Gruende fuer 1.WK - War DAS ein sehr wichtiger Aspekt

Du hättest erkannt, dass das Militär nicht aus Jux und Tollerei unterhalten wurde und eine vorherrschende gesellschaftliche Rolle spielte, …

Wo hab ich das denn behauptet?
Ich habe einen weiteren Aspekt genannt, das ist alles.

Und da hältst du Aussagen wie „Und so ein gepflegtes und bewundertes, schickes Militär will ja auch mal was zu tun kriegen“ für einer sachlichen Diskussion dienlich? :smile:

Woher Du nun genau die 69 Mill. nimmst, weiß ich nicht.
Angesichts der Entwicklung von 1900 auf 1910 gehe ich aber von
ähnlichen Zahlen aus.

Genau daher. Extrapolation der bisherigen Entwicklung von 1910 auf 1914.

69 x 1,5 (also 50%) = 103,5

Somit stimmen meine 50% natürlich. In Worten: Die USA hatten
1914 ca. 50% mehr Bevölkerung als D :wink:.

Stimmt, aber man kann es sich bei der Ermittlung dieser Zahl natürlich auch so schwer machen wie du.
http://en.wikipedia.org/wiki/Demographic_history_of_…

oder

https://www.google.de/#q=population+usa&safe=off

Man kann im Diagramm den Regelknopf auf das Jahr verschieben, das man abzulesen wünscht.

Fazit: Die USA hatten 1914 ca. 99 Millionen Einwohner. Das sind ca. 43 % mehr als in Deutschland. Was den Zweifel an 225 % nur noch deutlicher werden lässt.

Und da hältst du Aussagen wie „Und so ein gepflegtes und bewundertes, schickes Militär will ja auch mal was zu tun kriegen“ für einer sachlichen Diskussion dienlich? :smile:

Ja, ich glaube durchaus, dass solche Dinge die Handlungen der Menschen beeinflussen. Wofür man sich viel Mühe gibt, davon will man auch irgendwann ein Ergebnis sehen, so ist der Mensch. Und es hatten ja nicht nur nüchterne Fachleute, sondern auch z. B. ein gewisser Kaiser ziemlich großen Einfluss.

Wie schon gesagt, es soll nur ein einzelner Aspekt sein, und es soll nicht DER Grund für den 1. WK sein.

Und es hatten ja nicht nur nüchterne Fachleute,
sondern auch z. B. ein gewisser Kaiser ziemlich großen
Einfluss.

Ich muss dich da leider enttäuschen. Wenn es jemanden gab, dem im Juli/August 1914 das Heft des Handelns aus der Hand genommen wurde, dann war das Wilhelm II. Er hatte ja realpolitisch ohnehin nicht viel zu melden, und militärisch spulten die beteiligten Mächte eben ihre in jahrelanger Stabsarbeit ausgefeilten Mobilmachungspläne ab. Dahinter steckte ein europaweiter Automatismus, und wer sich dem verweigerte oder auch nur Sand ins Getriebe streute, würde zerquetscht werden. Die Bündnisautomatik war ja die Tragik des 1. Weltkrieges. Da konnte kein - nur formaler - Oberbefehlshaber mal eben hergehen und sagen: Kehrt marsch, alles, was eben noch nach Westen rollt, rollt ab morgen nach Osten. Auch Wilhelm II. nicht. Ebensowenig konnte er sagen: Alles bleibt in den Kasernen, bis wir sicher sind, dass die Russen auf ihre Mobilmachung auch einen Angriff folgen lassen. Dem Kaiser blieb genau noch eins: Als Grüßaugust den Kriegsbeginn bekanntzugeben.

s.

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Hier die Zahlen von anderer Quelle:

http://www.lsg.musin.de/geschichte/geschichte/Kaiser…
, die sich auf „J. Kuczynski: Das große Geschäft, die
Verbrechen des Duetschen Imperialismus, Berlin 1957, S.48“
beruft.

Übel genug, dass die Geschichtslehrer an einem Münchner Gymnasium im 3. Jahrtausend sich ernstlich auf eine DDR-Veröffentlichung berufen, die zur Hochzeit des Kalten Krieges herauskam. Dies erklärt dann auch die sonst unerklärlichen „36 % USA“.

http://www.antikbuch24.de/suchergebnisse.php?formTyp…

Andererseits auch nicht verwunderlich, wenn man mitverfolgt, was in der Münchner Räterepublik des Herrn Ude sonst noch so läuft.

Gruß
s.

Auch wenn Du keine Frage gestellt hast, einige Anmerkungen von mir, denn es geht Dir sicher nur um Diskussion zu diesem vor 100 Jahren begonnenen unseligen Krieg - ein Thema, das uns in diesem Jahr noch viel beschäftigen wird.

Vor allem im Maschinenbau, in der Automobilindustrie und in der chemischen
Industrie erlangten deutsche Wissenschaftler, Erfinder,
Konstrukteure und Unternehmer Weltruhm.

Wohl wahr: Deutsche Wissenschaftler waren auf den Nobelpreis abonniert, auch nach WK1 noch. Die Weltausstellung 1900 in Paris war eine Ausstellung der Elektrotechnik (die damals ja groß im Kommen war), und „die Elektrotechnik war deutsch“. Deutsch war die Lingua Franca in vielen geisteswissenschaftlichen Bereichen uvm.
Kurz: D war das wirtschaftlich und wissenschaftlich stärkste Land Europas.
Nur wollten das die Nationalisten und führenden Schichten Ds nicht wahr haben bzw. waren von ihren Ideologien zu sehr geblendet. Und zu dieser Ideologie gehörte auch Krieg, das Feld der Ehre, eine Sache, die „man nicht fürchtet“ usw.
Es kann einem schon eine unbändige Wut überkommen, wenn man bedenkt, was dann alles kaputt gemacht wurde.

Allerdings nahmen auch die sozialen Ungleichheiten zu. Vor
allem in den Jahren seit 1912 kam es zu einer Hungerkrise
durch Missernten und Lebensmittelknappheit. Da musste ein
Krieg her ?

Nee, das war nicht der Grund. Einen Krieg hätte man schon einige Jahre früher haben können, aber da hat D die Habsburger noch zurück gepfiffen. Lies nach in Geschichtsbüchern, was mit der Balkankrise, Marokkokrise usw. war. Krieg war im Denken insbesondere der preussischen Oberschicht ganz normal. Das hat man immer so gemacht, warum nicht auch jetzt?
Man wollte Krieg. „Wenn schon Krieg, dann jetzt“, so etwa Moltke. Auch Habsburg wollte unbedingt einen Krieg mit Serbien: Habsburg hatte Serbien nach dem Sarajewo-Attentat ein praktisch unannehmbares Ultimatum gestellt. In letzter Minute hat Serbien es dennoch angenommen … und H.b. hat Serbien den Krieg erklärt. „Die Maschine läuft und lässt sich jetzt nicht mehr anhalten“, so einer der Generäle. Weswegen für Bruno Kreisky klar ist, wer der Hauptschuldige am Ausbruch des Krieges ist. Und die Deutschen haben Hurra geschrien und sind so deppert gewesen,

  • sich auf einen Zweifrontenkrieg einzulassen,
  • Frankreich und England, lange, lange Gegner gewesen, zusammen gegen sich aufzubringen.
    Oh, es kann einem die Wut hoch kommen …

Natürlich wurden in GB genaus die Leute vom Land eingezogen, und dadurch litt die lokale Nahrungserzeugung. England konnte aber seinen lebensmittelbedarf dann aus Übersee decken, Deutschland nicht. Insofern ist dein Einwand natürlich berechtigt.
Hauptgrund für den Hunger lag im im inländischen Produktionseinbruch, der eine Folge des Krieges war.

LG
Mike

Und die Deutschen haben Hurra geschrien und sind so deppert gewesen,

  • sich auf einen Zweifrontenkrieg einzulassen,
  • Frankreich und England, lange, lange Gegner gewesen, zusammen gegen sich aufzubringen.
    Oh, es kann einem die Wut hoch kommen …

Und dann kam Hitler, der nicht nur Frankreich und England, sondern sogar USA und UdSSR zusammengebracht hat. Und weiter oben genannte Wissenschaftler (und Künstler) hat er außer Landes gejagt oder umgebracht
Das hat dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt

Hallo,
ich denke, die Ursachen des 1.WK liegen im damaligen System des Kapitalismus begründet. Irgendein deutscher Militär sagte: " Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln." Das Deutsche Kaiserreich war eine aufstrebende, technologisch hoch entwickelte Industriemacht mit einem hochgerüsteten Heer und Marine. Jedoch ist Deutschland bei der Aufteilung der Welt „zu kurz“ (Kolonien) gekommen. Kapitalismus will, muss Profit machen und womit lässt dieser sich am schnellsten machen, mit Krieg eben. Bei 300 oder 500% Profit geht man über Leichen und das waren die Gefallenen des 1. WK. Deutschland wollte eine Neuaufteilung der Welt, wollte eine Hegemoniestellung in Europa. Aber das wollten „die altehrwürdigen etablierten“ europäischen Staaten verhindern. Auch ihnen kam der Krieg passend, sie wollten auch daran verdienen. Und das geht weiter so bis heute. Die USA führen doch bloß Kriege, weil ihr industrie-militärischer Komplex daran Milliarden verdient.

Viele Grüße - Rat

Hallo,

Irgendein deutscher Militär sagte: „Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen :Mitteln.“

Das war Clausewitz. Und er meinte damit, dass Krieg niemals reiner Selbstzweck ist, sondern immer ein politisches Ziel verfolgt.

Nationale Machtpolitik war der Grund für die Spannungen, aber nicht Auslöser des Krieges. Deine Kapitalismuskritik läuft hier ziemlich ins Leere. Deine pauschale USA-Kritik erst recht. Womit ich nnjicht behaupten will, dass der „militärisch-industrielle Komplex“ keinen Einfluss auf so manchen Krieg hatte.

Gruß
vdmaster

Hallo,
Deine Kapitalismuskritik läuft

hier ziemlich ins Leere.

Ist aber wahr!
Viele Grüße - Rat

Muenkler meint ja, dass v.a. Deutschland Schuld haette… da sollte man lieber mal einen Australier heranziehen:

http://www.zeit.de/2013/38/interview-erster-weltkrie…

ich zitiere aus den 5 Seiten Interview nur das:

Clark: Welche Rolle genau spielte das Präventivkriegsargument in den Überlegungen und Handlungen der Minister? Kanzler Bethmann Hollweg wollte keinen Krieg auslösen, aber er wollte einem Krieg auch nicht aus dem Weg gehen, sollten die Russen ihn anstreben. Er akzeptierte den Krieg, solange er überzeugt war, dass er vom Gegner kam und nicht von ihm selbst. Erst auf dieser zweiten Ebene wird das Präventivkriegsargument für Bethmann handlungsleitend: Wenn die Russen unbedingt Krieg wollen, sollen sie ihn haben, weil der Krieg jetzt vielleicht noch zu gewinnen ist.

ZEIT:

Die berüchtigte Krüger-Depesche, in der Wilhelm II. dem Präsidenten der Burenrepublik Transvaal im heutigen Südafrika zur Abwehr eines britischen Angriffs gratuliert, nennen Sie „zurückhaltend formuliert“. Dabei hat sie das Klima zwischen den beiden Ländern gründlich vergiftet …

Clark: Aber sie war zurückhaltend formuliert! Wie kann man das anders sehen?

ZEIT: Man kann auch fragen, was sie überhaupt sollte.

Clark: Vielleicht war das ein blöder Zug, Wilhelm war nicht der Hellste (Anm… !!!). Doch ich meine, sie stellte nicht die Provokation dar, zu der sie dann in England stilisiert wurde. Aber Sie haben ja recht: Ich will an dem gängigen Bild rütteln. Ich habe schon in der Schule gelernt, dass die Deutschen am Krieg schuld gewesen seien, und schon da bin ich misstrauisch geworden.

Und noch heute haben die Studenten, die zu uns nach Cambridge kommen, ein sehr klares Bild davon, wie der Erste Weltkrieg herbeigeführt worden ist: nämlich von den Deutschen. Darum muss man ein bisschen die Betonung ändern. Nicht indem man sagt, dass alles, was als weiß galt, nun schwarz ist. Sondern indem man, wie ich es tue, das Krüger-Telegramm mit der Warnung vergleicht, die der US-Präsident Grover Cleveland 1895 an die Briten richtete: Entweder ihr hört auf, euch in Venezuela breitzumachen, oder es gibt Krieg – ganz klare Sprache. Wenn man das neben die Krüger-Depesche setzt und sieht, dass da steht: „Herzlichen Glückwunsch, dass Sie den Angriff der Briten ohne die Hilfe eines befreundeten Staates abgewehrt haben“, dann sieht man, dass das Telegramm wirklich zurückhaltend formuliert war. Ich versuche einfach, gegen die bisherige Sicht zu argumentieren.

ZEIT:

Als die Franzosen 1911 Rabat und Fès in Marokko besetzen, schickt das Reich das Kriegsschiff Panther an die marokkanische Küste, um seine Ansprüche auf das Gebiet zu demonstrieren. In Ihrem Buch betonen Sie nun vor allem, dass es sich bei der Panther um ein schrottreifes Schiff handelt, als mache das für die Provokation an sich einen Unterschied.

Clark: Erstens war das Schiff eben schrottreif, und zweitens kommt es zur Marokko-Krise nicht nur, weil die Deutschen die Panther schicken. Sondern es kommt dazu, weil eine Gruppe Falken, die im französischen Außenamt gerade in dem Moment die Macht haben, entscheiden, so zu handeln, als gäbe es die Deutschen überhaupt nicht. Und wenn man mit dem „Panthersprung“ anfängt und verschweigt, dass zuvor die Spanier schon ihre Truppen nach Westmarokko geschickt hatten, dann ist das eine sehr einseitige Sicht.

ZEIT: Aber eine Provokation bleibt es?

Clark: Ja, natürlich. Auch in Richtung England. Aber wenn alle sich provozieren, kommen wir in eine Situation, in der wir fragen müssen, ob die eine Provokation schlimmer ist als die andere. Dann greift die Frage nicht mehr. Dann muss man die Frage stellen, warum das System auf diese verkehrte Weise funktioniert.

ZEIT: Gilt das auch für die maßlosen deutschen Rüstungsprogramme?

Clark: Dasselbe gilt für die diversen Aufrüstungsprogramme, die gab es in allen Ländern. Die ganze europäische Ordnung, ob man sie nun auf den Wiener Kongress zurückführen will oder nicht, sie hatte …

Krzemiński: … einen Konstruktionsfehler.

Clark: Ja. Das System war krank.

"möchte gern noch eine Frage an Sie als britischen Historiker stellen …

Clark: … australischen …

Krzemiński: … als in England lehrenden australischen Historiker stellen. Kann es sein, dass Ihr Buch eine gewisse antienglische Spitze bekam, weil Sie am Empire etwas wurmt? Oder vertue ich mich da?

Clark: Schwierige Frage, aber Sie rühren schon an einen Punkt. Zunächst einmal gab es bereits zu meiner Schulzeit einen australischen Historiker, Leonard Turner, der einen Artikel über die russische Mobilmachung von 1914 geschrieben hatte und darin eine ganz andere Position einnahm als Fritz Fischer. Ich lernte also schon früh, dass es auch eine australische Stimme gab, die von der herrschenden Meinung abwich. Im Übrigen: Ich habe nichts gegen Großbritannien, ich wohne in dem Land, und ich liebe es sehr. Aber ich wollte weg von dieser merkwürdigen Betrachtungsweise, dass die Briten immer im Recht sind.

Krzemiński: Weil sie nun mal die Briten sind.

Clark: Ja. Wenn die Briten irgendwo einmarschieren, dann heißt das „Sicherung des Weltreiches“. Wenn die Deutschen sagen, dass sie gern auch ein bisschen von Samoa hätten, dann ist das eine Provokation

HIER nochmal Clark!!!

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen…

Christopher Clark hat eine Studie über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verfasst:

„Die Schlafwandler“ ist das Buch des Jahres. Und eine Mahnung an alle, die militärische Konflikte regional begrenzen wollen.

Die zwölf Kapitel des Buches, das dabei entstand, füllen auf Deutsch ohne Anhang gut siebenhundert Seiten, und jedes davon ist ein Albtraum, ein Thriller, ein Horrorfilm in sich. Es ist das Buch des Jahres, weil es auf absolut schlüssige Weise den Mechanismus erklärt, der diesen Krieg, den ersten modernen Massenvernichtungskrieg, ausbrechen ließ.