Hey Amy,
ich glaub insgesamt überschätzt Du Dein juristisches Problem im Verhältnis zu den Problemen, die Du sonst grad so hast. Unter dem Vorbehalt, dass ich keine juristische Bildung habe, gehe ich eher davon aus, dass das Ergebnis des Strafverfahrens relativ harmlos für Dich sein wird. Es liegt ja auf der Hand, dass Du die Diebstähle nicht aus Habgier begangen hast, sondern das sie Teil der psychologischen Probleme sind, die Du ja ganz offensichtlich hast. Das bleibt letztlich alles einem vom Gericht bestellten Gutachter überlassen, wenn der Staatsanwalt nicht nach Kenntnisnahme Deiner psychiatrischen Vorgeschichte gegen Auflage eine Therapie zu machen das Verfahren bereits einstellt. Aber so ein Gutachter wird ja schon einiges an Material aus deiner bisherigen Therapie haben und es ist praktisch ausgeschlossen, dass Du genauso bestraft wirst, wie jemand der aus Habgier stiehlt. Ehrlich gesagt kann ich mir bei dem, was jetzt schon so aus Deinen Beiträgen hier durchschimmert, sehr gut vorstellen, dass außer der Auflage eine Therapie zu machen von juristischer Seite nichts weiter auf Dich zukommt.
Außerdem wird der Richter selbst wenn es zu einem Urteil kommt bei den ausgesprochenen Sanktionen großen Wert darauf legen, dass sie dazu beitragen, dass Du wieder stabiler ins Leben kommst, damit die Rückfallgefahr bei Dir möglichst gering ist. Daher wird er gerade darauf achten, dass Du in jedem Falle Deine Ausbildung beenden kannst und dass Du Gelegenheit hast, Deine stationäre Therapie anzutreten.
Hey Amy, Du hast schon ne Menge überstanden in Deinem Leben. Die „Kleptomanie“ is ja echt nur ein Aspekt eines umfassenderen Komplexes an Problemen, die Du hast. Dass da Depression und SVV mit bei is wundert mich nich. Vielleicht alles Aspekte von einer Borderline-Störung ? Keine Ahnung, Dein Therapeut und besonders die stationäre Therapie werden sich da ja hoffentlich intensiv drum kümmern. Aber das was Du damit schon zu leiden hattest und vermutlich auch das was das bei Dir ursprünglich mal ausgelöst hat ist vieeeel schlimmer als das Strafverfahren, was da jetzt auf Dich zukommt. Also lass Dich dadurch nicht bange machen.
In dem Verfahren haben eigentlich alle Beteiligten eh das gleiche Ziel. Nämlich Dir zu helfen, dass Du aus dem Schlamassel raus kommst und daher nicht Rückfällig wirst - kein Mensch wird Dich in Deiner Situation ins Gefängnis stecken. Also echt, mach Dir um die juristischen Folgen mal nicht so viele Gedanken - das ist eines Deiner kleineren Probleme und im Umgang mit Problemen bist Du ja geübt 
Sorry, dass ich Dir zu Deinen detaillierteren Fragen zum Vorgehen jetzt nix sagen kann. Als Nichtjurist finde ich es da besser, die Klappe zu halten, als inkompetent daherzureden. Aber eins scheint mir in Deinem Fall richtig zu sein. Nämlich tatsächlich bereits jetzt einen Anwalt aufzusuchen und ihm sehr offen Deine GANZE Geschichte zu erzählen. Es ist nämlich wichtig, das bei der Beurteilung des Falls dem Staatsanwalt und gegebenenfalls dem Richter alle Fakten vorliegen. Und dazu gehört in Deinem Fall ganz wesentlich auch das Gesamtbild Deines psychologischen Zustands und Deiner psychiatrischen Vorgeschichte. Ich fürchte Du bist alleine nicht ausreichend in der Lage zu beurteilen, was da wichtig ist und in welcher Form man das jetzt am Besten der ermittelnden Staatanwaltschaft kund tut (ich weiß es auch nicht). Im Moment tust Du etwas, was Du wahrscheinlich sowieso zu viel machst - nämlich Dir zu sehr Schuld zuschreiben. Klar die Feststellung was geschehen ist, ist leicht. Aber die Beurteilung ob und wieviel Schuld Du daran hast ist viel komplexer. Und genau deswegen ist ein Rechtsanwalt angeraten.
Außerdem hast Du gerade die Energie, Probleme aktiv anzugehen und das passive Warten macht Dich fertig. Da ist der Gang zum Rechtsanwalt und das Auskotzen der ganzen Geschichte im Moment auch einfach besser für Dich. Die Kosten sind gut angelegtes Geld, denke ich.
Weißte, in all solchen Geschichten gibt’s irgendwann mal nen Tiefpunkt - wenn die Probleme zu drängend, zu schwer werden, um sie weiter abzutun und zu versuchen sich so durchzuwursteln. Wenn es schlecht geht, ist an dem Punkt die Geschichte vorbei 
Wenn es gut geht, führt das dann dazu, dass derjenige den aktiven Entschluss fasst dass es so nicht weitergeht, dass er sein Leben wieder in den Griff kriegen will, sich Hilfe sucht und Strategien lernt, wie er mit den Problemen klar kommt. Dann ist der Tiefpunkt der Beginn eines besseren und glücklicheren Lebens. Und in Wirklichkeit spürst Du das doch schon lange in Dir. Du wolltest doch irgendwo auch, dass Du immer wieder erwischt wirst, damit „irgendwem“ mal klar wird, dass Du Hilfe brauchst.
So, der Schritt wäre geschafft. Die Probleme sind manifestiert, offensichtlich und die ganze schwere Arbeit sie erst Dir selbst und dann auch noch Anderen einzugestehen ist getan. Der Tiefpunkt liegt bereits hinter Dir. Und jetzt geht’s in die richtige Richtung voran und mit allen möglichen Dellen und viel Gerumpel geht es jetzt insgesamt auch aufwärts. Nutz mal den Schwung und geh zu nem Anwalt, damit Du auch mit dem juristischen Problem gleich aktiv umgehst.
Jetzt will ich noch dies bescheuerte „Du schaffst das“ schreiben. Hört sich aber blöd an. weil die Floskel so billig ist. Aber ich meine das bei Dir wirklich so. Aus dem, was Du hier schreibst, scheint so viel Energie durch, Dich um Deine Probleme zu kümmern und sie nicht mehr einfach hinzunehmen, dass ich ganz ehrlich sehr optimistisch bin. Therapien, zu denen der Therapierte selbst so enthusiastisch beiträgt sind jedenfalls mit großem Abstand die erfolgreichsten. Also: Du schaffst das !!
Tobbs
