Hi Klaus,
Ich werde immer dann zu „persönlichen Angrifen übergehen“,
wenn Meinungen geäußert werden, die reine Propaganda-Lügen
sind (siehe oben die Diskussion über das blockfreie Angebot
Stalins).
Es ist doch so, jeder von uns wird täglich tonnenweise mit widersprüchlichsten Informationen überflutet. In diesem Buch steht das eine, jener erzählt uns etwas anderes, eine Fernsehreportage berichtet den Sachverhalt wieder anders und ganz besonders da, wo gegensätzliche Interessen aufeinander treffen, wird gerne ein bißchen an der Wahrheit gedreht. Jeder, der öffentliche Diskussionen verfolgt, bekommt nur einen Bruchteil aller Informationen mit, denn er kann nicht alle Fernsehsender täglich 24 Stunden beobachten, er kann auch nicht alle historischen Unterlagen zu einem Thema verarbeiten, er kann nicht einmal wissen, welche der präsentierten Information, aus ermittlungstechnischen oder sonstwelchen Gründen verfälscht an die Journalisten weitergegeben oder ganz zurückgehalten wurden.
Es ist doch völlig klar, dass unter all dieser Informationsflut jede Menge übler Propaganda ist, und dass sich tausend Leute, tausend verschiedene Urteile bilden können, was doch sehr gut ist, und erst die Meinungsfreiheit überhaupt ausmacht.
Nur woher weiß der Einzelne denn, welche Information Lüge und welche die Wahrheit ist?
Dafür ist doch gerade die sachliche Diskussion da, um der Wahrheit näher zu kommen. Zum Beispiel irgendjemand gibt mir eine Information. OK. Solange ich keine anderslautende Information vorliegen habe, will ich das mal glauben. Jetzt kommst Du und behauptest das Gegenteil, weil Du andere Informationen hast. Wenn Du mir gute Gründe dafür nennen kannst, warum Deine Information besser als meine ist, dann bin ich der letzte, der sich nicht darüber freut wieder etwas dazugelernt zu haben. Aber einfach zu sagen : „Das ist Blödsinn“, oder „Das ist halt so“ hilft mir gar nicht dabei weiter, meine Meinung in einem neuen Licht zu betrachten.
Ich konnte noch nie verstehen, aus welchem Grund Leute
Tatsachen verdrehen und diese Lügen dann als Wahrheiten
darstellen.
Das kann ich sehr wohl verstehen. Weil es leider so ist, dass es in Wirklichkeit bei Diskussionen seltenst um Vernunft, sondern hauptsächlich um die Vertretung von Interessen geht. Jeder will sein Interesse vertreten und findet dabei, egal um was es geht, immer neue und wieder neue Argumente. Und wenn das nicht hilft, dann werden sogar Tatsachen verdreht. Nur halte ich leider den persönlichen Angriff für eine Option, die meist dann eingesetzt wird, wenn man sich von der sachlichen Seite her auf hoffnungsloser Position sieht. Sieh es doch auch mal von der Seite, dass Du damit einmal Deine Glaubwürdigkeit schmälerst, wenn Du von der sachlichen auf die persönliche Argumentationsweise abdriftest und dass Du den anderen damit nicht so richtig an Deinen Informationen, Einsichten und Gedanken teilhaben lässt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Diskussionen gibt es in diesem Forum ja am Ende keine Abstimmung mit irgendwelchen Konsequenzen für den einzelnen Teilnehmer, so dass wir es uns doch durchaus leisten könnten vernunftgesteuert statt interessengetrieben zu diskutieren.
Unsere „freie“ Welt besteht nur, weil wir hinter den Tatsachen
die Wahrheit suchen und finden können. Lügner konnte ich noch
nie ab und sie dürfen innerhalb unserer Gesellschaftsordnung
und unserer Demokratie keinen Platz einnehmen. Sonst dauert es
nicht mehr lange bevor die Flut wieder zurückkehrt.
Ich stimme Dir zu, wir suchen hinter den Tatsachen die Wahrheit.
Wir suchen sie, weil wir sie nicht immer gleich erkennen. Dazu gehört es aber auch erstmal alle Vorschläge und Möglichkeiten, die einem einfallen zur Diskussion zu stellen. Einige mögen sich nach kurzer Abhandlung als sehr unwahrscheinlich herausstellen, aber wenigstens sollten sie kurz betrachtet werden. Man darf eine Mutter, die ihr eigenes Kind ermordet nicht alleine deshalb davon kommen lassen, weil es geschmacklos wäre, sie zu beschuldigen, in einer Zeit, wo sie nach normalen Umständen am Boden zerstört sein müsste. Man muß diese Möglichkeit nicht vor ihren Augen ausdiskutieren, aber der Kommisar kann ja durchaus ohne ihr Wissen gegen sie ermitteln.
Die falschen Tatsachen müssen aber irgendwann vom Tisch. Das geht eigentlich nur indem man Gegenbeweise vorlegt, oder indem jemand erklärt, was an einer vermeintlichen Tatsache nicht stimmt, was konkret gegen diese Tatsache spricht.
Das kann einen ziemlich langen Austausch von Für- und Widerargumenten geben, und man kann sich sogar ohne Übereinkunft aus der Diskussion verabschieden. Eine Lüge begehe ich erst dann, wenn ich die Wahrheit kenne, aber sie absichtlich verdrehe. Solange ich selbst noch über ein Problem nachdenke und Hypothesen äußere, solange mache ich mich in einer freien und aufgeklärten Gesellschaft in keinster Weise schuldig. In einer totalitären Gesellschaft dagegen schon.
by the way, woher weißt Du denn immer so genau, was Wahrheit und was Propaganda ist. Hast Du irgendwelche Tricks um die beiden voneinader zu unterscheiden?
gruß
unimportant