Mittelalter

Wilber, Meister Eckhart etc.
Hallo HC und Metapher,

Ok ok *lach* ich nehm das „esoterisch“ zurück :smile:))

ich lese gerade im Wilber, den mir HC dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. Da ich erst zu einem Drittel das Buch durch habe, möchte ich noch nicht wirklich etwas dazu sagen. Bisher habe ich allerdings den Eindruck, eine „etwas verspätete“ Leibnizsche Monadologie zu lesen, die darauf beruht, dass Wilber Ganzheiten konstruiert, die er Holons nennt, und deren Existenz man ontologisch (!) zu bejahen hat, wenn man in sein System hineinwill. Deshalb würde ich die Bezeichnung „esoterisch“ - jedenfalls in der normalen Wortbedeutung - nicht so gerne zurückgenommen sehen. Wenn man natürlich nur das Blavatsky-Wischi-Waschi als „esoterisch“ gelten lässt, dann ist Wilber natürlich kein Esoteriker, das ist schon eine andere Ebene, das gebe ich zu - aber nur das. - Mal sehen, vielleicht ändert die Lektüre der beiden verbleibenden Drittel ja noch etwas an meiner Meinung … (Darf ich noch ein bisschen behalten, HC? Ich kann im Moment nicht schneller, weil ich nur kurz vor dem Schlafen darin lesen kann.)

wenn jemand sich so vortrefflich zu artikulieren versteht wie
der Gemeinte, warum sollte ich ihm dann unter die Arme
greifen? *smile*

Danke schön. *zurücksmile*

Wie hättest du Meister Eckhart zu seiner Zeit genannt?

Meister Eckhart steht ganz auf dem Boden der Scholastik, auch wenn einzelne Thesen von Rom verurteilt wurden. Die Mystik ist ein Sonderweg innerhalb der Scholastik. Esoteriker im von dir gemeinten Sinn sind vielleicht Ruysbroeck und solche Leute (ok, das war schon etwas später, aber mir fällt in dieser frühen Zeit gerade niemand ein).

Herzliche Grüße

Thomas Miller

P. S. @Metapher: Ich habe bei ebay ein „Liber usualis“ ersteigert *freu-bis-ins-Unermessliche*, du kannst also bei Gelegenheit dein Antiphonale schon früher zurückbekommen, wenn du willst. Wir müssten nur einen geeigneten Zeitpunkt finden oder eine adäquaten Überbringer … Möglicherweise aber komme ich auch im Dezember/Januar nach Bonn (die Schwiegereltern wollen doch den Nachwuchs sehen).

Hallo Metapher!

Warum greifst du dann deinem Freund nicht unter die Arme?

hm - in einer philosophischen Argumentation sollte es doch
gleichgültig sein, ob jemand Freund ist oder nicht, oder? Und
wenn jemand sich so vortrefflich zu artikulieren versteht wie
der Gemeinte, warum sollte ich ihm dann unter die Arme
greifen?

Weil Thomas als Nichtkenner W.s, im offenbaren Gegensatz zu dir, (?!) auf etwas verlorenem Posten steht. Denn seine bisherige Argumentation beruhte ja lediglich auf verwirrende Interpretationen unsererseits.
Direkte Fragen scheinst du gerne durch Ignoranz zu umgehen (?!)
(Hast du ihn gelesen oder nicht?) Wenn doch nein, wie kannst du ihn dann bewerten?

Zu M.E. und seine Bedeutung in der damaligen europäischen
Philosophie hab ich dir in dem Posting etwas geschrieben.
Abgesehen davon, daß er ein bedeutender Redner und Lehrer war:
Sowohl die „Lateinischen Schriften“ als auch die „Deutschen
Predigten und Traktate“, in die man sein Werk heute einteilt,
sind auch damals von weitbachteter Bedeutung gewesen.

Klar, aus heutiger Sicht ist es einfach zu bewerten! Man hat die geschichtliche Kausalität auf der seiner Seite. Und die hat nun W. nicht! Das ist das MICH immer zum Lächeln *smile* bringende an Euch Wissenschaftlern. Wenn jemand/etwas durch die Geschichte
bestätigt wird, zitiert ihr das so liebend gerne. Aber bei aktuellen Visionen, packt ihr genauso liebend gerne die inquisitorischen Praktiken des Vorverurteilen aus. Aus der Geschichte scheint ihr nichts gelernt zu haben!

Etwas, daß sowohl theologiegeschichtlich (ich schrieb dir
etwas, das du offenbar überlesen hast *g*) als auch
religionsphilosophisch eine derart weitgreifende Auswirkung
auf die gesamte europäische Philosophie hatte, mit "nicht
auch esoterisches Geseiere?
" zu kommentieren, ist ja wohl
irgendwie … ähm … *kopfkratz* :smile:))

Dito! Du kannst doch nicht einfach die Zeitebenen undifferenziert
lassen! Zu seiner Zeit war vieles esoterisch, was heute eben religionsphilosophisch ist! Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Außerdem kannst du dir deine Schulmeisterei schenken!
Das wirkt äußerst beleidigend!

Und Gottloses dazu!

Also - sorry - dann kann ich nur mich vor Lachen kringelnd am
Boden wälzen *gggg* Das ist wirklich das Kurioseste, was man
über ihn sagen kann - das wird nur von der Bulle des Joh. XXII
überboten, mit der man ihm damals von klerikaler Seite ans
Leder wollte…

Ok, ich überwinde mich und antworte entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten auf dein überhebliches Gelächter! Überheblichkeit hat zwei Wurzeln:
Ignorante Arroganz oder Unsicherheit!
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, welche Assoziationen du mit solch billigen Ausbrüchen bei mir auslöst!

Wenn du noch Lust hast, schreib mal was, wie du zu diesen
Statements kommst, ja?

Eckhart negierte Gott, ohne in zu leugenen! Er argumentierte so:
Egal wie wir uns Gott vorstellen, das Bild wird immer falsch sein. Ergo besser keinen Gott, als einen falschen! Damit stieß er bei vielen Klerikalen auf Unverständnis und Widerstand!

Dabei will ich es belassen! Diese Diskussionen, bei denen man seine Aussagen in immer wieder ins Erstaunen bringende Interpretationen, nur nicht in der eigentlich gemeinten wiederfindet, haben mein Interesse verloren!

Herzliche Grüße
HC

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Hallo Thomas!

(Darf ich noch ein bisschen behalten, HC? Ich kann im Moment
nicht schneller, weil ich nur kurz vor dem Schlafen darin
lesen kann.)

Klar behalt es so lange du willst!

Wie hättest du Meister Eckhart zu seiner Zeit genannt?

Meister Eckhart steht ganz auf dem Boden der Scholastik, auch
wenn einzelne Thesen von Rom verurteilt wurden. Die Mystik ist
ein Sonderweg innerhalb der Scholastik. Esoteriker im
von dir gemeinten Sinn sind vielleicht Ruysbroeck und solche
Leute (ok, das war schon etwas später, aber mir fällt in
dieser frühen Zeit gerade niemand ein).

Gut da haben wir wieder so eine Interpretationsgeschichte!
M.E. kann man die Mystik, jedenfalls zu ihrer Zeit, durchaus als
Esoterik bezeichnen! Und wenn es dir Freude macht, dann bezeichne halt Wilber als Esoteriker, es tut der Sache keinen Abbruch! Deine Einschätzung kann ich durchaus teilen, vieles was er schreibt kennt man eigentlich schon, was ich dir auch in der Diskussion mitgeteilt habe. Nur differieren wir beide wohl in der Bewertung seiner Arbeit! Ich hege i.d.R. meist erstmals mit Respekt auf den Versuch seine Innenansichten transparent zu machen, denn mit kritischem Vorverurteilen. Wilber steht ja nun auch nicht allein! Z.B. der amerikanische Psychologieprofessor
Robert Moore, um nur einen zu nennen, hat das aus theoretisch-jungianischem Standpunkt thematisiert!

Herzliche Grüße
HC

nochmal Meister Eckhart
Hi HC

Weil Thomas als Nichtkenner W.s, im offenbaren Gegensatz zu dir, (?!) auf etwas verlorenem Posten steht.

Thomas kann, so wie ich ihn kenne, seine Position sowohl vorbringen als auch, wenn es wirklich nötig sein sollte, verteidigen :smile:) Selbst wenn es mal nicht so sein sollte: Philosophen lieben es nicht unbedingt, wenn man ihnen Samariterdienste leistet :smile:

Denn seine bisherige Argumentation beruhte ja lediglich auf verwirrende Interpretationen unsererseits.

Was heißt „lediglich“? Ist doch gut, wenn verwirrende Interpretationen „euererseits“ (wer eigentlich?) entwirrt werden…

Direkte Fragen scheinst du gerne durch Ignoranz zu umgehen (?!)

Du meinst sicher „durch Ignorieren“?
Nun, das ist nicht meine Art, wie ich mich bisher im w-w-w gebährde, wie mancher sicher bestätigen kann.

Wenn du mit der direkten Frage die meinst, ob ich Wilber hinreichend kenne, um das über ihn zu sagen, was ich sagte: Auch das ist eigentlich selbstverständlich. Warum sollte ich denn sonst überhaupt etwas dazu sagen?

Zu M.E. und seine Bedeutung in der damaligen europäischen
Philosophie hab ich dir in dem Posting etwas geschrieben.
Abgesehen davon, daß er ein bedeutender Redner und Lehrer war:
Sowohl die „Lateinischen Schriften“ als auch die „Deutschen
Predigten und Traktate“, in die man sein Werk heute einteilt,
sind auch damals von weitbachteter Bedeutung gewesen.

Klar, aus heutiger Sicht ist es einfach zu bewerten!

In dem von dir Zitierten steht: auch damals. Zu seiner Rolle in der damaligen Wissenschaftswelt hatte ich dir vorher schon geschrieben.

Das ist das MICH immer zum Lächeln *smile* bringende an Euch Wissenschaftlern.

„Euch“? Sorry, woher soll ich wissen, daß du keiner bist? Und willst du damit etwa auch sagen, daß z.B. Wilber keiner sei? Trifft also auch ihn dein Lächeln?

Aber bei aktuellen Visionen, packt ihr genauso liebend gerne die inquisitorischen Praktiken des Vorverurteilen aus. Aus der Geschichte scheint ihr nichts gelernt zu haben!

Oder die - ebenso inquisitorische - Praxis, jeden, der etwas gegen einen (von dir) favorisierten Gegenwartsautor sagt, als Ignoranten vorzuverurteilen?

… mit „nicht auch esoterisches Geseiere?“ zu kommentieren, ist ja wohl irgendwie … ähm … *kopfkratz*

Zu seiner Zeit war vieles esoterisch, was heute eben religionsphilosophisch ist!

Wie du nachlesen kannst, fragtest du, ob das (Meister Eckart) nicht auch „esoterisches Geseiere“ war! Du fragtest nicht, ob man es damals als solches bezeichnete. Die Antwort wäre gewesen: Nein, es ist mir zumindest nichts darüber bekannt geworden. Man hat ihn angegriffen - wie gesagt von Rom aus - aber nicht, weil er seierte, sondern im Gegenteil weil er Äußerungen machte, die dem Klerus gefährlich wurden.

Außerdem wurde der Ausdruck „esoterisch“ damals eh in seiner eigentlichen Bedeutung verwendet: Nämlich 1. für einen nicht niedergeschriebenen Teil der Lehren Platons und 2. für den „inneren Kreis“ der Schule des Pythagoras, in dem man nach 3-jähriger Vorschule die eigentlichen Wissenschaften betrieb.

Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Außerdem kannst du dir deine Schulmeisterei schenken! Das wirkt äußerst beleidigend!

Sorry, wenn du dich durch das „ähm“ und das „kopfkratz“ beleidigt und geschulmeistert fühltest. Es war nur eine Signatur des Nichtverstehens. Denn da du apodiktisch über M.E. sprachst, setzte ich voraus, daß du sowohl ihn fleißig studiert hast, als auch seine zeitgenössische Rezeption kennst.

Ok, ich überwinde mich und antworte entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten auf dein überhebliches Gelächter!
Überheblichkeit hat zwei Wurzeln:
Ignorante Arroganz oder Unsicherheit!

Wenn du solchen Unsinn schreibst wie, M.E. habe „Gottloses“ geschrieben, dann muß ich voraussetzen, daß du das für ein kundiges Urteil ausgibst (denn sonst träfe dich ja deine obige Kritik gerade selbst)

Eckhart negierte Gott, ohne in zu leugenen! Er argumentierte so:
Egal wie wir uns Gott vorstellen, das Bild wird immer falsch
sein. Ergo besser keinen Gott, als einen falschen! Damit stieß
er bei vielen Klerikalen auf Unverständnis und Widerstand!

Daß man „sol got bildelos haben“ ist negieren?? In der - durchaus richtigen Wiedergabe - seiner Empfehlung war lediglich gesagt, daß es für einen Menschen besser sei, er sei ohne Gottesgläubigkeit, als daß er ein „bilde von got“ habe. Selbst der viel einschlägigere Ausdruck Eckarts, Gott sei „reines niht“ (ich dachte, auf den hättest du dich bezogen) ist bei ihm eine positive Aussage …

Dabei will ich es belassen! Diese Diskussionen, bei denen man
seine Aussagen in immer wieder ins Erstaunen bringende
Interpretationen, nur nicht in der eigentlich gemeinten
wiederfindet, haben mein Interesse verloren!

Es ist ein Kennzeichen von Disputen gerade philosophischer Themen, daß das „eigentlich Gemeinte“ erst am Ende sich klar herausstellt … also: Durchhaltevermögen ist angesagt.

herzliche Grüße

Metapher

Hallo HC,

(Darf ich noch ein bisschen behalten, HC?

Klar behalt es so lange du willst!

danke, das wird auch nötig sein, denn ich will mir - wenn du erlaubst - doch die Mühe machen, etwas gezielter seine Thesen - die ich für falsch bzw. sinnlos halte (Genaueres dann) - zu besprechen.

Ich hege i.d.R. meist erstmals mit Respekt auf den Versuch
seine Innenansichten transparent zu machen, denn mit kritischem
Vorverurteilen.

Nun, erstens würde ich nicht von Vorverurteilungen (zumal von „kritischen“?) sprechen, denn ich hatte zwar vorher nichts Originales von KW gelesen, wohl aber entsprechende Zusammenfassungen im Netz, die mich schon skeptisch machten, weil hier immer völlig unkritisch von Ganzheiten usw. gesprochen wurde. Dass das die Lektüre ersetzt, habe ich nicht behauptet, und gerade deshalb bin ich dir ja dankbar, dass du mir dieses Buch geliehen hast. So habe ich die Möglichkeit, mich auf KW selbst zu berufen (ohne ihn kaufen zu müssen, was ich nach der Lektüre nicht gern gemacht hätte). Da ich aber noch nicht ganz fertig bin und (leider!) immer noch Zeit brauche (wegen der kurz bevorstehenden Geburt meiner Tochter und anderen Dingen, die teilweise damit zusammenhängen, teilweise aber auch nicht damit zusammenhängen), halte ich mich noch zurück mit Äußerungen.

Wilber steht ja nun auch nicht allein! Z.B. der amerikanische
Psychologieprofessor Robert Moore, um nur einen zu nennen, hat
das aus theoretisch-jungianischem Standpunkt thematisiert!

Naja, auch da hätte ich mehrere Einwände. Zum einen kann man natürlich immer Professoren finden, die etwas unterstützen (es gibt sogar Professoren, die Helgoland für Atlantis halten!), zum anderen ist der Standpunkt Jungs in der Psychologie ja auch nicht der rationalste. Im übrigen kann ich keine wirklichen Ähnlichkeiten entdecken, weil die Lehre Jungs - jedenfalls soweit sie nachvollziehbar ist - immer noch formalen Charakter hat, der sich zudem auf ein einziges Objekt beschränkt. Das aber vermisse ich bei Wilber, der ja diese Gesetzmäßigkeiten überall finden will. Man könnte ihm zugute halten, dass er „hegelsch“ (mit aller Vorsicht gesagt) vorgeht, indem er Gesetzesstrukturen entdecken will. Aber genau das macht Wilber aus meiner Sicht eben nicht. Kurz würde ich formulieren: Er synthetisiert ohne Analyse und das auch noch in ontologischer Form. Das ist die eigentlich Kritik - jedenfalls vorläufig. Wenn ich also schon Bedenken hege bei Jung und Hegel (wobei ich mich insbesondere bei letzterem von Metapher wohl unterscheide), dann natürlich erst recht bei Wilber.

Aber vielleicht ist ja - wenn ich das Buch zu Ende gelesen habe - noch Raum für mehr positive Gesichtspunkte. Ich vermute nicht, aber das bleibt immerhin abzuwarten.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

P. S. Hast du eine Webseite oder ein Literaturverzeichnis von/über Moore vorliegen. Er hat leider einen Allerweltsnamen, so dass die Recherche im Netz schwierig ist.