Warum sind Engländer immer zu spät?

Ja, aber…

Ich sehe gerade, dass Du in England lebst - gibt es da
niemanden in deinem Bekanntenkreis, den Du einfach mal fragen
könntest?

Wie in einem anderen Post gesagt, habe ich noch keine gute Antwort gefunden. Die Antwort, „falls der Gastgeber noch nicht fertig ist“, scheint gut zu passen:
Wir hatten einmal eine größere Party, und Leute waren für 7.30 Uhr eingeladen. Nachdem wir in England leben, war klar, dass keiner vor 8 Uhr kommt, sodass wir die Vorbereitungen so eingerichtet haben, dass wir um 7.45 Uhr fertig sein sollten. Allerdings hatten wir übersehen, dass Besuch aus Deutschland, der nicht (wie alle andern Gäste) in England lebte, auch eingeladen waren - und der stand dann Punkt 7.30 Uhr vor der Tür. Natürlich waren wir nicht fertig, und der Besuch saß 20 Minuten herum, während wir (gestresst) alles fertig machen mussten.

Bei genauerer Betrachtung fällt aber auf: Das Ganze ist ein Teufelskreis. Weil alle um eine halbe Stunde später kommen, richtet sich der Gastgeber darauf ein, und wenn dann jemand pünktlich kommt, ist er zu früh.

Auf jeden Fall ist die oben genannte Begründung eine, die sehr viel Sinn ergibt. Vielen Dank!

Paul

relax!

der Besuch saß 20
Minuten herum, während wir (gestresst) alles fertig machen
mussten.

ne Party sollte Spass machen und nicht stressen. Dann sitzt der Besuch eben 20 Minuten rum, das ist NIX! Fuer sowas gibt es Coffeetable-Buecher (Buecher mit vielen Fotos zum Ankucken, die im Salon rumliegen), Fotoalben, Obst zum Naschen oder wasweissich. Oder ihr gebt dem Besuch ein bisschen Arbeit ab, Teller raustragen z.b…

Scheinbar haben das die Suedlaender den Deutschen wirklich voraus. Da gibt es viel weniger „muss“. Da „muss“ nix irgendwann auf den Punkt fertig sein. Oder ich bin noch zu jung… Wobei ich auch anmerken will, dass die Suedlaender sich generell viel mehr erlauben, jung im Sinne von unkompliziert, fast teenager-gackerig zu sein. Ich will nicht sagen, dass da alles besser ist. Aber wenn ich sehe, wieviel Stress man sich in Deutschland oft macht, damit alles perfekt ist und wie dabei die Freude und Entspanntheit sowohl der Gastgeber als auch der Gaeste auf der Strecke bleibt, denke ich schon, dass man sich hier gern etwas abkucken darf.

Gruss

Hallo Cantate,

Verwirrung: ein Einladung bei einer längjährigen Freundin in
Barcelona, um 20:00 Uhr sollte ich kommen. Wie in Spanien
üblich traf ich dann so gegen 21:00 Uhr ein… Mir wurde dann
zu meiner Verwunderung vorwurfsvoll gesagt, ich sei reichlich
spät dran.

Das hätte ich dir auch gesagt. Und ich fände es keineswegs „üblich“ auf Dich (oder sonstwer) eine ganze Stunde zu warten. Ich hätte es Dir ebenfalls vorgeworfen.

Bei uns, nicht nur in Katalonien, sondern im ganzen Spanien, kann man so um die 15 Minuten später kommen aber nicht mehr.

Und was Essenseinladung betrifft, so kommt man bei uns idR. zu der angegebenen Zeit an. Und man wartet mit kleinen Vorspeisen (Tapas), die kaum Vorbereitung bedurfen, bis man vollzählig ist.

So kenne ich das bei uns.

Zum Thema warum das so ist, kann ich leider nichts sagen.

Schöne Grüße,
Helena

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Hi,

Zuerst einmal kenne ich persoenlich es auch von Deutschland
nicht, dass die Leute bei privaten Verabredungen puenktlich
sind. NIE! Zumindest nicht, wenn man sich (abends) bei
irgendwem zuhause trifft. Da gibt es auch immer halbe/ ganze
Stunden Toleranzen.

Das allerdings ist komplett neu für mich. Wir geben viele Essenseinladungen und laden eigentlch immer für 20:00 Uhr ein. Wir rechnen dann damit, dass die Gäste bis 20:30 spätestens einlaufen. Bis dahin sitzt man nett zusammen, trinkt etwas knabbert Dinge wie Oliven oder irgendwelches Zeugs. Dann geht es an den Tisch, bis alle sitzen dauert es ein wenig, so dass gegen 20:45 der erste Gang serviert wird.
Der nachfolgende Gang ist natürlich auf diese Zeit abgestimmt. Kommt also jemand eine Stunde später hat er einfach Pech gehabt, weil alle anderen bereitsmit der Vorspeise fertig sind. Abgesehen davon finde ich es einfach unhöflich, wenn man zum Essen eingeladen ist so viel zu spät zu kommen. Ich kenne auch kein anderes Land in dem man zu essensenladungen so viel zu spät kommt. Vielleicht bezog sich dein kategorisches NIE! ja auch nur auf Trinkveranstaltungen, dann kann man tatsächlich sehr entspannt mit der Zeit umgehen.

Die Unpuenktlichkeit ist naemlich das normalere.

Na ja, das ist wohl eine Auffassungsfrage. Ich sollte das mal unseren Babysittern erzählen, die werden sich bedanken.

Immer noch erstaunt grüßend,
C.

hi

Das allerdings ist komplett neu für mich. Wir geben viele
Essenseinladungen und laden eigentlch immer für 20:00 Uhr ein.

In der Tat kenne ich kaum so strenge Essenseinladungen. Wie woanders beschrieben kenne ich sowohl mit Deutschen bzw. in Deutschland lebenden Auslaendern (das sind meist juengere, vielleicht hat dies was damit zu tun) als auch mit mehrere Generationen umfassenden Familien im Ausland eher die Einladungen zum gemuetlichen Beisammensein inklusive (lockerem) Essen. Das sind aber trotzdem keine „Trinkveranstaltungen“.

Die Unpuenktlichkeit ist naemlich das normalere.

Na ja, das ist wohl eine Auffassungsfrage. Ich sollte das mal
unseren Babysittern erzählen, die werden sich bedanken.

Damit meinte ich, dass Unpuenktlichkeit in mehr Laendern gang und gebe ist als Puenktlichkeit. Leute aus allen moeglichen Kulturen, egal ob asiatischen oder amerikanischen verbinden mit Deutschland zuallererst die beruehmt-beruechtigte extreme Puenktlichkeit. Vor diesem Hintergrund finde ich es eben etwas seltsam, sich zu fragen, warum „die anderen so unpuenktlich sind“.

Gruss

Immer noch erstaunt grüßend,

nicht minder erstaunt,

Judith

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Hallo Helena,

Das hätte ich dir auch gesagt. Und ich fände es keineswegs
„üblich“ auf Dich (oder sonstwer) eine ganze Stunde zu warten.
Ich hätte es Dir ebenfalls vorgeworfen.

Wir kannten uns schon viele Jahre, und zu der Zeit (schon einige Jährchen her) war längere Verspätung noch üblich, vielleicht hat es sich inzwischen geändert. Und es war auch keine Essenseinladung, sondern lediglich eine kleine Party.

Normalerweise gehöre ich zu jenen, die immer sehr pünktlich sind, also punktum erscheinen, das später kommen fiel mir recht schwer.

Gruß,
Cantate

Hallo Cantate,
Vorab: Entschuldige bitte die verspätete Antwort.

Wir kannten uns schon viele Jahre, und zu der Zeit (schon
einige Jährchen her) war längere Verspätung noch üblich,
vielleicht hat es sich inzwischen geändert. Und es war auch
keine Essenseinladung, sondern lediglich eine kleine Party.

Normalerweise gehöre ich zu jenen, die immer sehr pünktlich
sind, also punktum erscheinen, das später kommen fiel mir
recht schwer.

Es tut mir leid, wenn Du meine Antwort als Vorwurf an Dich verstanden haben solltest, denn es war sicherlich nicht meine Absicht.

Ich kenne Verspätungen immer schon in Spanien als eine Rücksichtlosigkeit den Wartenden gegenüber. Wobei muss man hier, mmN. definieren was „pünktlich“ ist. Also wenn ein Spanier auf Dich auf der Straße wartet, um etwas gemeinsam zu unternehmen, sind mehr als 15 Minuten schon Grund sauer zu sein. Und ich kenne gute, tiefe Freundschaften, die genau aus diesem Grund gekündigt wurden.

Was Essen anbelangt, so kenne es in Spanien genauso wie ich vorher beschrieben habe: Es gibt Essen, die erst dann fertig gekocht werden darf, wenn alle Gäste anwesend sind (z.B. paella oder bestimmte Vorspeisen). Isst man sie kalt (z.B. wegen einen verspäteten Gast) schmeckt scheulich oder ist durchgekocht (Reis für die Paella z.B.). Es ist dann alles andere als schön, wenn 10 hungrige Leute auf jemand warten müssen, weil derjenige einfach zu spät, gar ohne eile oder Stress, losgefahren ist.

Wenn bei beiden Beispiele (besonders wenn immer ein und derselbe ist, der sich halbe Stunde Verspätung nimmt) den Wartenden ungehalten ist, so ist es in meinen Augen, nicht weiter verwunderlich.

Allerdings sehe ich genauso ein Unterschied, wenn man sich in einem Lokal trifft, um gemeinsam den Abend zu verbringen. Dann spielt diese „Verspätung“ idR keine soooooooo große Rolle (Es sei denn, die bereits Versammelten hatten vor und im voraus angekündigt, dass auf eine bestimmte Zeit etwas unternommen werden sollte.)

So kenne ich das.

Schöne Grüße,
Helena