Homo -wie dem Kind erklären?

So, wie es ist
Moin!

mich würde mal interessieren wann/wie ihr euren Kindern
erklärt habt (oder erklären wollt) dass es Homosexualität
gibt?

So, wie es ist: Es gibt Männer, die verlieben sich in Männer und es gibt Frauen, die verlieben sich in Frauen.
Für einen 5jährigen reicht das als Information. Wenn er weiter fragt, dann würde ich wahrheitsgemäß antworten.

Für ältere:
Nein, sie können keine Kinder miteinander bekommen, aber sie können manchmal welche adoptieren oder die Frauen von anderen Vätern welche bekommen.

Diese Leute tun niemandem etwas, sie nehmen keinem etwas weg.
Viele Menschen sprechen verächtlich von Homosexuellen, weil sie das komisch finden oder Angst haben. Deshalb haben es Homosexuelle häufig schwer im Leben. Früher wurden sie sogar verfolgt, noch sehr lange war Homosexualität sogar gesetzlich verboten.

Später wirst Du dann sicher das Vergnügen haben, dass Du das Schimpfwort „schwul“ bei Dir im Hause zu hören bekommst. Ich habe klar gemacht, dass ich das in meinem Haus nicht hören möchte und auch erklärt warum. Außerdem sage ich immer freimütig: „Einige unserer besten Freunde sind schwul, z.B. dieser und jener“.

Und, was natürlich vehement abgestritten wird: Auch Du könntest schwul sein, das wissen wir heute nur noch nicht. Wie würdest Du wollen, dass andere damit umgehen?

Kind ist 5 Jahre alt, hat vor kurzem ein (männliches) Homopaar
knutschen gesehen und war dann total erstaunt wieso die Männer
sich küssen…

Weil sie sich lieben - so wie Mama und Papa eben auch.

Ich wusste überhaupt nicht wie ich das erklären sollte -und
hab dann behauptet es wären Mann + Frau mit kurzen Haaren
gewesen. *schäm*

Ja, das ist echt feige. So kommt nur rüber, dass das irgendwie komisch ist, was da passiert ist.

Nun möcht ich aber vorbereitet sein wenn ich wieder mal
gefragt werde, daher bin ich mal gespannt wie ihr das gemacht
habt (oder wie ihr es machen wollt) ?

So wie oben beschrieben habe ich das meinem Sohn erklärt. Er ist nun ein wenig hin- und hergerissen, weil er in der Schule ja „mit mackern“ will, es eigentlich aber besser weiß :smile:

Grüße
kernig

Es geht doch erstmal gar nicht um Sex
Hi!

Wie schon geschrieben ist es bei uns so dass wir und alle um
uns rum verschieden geschlechtliche Paare sind und es keine
gleichgeschlechtlichen Paare gibt, die wir kennen.

Hm, da wäre ich mir nicht so sicher… Jeder 10. Mann ist schwul, zähl mal nach. :wink:

-wir reden auch nicht
über die sexuellen Präferenzen von uns oder anderen Paaren vor
Kindern.

Es geht doch bei 5jährigen gar nicht um Sex, das ist unser erwachsenes Denken, das da gleich den Schritt weiter denkt.

Dass Homosexualität für manche Menschen nicht normal ist und
leider gesellschaftlich immer noch stigmatisiert ist,

Aus genau dem Grund wollte ich „die perfekte Antwort“ geben,
damit es dann eben nicht so ist und hab mich damit selber
total verunsichert.

Naja, die perfekte Antwort wird es nicht geben. Aber bei der Wahrheit zu bleiben, ist auf jeden Fall immer besser, finde ich. Wie weit man ins Detail geht, kann man dann ja immer noch entscheiden bzw. das Kind durch Nachfragen entscheiden lassen.

Grüße
kernig

Danke für die Beispiele
Moin!
Danke für Deine Beispiele.

Eigentlich kann keiner mehr behaupten, er kenne keine Homosexuellen.
Der Lebensgefährte unseres Außenministers wird ja nicht mehr so direkt versteckt (zum Glück) und das geflügelte Wort von Wowi war doch auch sehr direkt. :smile:

Die Übertragung in andere Bereiche finde ich sehr gelungen und auch wichtig. Den Kindern eine Einstellung zu vermitteln, die einer bunte Welt mit Neugier und ohne Vorurteile zu begegnen ist gar nicht so schwer.

Wir haben ein Kind im Rolli in der Verwandtschaft, für unseren Sohn war das also von klein auf völlig normal. Als er Grundschüler war, waren wir mit anderen Kindern in der Stadt unterwegs und dort trafen wir einen Mann im elektrischen Rollstuhl und die anderen Kinder waren ganz erstaunt, was das sei. Mein Sohn sagte nur: „Der kann nicht gut laufen, deshalb hilft ihm der Rollstuhl.“ Damit war für ihn die Sache einfach mal erledigt. Ich habe mich damals sehr über seine Reaktion gefreut.

In dem Buch wird das schön dargestellt - wie schwer das ist, die Grenze zwischen übermäßigem Mitleid und Hilfsbereitschaft zu finden:
Meine Füße sind der Rollstuhl.

Aber wir kommen vom Thema ab :wink:

Im Übrigen finde ich: Gerade wenn die Gelegenheiten so selten sind, die Kinder mit der Vielfalt des menschlichen Daseins zu konfrontieren (und das ist es, hier auf dem Dorf gibt es z.B. auch keine Farbigen, Rollstuhlfahrer werden in Autos transportiert usw. - die Welt ist in manchen Orten sehr sehr rund, an sich auch nichts Schlechtes), umso deutlicher sollte man die Gelegenheiten dazu wahrnehmen. Im beschriebenen Fall also vor allem schade um die verstrichene Gelegenheit :smile:

Grüße
kernig

… und ich finde man darf auch
Hi!
Wenn man grad zu überrumpelt ist (oder die Situation wirklich unpassend für ausschweifende Frage-Antwort-Erklärungen), könnte man auch erstmal eine einfach Erklärung abgeben und sagen: Da muss ich mir selbst erstmal Gedanken drüber machen, wie ich Dir das am besten erkläre.
Und ein eingehendes Gespräch auf einen ruhigen Moment verlegen - möglichst aber nicht vergessen.

Grüße
kernig

Notlüge und Realität
Hallo Trashi,

ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals jemand erklärt hätte, was Homosexualität ist! Vor etwas über zwanzig Jahren (da war ich so alt wie dein Kind) war es im kleinen großstädtischen Bereich wohl eher ungewöhnlich ein homosexuelles Paar zu sehen. In der Zeit war „schwul“ eindeutig ein Schimpfwort und nichts anderes. Irgendwann habe ich das halt mal gehört und es hingenommen. Ich weiß noch, dass ich es dann am Gymnasium unmöglich fand, wenn sich Mitschüler mit „schwul“ beschimpft haben. Offenbar wusste ich da dann doch irgendwoher, was das bedeutet und dass es nichts Schlimmes ist. Gesagt hat es mir aber niemand und gefragt habe ich sicher auch nicht. Es gab ja die Bravo und Co.

Einen ersten schwulen Bekannten hatte ich dann in der Oberstufe. Seither habe ich einige kennengelernt, aber viele sind es nicht, obwohl ich rumgekommen bin. Aber ich habe halt auch nie in Berlin oder einer anderen großen Großstadt gewohnt, sondern immer nur in denen, die knapp an der 100.000 kratzen. Dass es in Kleinstädten noch weniger davon zu sehen gibt, glaube ich dir gern.

Ich kann auch verstehen, dass einem Fünfjährigen der aktuelle Berliner Oberbürgermeister oder der Außenminister nicht so präsent sind. Das sind schon seltsame Beispiele, die da aufgeführt werden…

Ich persönlich mache mir keine Gedanken um die Formen des privaten Zusammenlebens. Wir haben einen entfernten schwulen Bekannten und sehr viele Verheiratete mit Kindern, aber wir selbst leben ja auch in wilder Ehe mit Kind(ern). Mein Kurzer ist noch zu klein um zu fragen, aber ich danke dir, dass du durch deine Frage meine Aufmerksamkeit schon mal darauf gelenkt hast. Ich glaube, ich wäre auch erst einmal ein wenig sprachlos. Aber nun weiß ich, was ich sagen würde. Allerdings lese ich beruflich bedingt auch einige Jugendzeitschriften, die hier immer rumliegen, und vielleicht kommt mein Kind durch Bilder schon in der vertrauten Umgebung auf die Idee, solche Fragen zu stellen. Ja, ich denke, da würde ich mich wohler fühlen :smile:

Also ich finde es keinesfalls verwerflich, da erst einmal perplex zu sein, und deine Notlüge war zwar nicht fein, aber sie hat ja jetzt auch keine Vorurteile geschürt oder sonstiges. Die Chance zur Richtigstellung hast du allemal noch und nun gibt es ja auch genug gute Ratschläge, wie man das formulieren kann.

Und ich bin schon sehr gespannt auf die Fragen meines Kindes, die dann in zwei, drei Jahren losgehen :smile:

Grüße!

P.S.: Ich sehe der Frage „Mama, warum gehst du jeden Tag arbeiten und die Mamas von X, Y und Z nicht?“ auch mit gemischten Gefühlen entgegen - v.a., wenn sie „in Gesellschaft“ kommen sollte. Soll man die Wahrheit sagen („Weil ich gern arbeiten gehe und ich gern meiner Qualifikation entsprechend tätig sein will.“) oder den Hammer auspacken („Weil es mir zu Hause zu langweilig wäre und ich auch gern mein eigenes Geld verdiene, um nicht von deinem Papa abhängig zu sein.“) oder auf die Tränendrüse drücken („Weil wir dir sonst nicht so viele tolle Sachen kaufen könnten.“)?! Bin gespannt, was mir bis dahin noch einfällt :wink:

OT: Schlechtes Beispiel?!
Hallo M.,

was ich an dem Ärzte-Song noch nicht verstanden habe und weshalb ich ihn fürchterlich schlecht finde ist der letzte Vers des von dir zitierten Auszuges. Was soll der denn bitte heißen? Wenn ich ihn richtig verstehe, vermittelt er der Jugend, die das Lied ja vordergründig konsumimert, ein völlig falsches Bild von Homosexualität, oder nicht?!

Dass das Beispiel „Kaugummi kauen“ ebenfalls äußerst schwach ist, lassen wir mal beiseite :smile:

(Ich höre deutsche Lieder auch nach Tauglichkeit für den Unterricht. Dieses würde ich eben als Negativbeispiel nehmen.)

Grüße!

dir für deinen netten, beruhigenden Beitrag.

Ich habe ja im Fred einige gute Tips bekommen -nicht nur zur Beantwortung dieser Frage- und fühle mich nun besser „gewappnet“ fürs nächste Mal.

LG

Hallo Kernig,

„es ist so, wie es ist“ und so kann man es auch erklären, finde ich eine absolut treffende Antwort. Warum nicht Hautfarbe, Behinderungen, Neigungen usw. genau so erklären, wie sie sind?

Mir machte damals die Frage, ob es einen Weihnachtsmann denn nun wirklich gibt, viel, viel mehr Probleme (bin damals etwas geschwommen mit: So lange Du an den Weihnachtsmann glaubst und Dir wünscht, dass es ihn gibt, gibt es den Weihnachtsmann auch in Deinem Herzen. Aber sie hat das damals erstaunlicherweise genau das verstanden, was ich ausdrücken wollte (:

Gruß Inge

Hallo,

unsere Kinder wissen beide , was Homosexualität bedeutet . Anstoss war die Tatsache, das eines unserer Familienmitglieder (der pate der beiden) schwul ist und irgendwann im Gespräch ,mal aufkam, das die Mutter des jungen Mannes wohl keine weiteren Enkel mehr bekommt, da die Tochter sterilisiert ist und der Sohn schwul ist. Unsere Kinder fragten dann nach, nicht nur, warum das so ist .(wir erklärten, das der Onkel sich halt nicht in Frauen verliebt, sondern in Männer, und das zwei Männer und zwei Frauen zusammen keine eigenen Kinder bekommem können sondern ggf nur adoptieren können). Das fanden unsere total normal, die Tatsache, wie denn Kinder nun genau entsthen, war sehr viel interessanter, und dauerte den ganzen Nachmittag. Meine kiddis sind nun aufgeklärt. :smile:))

Witzig war nur, das unser Sohn im kindergarten dann von einem anderen Kind als schwul beschimpft wurde (bissu schwul oder was, lan)… was mein Sohn mit ja beantwortete, er würde später seinen besten Freund heiraten.
Ich musste so schallend lachen, weil der Gesichtsausdruck des gegenübers so perplex war, ich konnte nicht mehr. :smile:

Ich kann aber verstehen, das man dann erstmal schlucken muss, wenn man nichts falsches erzählen will . Unser Sohn fragte mich letztesmal ziemlich zum Thema Krieg aus, und da war ich auch etwas befangen, weil ich nicht wussste, wie ich das kindgerecht erklärem sollte.

Lg

Brenna