Latte?

Hallo, Sprachkundige!
Ich schreib mein Frage jetzt mal aufs D-Brett, vielleicht wär ja ein anderes passender, aber dazu müsste ich schon einen Teil der Antwort wissen.
Was bedeutet genau und woher kommt die Redensart
„Das ist mir latte“?
Gibt’s das schon lange? Ich hab es neulich zum ersten Mal gehört.
Dank und Gruß!
Hannes

Was bedeutet genau die Redensart
„Das ist mir latte“?

Hi Hannes,

es bedeutet „das ist mir egal“ oder eben auch „es interessiert mich nicht“,
ich kenne diese Redewendung hier aus Norddeutschland.

Aber ob sie denn auch von hier stammt, kann ich Dir leider nicht sagen.

Grüße,
Kieckie

Hallo Kieckie!

Was bedeutet genau die Redensart
„Das ist mir latte“?

es bedeutet „das ist mir egal“ oder eben auch „es interessiert
mich nicht“,

Also ich kann nicht sagen, dass mich (meine) „-latte“ nicht interessierte. Das kann ich gar nicht nachvollziehen, insbesondere nicht am „Morgen“!

Gruß Gernot

…Gernot, Du Komiker!!

Hallo Kieckie,

…Gernot, Du Komiker!!

Glaubst du nicht auch, dass das Wort „latte“ eine Querverbindung zu einer anderen Sprache als dem Deutschen selbst hat? Wenn ja, sagt man das in irgendeiner (z.B. der italienischen) Sprache mit dieser Bedeutung so, etwa im Sinne von „das ist mir Milch/egal“?

Und wenn der Ausdruck nicht originär deutschen Ursprungs ist: Es muss ja irgendeine typisch deutsche Bewandnis damit haben, wenn er im Deutschen so eine Rezeption erfährt.

Übrigens: Bei der italienischen Übersetzung von Andersens Märchentitel „Die Prinzessin auf der Erbse“ fangen die Italiener regelmäßig an zu lachen, weil „pisello“ nicht nur „Erbse“ sondern auch „Schwanz“ im Sinne von „männliches Geschlechtsteil“ heißt.

http://images.google.com/images?q=pisello&sourceid=i…

Gruß Gernot

Hi,

Glaubst du nicht auch, dass das Wort „latte“ eine
Querverbindung zu einer anderen Sprache als dem Deutschen
selbst hat?

Kann sein, ich vermute eher, daß es gelaufen ist wie bei „paletti“, das ohne Bezug zu Gegenständen oder Anlehnung an eine andere Sprache entstanden ist.

Gruß
Cassius

Hallo,

nach kurzem googeln habe ich gefunden, daß es wohl eine CD „Ballermann Hits 2007“ von „Jürgen“ gibt, auf der ein Titel namens "Heut ist mein Tag…(Das Ist Mir Latte) ist.

Das ist nun ein Henne-Ei-Problem, da ich auch keinen Hinweis darauf habe, ob sich die Redensart aus dem Song ergibt oder andersrum.

Gerhard

Die Redensart ist schon wesentlich älter. In meiner Jugendzeit (*1979) war sie sehr populär und war auch sexuell geprägt. Ist mir egal = Morgenlatte (ist ja keine wirkliche sexuelle Erregung).

Nicolle

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Ich kenns nur als „Spinnst du?“.

Latte oder was?

ist wohl alters- und milieubedingt…

Hallo, Hannes,
in dieser Form ist mir der Begriff „Latte“ auch unbekannt.
Ich kenne den Ausdruck „einen an der Latte haben“ in der Bedeutung von „nicht ganz richtig im Kopf sein“, der wohl etwas mit der heftigen Berührung des Schädels mit dem länglichen Holzobjekt zusammenhängen mag.

Gruß
Eckard

Hi,

es bedeutet „das ist mir egal“ oder eben auch „es interessiert
mich nicht“,

Meine Assoziation dazu: Maurer verwenden doch eine Holzlatte, um Putzgründe, Estriche usw. auszugleichen (http://www.kronimus.de/Auftritt/Bauherr/Schwellen-Ei…). Die „Latte“ hier also als das Instrument, das alles gleich macht.

Aber keine Ahnung, ob die Redensart tatsächlich daher kommt.

Für mögliche andere Erklärungen kann man sich vielleicht nochmal die verschiedenen Bedeutungen von „Latte“ vor Augen führen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Latte

Grüße
Wolfgang

Hallo Cassius!

Glaubst du nicht auch, dass das Wort „latte“ eine
Querverbindung zu einer anderen Sprache als dem Deutschen
selbst hat?

Kann sein, ich vermute eher, daß es gelaufen ist wie bei
„paletti“, das ohne Bezug zu Gegenständen oder Anlehnung an
eine andere Sprache entstanden ist.

Das könnte eine Erklärung sein. Das wäre mal wieder eine Gelegenheit, meinen Freund in Rom nach zwei Jahren Funkstille zu kontaktieren, de mir übrigens auch den „pisello“ erklärt hat. Ob „latte“ im Italienischen eine entsprechende Bedeutung hat, kann uns nur ein Muttersprachler oder ein Italianist erklären. Ich selbst habe leider nur Hispanistik studiert, und da heißt es „me da igual“ und nicht „me da leche“!

Gruß Gernot

Also ich kenne den Ausdruck und er bedeutet so viel wie: „Ist mir gleich“, „Ist mir egal“ So nach dem Motto „Mach doch was du willst“.

Wohers kommt weiß ich allerdings auch nicht :smile:

Servus Hannes,

auch die Soziolekt-Fachleute haben keinen Plan, was die Etymologie anbelangt:

http://www.mundmische.de/entry/search/latte/2

Es wird solange ein Rätsel bleiben, bis Fritz in den Röhrich(T?) geschaut hat :wink:

Kai

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Hannes,

den Spruch gibts auch mit: das ist mir Titte wie Latte. Auch hat nicht nur Jürgen diesen Begriff in einem Song verwurstet, sondern z.B. die Absoluten Beginner in Liebeslied von 1998. Auch ich glaube, der Spruch ist schon sehr viel älter und - wie so vieles - eine moderne Abwandlung von irgend etwas, was die Jugend schon früher benutzt hat.

Ein netter Link zum Thema (und wenn Du Dich noch mehr wundern willst):

http://www.mundmische.de/

LG Suse

Wörterbüccherbefund

Es wird solange ein Rätsel bleiben, bis Fritz in den Röhrich geschaut hat :wink:

Hallo, Kai und alle anderen auch.

Die hier genannte Bedeutung findet sich bei Röhrich nicht, aber ich kann gern den Artikel anbieten, vielleicht findet eine ein Verbindung.

_ Latte

Mit der Latte laufen: ein Narr sein, in engerer Bedeutung: toll sein vor Liebe. Belegt ist der Ausdruck z.B. 1728 bei Daniel Stoppe (›Gedichte‹ Band 2, S. 199): »Wer mit der Latte läuft und sich als ein Narr stellt«. Der Sinn der Redensart wird kulturgeschichtlich klar, wenn man sich unter Latte die Leimstange oder Leimrute des Vogelfängers vorstellt. Gestützt wird diese Gleichsetzung dadurch, daß im 16. Jahrhundert die Redensart auch in der Form ›mit der Leimstange laufen‹ im selben Sinne ganz gebräuchlich war. Diese Form wird im 17. Jahrhundert bei Heinrich Julius von Braunschweig literarisch: »Barmherziger Gott, wie leuft der Kerl mit der Leimstangen«, d.h., was ist er doch für ein Narr. Der ›Leimstängler‹ war in der Komödie des 16. und 17. Jahrhundert die typische Figur des verliebten Gecken, der in närrischem Aufzug mit Leimrute oder -stange als Mädchenjäger umherlief, um sie wie Vögel einzufangen. Leim.

Einen auf der Latte haben: betrunken sein, mag sich scherzhaft auch noch auf die Leimstange beziehen, mit der man einen Vogel fängt. Die Redensart bedeutet aber auch: es auf einen abgesehen haben, einen nicht leiden können, jemanden scharf beobachten. Hier dürfte vielleicht an die Fixier- und Visierlatte des Landmessers oder des Artilleristen als tertium comparationis gedacht sein. Latte kann hier aber auch im Sinne des Kerbholzes verstanden werden, auf dem man noch jemanden als Schuldner hat. So heißt ›Etwas auf der Latte haben‹ auch: Schulden haben. Latte wird ferner als Mengenbezeichnung für Geld gebraucht: ›Eine Latte Geld‹, Eine Stange Geld. Im Bairischen ist im Sinne des Kerbholzes bekannt: ›einem eine Latte zahlen‹, einem die Zeche zahlen. Man sagt dort auch: ›Er hat eine lange Latte‹, er hat viele Zechschulden, oder: ›rechnen Sie die Latte zusammen‹, machen Sie die Rechnung. Im Rheinland sind ›Lattenschulden‹ Borgschulden. ›Man schlägt einen an die Latte‹, wenn man über den Durst und auf Pump trinkt, wobei der letztere Sinn in der Redensart heute meist verlorengegangen ist, so daß sie nur noch als ein flottes Kraftwort gebraucht wird.

Er hat eine Latte zuviel: er ist verrückt. Verständlich wird diese Redensart, wenn man an die verwandte Form denkt: ›Der hat einen Dachsparren zuviel‹, wobei Kopf und Verstand mit dem Dach verglichen werden. Der hat sie nicht alle auf der Latte besagt dasselbe. Latten schneiden: schnarchen; vgl. auch ›sägen‹ in der gleichen Bedeutung

Lange Latte nennt man einen langen, hageren Menschen; Eine tapezierte Latte ist ein geckisch aufgeputzter hagerer Mensch.

Einen auf die Latten legen: einen ins Gefängnis stecken. Die Redensart knüpft an den älteren Ausdruck ›Lattenarrest‹ an, der so nach der mit Latten ausgelegten, primitiven Gefängniszelle genannt ist; vgl. ›An die Latten kommen‹, von der Polizei erwischt werden. Im Schwäbischen ist ›August mit der Latte‹ der Landjäger, wobei Latte als ironisierender Ausdruck für jede Art von Waffe, hier für das Gewehr, fungiert. Im Rheinland nannte man den Degen des Feldwebels ›Lättchen‹.

Durch die Latten gehen: entwischen, ist wohl eine lautliche Analogiebildung zu ›Durch die Lappen gehen‹ ( Lappen), wobei hier nun aber Latten als Lattenzaun verstanden werden.

›Über den Latten gehen‹ besagt in Augsburg: die Grenzen des Anstandes überschreiten; vgl. schweizerisch ›aus der Latte springen‹, aus der Rolle fallen, wobei eine Anknüpfung an die mittelalterlichen Turnierschranken ( Schranke) denkbar wäre, aber nicht gesichert ist.

L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Latte. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 3697
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 933) © Verlag Herder]_

Auch in Küppers Wörterbuch der deutschen Alltagssprache findet sich die hier genennte Bedeutung nicht.

Der erwähnt Latte in den Redewendungen und Bedeutungen:

  1. eine Latte haben: hohe Geldsumme, Rechnung, Schulden haben
  2. ebenso: langes Vorstrafenregister,
  3. eine Latte sein: langer Mensch,
  4. etwas auf der Latte haben: Geldschulden, wie auf dem Kerbholz,
  5. jem. auf der Latte haben: nicht leiden können, hier verweist Küppers auf die Visierlatte an Geschützen,
  6. nicht alle auf der Latte haben: verrückt sein

Auch der Redewendungsduden (Bd. 11) nennt nur Punkt 5 und 6 von Küppers.

Bemerkenswert, dass alle diese Wörterbücher die Latte als erigiertes Glied und sei es bloß die Almoripila nicht nennen.

Und dass sie alle die Prägung „Das ist mir Latte“ nicht nennen oder kennen, weist darauf hin, dass es sich wohl um eine sehr junge Bildung handelt.

Ich selbst habe sie hier zum ersten Mal gelesen.

Mir würde eine Parallelbildung zu „Das ist mir Wurst“ einleuchten, da die Wurst wie die Latte an das männliche Geschlechtsorgan denken lassen können.

Gruß Fritz

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Hallo, Hannes,

bist du sicher, dass man „Latte“ klein schreibt in dieser Redewendung?

Damit wäre der Prozess der Adjektivisierung von Nomen weiter gegangen wie bei „Das ist spitze, klasse, scheiße!“

Bei Mundmische steht es mit Großbuchstabe am Anfang.

Gruß Fritz

bist du sicher, dass man „Latte“ klein schreibt in dieser
Redewendung?

Nee,

Fritz,

absolut nicht sicher. Ich hab den Ausdruck (nur) gehört.
Gruß und schönen So’Tag!
Hannes

Ein netter Link zum Thema (und wenn Du Dich noch mehr wundern
willst):

http://www.mundmische.de/

Hallo.

Suse,

und besten Dankd!
Es ist dir gelungen, mich zu wundern! :smile:)
Hannes

*LOL* owt

Übrigens: Bei der italienischen Übersetzung von Andersens
Märchentitel „Die Prinzessin auf der Erbse“ fangen die
Italiener regelmäßig an zu lachen, weil „pisello“ nicht nur
„Erbse“ sondern auch „Schwanz“ im Sinne von „männliches
Geschlechtsteil“ heißt.