Ja. (Eine Analyse - für Elke )
Weil ich es albern finde, mit seinen Kindern über Frisuren zu streiten.
Das ist, liebe Elke, auch pädagogisch gesehen, reiner Schwachsinn, weil die Frisur eines Kindes, außer es sind Läuse drin, und selbst dann, völlig piepegal ist.
Die Ausgangslage ist also folgende: Die Eltern regen sich wegen einer Sache auf, die mit dem Wohlergehen des Kindes nicht das Geringste zu tun hat.
Frage: Warum regen sich die Eltern auf?
Mögliche Antworten: Weil sie ihr Kind häßlich finden und enttäuscht sind, weil sie sich bei der Zeugung eine neue Wohnzimmerdekoration ohne eigenen Willen vorgestellt haben, und zwar eine hübsche.
Oder weil die Nachbarn reden. Oder die Großeltern, oder wer auch immer, weil sie sich hübsche Nachbarn, hübsche Enkel oder sonst was gewünscht haben.
Oder sie denken im Wohl des Jungen, der mit seiner Haarfront keine Mädchen kennenlernt, und sie sich doch so sehr Enkel von ihrem 14-jährigen wünschen.
Oder sie sehen, dass der Junge einen eigenen Willen und einen eigenen Style entwickelt, der nicht zu ihrem Bild von ihrem Sohn passt und den sie deswegen nicht gutheißen können. Denn solange er seine Füße unter ihren Tisch stellt…
Andere Antworten kann ich mir nicht vorstellen. Schon gar keine, in denen es irgendwie um den jungen Mann geht.
Frage: Welche Handlungsmöglichkeiten hat der Junge nun?
Antwort a) Weiter bocken, solange, bis er und die Eltern ob der Lappalie völlig wahnsinnig werden und die Sache in irgendeiner Weise eskaliert. (-> Rechtsanwalt oder Zwangsfrisur) Das wäre eine äußerst kindische Reaktion, die die Ansprache der Eltern an ein Kind rechtfertigt. Mit 14 ist man aber kein Kind mehr.
Antwort b) Kompromisse schließen, wie es Erwachsene tun. Den Eltern scheint aus irgendeinem Grund sehr viel an der Frisur zu liegen. Sie greifen mit ihrem Genörgel allerdings in die Privatsphäre des Jungen ein - bei Pubertierenden ein absolutes No-Go.
Denn - liebe Elke, jetzt spricht die Pädagogin - in der Pubertät probieren die Jugendlichen verschiedene Identitäten aus, testen Grenzen, lernen ihren Körper und die Körper anderer neu kennen, sind unsicher in ihrem Inneren und Äußeren, haben große Angst, vor der Gesellschaft, vor sich selbst, vor ihrer Peer-Group, und machen Erfahrungen, die ihr ganzes weiteres Leben entscheidend prägen. Darüber hinaus bildet sich in der Pubertät eine neue Beziehung zu den Eltern, welche langsam, aber sicher erkennen müssen, dass es sich in ihrem Sprössling um einen Erwachsenen handelt und nicht mehr um ein Kind.
Versteh, der Junge kann nicht einfach zum Friseur gehen. Dann würde er nicht nur seine Haare, sondern auch sein Gesicht verlieren. Also muss er ein Arrangement finden, in dem er sein Gesicht wahrt, und das geht nur, indem die Eltern ihm entgegenkommen und als gleichwertigen Partner anerkennen, und nicht als Befehlsempfänger.
Das geht über eine finanzielle Entschädigung oder, wie ich in meinem UP schrieb, über erwachsene Einflussnahme auf anderem Wege.
Elke, denke doch bitte einmal nach, bevor Du mir irgendetwas vorwirfst. Ich finde den Ton, den Du in Deinem Posting angeschlagen hast, sehr verletzend. Glaube mir, gerade wenn ich Jugendlichen Ratschläge gebe, denke ich lange über die Konsequenzen meiner Worte nach.
Vertrau mir einfach, ja?
Herzliche Grüße von Mira (19.5. - dann ist es endlich vorbei, das Ref)