Singles: Zickig und unzufrieden?

Hi Heinz,

Das Phänomen, das Du beschreibst, habe ich genauso schon
umgekehrt
erlebt: Dass aus umgänglichen, weltoffenen Singles plötzlich
verkorkste Wesen wurden, kaum waren sie in einer Beziehung.

Für diese Fälle gibt es sicher eine einfachere Erklärung :wink:

Stimmt: Ein manipulativer neuer Partner? :smile:

Liebe Grüße,
Nike

Hi Heinz,

Das Phänomen, das Du beschreibst, habe ich genauso schon
umgekehrt
erlebt: Dass aus umgänglichen, weltoffenen Singles plötzlich
verkorkste Wesen wurden, kaum waren sie in einer Beziehung.

Für diese Fälle gibt es sicher eine einfachere Erklärung :wink:

Stimmt: Ein manipulativer neuer Partner? :smile:

Ist aber eine ganz andere Geschichte, denn das, was Du meinst, geht meistens recht flugs. Das, was ich meine, ist ein schleichender, unterbewußter Prozeß.

Liebe Grüße,
Nike

Hi,

Nein, ich glaube dennoch, daß wir für die Gemeinschaft
geschaffen sind.

sind wir auch. Es gab Versuche (Harry Harlow, 1960 und 1964)
mit erwähnten Affen, wenn man die aus ihrer Gemeinschaft
isoliert oder auch von Anfang an isoliert aufwachsen lässt,
drehen die total durch.

Ich kenne leider die Artikel nicht. Aber bereits von Anfang an einen Affen isoliert aufwachsen zu lassen wäre genauso, wie Babys von Anfang an alleine aufwachsen zu lassen. Das dies auch nicht funktioniert, haben ja (leider leider) die Nationalsozialisten in ihren „medizinischen Experimenten“ bereits bewiesen.

Genauso sollte es sein, wenn man jemanden gegen seinen Willen aus der Gemeinschaft herauszieht. Freiwilligkeit (!= freier Wille!) sollte hier schon vorhanden sein.

Fall war,dann wundert es nicht, wenn Singles mitunter etwas
durchknallen.

Hmmm… um meine Gegenthese zu torpedieren: Vielleicht wäre ja das Ende einer Beziehung sozusagen keine Freiwilligkeit und damit mit entsprechendem Reaktanzverhalten begleitet, welches sich nicht nur kurzfristig äussert…

Naja, egal:wink:

Jimmy Pop

Hi.

Aber es gibt noch genug andere Argumente. Hier nur noch eines:
Wären wir geborene Einzelgänger, so würden wir kein so
hochentwickeltes Kommunikationssystem wie die Sprache mit
ihrem Wortschatz und ihrer Grammatik brauchen, sondern könnten
mit wenigen Schrei- und Rufsignalen fürs Balzen z. B., den
Ausdruck von Aggression usw. auskommen, wie sie die Tiere
haben.

Laut der aktuellen wissenschaftlichen Debatte kommen zwei Möglichkeiten in Frage:

"Zwei Theorien:

  1. Sprache entstand als Zeichensprache bei Primaten. Die
    Artikulationsfähigkeit eröffnete dem Menschen verstärkte
    Werkzeugnutzung und setzte sich deshalb in dieser Art durch.
  2. Menschliche Sprache ist ein Nebenprodukt der Gehirnentwicklung, die
    ursprünglich bessere Feinmotorik und effektiveren Werkzeuggebrauch
    ermöglichte.
    Die Debatte dauert an."

Womit ich meinen Prof. dann ins Schwitzen gebracht hatte war, dass die erhöhte Werkzeugnutzung unter anderem für die Kriegsführung gebraucht wurde. Nur durch Kommunikation war es sinnvoll möglich z.B. einen Tiger in eine Falle zu locken (Planung vorher, Zurufe währenddessen usw).

Ich würde daher nicht soweit gehen und sagen, dass wir schon immer Herdentiere waren. Mir fehlt es dafür einfach an schlüssigen Beweisen. Das dies in unserer industiellen Gesellschaft allerdings der Fall ist, will und kann ich nicht abstreiten.

bye bye,

Jimmy Pop

Hi,

,dann wundert es nicht, wenn Singles mitunter etwas
durchknallen.

Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, wie offensichtlich meine
„These“ anscheinend zu funktionieren scheint und angenommen
wird. Eigentlich hatte ich sie zuerst für eine total spinnerte
Idee gehalten (zumal ich sowas ja öfter produziere *g*).

Aber glaubst Du, es ist so schlimm, daß es bis zum
„durchknallen“ geht (also kausal auf das Single-Dasein
zurückzuführendes Durchknallen)?

Naja, vielleicht wäre „etwas wunderlich werden“ ein passenderer Begriff. Und nein, ich denke nicht, daß bloßes Singlesein dazu ausreicht. Gibt ja schließlich genügend Gegenbeispiele.

Allerdings glaube ich, daß Deutschland im 21. Jahrhundert ganz allgemein gesprochen dazu neigt, daß seine Bewohner wenig sozial interagieren. Das Internet übernimmt einen Großteil dessen, was vor zehn Jahren noch ausschließlich persönlich erledigt wurde, und die sonstigen Lebensbereiche - Job, Wohnung, Familie - werden auch zunehmend „individualisierter“ oder „isolierter“, ist mein Eindruck.

Wenn also das Maß an sozialer Interaktion, so richtig von Angesicht zu Angesicht und mit wenigstens einer gewissen Tiefe weniger wird, dann wird die Auffangfunktion eines Partners verhältnismäßig wichtiger, und wenn die dann auch noch wegfällt…

Im Extremfall hat so jemand dann gar niemanden mehr, der Feedback gibt, in Schranken weist, Anregungen gibt usw. usf.

Ich glaube also, daß das von Dir Beschriebene ein wenig auch „Zeitgeist“ ist.

Gruß,

Malte

PS: Das klingt so vielleicht etwas apokalyptisch, ist es aber nicht - jede Zeit hat „ihre“ psychische Störung und „ihre“ Komplexe. Im Gegenzug gibt es eben heute auch viel mehr Möglichkeiten und Bereicherungen.

Hallo Nike,

kann ich aus meiner Beobachtung heraus nicht bestätigen. im Gegenteil. Ich kenne sehr viele Single-Frauen, die keineswegs zickig, sondern offen, humorvoll und tolerant sind. (Bei Single Männern mache ich eher mal die Erfahrung, dass sie anfangen schrullig zu werden, aber nicht unbedingt egoistisch.) Ich verstehe dann eh immer nicht, wieso die noch allein sind:smile:. Einer meiner besten Freundinnen ist mittlerweile glaube ich bereits 18 Jahre Single. Keineswegs freiwillig. Aber sie hat einen tollen Freundskreis - und ich denke, dass enge Freunde auch ein Korrektiv sein können. Nachdem ich wirklich mehrere Single-Freundinnen habe, die wirklich Langzeit-Single sind (weit mehr als 5 Jahre), denke ich, dass das keine Regel sein muss, was du beschreibst. Hängt vielleicht davon ab, in welchem Freundeskreis man sich bewegt. Wenn ich Single wäre und hätte nur überzeugte Mamas und Freundinnen mit Mann als Freunde:smile:) wäre ich wahrscheinlich auch frustrierter als in einem Freundeskreis, wo das Single-Dasein „normaler“ ist.:smile:

Grüßlis,

Barbara

Taubheit
Hallo Nike,

so stelle ich es mir ganz platt vor:
So wie bei einem Ertaubten die Aussprache mit der Zeit ungenau und verwaschen wird, weil das korrigierende Hören des eigenen Gesprochenen fehlt, so wird bei einem Single das Verhalten schrullig, weil die korrigierenden Partner fehlen.
Ich mag Bilder. :smile:

Gruß
Burkh

hallo nike,

natürlich war das nur laut gedacht, quasi rhetorisch.
der vertantungs-/veronkelungsprozess setzt meiner ansicht aber nach dem 30. ein.
das mit dem korrektiv durch den partner finde ich ganz gut. ich sehe aber auch, daß man sich nicht mit ansichten und verhalten sowie lebensgestaltung auf andere einstellen muß, wenn man single ist.
wenn ich mich kritisch betrachte, dann stelle ich auch fest, daß ich dazu oft gar keine lust mehr habe, mich dermaßen auf einen anderen menschen einzulassen und mich zu verändern.

strubbel
@:open_mouth:)

hallo lea,

ich glaube ich versteh, was du meinst.
außerdem kann man dann auch mal geben, was ja angeblich eh seliger ist…

strubbel
G:open_mouth:)

nochma hallo,

ich denke schon.
aber eher nicht zum durchknallen denn zum verwahrlosen.
wenn wir mal den jungen single beiseitelassen, betrachten wir bei zahlreichen alleinlebenden männern im höheren alter doch eine gewisse tendenz dahin.
was sich als mangelnde körperpflege am deutlichsten äußert, dann auch in alkoholkonsum usw.
so jedenfalls meine beobachtungen.
frauen scheinen nicht ganz so in diesen punkten aufzufallen.

strubbel
F:open_mouth:)

Hiho,

Allerdings glaube ich, daß Deutschland im 21. Jahrhundert ganz
allgemein gesprochen dazu neigt, daß seine Bewohner wenig
sozial interagieren.

Das kann ich allerdings unterschreiben (wobei es wahrscheinlich kein deutsches Problem ist, sondern zumindest eines der westlichen Industrienationen). Ich unterhielt mich heute noch mit meiner Mutter über das Thema Kindergartenplatz (wir kriegen keinen und bräuchten dringend einen). Sie sagte dazu, daß man, als sie ein Kind war, so etwas tatsächlich gar nicht brauchte, weil die Kinder auf der Straße interagierten. Die Dorfstraße fungierte als Kindergarten, und alle paßten irgendwie gemeinsam auf. Hat gut funktioniert. Unsere Gesellschaft verändert sich einfach schneller als die Evolution mitkommen kann.

Im Extremfall hat so jemand dann gar niemanden mehr, der
Feedback gibt, in Schranken weist, Anregungen gibt usw. usf.

Also, im Falle von Yvonne ist es ja durchaus so, daß sie viel interagiert, viele Freunde und Bekannte hat und auch als Single hatte. Dennoch ist es wahrscheinlich so, daß Partner als korrektive Instanz schonungsloser sind. Auch ich als Freundin habe ihr einige der beschriebenen Eigenschaften oftmals „durchgehen“ lassen, weil ich einfach keinen Streit wollte. Bei einem Partner nimmt man das nicht so leicht hin.

PS: Das klingt so vielleicht etwas apokalyptisch, ist es aber
nicht - jede Zeit hat „ihre“ psychische Störung und „ihre“
Komplexe. Im Gegenzug gibt es eben heute auch viel mehr
Möglichkeiten und Bereicherungen.

Schon klar. :smile: Dennoch, wie ich oben sagte: Manchmal habe ich das Gefühl, die Evolution kommt nicht mehr ganz mit, es geht alles so schnell…

Liebe Grüße,
Nike

Hi Nike!

Ich könnte mir vorstellen, dass diese schleichende Veränderung auch einfach eine Reaktion auf die Anforderungen der Umwelt sein kann.

Wie Barbara unten sagt, wenn man z.B. als Single mit lauter anderen Singles befreundet ist, empfindet man sich als völlig normal, und ist man dann tatsächlich auch mal gerne alleine, kann man sehr zufrieden leben.
Es ist ja nicht so, als hätte man niemanden, der einen „spiegelt“ oder „korrigiert“, wie du sagst, nur weil nicht 24 Stunden am Tag ein Lebenspartner herumschwirrt. Bei besten Freunden sollte man sich auf offene Worte schon verlassen können ;o)

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich jedenfalls, dass ich lange Zeit wirklich sehr zufrieden als Single war. Durch meinen Beruf habe ich so viel und so eng mit Menschen zu tun, dass ich eigentlich erleichtert bin, nach Feierabend in meiner Wohnung alleine zu sein.
Ein paar wirklich gute Freundschaften haben mir völlig gereicht.

Bis dahin haben mir eigentlich nur meine Eltern das Gefühl gegeben, als Sinlge „nicht normal“ zu sein, aber von der Generation kann man das ja nicht so erst nehmen.
Dann allerdings fanden besagte Freunde Partner für sich. Nicht nur, dass sie folglich wesentlich weniger Zeit hatten, fingen sie nun auch an, ins gleiche Horn zu stoßen. Richtig glücklich oder zufrieden könne man nur mit einem Partner sein. Alles andere bildet man sich quasi nur ein. Und seien sie auch als Single anderer Meinung gewesen, so hätten sie sich schlicht geirrt, also muss ich mich natürlich gleich mit irren.

Vielleicht wurde ich von da an tatsächlich etwas empfindlich bzw. zickig, aber ich glaube, das würde jeder werden, dem man einfach so Glück und Zufriedenheit abspricht.

Ich weiß nicht, wie du deine Yvonne behandelst, aber vielleicht spürt sie auch unterschwellig, dass ihr als Single niemand glaubt, dass sie tatsächlich „in Ordnung“ ist? Was für Macken hat sie denn?

Liebe Grüße
Silke

Das ist schon richtig. Ich meinte mit den Affen aber auch
weniger eine reine Analogie aus dem Tierreich, sondern wollte
damit zurückgehen zu den am weitesten zurück liegenden
Verwandten, darum also Affen. Ich hätte auch etwas früher
einsetzen können und zu den Höhlenmenschen gehen, die aber
auch in Gruppen zusammen lebten.

Orang-Utans sind Einzelgänger. Damit ist diese bei solchen Themen unvermeidliche „Analogie“ den Bach runter.

Gruß
dataf0x