Muenkler meint ja, dass v.a. Deutschland Schuld haette… da sollte man lieber mal einen Australier heranziehen:
http://www.zeit.de/2013/38/interview-erster-weltkrie…
ich zitiere aus den 5 Seiten Interview nur das:
Clark: Welche Rolle genau spielte das Präventivkriegsargument in den Überlegungen und Handlungen der Minister? Kanzler Bethmann Hollweg wollte keinen Krieg auslösen, aber er wollte einem Krieg auch nicht aus dem Weg gehen, sollten die Russen ihn anstreben. Er akzeptierte den Krieg, solange er überzeugt war, dass er vom Gegner kam und nicht von ihm selbst. Erst auf dieser zweiten Ebene wird das Präventivkriegsargument für Bethmann handlungsleitend: Wenn die Russen unbedingt Krieg wollen, sollen sie ihn haben, weil der Krieg jetzt vielleicht noch zu gewinnen ist.
ZEIT:
Die berüchtigte Krüger-Depesche, in der Wilhelm II. dem Präsidenten der Burenrepublik Transvaal im heutigen Südafrika zur Abwehr eines britischen Angriffs gratuliert, nennen Sie „zurückhaltend formuliert“. Dabei hat sie das Klima zwischen den beiden Ländern gründlich vergiftet …
Clark: Aber sie war zurückhaltend formuliert! Wie kann man das anders sehen?
ZEIT: Man kann auch fragen, was sie überhaupt sollte.
Clark: Vielleicht war das ein blöder Zug, Wilhelm war nicht der Hellste (Anm… !!!). Doch ich meine, sie stellte nicht die Provokation dar, zu der sie dann in England stilisiert wurde. Aber Sie haben ja recht: Ich will an dem gängigen Bild rütteln. Ich habe schon in der Schule gelernt, dass die Deutschen am Krieg schuld gewesen seien, und schon da bin ich misstrauisch geworden.
Und noch heute haben die Studenten, die zu uns nach Cambridge kommen, ein sehr klares Bild davon, wie der Erste Weltkrieg herbeigeführt worden ist: nämlich von den Deutschen. Darum muss man ein bisschen die Betonung ändern. Nicht indem man sagt, dass alles, was als weiß galt, nun schwarz ist. Sondern indem man, wie ich es tue, das Krüger-Telegramm mit der Warnung vergleicht, die der US-Präsident Grover Cleveland 1895 an die Briten richtete: Entweder ihr hört auf, euch in Venezuela breitzumachen, oder es gibt Krieg – ganz klare Sprache. Wenn man das neben die Krüger-Depesche setzt und sieht, dass da steht: „Herzlichen Glückwunsch, dass Sie den Angriff der Briten ohne die Hilfe eines befreundeten Staates abgewehrt haben“, dann sieht man, dass das Telegramm wirklich zurückhaltend formuliert war. Ich versuche einfach, gegen die bisherige Sicht zu argumentieren.
ZEIT:
Als die Franzosen 1911 Rabat und Fès in Marokko besetzen, schickt das Reich das Kriegsschiff Panther an die marokkanische Küste, um seine Ansprüche auf das Gebiet zu demonstrieren. In Ihrem Buch betonen Sie nun vor allem, dass es sich bei der Panther um ein schrottreifes Schiff handelt, als mache das für die Provokation an sich einen Unterschied.
Clark: Erstens war das Schiff eben schrottreif, und zweitens kommt es zur Marokko-Krise nicht nur, weil die Deutschen die Panther schicken. Sondern es kommt dazu, weil eine Gruppe Falken, die im französischen Außenamt gerade in dem Moment die Macht haben, entscheiden, so zu handeln, als gäbe es die Deutschen überhaupt nicht. Und wenn man mit dem „Panthersprung“ anfängt und verschweigt, dass zuvor die Spanier schon ihre Truppen nach Westmarokko geschickt hatten, dann ist das eine sehr einseitige Sicht.
ZEIT: Aber eine Provokation bleibt es?
Clark: Ja, natürlich. Auch in Richtung England. Aber wenn alle sich provozieren, kommen wir in eine Situation, in der wir fragen müssen, ob die eine Provokation schlimmer ist als die andere. Dann greift die Frage nicht mehr. Dann muss man die Frage stellen, warum das System auf diese verkehrte Weise funktioniert.
ZEIT: Gilt das auch für die maßlosen deutschen Rüstungsprogramme?
Clark: Dasselbe gilt für die diversen Aufrüstungsprogramme, die gab es in allen Ländern. Die ganze europäische Ordnung, ob man sie nun auf den Wiener Kongress zurückführen will oder nicht, sie hatte …
Krzemiński: … einen Konstruktionsfehler.
Clark: Ja. Das System war krank.
"möchte gern noch eine Frage an Sie als britischen Historiker stellen …
Clark: … australischen …
Krzemiński: … als in England lehrenden australischen Historiker stellen. Kann es sein, dass Ihr Buch eine gewisse antienglische Spitze bekam, weil Sie am Empire etwas wurmt? Oder vertue ich mich da?
Clark: Schwierige Frage, aber Sie rühren schon an einen Punkt. Zunächst einmal gab es bereits zu meiner Schulzeit einen australischen Historiker, Leonard Turner, der einen Artikel über die russische Mobilmachung von 1914 geschrieben hatte und darin eine ganz andere Position einnahm als Fritz Fischer. Ich lernte also schon früh, dass es auch eine australische Stimme gab, die von der herrschenden Meinung abwich. Im Übrigen: Ich habe nichts gegen Großbritannien, ich wohne in dem Land, und ich liebe es sehr. Aber ich wollte weg von dieser merkwürdigen Betrachtungsweise, dass die Briten immer im Recht sind.
Krzemiński: Weil sie nun mal die Briten sind.
Clark: Ja. Wenn die Briten irgendwo einmarschieren, dann heißt das „Sicherung des Weltreiches“. Wenn die Deutschen sagen, dass sie gern auch ein bisschen von Samoa hätten, dann ist das eine Provokation