Mysterium der Erlösung
Zur Zeit der Abfassung der Evangelien war von der Trinität noch keine Rede.
Das hat auch niemand behauptet.
Zunächst hab ich dir - so ausführlich es ir ad hoc möglich war - etwas zu dem Zitat gesagt, woraus hervorgeht, daß sich vielleicht die ganze Frage erübrigt.
Sodann hat DU gefragt:
Wie lässt sich diese Aussage theologisch [und nicht aus Sicht :von Gläubigen. Das ist nämlich nicht dasselbe] mit der Vorstellung
der heiligen Dreifaltigkeit und somit der Gestalt Jesu als Teil Gottes vereinbaren?
Dazu hast du ebenfalls eine Antwort bekommen: Der Psalm 22 enthält ja noch mehr Aussagen als allein das Zitat - nämlich daß das Gefühl des Verlassenseins durch das vom Gequälten blind gesetzte Vertrauen aufgehoben wird.
Daß sich das mit der (späteren!) Trinitätskonzeption nicht widerspricht, liegt u.a. darin, daß die Aussage „Jesus als Teil Gottes“ trinitarisch falsch ist. Die Personen (Hypostasen) sind eben NICHT „Teile einer Gesamtheit“.
Und dann kommt dazu, daß mit der Trinität die christliche Konzeption nicht nur Gott als EINEN aussagt, sondern daß dieser Gott ein ABSOLUTES. D.h. daß alle Negation IN ihm selbst ist: Es gibt kein „außérhalb“ dieses Gottes (mit Joh. 1.3 zeigt sich, daß das auch so schon zur apostolischen Zeit angedacht war).
Andererseits ist Jesus Mensch, und zwar als Gesandter Gottes mit einem Auftrag. Es liegt darin also dennoch zumindest ein WEGgehen (sonst würde er an anderer Stelle nicht zu sagen brauchen „ich gehe zum Vater zurück …“). Mit der Folterung und dem physischen Tod (der beim Ausspruch dieses Satzes kurz bevorsteht) wird aber (so ist die Gesamtaussage der Evangelien) der Auftrag vollendet: Indem der Mensch Jesus durch die Folter, die Verachtung (und weiter alles das, was in Psalm 22 aufgelistet wird) hindurchgeht, wird jede noch so entsetzliche menschliche Gottverlassenheit in das innergöttliche Geschehen zurückgeholt und DADURCH aufgehoben (dies durchaus im Sinne des späteren Hegelschen Begriffes der „Aufhebung des Widerspruchs“).
Das kann natürlich nur dadurch geschehen, daß Jesus einerseits selbst Gott IST, und andererseits als göttlich - für eben diesen Durchgang durch Tod - beauftragter Mensch SELBST durch diese größtmögliche dem Menschen erfahrbare Gottesferne hindurchgeht. Denn sonst wäre die Rückkehr aus dieser Ferne nicht eine ebenfalls absolute.
Soweit die theologische (bzw religionsphilosophische) Erläuterung. Was die von dir aber jetzt gemeinten Gläubigen dazu sagen, sollen sie selbst sagen (und taten sie ja bereits).
Gruß
Metapher