Jesus und die Pharisäer
… Diskussion interessiert bist?
Nun nicht mehr.
Übrigens ist auch die Art und Weise, wie Du den Begriff
Pharisäer hier einführst und mir gegenüber verwendest, in der
Tradition des christlichen Antijudaismus stehend.In diesem Sinne liebes Mädchen!
„Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist
als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr
nicht in das Himmelreich kommen.“Luther, M. (1984; 2004). Die Bibel nach der Übersetzung Martin
Luthers (1984); Bible. German. Die Bibel nach der Übersetzung
Martin Luthers (1984). (Mt 5,20). Deutsche Bibelgesellschaft.
Und nun führst Du durch Dein Zitat und wie Du es aus dem Kontext reißt, die Tradition der chistlich antijudaistischen Auslegungstradition weiter.
Zu Deinem Zitat ist Folgendes zu sagen - ich kopiere hier eine Passage eines von mir verfaßten Artikels rein, wobei mit „Talmud“ die mündliche Tradition des Judentums gemeint ist, die später verschriftet wurde.
Talmudische Tradition scheint im Neuen Testament geschrieben steht:
„Es ist euch gesagt“ im Gegensatz zu "es steht geschrieben. Ich schalte das als Hinweis voran, weil die Pharisäer ganz eng mit der mündlichen Tradition verbunden sind.
**"Jesus hat als Jude in der jüdischen Tradition gelebt. Wer die Lebenswelt Jesu und den geistigen Horizont dieser Epoche nicht nur oberflächlich kennenlernen will, kommt um den Talmud nicht herum. Das Christentum ist auf diesem geistigen Hintergrund entstanden. Immer wieder bezieht sich Jesus auf Diskussionen seiner Zeit, die sich sowohl im Talmud als auch im Neuen Testament niederschlagen. „Die Schriftdeutung Jesus unterscheidet sich kaum von jener der übrigen Interpreten aus jener Epoche. Gelegentlich äußert er einen neuen Gedanken, doch sind seine Postulate nicht radikal anders“ schreibt Rabbiner Roland Gradwohl. Wenn es um den Umgang mit Armen geht, so sagt Jesus „Du aber, wenn du Wohltätigkeit übst (Z’dakah), dann laß nicht einmal deine Linke wissen, was deine Rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen sei“ (vgl. Mt 6,1-3). Der Talmud sagt: „Wer Almosen im Verborgenen gibt, ist größer als Moses, unser Lehrer“ und es ist wichtig, daß „der Geber nicht weiß, wem er gibt und der Empfänger nicht weiß, von wem er die Gabe bekommt“.
Auf die Frage, was das Wesentliche der Torah sei, antwortet Hillel, der eine Generation vor Jesus lebte: „Was dir nicht lieb ist, füge dem Nächsten nicht an. Das ist die Torah, alles Übrige ist nur Ausführung“ (Traktat Schabbat). Jesus antwortet auf dieselbe Frage: „Tue deinem Nächsten so, wie du behandelt werden willst“ (goldene Regel). Der Unterschied besteht darin, dass Jesus von einem Juden und Hillel, der ein Pharisäer war, von einem Heiden gefragt wurde.
Wer den Talmud kennenlernt merkt, dass Jesus keiner der Gruppierungen seiner Zeit inhaltlich so nahesteht wie gerade den Pharisäern. Manche jüdischen Theologen ordnen ihn deshalb dieser Richtung zu. Warum aber sind gerade die Pharisäer in der christlichen Tradition zum negativen Stereotyp schlechthin verkommen? Ohne zu differenzieren werden sie als gesetzlich und heuchlerisch beschrieben und diese Sicht wurde von christlicher Seite auf die Juden pauschal erweitert. Sie bereitete den Nährboden für christlichen Antijudaismus.
Um eine erweiterte Sicht zu bekommen, ist ein Blick in den Talmud hilfreich. Schon der palästinensische Talmud benennt sieben Sorten von Pharisäern. Die Kritik Jesu an (einzelnen) Pharisäern stimmt mit der dortigen Kritik überein. Jesus hat Auswüchse pharisäischen Lebensstils kritisiert, niemals aber die Pharisäer pauschal als Gruppe. Nach der Zerstörung Jerusalems durch römische Truppen (70 n.d.Z.) waren es die Pharisäer, welche die jüdische Tradition bewahrten, weitergaben und auf die Notwendigkeit hinwiesen, daß sie in jeder Epoche neu interpretiert werden muss und so eine Erstarrung in geronnene und leblose Traditionen verhindert wird."**
Der ganze - etwas längere - Artikel steht hier:
http://www.judentum.org/judenmission/judenmission/bi…
Gruss
Iris