Hallo!
na, da scheinst du ja Vorzeigeexemplare von Wissenschaftlern
zu kennen. Oder ein sehr idealistisches Bild von ihnen zu
haben.
Das glaube ich nicht. Ich weiß schon, dass auch Wissenschaftler Menschen sind, die ehrgeizig und eifersüchtig sind. Aber wissenschaftliche Methodik ist nun mal eher mit dem Zweifeln als mit dem Glauben verwandt.
Ich gebe zu, dass ich diese Ideale nach nahezu 30
Jahren Arbeit für und mit Biologen verloren habe. Unsicher
klingende, an ihrer eigenen Arbeit zweifelnde Wissenschaftler?
Schön wär’s. Ich kenne es umgekehrt: „Was, du wagst an meiner
Arbeit zu zweifeln? Was erlaubst du dir - ich bin schließlich
Wissenschaftler!“.
Das betrifft eine andere Form des Zweifels. Er hat vermutlich überhaupt nichts dagegen, dass Du seine Ergebnisse angreifst, denn das ist das wissenschaftliche Geschäft. Verärgert wird er erst dadurch, dass Du seine Methode an sich in Frage stellst.
Ich will Dir mal ein Beispiel geben:
Ohne Zweifel eine der größten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts war die chemische Struktur der DNA. Watson und Crick lieferten damit die Grundlage für die Entschlüsselung des genetischen Codes. In ihrem Paper findet man über die Bedeutung der chemischen Struktur für die Molekulargenetik genau einen Satz: „Es ist unserer Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass die spezifische Basenpaarung, wie wir sie postuliert haben, sofort einen möglichen Mechanismus für die Vervielfältigung des genetischen Materials anbietet.“
Nichtwissenschaftler würden schreiben: „Damit ist bewiesen, dass DNA auf diese Weise kopiert wird.“
Das meine ich mit vorsichtig, selbstkritisch, zweifelnd…
Und die Evolutionstheorie ist eine Heilige Kuh - wage es
niemand, auch nur daran zu denken, sie zu schlachten.
Quatsch!
Es werden ständig Artikel veröffentlicht, die sich mit Darwins Ideen nicht vereinbaren lassen. Einen horizontalen Gentransfer, wie ihn die Endosymbiontentheorie erfordert, gibt es bei Darwin nicht. Und die Endosymbiontentheorie ist mittlerweile gut etabliert. Auch die Frage des Punktualismus oder Gradualismus wird durchaus heftig diskutiert. Darwin wäre ohne Zweifel ein Gradualist gewesen, wenn es zu seiner Zeit diese Unterscheidung schon gegeben hätte. Das, was wir heute als „synthetische Evolutionstheorie“ bezeichnen, hat mit dem ursprünglichen Darwin nicht mehr allzuviel zu tun.
Man sollte nur klar trennen, dass ein Zweifel an der Evolution_theorie_ etwas anderes ist, als ein Zweifel an der Evolution als historischer Tatsache. Wer die Augen einfach vor beobachtbaren Fakten verschließt und das Gegenteil behauptet, hat keinen wissenschaftlichen Anspruch. Wer aber die Fakten in einer neuen Weise interpretieren will, rennt in der Wissenschaft offene Türen ein!
Mir fehlen nur gerade in der Wissenschaft
die Zweifel, mir fehlt die Bereitschaft, Gedanken aus jeder
Richtung nachzudenken. Da, wo man aber von vornherein
bestimmte Richtungen verwirft, kann man sich nicht als
objektiv arbeitenden Menschen bezeichnen.
Ist derjenige objektiv, der nur Indizien gelten lässt, oder derjenige, der fordert, dass bestimmte Gedanken mitberücksichtig werden, für die es keien Indizien gibt?
Die Biologie ist heute eine rein materielle Wissenschaft, der
Einfluss eines „Geistigen“, ja oft sogar die Existenz eines
Geistigen, wird von vornherein definitiv ausgeschlossen.
Nein. Es wird unterschieden zwischen naturwissenschaftlich-beobachtbaren Dingen und von Dingen, die sich nicht naturwissenschaftlich erschließen lassen. Die Naturwissenschaft beschränkt sich ganz bescheiden auf die Dinge, die sie beobachten und erforschen kann und erhebt keinen Anspruch, über den anderen Bereich etwas auszusagen. Kategorieverletzungen gibt es stets nur auf der anderen Seite.
Aber
irgendeinen - auch noch so unwahrscheinlich erscheinenden
Faktor - von vornherein auszuschließen, halte ich für
unwissenschaftlich. Da arbeitet man nicht ergebnisoffen.
Welcher Faktor ist das und welches Indiz spricht dafür?
Es mag sein, dass es auch unter den Darwinisten Biologen gibt,
die ein Geistiges nicht ausschließen. Aber sie werden sich
hüten, es offen zu sagen, wenn sie weiter zur
„wissenschaftlichen Gemeinschaft“ gehören wollen.
Wissenschaftler, die an Gott glauben, sing genauso akzeptiert, wie diejenigen, die es nicht tun. Wissenschaftler, die aber glauben, dass die wissenschaftliche Methodik nicht geeignet ist, um die Welt zu erforschen, sind wie Piloten, die nicht glauben, dass ein Flugzeug geeignet ist zu fliegen.
Es sieht doch heute für Zweifler an der Evolutionstheorie
nicht anders aus als ehedem für Kepler, Galilei, Bruno.
Verlacht hat man solche Querdenker, geächtet. Man verbrennt
heute niemanden mehr - aber es schlägt doch Andersdenkenden
die gleiche Hybris der herrschenden Lehrmeinung und die
gleiche Intoleranz entgegen.
Da gibt es aber einen entscheidenden Unterschied: Der wissenschaftlichen Methode eines Galileis hielt man die Dogmen der Kirche entgegen und zwang ihn, diese zu akzeptieren. Heute sind die Wissenschaftler in der Überzahl und diejenigen, die Du als „Querdenker“ bezeichnest, in der Minderheit. Nichtsdestotrotz sind sie es - und nicht die Wissenschaftler - die an die Stelle der wissenschaftlichen Methode wieder die Dogmen setzen wollen.
Michael