil einer Einheitsschule der Struktur 8+4.
http://www.bilder-hochladen.net/files/f3im-k-jpg.html
http://www.bilder-hochladen.net/files/f3im-l-jpg.html
http://www.bilder-hochladen.net/files/f3im-m-jpg.html
http://www.bilder-hochladen.net/files/f3im-n-jpg.html
http://www.bilder-hochladen.net/files/f3im-o-jpg.html
http://www.bilder-hochladen.net/files/f3im-p-jpg.html
http://www.bilder-hochladen.net/files/f3im-q-jpg.html

Gesamtunterrichtsvolumen Klasse 5 bis 12:
289 Jahreswochenstunden + „gesellschaftlich-nützliche Tätigkeit“ in Klasse 5 und 6
Vgl. Link, Absatz 4:
http://www.kmk.org/bildung-schule/allgemeine-bildung…

Des weiteren absolvierte ich während des Abiturs zusätzlich eine vollständige, auf vier Jahre gestreckte Berufsausbildung, genannt AmB („Abitur mit Berufsausbildung“), die mit
Facharbeiterprüfung abgeschlossen wurde.

ich sehe gerade auf 3sat, was die Schulen für eine Katastrophe
versursachen mit der Umstellung von G9 auf G8 und dass viele
Wege zurück zu G9 finden.

  1. Was verursacht die Katastrophe?

Die Schulen?
Die Umstellung?
„G8“ an sich?

  1. Was ist überhaupt die Katastrophe?

  2. G8 an sich ist ganz bestimmt nicht die Ursache, man frage beliebige sächsische oder thüringische Abiturienten. Oder ältere Ostdeutsche. Siehe oben.

Wir leben alle noch, von uns ist keiner daran gestorben, keinem hat es geschadet.

Inzwischen sind Jahre ins Land gezogen, Jahre. Wie inkompetent kann die Kultusbürokratie der süd- und westdeutschen Bundesländer sein, daß noch nach zehn Jahren keine Ordnung herrscht?

Da gibt es Schüler, die haben an 3 Tagen bis 18:00, nur um den
ganzen Stoff der G9 auch in 8 Jahren machen zu können.

Quatsch. Gejammere, nichts als Gejammere.
In keinem Bundesland ist eine Stundentafel in Kraft, die mehr als 33-36 vorsieht.
Bereits die 36 Wochenstunden sind als absolutes Extrem zu sehen, das nicht dem Regefall entspricht, nicht in Bayern, nicht in Baden-Württemberg, nirgends.

G8 ist der Sündenbock für inkompetente, überforderte, überehrgeizige westdeutsche Gluckenmütter,
die jedes Mistes wegen in die Schule gerannt kommen, den Lehrern das Leben zur Hölle machen,
die Fehler bei den anderen suchen und niemals bei den eigenen verzogenen Bälgern,
und am liebsten mit dem SUV ins Klassenzimmer brettern würden, um die Bälger vom
Rücksitz direkt vor die Schulbank abzuladen.

Wenn Schüler bis 18 Uhr haben, heißt das zunächst:

  1. Die Schule ist nicht fähig, freistundenlose Stundenpläne zu erstellen.

In diesem Fall stürzt die Diskussion unmittelbar in die Debatte „Einheitsschule vs.
dreigliedriges Schulsystem“ ab. Denn wenn Schulen keine freistundenlose Stundenpläne
erstellen können, liegen die Ursachen in der systemimmanenten fehlerhaften Allokation
von Ressourcen durch das dreigliedrige Schulsystem:

A) Lehrermangel

B) Busfahrzeiten/Schulwege

C) Konzentration großer Zahlen von Kindern in wenigen Massenschulen
(typischweise im städtischen Raum unter Vernachlässigung von Schulen des ländlichen Raums)

D)Schulgebäude entworfen als Halbtagsschule, somit fehlende Ressourcen für konstruktive Schülerbetreuung, -beschäftigung, -förderung in Freistunden oder am Nachmittag

  1. Geht die Schule tatsächlich bis 18 Uhr oder kommen die Kinder 18 Uhr nach Hause?

Schüler, die 3x die Woche von 7 Uhr oder 7.30 Uhr (üblicher Beginn der ersten Stunde in Ostdeutschland)
bis 18 Uhr Unterricht hätten, dürften Pi mal Daumen die restlichen Tage frei haben, denn
die verwaltungsrechtlich festgelegte Wochenstundenzahl wäre erreicht.

1. Stunde 7.30-8.15 Pause
2. Stunde 8.25-9.10 Fühstückspause
3. Stunde 9.30-10.15 Pause
4. stunde 10.25-11.10 Hofpause/Mittagessen
5. Stunde 11.30-12.15 Hofpause/Mittagessen
6. Stunde 12.45-13.30 Pause
7. Stunde 13.40-14.25 Pause
8. Stunde 14.35-15.20 Hofpause/Vesper
9. Stunde 15.40-16.25 Pause
10. Stunde 16.35-17.20 Pause
11. Stunde 17.30-18.15

11 Schulstunden x 3 Tage = 33 Unterrichtsstunden
Vgl. Link: http://www.gesetze-bayern.de/jportal/portal/page/bsb…

Sollten die 11 Stunden gespickt sein mit Freistunden, sehe ich immer noch keinen Streß!
Der Schüler hätte in diesem Falle genügend Zeit, sich bis zur nächsten Stunde Fachunterricht zu erholen.
Ggf. kann man Hausaufgaben machen, entspannt eine Mahlzeit mampfen, an der
frischen Luft das Köppel freipusten, ne Stunde Sport machen und duschen.

Wer dreimal 18 Uhr nach Hause kommt, Freistunden hatte und dennoch gestreßt ist,
macht etwas falsch, wird von den Eltern falsch angeleitet - oder hätte eventuell nie aufs Gymnasium gedurft.

Wie gesagt, ich sehe den Streß nicht. Diese Gesellschaft hat kein Problem mit 15- oder 16jährigen, die 40 Stunden1), 2) arbeiten müssen,
aber die fast 18jährigen Gymnasiasten, die ach so erwachsen und Elite sein wollen,
bzw. deren idiotische Eltern, sind nur noch am verweichlichten Jammern in diesem Land.

1) Zeitstunden wohlgemerkt, nicht Schulstunden

2) Von unbezahlten Überstunden und typischen Drecksarbeiten als Stift ganz zu schweigen.

Was diese Pseudoempörung am Ende bringen soll, ist ebenfalls unklar.
Werden die Kinder motivierter, wenn die Eltern oder die Medien permanent über die Schule kaffern?

Logisch, der kleine Fritz wird am nächsten Tag besonders gerne in der 11. Schulstunde hocken, ihm wird regelrecht das Herz aufgehen, um diese Tageszeit in der Schule sein zu dürfen, wenn die Gluckenmutter am Vorabend empört mit Schaum vorm Mund über das Schulsystem eine erlesene Auswahl von Kraftausdrücken verteilt hat – statt das Kind mit der Realität zu konfrontieren, statt klarzustellen, daß sich für Fritz in absehbarer Zeit ohnehin nichts ändert (weil etwaige Korrekturen für ihn zu spät kämen), statt zu verlangen, daß auch mal die Arschbacken zusammengekniffen werden müssen, daß sich auf den Hosenboden gesetzt werden muß, daß nichts von nichts kommt. Im nächsten Schuljahr gibt es wieder einen neuen Stundenplan.

Die Schüler lernen offenbar nur, um den Lehrplan zu erledigen,
anstatt sinnvoll und fürs Leben zu lernen.

Und das soll bei G9 anders gewesen sein?

Wie sich manche einbilden, was so ein lumpiges Schuljahr für einen Unterschied machen soll?

Ich war froh, mit 18 Jahren endlich die Schule verlassen zu dürfen. Wie kann man die Jugendlichen bloß noch ein Jahr in dieser Umgebung einsperren wollen? Niemand braucht den Schauspielunterricht des 13. Schuljahres.

Raus mit den Bälgern! Ab ins Leben, ins Ausland, an die Universität! Raus, raus, raus.

Lehrplan voll von Unsinn
lebensfern

Mich würden konkrete Beispiele interessieren.

Nach der Wende traf ich nämlich ausnahmslos auf Wessis, die

  1. in Hohn und Spott verfielen, daß die DDR-Schule „kein Niveau“ haben könne, wenn Lebensverbundenheit so im Fokus stünde, oder daß die DDR-Schule eine „Baumschule“ sei, schlimmer als irgendwelche Walddorfschulen, wo die Kinder in der Rabatte das Wurzelziehen lernen statt im im Klassenzimmer in Mathe.

  2. nichts mit Konzepten wie UTP (Unterrichtstag in der Produktion), praktischer Mathematik, Schulgarten, Werken, gesellschaftlich-nützlicher Tätigkeit, Erziehung zur Selbstbedienung3) usw. anfangen konnten, d.h. kein großer Leidensdruck vorherrschte, daß die Schule nicht lebensverbunden war.

3) „Erziehung zur Selbstbedienung“ ist DDR-Deutsch. Man verstand darunter, daß ab dem Kindergartenalter die Kinder im Eilzugtempo sp selbständig wie möglich agieren sollten, d.h. Schuhe zubinden, Jacke anziehen, Tisch decken, Tisch abräumen, ohne Begleitung in den Kindergarten/in die Schule laufen, im Haushalt helfen etc.

Was ist denn in den „Curricula“ lebensfern, abgesehen davon daß das ganze Schulsystem lebensfern ist?

Dumm nörgeln kann jeder – was sollte denn bitte geändert werden?
Praktische Arbeit? Mehr MNT-Unterricht? Was denn?

den ganzen Stoff pauken lassen?

Gruss
René

Und das war früher anders? :stuck_out_tongue:
Als ich in die Schule ging wurde sogar noch streng nach preußischen Tugenden gepaukt.
Frontalunterricht/klassisches Lernen ist nicht das Problem. Ich bin ein ausgesprochener Verteidiger des lehrerzentrierten disziplinierten Frontalunterrichts. Schüler lernen mehr, wenn sie konzentriert nach vorne an die Tafel schauen, wenn der Lehrer Sachverhalte verständlich, fachlich einwandfrei und mit Hilfe eines guten handgeschriebenen Tafelbildes erklären kann, usw., usw., usw.
Der moderne didaktische Affenzirkus verursacht chaotische Unterrichtsverhältnisse, und vereitelt Lernfortschritte in der Geschwindigkeit, wie wir das damals leisteten.

Die Frage ist, wie Schule systematisch dem Matthäus-Effekt begegnet, wie Lerninhalte verbunden werden, wie Theorie und Praxis sich ergänzen, wie Kinder einsehen, daß abstrakter, trockener Stoff alltagsrelevant sein kann. Vor allem ist die Frage, wie diese Forderungen im Schulalltag tatsächlich auf großem Maßstab umgesetzt werden.

Papier ist geduldig. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob „Lebensverbundenheit“ irgendwo in der Curriculum-PDF-Datei des Kultusministeriums steht, oder ob Schüler wöchentlich einen ganzen Tag an Traktoren rumschrauben, elektrische Schaltungen herstellen, „hands on“ an langfristigen Projekten arbeiten dürfen.

Als Beispiel der Unterrichtstag in der Produktion:

UTP wurde im Betrieb durchgeführt. Der Rhythmus war entweder 1x 4 Stunden in 1 Woche oder 2x 4 Stunden aller 2 Wochen (= langer Schultag). UTP umfaßte einen theoretischen Teil und einen praktischen Teil. Wie das genau ablief, hing von der Gegend ab, in der man wohnte, d.h. von der Schule und von der Wirtschaftsinfrastruktur. Die Schulen wurden durch das Ministerium für Volksbildung in Kooperation mit der Staatlichen Plankommission und den Ministerien der Wirtschaftszweige in Stadtschulen und Landschulen eingeteilt. Die Lehrpläne wurden diesbezüglich differenziert.

Landschulen hatten einen anderen Unterrichtstag in der Produktion als Stadtschulen.

Schulen in industriellen Gebieten


Klasse Grundlehrgang Unterrichtstage
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7 Metallbearbeitung 33

8 Maschinenkunde I 20
 Elektrotechnik 13

9 Landwirtschaftliche Produktion 33

10 Maschinenkunde II 30
 Polytechnisches Praktikum 2 Wochen






Schulen in landwirtschaftlichen Gebieten


Klasse Grundlehrgang Unterrichtstage
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7 Pflanzliche Produktion I 18
 Metallbearbeitung 15

8 Metallbearbeitung (Forts.) 11
 Elektrotechnik 11
 Tierische Produktion I 11

9 Pflanzliche Produktion II 17
 Tierische Produktion II 17

10 Maschinenkunde 30
 Polytechnisches Praktikum 2 Wochen

Ich besuchte eine Landschule und lernte in der Maschinen-Traktoren-Station (MTS) das Traktor- und Mähdrescherfahren. Dies wiederum brachte mir einen hübschen Nebenverdienst in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) ein, weil ich in nach der Schule/ in den Ferien/ am Wochenende entweder als Erntehelfer die Ernte mit einfuhr, die Felder mitbestellte etc., oder weil ich als Gehilfe mit den Mechanikern die Landmaschinen wartete, instandsetzte oder reparierte. Die Grundlagen hierfür hatten wir u.a. in UTP.

Was ist jetzt wichtiger? Ein solches Konzept zu entwickeln, auf Papier festzuhalten, oder für mehr als hunderttausend Schüler von Rostock bis Dresden im Alltag umzusetzen??

Was denkst Du würden die kaffernden Eltern erst sagen, wenn ihr in Watte gepackter kleiner König auf dem Acker mal Steine auflesen oder im Kuhstall mal den Mist wegschaffen muß??

reinerlein

Hallo,

die Probleme, die Du ansprichst dürften nur mit G8 in
Kombination mit früher Einschulung relevant werden.

Das paßt. Hier werden alle mirt sechs jahren zwangseingeschult.
Diese alberne Zurückstellerei der Kleinen und Zarten. Wozu?

Tilli