Verblüffende historische Prophezeiungen!

doch!
Hallo Jasper!

aber „germanische Kampfeslust“, „Berserkerwuth“ - das trifft
doch verblüffend die neuheidnische Ideologie der Nazis. Und
bei den „Löwen in Afrika, die ihre Schwänze einkneifen“ denkt
man doch spontan an Rommel in Libyen. Hatte nicht Heine
vielleicht doch ein Gespür für die im tiefen kollektiven
Unterbewusstsein Deutschlands verborgene Kriegslust?

Da stimme ich Dir zu. Ich glaube, das hat was damit zu tun, daß es Deutschland erst seit 1871 gibt. Im Gegensatz zu anderen europäischen Nationen fehlt den Deutschen ein selbstverständliches Nationalbewußtsein. Das wird durch aggressive faschistische Ansichten wettgemacht. Heine hat das ganz gut erkannt, obwohl er natürlich nicht Großdeutschland kannte, das dann dem Ganzen die Krone aufsetzte. Wenn er von Deutschland spricht, meint er im Prinzip Preußen. Ich habe gerade einen Brief von 1850 abgetippt (wegen Sütherlin, das ich gut lesen kann), da kommt ganz gut zum Ausdruck, wie sich die Leute damals plötzlich großartig als „Deutsche“ fühlten. In den Vorstellungen waren die Kleinstaaten noch lebendig. Plötzlich war man Angehöriger einer großen Nation. Nach 1871 war das wohl noch schlimmer. Ich habe mal einen Brief von einem jungen Mann getippt, der 1872 seinen Abschluß (in was, ging aus dem Brief nicht hervor, vermutlich Abitur im Internat) gemacht hatte. Er schrieb an seine Familie über die bestandene Prüfung. Jeder 2. Satz enthielt Bemerkungen über „die großartigen historischen Zeiten“, „die bedeutenden Vorgänge, an denen wir teilhaben…“ usw…
Ich kenne viele Türken. Denen geht es ganz genauso. Kaum einer, dessen Eltern beide in der heutigen Türkei geboren sind. Wenn man die militaristischen Tendenzen vergleicht, ist eine deutliche Parallele zwischen Deutschen und Türken zu sehen. Nun kannst Du zwar sagen, daß es die Türkei schon 500 Jahre gibt - ist aber nicht so. Das Osmanische Reich war durch seine Expansion von arabischen Einflüssen geprägt und hatte mit der Türkei wenig zu tun. Die gibt es erst seit 1924. Ich erwähne das nur, wegen der Erkenntnis, daß Militarismus m.E. mit fehlendem Nationalbewußtsein zu tun hat. Offenbar ist es ein archaisches Bedürfnis, daß der Mensch sich einer klar definierten Gemeinschaft zugehörig fühlen will. Heine hat das gut erkannt, obwohl ihm unsere heutigen Vergleichsmöglichkeiten fehlten. Das 3. in dieser Reihe zu erwähnende Volk wäre das der USA…
So, das war 'ne Menge für eine „kurze Stellungnahme“. Kurze Kommentare fallen mir immer schwer! :wink:
Bis vermutlich bald mal
Mona

Hallo,

Da stimme ich Dir zu. Ich glaube, das hat was damit zu tun,
daß es Deutschland erst seit 1871 gibt. Im Gegensatz zu
anderen europäischen Nationen fehlt den Deutschen ein
selbstverständliches Nationalbewußtsein.

Zu Heines Zeiten gab es gerade mal eine handvoll europ. Staaten mit selbstverständlichen Nationalbewußtsein, die meisten Völker versuchten erst eine Nation zu werden.

Das wird durch aggressive faschistische Ansichten wettgemacht. Heine hat das ganz gut erkannt, obwohl er natürlich nicht Großdeutschland kannte, das dann dem Ganzen die Krone aufsetzte.

Was für faschistische Ansichten? Der Faschismus trat erst nach dem 1.WK in Erscheinung. Und dann sogar in Ländern mit selbstverständlichen Nationalbewußtsein.

Wenn er von Deutschland spricht, meint er im Prinzip Preußen.
Ich habe gerade einen Brief von 1850 abgetippt (wegen Sütherlin, das
ich gut lesen kann), da kommt ganz gut zum Ausdruck, wie sich
die Leute damals plötzlich großartig als „Deutsche“ fühlten.
In den Vorstellungen waren die Kleinstaaten noch lebendig.
Plötzlich war man Angehöriger einer großen Nation. Nach 1871
war das wohl noch schlimmer.

Was ist daran schlimm? Hast Du nicht eben noch das fehlende Nationalbewußtsein bemängelt?

Ich habe mal einen Brief von
einem jungen Mann getippt, der 1872 seinen Abschluß (in was,
ging aus dem Brief nicht hervor, vermutlich Abitur im
Internat) gemacht hatte. Er schrieb an seine Familie über die
bestandene Prüfung. Jeder 2. Satz enthielt Bemerkungen über
„die großartigen historischen Zeiten“, „die bedeutenden
Vorgänge, an denen wir teilhaben…“ usw…

Ist doch schön, daß sich der junge Mann darüber freut in der damaligen Zeit leben zu dürfen.

Ich kenne viele Türken. Denen geht es ganz genauso. Kaum
einer, dessen Eltern beide in der heutigen Türkei geboren
sind.

Worauf willst Du hinaus? Daß die Eltern des Briefschreibers auch nicht in der Türkei geboren sind?

Wenn man die militaristischen Tendenzen vergleicht, ist
eine deutliche Parallele zwischen Deutschen und Türken zu
sehen.

Die kannst du ja mal bei Gelegenheit aufzeigen.

Nun kannst Du zwar sagen, daß es die Türkei schon 500
Jahre gibt - ist aber nicht so. Das Osmanische Reich war durch
seine Expansion von arabischen Einflüssen geprägt und hatte
mit der Türkei wenig zu tun. Die gibt es erst seit 1924.

Das dürfte jedem hier geläufig sein.

Ich erwähne das nur, wegen der Erkenntnis, daß Militarismus m.E.
mit fehlendem Nationalbewußtsein zu tun hat.

Das ist Quatsch. Die Gründe für den Militarismus sind tiefgründiger und komplexer. In Dtl. reichen die Ursachen bis ins friderizianische Preußen zurück. Bei der Türkei liegt die Ursache für die Macht des Militärs u.a. darin, daß der türkische Staatsgründer selbst aus den Reihen des Militärs stammte.

Offenbar ist es
ein archaisches Bedürfnis, daß der Mensch sich einer klar
definierten Gemeinschaft zugehörig fühlen will. Heine hat das
gut erkannt, obwohl ihm unsere heutigen
Vergleichsmöglichkeiten fehlten. Das 3. in dieser Reihe zu
erwähnende Volk wäre das der USA…

Hast Du vergessen den Satz zu beenden oder hast du schon gemerkt daß der Vergleich hinkt?

Gruß