Sozialer Status wird auf Kinder übertragen

Hallo

  1. es gibt Studien, die z.B. die Notenvergabe untersucht
    haben, und feststellen, dass die Lehrer einen
    strukturellen (also über den jeweiligen subjektiven
    hinausgehenden) Bias drin haben, also Schülern mit „höherer“
    sozialer Herkunft für objektiv gleiche Leitungen (in der
    Studie durch Anonymisierung kontrolliert) bessere Noten geben
    als Schülern mit „niedrigerer“ Herkunft;

Es gibt Studien, die belegen, dass die Polkappen nicht
abschmelzen.

Ich gebe zu, hier bin ich auch mehr als sekptisch, aber vielleicht erhalten wir einen Link zu diesen Studien.

Ich kann natürlich nur für meine eigene Schulzeit sprechen und
da gab es ab und an eine leichte Bevorzugung der Mädchen durch
weibliche Lehrkräfte.
Eine Benachteiligung von Migranten oder sozial schwachen
Schülern konnte ich nicht erkennen.
Ist aber natürlich nur meine persönliche Erfahrung.

Sehe ich ebenso.

„Fast die Hälfte aller deutschen Grundschüler erhält nach
der vierten Klasse eine falsche Schulempfehlung. Viel zu oft
wird nach sozialer Herkunft statt nach Leistung entschieden.
Dies geht aus dem Grundschulvergleich der Bundesländer hervor,
der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.“

Allein das Thema „Schulempfehlung“ ist schon ein völlig
falscher Ansatz.
Wie will man einen 10-11-Jähringen dahingehend bewerten, ob er
geeignet ist, eine Akademische Ausbildung zu verfolgen?

Nun, es geht bei der Schulempfehlung nach er 4. Klasse nicht darum, ob das Kind später studieren kann, sondern ob es den Anforderungen der folgenden Schuljahre auf dem Gymnasium genügt.

Dennoch sind das lediglich Nuancen.
Generell kann jeder eine Hochschulreife erlangen und
studieren.

Ja, theoretisch, aber hier geht es eben um die Ursachenforschung für bestimmte Entwicklungen trotz Chancengleichheit. Und genau diese Ursache sollte erforscht werden. Die rein abstrakte Chancengleichheit, also insb. das Fehlen von Schul- und Studiengebühren hilft nicht weiter.

Es gibt auch vernünftige Schulen in Deutschland, wo die
Schüler so etwas nicht benötigen.

Aber es gibt keine freie Schulwahl und gerade in den jüngeren und für die Entwicklung entscheidenden Schuljahre wird man einer bestimmten Schule zugewiesen.

Ferner würde ich persönlich lieber in nachhilfe für mein Kind
investieren, als in Zigaretten, Alk und Alufelgen.

Richtig.

Hier ist bei den meisten noch ordentlich Potential vorhanden,
man darf nicht vergessen, dass Deutschland nicht nur aus Hartz
4 Empfängern besteht.

Richtig, sehe ich ebenso.

Und auch beim Studieren sind nicht die Studiengebühren das
Entscheidende, sondern die Lebenshaltungskosten;
wer wenig dazuverdienen muss, hat sicher weit bessere Chancen
als der, der die ganzen zulässigen 20 Wochenstunden arbeiten
muss;

Das ist Unsinn. Meine Eltern haben Geld und ich habe mein
Studium weitestgehend selbst finanziert.
Wenn mal eine Prüfung schief ging, hatte dies höchstens mit
ungenügender Vorbereitung zu tun, nicht aber mit einer zu
hohen Arbeitsbelastung bzgl. der Erwirtschaftung der
Lebenshaltungskosten.

Also das sehe ich definitiv anders. Ich hatte das Glück, relativ wenig arbeiten zu müssen (2 Tage/Woche) und konnte mich so sehr auf das Studium konzentrieren und dieses in aller Kürze und mit Auszeichnung durchziehen. Bei fast allen Kommilitionen, die ihr Studium gänzlich selbst finanizert haben, hat dies so nicht geklappt. Sie hatten einfach weniger Zeit, die sie dafür aufbringen konnten (und es sind meist mehr als 20 Std.). Und man darf hier auch nicht vergessen, dass nicht jede freie Minute potentzielle Lernzeit ist. Wer einen 8 Std. Tag hinter sich hat, ist deutlich weniger aufnahmefähig als jemand, der sich morgens früh in die Bibliothek setzt.

Und finanzielle Möglichkeiten gaben mir immer Vorteile. Ich konnte alle Lehrbücher kaufen, die ich brauchte, und musste nicht auf das ärmliche Uniarsenal zurückgreifen (und so ein Buch kostetete häufig schon mal über 100 DM). Gerade bei Hausarbeiten gab mir das die Möglichkeit, mich in meiner kleinen Heimbibliothek voll auf die Lösung zu konzentrieren, anstatt mich mit anderen an der Uni um die Materialien schlagen zu müssen. Ich konnte für beide Examina Repetitorien besuchen, etc., etc. Hier gibt es wirklich erhebliche Unteschiede auch ohne (nennenswerte) Studiengebühren.

abgesehen davon werden sich viele aus ärmeren Verhältnissen
(selbst wenn sie es bis zum Abi gebracht haben) die Qual gar
nicht erst antun, zu arbeiten und zu studieren.

Das ist dann wiederum deren Problem und deren freie
Entscheidung.

Grundsätzlich klingt das richtig. Aber die Frage ist eben wirklich die, ob die Entscheidung frei ist. Der Vorposter hat hier die entscheidenden Anmerkungen gebracht.

Natürlich hat der Student aus reichem Elternhaus manchmal mehr
Geld zur Verfügung, als derjenige aus einfacheren
Verhältnissen.
Eine „Hürde“ ist das m.E. jedoch nicht. Es gibt Bafög und die
Möglichkeit, zu arbeiten.
Studiengebühren sind vernachlässigbar.
Was will man denn noch??

Das ist grundsätzlich richtig. Aber Entscheidungsgründe und Willensstärken sind nun einmal auch das Produkt der Erfahrungen der vergangenen Jahre. So einfach ist es halt nicht.

über die sozialen Gründe haben wir bereits gesprochen.

Eigentlich nicht. Leider scheinen diese bei Dir gerade keine Rolle zu spielen, allein der Wille sei das entscheidende. Aber das wird dem Problem nicht gerecht.

Ich hatte als Schüler von Klassik keine Ahnung. Mein Vater
jedoch hört viel Klassik.
Und?
Man ist in der Schule, um eine vernünftige Allgemeinbildung zu
erhalten und nicht, um die privaten Interessen bestimmter
Gruppen zu befördern.

Und eben hier gibt es schon einmal große Motivationsprobleme. Der Mensch ist von Geburt an nicht zielstrebig und motiviert, eine gute Allgemeinbildung zu erhalten. Das ist ein Teil der Sozialisation und der Erziehung durch das Elternhaus und das Umfeld.

Die Akzeptanz der Bedeutung einer guten Allgemeinbildung und auch das eigene Interesse an einer solchen, ist bei Akademikerkinder gänzlich anders ausgeprägt als bei anderen Kindern. Sie bekommen dies von zu Haus aus mit, teils inhaltlich und teils durch das Bewusstsein, dass dies etwas gutes, erstebenswertes ist (damit sogar noch unabhängig von der Grundlage zu einer guten Ausbildung und einem guten Job).
Diese Kinder akzeptieren solche Lerninhalte viel leichter und sind viel einfacher zu motivieren, bzw. können sich selbst viel leichter motivieren als Kinder, die die Bedeutung von Allgemeinbildung und ihren Wert nie vermittelt bekommen haben.

Es ist richtig, dass es nicht darum geht, die privaten Interessen bestimmter Gruppen zu fördern, aber es ist entscheidend, dass Menschen auch die Motivation zur Bildung und bestimmten Lerninhalten vermittelt bekommen müssen. Wie gesagt, sie sind es nicht von Geburt an.

In Bayern kommt das.
Ferner hältm niemand die Eltern davon ab, so etwas zu
organisieren. Was geht den Staat die private Komponente der
Kinderaufzucht an?

Richtig. Hier können Eltern viel machen, sind aber oftmals daran nicht interessiert. Ein großes Problem.

Ich finde eben aus den genannten Gründen nicht, dass das
System undurchlässig ist, sondern dass die Leute, Eltern wie
Kinder, sich eben auch selbst um die Zukunft kümmern müssen.
Das ist gebildeteren leuten evtl. in Deutschland eher bewusst.

Richtig, und Bewusstsein fördert die Eigenmotivation und die Motivation der Kinder. Und hier haben wir genau einen entscheidenden Aspekt, warum der Zugang zu höheren Abschlüssen trotz abstrakter und finanzieller Chancengleichheit faktisch eben doch nicht gleich ist udn auch nicht allein vom Willen der Kinder abhängt. Es wird eben von Generation zu Generation weiter gegeben. Die Kinder der Familien dieser Schichten (das müssen tatsächlich keinesfalls Harz IV Empfänger sein) haben daher von Beginn an weniger Chancen, eine gute Bildung zu erhalten, weil sie deren Bedeutung und Wert nicht erfahren und so auch keinerlei Motivation hierzu entwickeln können. Sie bekommen von Anfang an anderer Ziele und Werte als erstrebenswert beigebracht (u.a. finanzielle, weshalb man auch so schnell wie möglich Geld verdienen will) und weisen daher bereits von Beginn der Schulzeit an weniger Chancen als Akademikerkinder auf, später einen guten Abschluss zu erreichen.

Das liegt aber an der staatlichen Vollkaskoversorgung.
In den USA z.B. ist es „Konsens“, dass nur eine gute
Ausbildung zum sozialen Aufstieg führen kann. Und wenn diese
im College-Sport stattfindet.
Dafür sparen alle Schichten einen großen Teil des
Familieneinkommens.

Das ist eigentlich nicht der entscheidende Punkt. Es ist zwar zutreffend, dass jedenfalls die Chancengleichheit zur Bildung in den USA deutlich besser ist als bei uns, das liegt aber insbesondere an einem gut organisierten, finanzierten und in langer Zeit gewachsenem Stipendiensystem. Die Bildungschancen der unteren Schichten werden hier sehr starkt vom Staat und den Universitäten selbst herbegeführt. Wer ist den USA guten Noten aufweist, kann sich sicher sein, dass er die gesamte Ausbildung bis zum Universitätsabschluss finanziert bekommt. Und wiederum liegt nicht nur daran, dass man die Kinder unterstützen will, sondern der Staat weiß selbst, dass er gut qualifizierte Menschen für das Wirtschaft, Forschung, Staat, etc. braucht und dass bei ungleichen Bildungschancen ein erhebliches Potential nicht genutzt werden kann.

In Deutschland ein Stipendium zu erhalten ist hingegen wie bei einer Lotterie.

Hinzu kommt dass, wie Du richtig sagst, das Bildungsbewusstsein dort ungleich größer ist. Und das stellt wieder eine bessere Chancengleichheit her, weil auch Kinder sozial schwacher Familien hier eine ungleich größere Motivation aufweisen. Dieses Bewusstsein bei uns zu haben, das wäre eine wichtige Aufgabe.

Der Deutsche muss alles vorgekaut bekommen und wenn das Kind
dann 30 ist und niy gelernt hat, außer Saufen auf Malle, dann
ist auch wieder der Staat schuld.

Nun, das ist natürlich sehr übertrieben. Aber wie gesagt ist es richtig, dass das Bewusstsein der Wichtigkeit von Bildung und Ausbildung auch bei uns geschaffen wird.

Diese fatal(istisch)e Grundhaltung lässt sich m.E. nur
aufbrechen, wenn der Staat dem Bürger wieder mehr Freiheit,
Rechte und Pflichten zugesteht.

Nun, wo dem Bürger hier Freiheit fehlt, ist mir nicht ganz klar (bitte nicht wieder die Geschwindigkeitsbeschränkungen :smile:), bzw. sind mehr Pflichten denn nicht weniger Freiheit?

Das ist vielleicht doch etwas zu allgemein.

Das kann man auch während der Ausbildung gut machen.
Mir ging es gut als Schüler und Student. Ich ahbe eben viel
gearbeitet.Und deutlich mehr verdient, als ein Lehrling oder
junger Geselle.
Kein Problem.

Dann hast Du großes Glück gehabt, das Dir auch jeder gönnt. Aber meine Erfahrung ist die, dass meine Kommolitonen und Freunde, die allein auf das Abitur als Ausbildung zurück schauen konnten, in den typischen Studentenjobs sehr wenig Geld verdient haben.

Aber egal, so ist es nunmal im Studium.

Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen: es interessiert eigentlich
niemanden, woher der nötige Wille kommt. Man braucht ihn halt.

Doch, genau das ist der alles entscheidende Aspekt. Menschen sind nicht von Natur aus mit diesem Willen ausgestattet. Und wer die Frage, ob wir nicht nur theoretische, sondern auch praktische Chancengleichheit haben wirklich beantworten und die Ursachen der tatsächlichen Ungleichheit erkennen und beheben will, der muss genau diese Frage stellen.

(Jetzt muss ich doch etwas schmunzeln, weil der Hinweis „Theorie und Praxis“ ja klassischer Weise umgekehrt von Dir kommt…)

Irgendwelche sozailswissenschaftlichen Analysen, weshalb das
System ja sooo ungerecht ist und somit kaum ein Arbeiterkind
in D eine Chance hat, finde ich eigentlich langweilig.

Dann stellt sich aber die Frage, warum im Forum Sozialwissenschaft Beiträge schreibst, bzw. ob Du die hier zugrunde liegende Frage wirklich diskutieren und beantworten willst.

Viel
interessanter finde ich, mit den zahlreichen Gegenbeispielen
in meinem Bekanntenkreis über Motivation und Erfolg zu
sprechen…

Ach ja, es ist schön, sich das Leben so einfach zu machen. Wer genug motiviert ist, hat auch Erfolg. Die Realität ist aber eine andere.

Ich wills mal so sagen. Ich denke, dass ich ebenso wie Du behaupten kann, dass ich zu den Gewinnern auf dem Bildungssektor gehöre. Ich habe wie schon gesagt, beide Examina und die Promotion in kurzer Zeit und mit Auszeichnung absolviert und ernte nun die jahrelange Investition durch einen interessanten und extrem gut bezahlten Job.

Aber: Ich weiß, dass ich verdammtes Glück gehabt habe.

Ich habe durch mein Elternhaus und mein Umfeld von Anfang an das Bewusstsein mitbekommen, dass Bildung nicht nur wichtig, sondern etwas gutes, erstrebenswertes ist. Das hat mir den Zugang zu dieser und die Ausbildung leicht gemacht. Ich war nie ein guter Schüler, weil ich vielmehr Sport und Parties im Kopf hatte. Aber mir war immer bewusst, wo die Grenzen sind, wann man sich hinsetzen muss und welches Ziel man nie aus den Augen verlieren darf.

Viele andere, mit denen ich zusammen in der Schule oder auch an der Uni war, hatten das nicht. Und das lag nicht daran, dass sie faul waren oder alles vorgekaut bekommen wollten. Sie haben einfach nie gelernt, sich ausreichend zu motivieren. Bei den meistens hats dann noch irgenwie mit dem Studium geklappt, aber das ist für mich schonmal ein Zeichen, wie unterschiedlich dei Chance von Menschen trotz gleichen Voraussetzungen sind.

Und noch viel größer ist das in anderen Schichten. Ich hatte immer Freunde aus allen sozialen Schichten. Und so habe ich sehr gut mitbekommen, wie unterschiedlich die Denkstrukturen dort sind. Es gibt (viele) Familien, da ist das Thema Studium einfach nicht existent. Frag mich nicht warum, aber allen ist klar, dass sie Realschule machen und dann hoffen, eine Lehrstelle zu finden.
Als eine Ex-Freundin von mir aus einer solchen Familie mal frage, ob in der Familie mal jemand studiert hätte, bekam sie zur Antwort „Nein, wir sind normale Leute“. Man muss nicht besonders einfallsreich sein um zu erkennen, wie schwierig es für solche Kinder ist, überhaupt auf ein Gymnasium zu gehen und sich dort selbst zu motivieren.

Es gibt Kinder, die lösen ganzen Familiendramen aus und ziehen den Zorn der Eltern oder auch der Freunde auf sich, wenn sie das Wort „Uni“ nur in den Mund nehmen. Sowas können wir uns einfach nicht vorstellen. Die haben nicht nur nicht gelernt, sich zu motivieren, die kämpfen sogar noch gegen ihr Umfeld.

Kurzum, die sozialen Einflüsse und das soziale Umfeld sind ganz einfach ein ganz entscheidender Faktor dafür, ob ein Mensch den Willen und die Motivation zu einer guten Ausbildung, insb. einem guten Studienabschluss aufbringen kann. Da reicht es einfach nicht aus sich hinzustellen und zu sagen: „Du musst halt die Motivation aufbringen“.

Man kann das natürlich sagen, wenn man die Existenz der derzeitigen tatsächlichen Chancengleichheit rechtfertigen will. Denn es ist richtig, dass wir in bestimmten Berufen Menschen mit entsprechender Motivation brauchen. Will man aber nicht nur theoretische, sondern auch faktische Chancengleichheit für alle Kinder herstellen, muss man bei diesen auch das Bewusstsein und somit die Motivation zur Bildung wecken.

Das passiert nicht mehr von selbst in den schwächeren Schichten, da die dortigen Sozialisierungssysteme eingefahren sind. Hier ist in der Tat der Staat gefragt. Weniger finanziell (obwohl wir ein gutes Stipendiensystem wirklich brauchen können) sondern dadurch, dass er den Wert der Bildung deutlicher in das Bewusstsein der Menschen bringt und somit Motivation erst einmal möglich macht.

Gruß
Dea

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Hallo Mathias,

Klar ist das nicht leicht. Aber es ist möglich.
Zumal ein Kind ab 14 einen nebenjob ausüben und sich zumindest
ums Taschengeld selbst kümmern kann.

Hier ging es um Hartz4-Empfänger. Alles was das Kind selbst verdient, wird diirekt angerechnet. Das Kind hat die Arbeit, aber nicht mehr Geld.

Abgesehen davon, dass die 77% der Eltern von Kindern aus
Nichtakademiker-Haushalten, die nicht studieren, nur zu einem
geringen Prozentsatz von Hartz 4 leben, gibt es verschiedene
Fördermöglichkeiten, Beihilfen u.s.w.

Genau das ist das Problem. Jede Förderung wird angerechnet und Hartz4 dementsprechend reduziert.

Gruß
Carlos

Hi ihr beiden,

Hallo Mathias,

Klar ist das nicht leicht. Aber es ist möglich.
Zumal ein Kind ab 14 einen nebenjob ausüben und sich zumindest
ums Taschengeld selbst kümmern kann.

Hier ging es um Hartz4-Empfänger. Alles was das Kind selbst
verdient, wird diirekt angerechnet. Das Kind hat die Arbeit,
aber nicht mehr Geld.

Abgesehen davon, dass die 77% der Eltern von Kindern aus
Nichtakademiker-Haushalten, die nicht studieren, nur zu einem
geringen Prozentsatz von Hartz 4 leben, gibt es verschiedene
Fördermöglichkeiten, Beihilfen u.s.w.

Genau das ist das Problem. Jede Förderung wird angerechnet und
Hartz4 dementsprechend reduziert.

Die Nebenverdienst-Freigrenze reicht beiweitem nicht aus, um
die höheren Kosten der weiterführenden Schule zu decken.
Ich sprech aus eigener Erfahrung.

Gruß

auch von mir und betroffener Tochter

Carlos

D.

Hi!

Klar ist das nicht leicht. Aber es ist möglich.
Zumal ein Kind ab 14 einen nebenjob ausüben und sich zumindest
ums Taschengeld selbst kümmern kann.

Hier ging es um Hartz4-Empfänger.

Nein, es ging ursprünglich keineswegs nur um Hart4-Empfänger, sondern um „Arbeiterkinder“, also generell um Kinder aus bildungsfernen Schichten.

Alles was das Kind selbst
verdient, wird diirekt angerechnet. Das Kind hat die Arbeit,
aber nicht mehr Geld.

s.o.

Abgesehen davon, dass die 77% der Eltern von Kindern aus
Nichtakademiker-Haushalten, die nicht studieren, nur zu einem
geringen Prozentsatz von Hartz 4 leben, gibt es verschiedene
Fördermöglichkeiten, Beihilfen u.s.w.

Genau das ist das Problem. Jede Förderung wird angerechnet und
Hartz4 dementsprechend reduziert.

…was ja auch realistisch ist. Hart4 beinhaltet eben auch die Kosten für die Ausbildung der Kinder.

Grüße,

Mathias

Hi!

  1. es gibt Studien, die z.B. die Notenvergabe untersucht
    haben, und feststellen, dass die Lehrer einen
    strukturellen (also über den jeweiligen subjektiven
    hinausgehenden) Bias drin haben, also Schülern mit „höherer“
    sozialer Herkunft für objektiv gleiche Leitungen (in der
    Studie durch Anonymisierung kontrolliert) bessere Noten geben
    als Schülern mit „niedrigerer“ Herkunft;

Es gibt Studien, die belegen, dass die Polkappen nicht
abschmelzen.

Ich gebe zu, hier bin ich auch mehr als sekptisch, aber
vielleicht erhalten wir einen Link zu diesen Studien.

Es bleibt spannend…

Ich kann natürlich nur für meine eigene Schulzeit sprechen und
da gab es ab und an eine leichte Bevorzugung der Mädchen durch
weibliche Lehrkräfte.
Eine Benachteiligung von Migranten oder sozial schwachen
Schülern konnte ich nicht erkennen.
Ist aber natürlich nur meine persönliche Erfahrung.

Sehe ich ebenso.

Na dann sind wir schon 2…

„Fast die Hälfte aller deutschen Grundschüler erhält nach
der vierten Klasse eine falsche Schulempfehlung. Viel zu oft
wird nach sozialer Herkunft statt nach Leistung entschieden.
Dies geht aus dem Grundschulvergleich der Bundesländer hervor,
der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.“

Allein das Thema „Schulempfehlung“ ist schon ein völlig
falscher Ansatz.
Wie will man einen 10-11-Jähringen dahingehend bewerten, ob er
geeignet ist, eine Akademische Ausbildung zu verfolgen?

Nun, es geht bei der Schulempfehlung nach er 4. Klasse nicht
darum, ob das Kind später studieren kann, sondern ob es den
Anforderungen der folgenden Schuljahre auf dem Gymnasium
genügt.

Kinder verändern sich in diesem Alter doch quartalsweise.

Dennoch sind das lediglich Nuancen.
Generell kann jeder eine Hochschulreife erlangen und
studieren.

Ja, theoretisch, aber hier geht es eben um die
Ursachenforschung für bestimmte Entwicklungen trotz
Chancengleichheit. Und genau diese Ursache sollte erforscht
werden. Die rein abstrakte Chancengleichheit, also insb. das
Fehlen von Schul- und Studiengebühren hilft nicht weiter.

Ich sehe das etwa, nunja, pragmatischer.
Von staatlicher Seite aus wurden alle realistisch möglichen Voraussetzungen für ein hürdenfreies Bildungssystem geschaffen. Nun liegt es an den Leuten selbst, das zu nutzen oder es eben zu lassen.

Weitere Analysen kann man ja gerne anstellen, aber bitte nicht auf Staatskosten.

Es gibt auch vernünftige Schulen in Deutschland, wo die
Schüler so etwas nicht benötigen.

Aber es gibt keine freie Schulwahl und gerade in den jüngeren
und für die Entwicklung entscheidenden Schuljahre wird man
einer bestimmten Schule zugewiesen.

…dann muss man in ein vernünftiges Bundesland bzw. in eine vernünftige Gegen ziehen. Oder ein Stipendium für eine entsprechende Privatschule erhalten.
So hart es klingt, da ist man eben selbst gefordert.
Zudem gibt es Horte, und man kann, wie ich bereits schrieb, Nachhilfen, Nachmittagsbetreuung u.ä. auch unter den Eltern privat organisieren.

Ferner würde ich persönlich lieber in nachhilfe für mein Kind
investieren, als in Zigaretten, Alk und Alufelgen.

Richtig.

Gut. Damit wäre das Problem in vermutlich 80% der problematischen Fälle gelöst.

Hier ist bei den meisten noch ordentlich Potential vorhanden,
man darf nicht vergessen, dass Deutschland nicht nur aus Hartz
4 Empfängern besteht.

Richtig, sehe ich ebenso.

Danke.
Schade genug, dass mand as offenbar ständig klarstellen muss.
Deutschland stellt sich selbst so dar, als ob es von 70 Mio. Hart-4 Empfängern und 10 Mio. Multimilliardären bevölkert wäre.
So ist es aber nun einmal nicht.

Und auch beim Studieren sind nicht die Studiengebühren das
Entscheidende, sondern die Lebenshaltungskosten;
wer wenig dazuverdienen muss, hat sicher weit bessere Chancen
als der, der die ganzen zulässigen 20 Wochenstunden arbeiten
muss;

Das ist Unsinn. Meine Eltern haben Geld und ich habe mein
Studium weitestgehend selbst finanziert.
Wenn mal eine Prüfung schief ging, hatte dies höchstens mit
ungenügender Vorbereitung zu tun, nicht aber mit einer zu
hohen Arbeitsbelastung bzgl. der Erwirtschaftung der
Lebenshaltungskosten.

Also das sehe ich definitiv anders. Ich hatte das Glück,
relativ wenig arbeiten zu müssen (2 Tage/Woche) und konnte
mich so sehr auf das Studium konzentrieren und dieses in aller
Kürze und mit Auszeichnung durchziehen. Bei fast allen
Kommilitionen, die ihr Studium gänzlich selbst finanizert
haben, hat dies so nicht geklappt. Sie hatten einfach weniger
Zeit, die sie dafür aufbringen konnten (und es sind meist mehr
als 20 Std.). Und man darf hier auch nicht vergessen, dass
nicht jede freie Minute potentzielle Lernzeit ist. Wer einen 8
Std. Tag hinter sich hat, ist deutlich weniger aufnahmefähig
als jemand, der sich morgens früh in die Bibliothek setzt.

Ich weiß.
Es bleibt jedoch bei einem normalen Studium immer genug Zeit für Arbeit, Lernen und Freizeit.

Und finanzielle Möglichkeiten gaben mir immer Vorteile. Ich
konnte alle Lehrbücher kaufen, die ich brauchte, und musste
nicht auf das ärmliche Uniarsenal zurückgreifen (und so ein
Buch kostetete häufig schon mal über 100 DM). Gerade bei
Hausarbeiten gab mir das die Möglichkeit, mich in meiner
kleinen Heimbibliothek voll auf die Lösung zu konzentrieren,
anstatt mich mit anderen an der Uni um die Materialien
schlagen zu müssen. Ich konnte für beide Examina Repetitorien
besuchen, etc., etc. Hier gibt es wirklich erhebliche
Unteschiede auch ohne (nennenswerte) Studiengebühren.

Das Jurastudium ist hier ein extremes Beispiel. Eine Freundin von mir hat es jedoch, an der Uni München, auch aus eigener Kraft in vernünftiger Zeit geschafft. Einfach war das nicht, aber möglich.
Bei mir in BWL war einiges an Literatur nötig, die aber insgesamt nicht so teuer war. Ich hatte Literaturkosten von ca. 200 Euro pro Semester. Also 1 Abend als Barkeeper arbeiten. Das geht.

abgesehen davon werden sich viele aus ärmeren Verhältnissen
(selbst wenn sie es bis zum Abi gebracht haben) die Qual gar
nicht erst antun, zu arbeiten und zu studieren.

Das ist dann wiederum deren Problem und deren freie
Entscheidung.

Grundsätzlich klingt das richtig. Aber die Frage ist eben
wirklich die, ob die Entscheidung frei ist. Der Vorposter hat
hier die entscheidenden Anmerkungen gebracht.

Ich bin, wie cih schrieb, hier anderer Ansicht.
Wer will, kann es gerade in Deutschland relativ leicht schaffen.

Natürlich hat der Student aus reichem Elternhaus manchmal mehr
Geld zur Verfügung, als derjenige aus einfacheren
Verhältnissen.
Eine „Hürde“ ist das m.E. jedoch nicht. Es gibt Bafög und die
Möglichkeit, zu arbeiten.
Studiengebühren sind vernachlässigbar.
Was will man denn noch??

Das ist grundsätzlich richtig. Aber Entscheidungsgründe und
Willensstärken sind nun einmal auch das Produkt der
Erfahrungen der vergangenen Jahre. So einfach ist es halt
nicht.

Das ist dann jedoch das Problem des einzelnen und ggf. noch seiner Familie.
Damit muss jeder selbst klarkommen.

über die sozialen Gründe haben wir bereits gesprochen.

Eigentlich nicht. Leider scheinen diese bei Dir gerade keine
Rolle zu spielen, allein der Wille sei das entscheidende. Aber
das wird dem Problem nicht gerecht.

Ich denke schon.
Ohne den Willen schafft man es auch mit Geld nicht.
Das sind somit 2 Paar Schuhe.

Ich hatte als Schüler von Klassik keine Ahnung. Mein Vater
jedoch hört viel Klassik.
Und?
Man ist in der Schule, um eine vernünftige Allgemeinbildung zu
erhalten und nicht, um die privaten Interessen bestimmter
Gruppen zu befördern.

Und eben hier gibt es schon einmal große Motivationsprobleme.

Und?
Wer nicht motiviert ist, eine vernünftige Ausbildung zu machen, wird eben weniger verdienen.
Von einem Teenager muss man soviel Einsicht erwarten können.

Der Mensch ist von Geburt an nicht zielstrebig und motiviert,
eine gute Allgemeinbildung zu erhalten. Das ist ein Teil der
Sozialisation und der Erziehung durch das Elternhaus und das
Umfeld.

Klar ist die Erziehung hier wichtig.
Aber auch äußere Einflüsse können motivieren.
Der Nachbar hat studiert und fährt einen dicken BMW. Ich will auch einen BMW - ich muss mich um meine Ausbildung kümmern.
Das ist auch für einen 13-Jährigen zu verstehen.

Die Akzeptanz der Bedeutung einer guten Allgemeinbildung und
auch das eigene Interesse an einer solchen, ist bei
Akademikerkinder gänzlich anders ausgeprägt als bei anderen
Kindern. Sie bekommen dies von zu Haus aus mit, teils
inhaltlich und teils durch das Bewusstsein, dass dies etwas
gutes, erstebenswertes ist (damit sogar noch unabhängig von
der Grundlage zu einer guten Ausbildung und einem guten Job).

Das weiß ich.
Nur stimmt der Umkehrschluß nicht, dass ohne eine derartige Prägung durch das Elternhaus keine Chance vorhanden wäre.

Diese Kinder akzeptieren solche Lerninhalte viel leichter und
sind viel einfacher zu motivieren, bzw. können sich selbst
viel leichter motivieren als Kinder, die die Bedeutung von
Allgemeinbildung und ihren Wert nie vermittelt bekommen haben.

Das glaube ich Dir sofort.
Nur ist das dann nicht das Problem oder die Schuld der Allgemeinheit.

Es ist richtig, dass es nicht darum geht, die privaten
Interessen bestimmter Gruppen zu fördern, aber es ist
entscheidend, dass Menschen auch die Motivation zur Bildung
und bestimmten Lerninhalten vermittelt bekommen müssen. Wie
gesagt, sie sind es nicht von Geburt an.

Das ist Teil des privaten Bereiches.

In Bayern kommt das.
Ferner hältm niemand die Eltern davon ab, so etwas zu
organisieren. Was geht den Staat die private Komponente der
Kinderaufzucht an?

Richtig. Hier können Eltern viel machen, sind aber oftmals
daran nicht interessiert. Ein großes Problem.

…wofür die Allgemeinheit nicht verantwortlich ist oder zu machen ist.
Das muss klar sein.
Hierum ging es ursprünglich.
Es liegt nicht am Staat, am schlechten Bildungssystem oder der böse Gesellschaft. Es liegt vielmehr an den Familien und den Schülern selbst.

Ich finde eben aus den genannten Gründen nicht, dass das
System undurchlässig ist, sondern dass die Leute, Eltern wie
Kinder, sich eben auch selbst um die Zukunft kümmern müssen.
Das ist gebildeteren leuten evtl. in Deutschland eher bewusst.

Richtig, und Bewusstsein fördert die Eigenmotivation und die
Motivation der Kinder. Und hier haben wir genau einen
entscheidenden Aspekt, warum der Zugang zu höheren Abschlüssen
trotz abstrakter und finanzieller Chancengleichheit faktisch
eben doch nicht gleich ist udn auch nicht allein vom Willen
der Kinder abhängt.

Weshalb ziehst Du Dir diesen Schuh an?
Meine sportliche Karriere wurde nicht entsprechend gefördert. Evtl. wäre ich ein sehr guter Leichtathletikprofi geworden.
Und? Ich habe mich selbst nciht ausreichend darum bemüht.
Selbst schuld.

Es wird eben von Generation zu Generation
weiter gegeben. Die Kinder der Familien dieser Schichten (das
müssen tatsächlich keinesfalls Harz IV Empfänger sein) haben
daher von Beginn an weniger Chancen, eine gute Bildung zu
erhalten, weil sie deren Bedeutung und Wert nicht erfahren und
so auch keinerlei Motivation hierzu entwickeln können. Sie
bekommen von Anfang an anderer Ziele und Werte als
erstrebenswert beigebracht (u.a. finanzielle, weshalb man auch
so schnell wie möglich Geld verdienen will) und weisen daher
bereits von Beginn der Schulzeit an weniger Chancen als
Akademikerkinder auf, später einen guten Abschluss zu
erreichen.

Ich wiederhole mich: die Chancen sind gleich. Es wird nur keine Motivation angelegt.

Das liegt aber an der staatlichen Vollkaskoversorgung.
In den USA z.B. ist es „Konsens“, dass nur eine gute
Ausbildung zum sozialen Aufstieg führen kann. Und wenn diese
im College-Sport stattfindet.
Dafür sparen alle Schichten einen großen Teil des
Familieneinkommens.

Das ist eigentlich nicht der entscheidende Punkt.

Doch, genau das ist in meinen Augen der Punkt.
Die Eltern haben es, egal aus welcher Schicht sie kommen, kapiert, dass sie selbst verantwortlich sind, nciht der STaat. Dass sie selbst erziehen und motivieren müssen, nicht die Lehrer.

Es ist zwar
zutreffend, dass jedenfalls die Chancengleichheit zur Bildung
in den USA deutlich besser ist als bei uns, das liegt aber
insbesondere an einem gut organisierten, finanzierten und in
langer Zeit gewachsenem Stipendiensystem.

Bitte???
Es gibt in den USA keine Chancengleichheit auf Bildung. Die gibt es nur in ein paar wenigen europäischen Staaten.

In den USA geht es von Anfang an um Leistung. Die finanzielle der Eltern oder die sportliche des Schülers. Evtl. auch die super schulischen Leistungen einzelner Schüler, die dann ein Stipendium erhalten.

Ein durchschnittlich begabtes Kind ohne Geld jedoch hat keine Chance.
Das ist hierzulande deutlich gerechter.

Die Bildungschancen
der unteren Schichten werden hier sehr starkt vom Staat und
den Universitäten selbst herbegeführt. Wer ist den USA guten
Noten aufweist, kann sich sicher sein, dass er die gesamte
Ausbildung bis zum Universitätsabschluss finanziert bekommt.

Hier ist das sowieso der Fall, (fast) egal wie die Noten sind.

Und wiederum liegt nicht nur daran, dass man die Kinder
unterstützen will, sondern der Staat weiß selbst, dass er gut
qualifizierte Menschen für das Wirtschaft, Forschung, Staat,
etc. braucht und dass bei ungleichen Bildungschancen ein
erhebliches Potential nicht genutzt werden kann.

In Deutschland ein Stipendium zu erhalten ist hingegen wie bei
einer Lotterie.

Weil es nicht nötig ist, s.o.

Hinzu kommt dass, wie Du richtig sagst, das
Bildungsbewusstsein dort ungleich größer ist. Und das stellt
wieder eine bessere Chancengleichheit her, weil auch Kinder
sozial schwacher Familien hier eine ungleich größere
Motivation aufweisen. Dieses Bewusstsein bei uns zu haben, das
wäre eine wichtige Aufgabe.

Das hingegen unterschreibe ich wieder, habe ich ja selbst gschrieben.

Das kann jedoch der Staat nicht leisten. Warum auch?
Man muss sein Leben selbst in die Hand nehmen.

Der Deutsche muss alles vorgekaut bekommen und wenn das Kind
dann 30 ist und niy gelernt hat, außer Saufen auf Malle, dann
ist auch wieder der Staat schuld.

Nun, das ist natürlich sehr übertrieben.

Das weiß ich nicht.

Aber wie gesagt ist
es richtig, dass das Bewusstsein der Wichtigkeit von Bildung
und Ausbildung auch bei uns geschaffen wird.

Diese fatal(istisch)e Grundhaltung lässt sich m.E. nur
aufbrechen, wenn der Staat dem Bürger wieder mehr Freiheit,
Rechte und Pflichten zugesteht.

Nun, wo dem Bürger hier Freiheit fehlt, ist mir nicht ganz
klar (bitte nicht wieder die Geschwindigkeitsbeschränkungen

)), bzw. sind mehr Pflichten denn nicht weniger Freiheit?

Der Staat greift in viele Bereiche zu stark ein. Vollkasko-Rente, Vollkasko-KV, Vollkasko-Leben.
Die hohe Staatsquote erlaubt einem Normalverdiener kaum noch, Rücklagen zu schaffen, welche er jedoch braucht für Altersvorsorge und Ausbildung der Kinder, so er sie denn unterstützen möchte.

Das ist vielleicht doch etwas zu allgemein.

Keineswegs. Es ist die Wurzel des Problems. Ableitung daraus kann dann jeder für jeden lebensbereich slebst treffen.

Das kann man auch während der Ausbildung gut machen.
Mir ging es gut als Schüler und Student. Ich ahbe eben viel
gearbeitet.Und deutlich mehr verdient, als ein Lehrling oder
junger Geselle.
Kein Problem.

Dann hast Du großes Glück gehabt, das Dir auch jeder gönnt.

Ich hatte kein Glück, sondern meinen Hintern bewegt.

Aber meine Erfahrung ist die, dass meine Kommolitonen und
Freunde, die allein auf das Abitur als Ausbildung zurück
schauen konnten, in den typischen Studentenjobs sehr wenig
Geld verdient haben.

Aber egal, so ist es nunmal im Studium.

Richtig.
Hauptsache, man kommt irgendwie durch. Und das geht recht gut, wenn man sich bemüht.

Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen: es interessiert eigentlich
niemanden, woher der nötige Wille kommt. Man braucht ihn halt.

Doch, genau das ist der alles entscheidende Aspekt. Menschen
sind nicht von Natur aus mit diesem Willen ausgestattet. Und
wer die Frage, ob wir nicht nur theoretische, sondern auch
praktische Chancengleichheit haben wirklich beantworten und
die Ursachen der tatsächlichen Ungleichheit erkennen und
beheben will, der muss genau diese Frage stellen.

Nochmal: mich interessiert das nicht. Die CHancen sind da und sie sind gleich. Das halte ich für recht wichtig.
Ob man sie dann nutzt oder nicht, ist das Problem jedes einzelnen und mir relativ egal.

(Jetzt muss ich doch etwas schmunzeln, weil der Hinweis
„Theorie und Praxis“ ja klassischer Weise umgekehrt von Dir
kommt…)

…und hier wiederum greift.

In der Theorie kann man wochenlang über Chancengleichheit diskutieren. In der Praxis gibt es sie, nur wird sie nicht von allen genutzt. Selbst schuld. Fertig.

Irgendwelche sozailswissenschaftlichen Analysen, weshalb das
System ja sooo ungerecht ist und somit kaum ein Arbeiterkind
in D eine Chance hat, finde ich eigentlich langweilig.

Dann stellt sich aber die Frage, warum im Forum
Sozialwissenschaft Beiträge schreibst, bzw. ob Du die hier
zugrunde liegende Frage wirklich diskutieren und beantworten
willst.

Mich interessiert das Thema der Diskussion und ich trage mit meiner Antwort dazu bei.
Andere dürfen gerne anders antworten.

Viel
interessanter finde ich, mit den zahlreichen Gegenbeispielen
in meinem Bekanntenkreis über Motivation und Erfolg zu
sprechen…

Ach ja, es ist schön, sich das Leben so einfach zu machen. Wer
genug motiviert ist, hat auch Erfolg. Die Realität ist aber
eine andere.

Die Realität ist, dass wir auch mit 100% staatlicher Papmerung keine 100% Akademiker bekommen werden.
Daher sollen diejenigen, die es bringen, eine Chance haben. Die anderen machen eben etwas anderes.

Ich wills mal so sagen. Ich denke, dass ich ebenso wie Du
behaupten kann, dass ich zu den Gewinnern auf dem
Bildungssektor gehöre. Ich habe wie schon gesagt, beide
Examina und die Promotion in kurzer Zeit und mit Auszeichnung
absolviert und ernte nun die jahrelange Investition durch
einen interessanten und extrem gut bezahlten Job.

Aber: Ich weiß, dass ich verdammtes Glück gehabt habe.

Ich z.B. hatte eigentlich relativ wenig Glück im beruflichen Bereich. Es war immer harte, kontinuierliche Arbeit, um erfolgreich zu werden. Bis richtig Geld in die Kasse kam, ging einige Zeit ins Land. Das Studium zu bezahlen war kein Zuckerschlecken. Aber ich heute halt nicht herum, sondern mache es.

Ich habe durch mein Elternhaus und mein Umfeld von Anfang an
das Bewusstsein mitbekommen, dass Bildung nicht nur wichtig,
sondern etwas gutes, erstrebenswertes ist. Das hat mir den
Zugang zu dieser und die Ausbildung leicht gemacht. Ich war
nie ein guter Schüler, weil ich vielmehr Sport und Parties im
Kopf hatte. Aber mir war immer bewusst, wo die Grenzen sind,
wann man sich hinsetzen muss und welches Ziel man nie aus den
Augen verlieren darf.

So ging es mir auch.
Die Motivation war da, man hatte Erfolg.
Wie oben geschrieben.

Viele andere, mit denen ich zusammen in der Schule oder auch
an der Uni war, hatten das nicht. Und das lag nicht daran,
dass sie faul waren oder alles vorgekaut bekommen wollten. Sie
haben einfach nie gelernt, sich ausreichend zu motivieren. Bei
den meistens hats dann noch irgenwie mit dem Studium geklappt,
aber das ist für mich schonmal ein Zeichen, wie
unterschiedlich dei Chance von Menschen trotz gleichen
Voraussetzungen sind.

Jeder Jeck is anders…

Und das ist auch gut so.
Nur muss jemand, der weniger motiviert ist, dann auch akzeptieren, dass evtl. der Erfolg ausbleibt.

Und noch viel größer ist das in anderen Schichten. Ich hatte
immer Freunde aus allen sozialen Schichten. Und so habe ich
sehr gut mitbekommen, wie unterschiedlich die Denkstrukturen
dort sind. Es gibt (viele) Familien, da ist das Thema Studium
einfach nicht existent. Frag mich nicht warum, aber allen ist
klar, dass sie Realschule machen und dann hoffen, eine
Lehrstelle zu finden.

Das ist dann deren Entscheidung.
Das Kind kann sich ja später anders entscheiden und den 2. Bildungsweg gehen.

Als eine Ex-Freundin von mir aus einer solchen Familie mal
frage, ob in der Familie mal jemand studiert hätte, bekam sie
zur Antwort „Nein, wir sind normale Leute“. Man muss nicht
besonders einfallsreich sein um zu erkennen, wie schwierig es
für solche Kinder ist, überhaupt auf ein Gymnasium zu gehen
und sich dort selbst zu motivieren.

Klar.

Es gibt Kinder, die lösen ganzen Familiendramen aus und ziehen
den Zorn der Eltern oder auch der Freunde auf sich, wenn sie
das Wort „Uni“ nur in den Mund nehmen. Sowas können wir uns
einfach nicht vorstellen. Die haben nicht nur nicht gelernt,
sich zu motivieren, die kämpfen sogar noch gegen ihr Umfeld.

Ich kenne einen solchen Fall.
Er musste sogar während der Lehre Geld zu Hause abgeben.

Heute hat er parallel zum Job einige Diplome absolviert und verdient von uns allen im freundeskreis am meisten.

Wäre er Automechaniker geblieben, wäre das auch o.k. Er hat sich aber motiviert und es somit zu etwas gebracht.

Kurzum, die sozialen Einflüsse und das soziale Umfeld sind
ganz einfach ein ganz entscheidender Faktor dafür, ob ein
Mensch den Willen und die Motivation zu einer guten
Ausbildung, insb. einem guten Studienabschluss aufbringen
kann.

Ja.

Da reicht es einfach nicht aus sich hinzustellen und zu
sagen: „Du musst halt die Motivation aufbringen“.

Doch.

Man kann das natürlich sagen, wenn man die Existenz der
derzeitigen tatsächlichen Chancengleichheit rechtfertigen
will. Denn es ist richtig, dass wir in bestimmten Berufen
Menschen mit entsprechender Motivation brauchen. Will man aber
nicht nur theoretische, sondern auch faktische
Chancengleichheit für alle Kinder herstellen, muss man bei
diesen auch das Bewusstsein und somit die Motivation zur
Bildung wecken.

Nicht „man“, sondern „die Familie“.
„Man“ ist der Staat, vermute ich. Und den geht es eben nicht an!

Das passiert nicht mehr von selbst in den schwächeren
Schichten, da die dortigen Sozialisierungssysteme eingefahren
sind. Hier ist in der Tat der Staat gefragt. Weniger
finanziell (obwohl wir ein gutes Stipendiensystem wirklich
brauchen können) sondern dadurch, dass er den Wert der Bildung
deutlicher in das Bewusstsein der Menschen bringt und somit
Motivation erst einmal möglich macht.

Wie soll „er“ das denn machen?

Grüße,

Mathias

Hi

nachdem wir ja in vielen Punkten übereinstimmen, sind wir unterschiedlicher Ansicht wohl hauptsächlich in diesem Aspekt:

Es gibt zwar rechtliche und finanzielle Chancengleichheit, Kinder aus ärmeren sozialen Schichten erhalten aber nicht die selbe familiäre Förderung und haben somit nicht die gleichen tatsächlichen Chancen, entsprechend gute Schüler zu werden und sich für ein Studium zu motivieren.

Du sagst nun, es interessiert Dich nicht, woher der Wille zur Leistung kommt, dies sei Sache der Familie. Soweit rechtliche und finanzielle Chancengleichheit besteht, was Dir genügt, solle man auf staatskosten nicht erforschen woher es dennoch kommt, dass Kinder niereder sozialer Schichten deutlich weniger Studienabschlüsse haben und weniger Erfolg an Schulen und Universitäten haben.

Und genau hier scheinen wir unterschiedliche Auffassungen der Aufgaben des Staates zu haben.

Meines Erachtens ist der Staat sehr wohl auch dafür zuständig, tatsächliche und nicht nur theoretische (rechtlich und finanziell) Chancengleichheeit zu fördern. Er ist auch für die Kinder bestimmter sozialer Schichten zuständig und deren Förderung, wenn dies im Elternhaus ganz offensichtlich nicht passiert. Ich halte es nicht für richtig, sich hinzustellen und zu sagen: Das ist Eure Privatsache, da halte ich mich raus.

Was kann das Kind dafür, dass es unter bestimmten Umständen geboren wurde, die ihm faktisch viel weniger Möglichkeit zu einer erfolgreichen Berufsausbildung gibt, als es andere haben. Wer sich nun hinstellt und sagt, dass ist mir egal, akzeptiert Chancenungleichheit, denn wirkliche Chancengleichheit resultiert eben aus mehr als aus gleichem rechtlichem Zugang und Geld.

Mit nur einem kurzen Ausflug will ich das auch rechtlich belegen. Die Väter des Grundgesetzes haben dies ebenfalls erkannt und daher die Verfassung so gestaltet, dass der Staat sich eben nicht nur zurückzieht, um die Rechte und Freiheiten der Bürger zu gewährleisten (hier: Recht auf Bildung und chancengleichen Zugang zu dieser), bzw. nur die finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen schafft. Das Sozialstaatsprinzip und das Prinzip der sozialen Grudnrechtsfunktionen (hat jetzt nichts mit Sozialhilfe zu tun) verpflichten den Staat auch dafür zu sorgen, dass faktsiche und nicht nur rechtliche oder finanzielle Gleichheit besteht. Hierzu gibt es seit jahren etliche Literatur. Es handelt sich eigentlich mehr um ein politologisches Thema, behandelt aber letztlich für diesen Aspekt die Frage: Was ist die Aufgabe des Staates?

Zudem glaube ich ebenfalls, dass wir hier ein großes Potential verschenken. Wir brauchen dringend in allen Bereichen gut qualifizierte Akademiker.

Dass faktisch schichtbezogen Unterschiede bestehen, belegen die Zahlen, und so bleiben viele möglicher Weise sehr brauchbare Menschen den Universiäten fern, da sie von Hause aus nie den entsprechenden Zugang zu unserem Bildungssystem erhalten haben und so auch nie den von Dir beschworenen „Willen“ und die „Motivation“ entwickleln konnten.

Meine Erfahrungen als Mitarbeiter an der Uni zeigen zugleich deutlich, dass viele der Kinder von Akademikern dort überhaupt nicht hingehören. Daher halte ich es auch aus diesem Grund für richtig, dass der Staat sich darüm kümmert, dass auch Kinder ärmerer Sozialer Schichten das Bewusstsein für und den Zugang zu Bildung erhalten. Es ist seine Aufgabe gegenüber jedem Einzelnen und zugleich gegenüber der Gesellschaft, damit diese ein größeres Potential auch tatsächlich nutzen kann.

Gruß
Dea

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Hallo Mathias

Nein, es ging ursprünglich keineswegs nur um Hart4-Empfänger,
sondern um „Arbeiterkinder“, also generell um Kinder aus
bildungsfernen Schichten.

Deecem schrieb folgendes und verschob den Fokus auf Hartz4 :

Das ganze müssen die Eltern zahlen, es gibt
keinen Sonderbedarfbetrag vom Amt (bei Hartz4). Somit ist ganz
klar, dass es eine echte Finanzfrage ist, ob Kinder von
Hartz4-
Empfängern ne höhere Schullaufbahn bewältigen können.

Du hast direkt dazu geschrieben:

Wie gesagt, das sehe ich nicht so. Es muss nur die Fokussierung klar :sein.
Klar ist das nicht leicht. Aber es ist möglich.
Zumal ein Kind ab 14 einen nebenjob ausüben und sich zumindest ums :Taschengeld selbst kümmern kann.

Und nun sagst du weiter

…was ja auch realistisch ist. Hart4 beinhaltet eben auch die
Kosten für die Ausbildung der Kinder.

Realistisch sind auch 100Km-Läufe. Immerhin gibt es Menschen, die so was schaffen.

Hartz4 beinhaltet alles. Die Anschaffung eines neuen Fernsehers, die Reparatur der Waschmaschine, die Windeln für das Baby usw. und eben auch eine Pauschale die Ausbildung der Kinder. Diese Beträge sollen ein Lebensminimum darstellen und wurden mit dem spitzen Bleistift errechnet. An was für einer Schulausbildung sich die wohl die Ermittler orientiert haben?
Die Eltern sollen also von dem bekannt knappen Einkommen Geld für Neuanschaffungen, Reparaturen und größere Posten ansparen und ihren Kindern eine angemessene Ausbildung finanzieren.
Prinzipiell geht das. Man denke an die Einwanderer in die USA, die sich trotz höchster Not Geld absparten um ihren Kindern eine Ausbildung und ein besseres Leben zu ermöglichen.
In der Praxis läuft es darauf hinaus, dass bei der Ausbildung der Kinder nur Geld für das Allernotwendigste da ist, und das wohl auch nicht immer. Andererseits werden von den Schulen Anforderungen gestellt, die ein gewissen Grundeinkommen voraussetzen. Z.B. wird verlangt, daß die Schüler über einen ausreichend leistungsfähigen Computer besitzt um eine bestimmte Schulsoftware laufen zu lassen. Kurzum, wenn die Eltern kein Geld haben, dann hat das Kind halt Pech gehabt und geht auf die Hauptschule, wo die finanziellen Anforderungen am geringsten sind.

Erzähl also bitte nichts von realistisch, sondern geb einfach zu, dass die Kinder von Hartz4-Empfänger Pech gehabt haben.

Gruß
Carlos

(unzureichende) Links
Hi!

  1. es gibt Studien, die z.B. die Notenvergabe untersucht
    haben, und feststellen, dass die Lehrer einen
    strukturellen (also über den jeweiligen subjektiven
    hinausgehenden) Bias drin haben, also Schülern mit „höherer“
    sozialer Herkunft für objektiv gleiche Leitungen (in der
    Studie durch Anonymisierung kontrolliert) bessere Noten geben
    als Schülern mit „niedrigerer“ Herkunft;

Es gibt Studien, die belegen, dass die Polkappen nicht
abschmelzen.

Ich gebe zu, hier bin ich auch mehr als sekptisch, aber
vielleicht erhalten wir einen Link zu diesen Studien.

Es bleibt spannend…

Ach, meint Ihr meine Aussage mit dem strukturellen Notenbias oder doch die Polkappen?

Ich find im Netz keine klaren Datenangaben, nur irgendwelche Verwurschtungen von Studien, wie z.B. hier auf der Page des BLLV; immerhin ein seriöser Bericht über eine seriöse Studie, auch wenn die nur (en passant, weil die Studie über den Wert der Schulnoten an sich geht) den Verzerrungseffekt konstatiert, nicht die Richtung, in die die Verzerrung geht:
„Schulnoten sind nicht objektiv, dafür zu pauschal und lassen keinen wirklichen Vergleich zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie der Universität Siegen, die im Auftrag des deutschen Grundschulverbandes entstand […] Soziale und ethnische Herkunft, Geschlecht, aber auch Verhaltensauffälligkeiten und persönliche Sympathie führten zu systematischen Verzerrungen der Beurteilung […] Über den wahren Leistungsstand sagten die Ziffern auf dem Papier nichts aus.“

http://www.bllv.de/abw/themen/200607_studie-noten.shtml

die Kurzfassung dieser Studie selbst (m.E. aber wieder ziemlich unbrauchbar, weil vollkommen ohne Datenmaterial):
http://www.agprim.uni-siegen.de/inprint/notengutacht…
(S. 3 links unten)

Dafür aber mit knackigen Worten:
„Wer an Ziffernnoten festhalten will, weil sie angeblich objektiv und vergleichbar seien […] findet in der Empirie keine stützenden Belege für seine Position“ (S. 4, rechts unten)

Noch ein Text von R. Geissler, den ich oben schon mal zitiert hatte (den Autor, nicht den Text):
„soziale Kriterien wie Herkunft, Geschlecht und Ethnie dürfen beim Bildungsverlauf – unabhängig von Fähigkeiten und Leistungen – keine Rolle spielen. Eine empirische Bestandsaufnahme zur meritokratischen Chancengleichheit ist aus folgendem Grund sehr kompliziert: Die Entwicklung von individuellen Fähigkeiten und Leistungen wird in erheblichem Umfang mit beeinflusst durch den Platz der Individuen in der mehrdimensionalen Sozialstruktur, und daher hängen die Ergebnisse entscheidend auch davon ab, wie das „Leistungspotential“ gemessen wird – ob es z. B. an den sozialstrukturell stark beeinflussten Schulnoten und Lehrerempfehlungen oder an den weniger beeinflussten Testleistungen fest gemacht wird“
http://de.wrs.yahoo.com/_ylt=A0geumdQQeBGLKwAqZwzCQx…
(Link auf eine .doc-Datei; 321 kb)

Das belegt (ohne Daten leider) ebenfalls meine Aussage - blöderweise wieder ohne explizite Angabe der Richtung, die aber leicht klar wird, wenn man in den Text hineinliest, z.B. hier:
„Deutschland gehört also zu den vier „Weltmeistern“ bei der Benachteiligung der Kinder aus sozial schwachen Schichten; im deutschen Bildungssystem sind die Barrieren, die der Entwicklung des Leistungspotentials dieser Kinder im Wege stehen, besonders hoch.“

Übrigens ist die Richtung der Verzerrung auch offensichtlich, wenn man die Verzerr-Effekte, die in solchen Texten immer genannt werden, betrachtet: Sozialverhalten, Sprachstil, Sprachgewandtheit, Auftreten, etc. (entsprechende Korrelationen mit Herkunft und Geschlecht sind ja bekannt)

Da ich auf die Schnelle nix besseres finde, nehme ich bequemerweise einfach meine Aussage zurück (die ja sowieso eher am Rande stand), ansonsten müsste ich in die UB gehen um was besseres zu liefern, denn die von mir jetzt gefundenen Studien im Netz, die eine klare Datenlage versprechen, sind dort leider nur als abstract zu lesen, und daher wertlos, z.B. sowas:
http://www.zfe-online.de/2007/ab_2_07.htm#Maier

VG
F

teils off-topic
Hi ihr beiden,
hartz4 bedeutet nicht unbedingt, dass alle arbeitslos sind.
Hier in der Gegend sind Stundenlöhne von 5 - 6 Euro brutto keine
Seltenheit mehr. Es gibt in D Regionen, in denen selbst für korrekt
ausgebildete Handwerker nur noch 3,50 oder 4 Euro brutto die Stunde
gezahlt werden. Was dann am Monatsende bei rumkommt kann man sich
dann ausrechnen. Selbst als DoppelverdienerHaushalt ist man da
ganz schnell Hartz4-bedürftig, wenn man noch ein oder mehr Kinder
hat…
Ich bin IT-ler, mittlere Reife, bekomm hier keinen Job in meinem
Beruf und arbeite für 5,40 Euro die Stunde bei ner Personaüberlassung.
Als Alleinerziehende kann ich also max 864 brutto verdienen (hab
aber nur halbtagsjob). Selbst wenn ich voll arbeiten würde wären
meine Tochter und ich auf H4 angewiesen.
Nicht nur dass die Schule jede Menge Ideen hat, was man machen kann,
freizeitmäßig (Studienfahrten, Arbeitsgemeinschaften, Schulparties),
auch die Krankenkassen zahlen den größten Teil der Medikamente nicht
mehr, die meine Tochter seit mehr als 15 Jahren benötigt. Das zum
Thema das Geld reicht (die benötigten Medikamente müssen vom
persönlichen Bedarf bezahlt werden, KH-Aufenthalt und RTW/NA
würde von der Kasse gezahlt, wenn sie keine Medikamente/Therapie
bekommen würde. Alternativ bot man mir an, die Kleine in ein
Fachinternat mit Klinik zu stecken = ca 3.000 mtl, die die Kasse
zahlen würde)…
Wir wohnen bei Pirmasens. Der 2.ärmsten Stadt Deutschlands, ca
35 % der Kids und ca 20 % der Erwachsenen müssen hier von H4
leben. … Also selbst Akademiker landen hier ganz schnell in H4.
Als IT-ler sind hier Bruttogehälter von 1.000 Euro brutto/mtl
keine Seltenheit, sofern man Schichtzulage bekommt. Normal hier
eher 400 - 800 Euronen/mtl…
Also bitte aufhören, zu träumen bzw von etwas reden, das man
nicht kennt.
LG
D

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Hi!

nachdem wir ja in vielen Punkten übereinstimmen, sind wir
unterschiedlicher Ansicht wohl hauptsächlich in diesem Aspekt:

Es gibt zwar rechtliche und finanzielle Chancengleichheit,
Kinder aus ärmeren sozialen Schichten erhalten aber nicht die
selbe familiäre Förderung und haben somit nicht die gleichen
tatsächlichen Chancen, entsprechend gute Schüler zu werden und
sich für ein Studium zu motivieren.

Du sagst nun, es interessiert Dich nicht, woher der Wille zur
Leistung kommt, dies sei Sache der Familie. Soweit rechtliche
und finanzielle Chancengleichheit besteht, was Dir genügt,
solle man auf staatskosten nicht erforschen woher es dennoch
kommt, dass Kinder niereder sozialer Schichten deutlich
weniger Studienabschlüsse haben und weniger Erfolg an Schulen
und Universitäten haben.

So ist es.

Und genau hier scheinen wir unterschiedliche Auffassungen der
Aufgaben des Staates zu haben.

Offenbar.

Meines Erachtens ist der Staat sehr wohl auch dafür zuständig,
tatsächliche und nicht nur theoretische (rechtlich und
finanziell) Chancengleichheeit zu fördern. Er ist auch für die
Kinder bestimmter sozialer Schichten zuständig und deren
Förderung, wenn dies im Elternhaus ganz offensichtlich nicht
passiert. Ich halte es nicht für richtig, sich hinzustellen
und zu sagen: Das ist Eure Privatsache, da halte ich mich
raus.

Ich schon.

Was kann das Kind dafür, dass es unter bestimmten Umständen
geboren wurde, die ihm faktisch viel weniger Möglichkeit zu
einer erfolgreichen Berufsausbildung gibt, als es andere
haben. Wer sich nun hinstellt und sagt, dass ist mir egal,
akzeptiert Chancenungleichheit, denn wirkliche
Chancengleichheit resultiert eben aus mehr als aus gleichem
rechtlichem Zugang und Geld.

Das Kind kann nichts dafür. Es kann aber den Verlauf seiner Ausbildung beeinflussen. Zur Not über den 2. Bildungsweg.

Generell denke ich sehr wohl, dass D einen deutlich höheren Bildungsstandard benötigt, also deutlich mehr Leute eine höhere Bildung erlangen sollten.
Nur meine ich, muss die Motivation hierzu sowieso klar sein. Wer das heute noch nicht verstanden hat, ist auch für staatliche Aufklärungskampagnen nicht erreichbar.

Mit nur einem kurzen Ausflug will ich das auch rechtlich
belegen. Die Väter des Grundgesetzes haben dies ebenfalls
erkannt und daher die Verfassung so gestaltet, dass der Staat
sich eben nicht nur zurückzieht, um die Rechte und Freiheiten
der Bürger zu gewährleisten (hier: Recht auf Bildung und
chancengleichen Zugang zu dieser), bzw. nur die finanziellen
und rechtlichen Rahmenbedingungen schafft. Das
Sozialstaatsprinzip und das Prinzip der sozialen
Grudnrechtsfunktionen (hat jetzt nichts mit Sozialhilfe zu
tun) verpflichten den Staat auch dafür zu sorgen, dass
faktsiche und nicht nur rechtliche oder finanzielle Gleichheit
besteht. Hierzu gibt es seit jahren etliche Literatur. Es
handelt sich eigentlich mehr um ein politologisches Thema,
behandelt aber letztlich für diesen Aspekt die Frage: Was ist
die Aufgabe des Staates?

So sehe ich das auch.
Meine Antwort auf diese Frage habe ich ja geschrieben.
Nochmnal: ich bin für einen möglichst schlanken Staat, der möglichst leicht verständliche und nachvollziehbare Rahmenbedingunegn schafft. Mehr nicht.

Zudem glaube ich ebenfalls, dass wir hier ein großes Potential
verschenken. Wir brauchen dringend in allen Bereichen gut
qualifizierte Akademiker.

Richtig.
Daran ist das Sozialsystem nicht unschuldig. Die Motivation ist noch nciht groß genug, es ist noch zu bequem, nichts oder wenig zu tun.

Dass faktisch schichtbezogen Unterschiede bestehen, belegen
die Zahlen, und so bleiben viele möglicher Weise sehr
brauchbare Menschen den Universiäten fern, da sie von Hause
aus nie den entsprechenden Zugang zu unserem Bildungssystem
erhalten haben und so auch nie den von Dir beschworenen
„Willen“ und die „Motivation“ entwickleln konnten.

Das ist dann sehr schlecht.
Aber der Staat kann hier wenig tun und sollte nichts tun.
Einj paar motivierte Lehrer, deren viele wir hätten, würde deren beamtenstatus abgeschafft, könnten hier Wunder wirken.

Ein bekannter von mir, Gymnasiallehrer in München, sagt seinen Schülern bei Leistungstiefs, dass an seiner Schule Eliten ausgebildet würden. Wer nicht mitmachen wolle, könne an die Hauptschule 3 Straßen weiter gehen.
Das motiviert offenbar einige Schüler stark.

Meine Erfahrungen als Mitarbeiter an der Uni zeigen zugleich
deutlich, dass viele der Kinder von Akademikern dort überhaupt
nicht hingehören. Daher halte ich es auch aus diesem Grund
für richtig, dass der Staat sich darüm kümmert, dass auch
Kinder ärmerer Sozialer Schichten das Bewusstsein für und den
Zugang zu Bildung erhalten. Es ist seine Aufgabe gegenüber
jedem Einzelnen und zugleich gegenüber der Gesellschaft, damit
diese ein größeres Potential auch tatsächlich nutzen kann.

Ich bin generell vorsichtig, wenn der Staat dazu aufgerufen wird, ein „Bewusstsein“ zu schaffen.

Ich habe verstanden, was Du meinst und respektiere Deine Ansicht.

Es ändert jedoch nichts an der meinen.

Grüße,

Mathias

Hallo Deceem,

herzlichen Dank für deinen eindrucksvollen und erschreckenden Bericht aus dem Leben. Es erschreckt mich, dass solche extreme Zustände nicht nur im hintersten Osten unseres Landes zu finden sind.

Du hast mein Mitgefühl, vor allem, weil deiner kranken Tochter eben auch nicht alle Möglichkeiten offen stehen.

Gruß
Carlos

Hi,
an der Beantwortung dieser Frage kann man, wie so oft, sämtliche prägenden Merkmale unserer Gesellschaft verdeutlichen. Natürlich kommen (willens-)starke Kinder nur aus Haushalten, in denen ihnen zu erreichende Ziele und Werte vorgelebt werden bzw. dieses versucht wird. Haushalte, die von der Wohlfahrt leben, oftmals schon seit Jahren, sind i.d.R. hierzu nicht bereit und willens oder auch nicht in der Lage - dies nicht nur aufgrund der finanziellen Situation. Dieser gesamte Zustand wird sich eher noch verschärfen. Die Anhebung der staatlichen Wohlfahrt wird diesen Zustand ebenso wenig mildern, da die so bereit gestellten Hilfen zumeist für andere Dinge (…), die das Kind nicht betreffen, verbraucht werden.
Es gilt und galt schon stets: Nur die Oberschicht bringt die neue Oberschicht zu Welt.

MfG

Ralf W.

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:wink:
Hi Ralf
als ich dein Posting las schoss es mir durch den Kopf:
Gott schütze die Arbeitskraft von dir, deiner Partnerin
und deiner Kinder
und dein Weltbild .
LG
D

1 Like

Hi,
genau, das wünsche ich mir auch oft, ebenso, daß meine / unsere Arbeit überhaupt noch nachgefragt wird. Was genau gefällt Dir an meinem Weltbild?

MfG

Ralf W.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Daniel,

Ich bin der Meinung dass z.B. die Mehrheit der Kinder welche
in extremen sozialschwachen Umfeldern aufwachsen aus diesen
nicht heraus kommen.

Ja, da hast Du völlig recht.

Dass die soziale Kluft zwischen Arm und Reich seit einiger
Zeit am wachsen ist.

Das ist eindeutig und nicht zu übersehen.

Kann man belegen das ein soziales Umfeld einen derartig prägt.

Ich beziehe meine aktuelle Meinung aus der Erfahrung in meinem
Leben.

Ich auch, ich stamme aus einer sogenannten bildungsfernen Familie. Schule und Bildung war bei uns kein Thema.

Kann man das nachlesen?

Ich möchte Dir zu der Beantwortung Deiner Frage das Buch „Die feinen Unterschiede“ von Pierre Bourdieu empfehlen.

B. beschreibt wirkungsvoll, dass die von Dir beschriebene Aussage, dass die Mehrheit der Kinder, welche in extremen sozialschwachen Umfeldern aufwachsen und aus diesen nicht heraus kommen, von der Familie (kulturelles Kapital) vererbt wird.

Gruß
Peter

Hallo an alle die was zum Thema beigetragen haben!

Was soll ich dazu sagen…für mich sieht es doch da ganz danach aus, das das alles prinzipiell „Geldmacherei“ ist…sprich wer Kohle hat ok, dem sei alles möglich und wer nicht selber schuld…und das zum „Wohle des Kindes“! Ich frage mich wo geht es hier zum Besten für das/die Kinder…gerade aus sozial schwächeren Familien?
Das heißt oftmals auch das gerade bei gut betuchten Eltern, siehe auch aus der High Scoiecty Sceene über vieles hinweggeschaut wird, was dem Kind sicherlich nicht förderlich für das weitere Leben ist…aber mit Geld läßt sich viel geradebiegen oder gar erkaufen…
während man der alleinerziehenden Mutter ohne Job und aus Nichtakademikerkreisen oder so, die richtige Erziehung und Fürsorge dem eigenen Kind gegenüber anzweifelt…
Ich persönlich bin selbst betroffen und werde noch einen eigenen Artikel passend zum Thema hie in wer-weiss-was stellen.
Jedoch macht mich dieses Thema hier sowas von wütend mir kommt es vor das ein Sündenbock gesucht werden muss für die Mißwirtschaft was Hierzulande geführt wird…und das alles unter dem Deckmantel „zum Wohle des Kindes“ wo ist da das Kindeswohl wenn es sich sein Geld für höheren Schulbesuch erarbeiten will und es unterm Strich doch abgezogen wird, wenn die Eltern Hartz4 Empfänger sind…wo ist das „Wohl des Kindes“ wenn es aus Familien oder Alleinerziehenden Elternteilen herausgerissen wird und in Heime oder Pflegeeltern gesteckt wird? Wie soll da den aus diesen Kindern etwas höheres werden, wenn von vornherein schon das sog. „Urvertrauen“ (auch in sich selbst) bereits zerstört wird…ist es da nicht besser der sog. unteren Gesellschaftschicht auch etwas Respekt und Anerkennung zukommen zu lassen…wieviele Beispiele gibt es doch, wo zwar kaum Geld vorhanden, jedoch mit Taten viel erreicht wird und somit viel für „das Wohl aller“ (Kinder wie Erwachsene in unserer Gesellschaft) getan werden kann…ich finde es einfach furchtbar, dies Bild was sich mir in letzter Zeit häufig aufdrängt: Die moderne Sklaverei des 21. Jahrhunderts - Menschen mit geringen Einkommensverhältnissen wird das Recht untersagt Kinder zu bekommen bzw. selber erziehen zu dürfen…diese sollen nur schuften bis zum umfallen, damit sich die Oberschicht ein schönes Leben machen kann…ich kenne kaum einen besser gestellten Akademiker, der sich die Finger krum oder schmutzig machen würde…nur sei soviel dazu angefügt…Berge versetzt man nicht mit Worten nur mit Taten und auch ein Haus entsteht nicht durchs Wort sondern es muss Hand angelegt werden…na ja man braucht ja für später die nächste Generation Unterschicht, wer soll den sonst die Drecksarbeiten verrichten…so züchtet man diese bereits im Kindesalter schon heran…wie soll ein Mensch aus soz. schlechtem Status herrauskommen wenn das Urvertrauen fehlt bzw. es keine Hilfemöglichkeiten gibt, da ja alles mit Geld aufgewogen wird???

Denkt mal darüber nach!
Eine Betroffene ohne Akademische Bildung - die sich jedoch Dank Selbststudium und viel Lebenserfahrung gerne einmal der sog. Oberschicht zu Diskussion des Sozialen Standes in der Gesellschaft stellen würde!

mfg Lola v. andere

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]