Welche Zeitform?

Im deutschen Zeitsystem unterscheidet man:

Stimmt so nicht.

Lieber Steffen,
Fritzens Unterscheidung stimmt sehr wohl, er beschreibt sehr anschaulich die grammatikalischen Zeitformen der Verben. Du jedoch beziehst die auf die Anwendung dieser Formen im Sprachgebrauch.
Übrigens sagt Deine Visitenkarte vom 11.7. herzlich wenig darüber aus, kraft welcher Wassersuppe Du Deine Beurteilung abgibst.
… und noch ein übrigens: Auch nach NDR heißt es Petrol e um!

Fritz, Dir ein dickes Lob für die hilfreiche „Teilgrammtik“!
Gruß Eckard.

Hallo Fritz
ich habe noch nie so ne klare Darstellung der deutschen Tempora gesehen, wärst du mein Deutschlehrer gewesen, dann wäre mein Deutsch jetzt wahrscheinlich noch besser geworden! Kompliment!
Ich habe allerdings noch eine Frage, in welchen Bereich würdest du den Infinitiv zuordnen?
=> Sie hatte Angst allein zu schlafen.
=> Ich bin bereit zu gehen.
=> Wir werden es zu sehen bekommen.

Er scheint zeitlos zu sein gell?

Gruß Tom

Danach,
lieber Tom, frag Steffen.

Der hat bereits auf die Vorzeitigkeit, Gleichzeitigkeit und Nachzeitigkeit hingewiesen.

Der Infinitiv Präsens ist bei einer Infinitivkonstruktion im Regelfall gleichzeitig zum übergeordneten Verb. Er meint dieselbe Zeitform wie das Verb.

Also nicht zeitlos, sondern gleichzeitig.

Danke und Gruß
Fritz

Antwort von Steffen an Eckhard
Lieber Eckhard

Der Rechtschreibfehler: geschenkt, es war schon spät.
Ich meine, wir sollten so nicht diskutieren.
(Das Anredepronomem „du“ schreibt man nach NDR klein, nur das Anredepronomen „Sie“ und das dazugehörige Possessivpronomen „Ihr“ (und die Kasus davon) schreibt man groß.)

Nun aber zum Thema:
Ich möchte doch auf die Ausgangsfrage verweisen. Dort wurde nach der „ZEITFORM“ gefragt. Zeitform ist ein Synonym für Tempusform.
Wer es nicht glaubt, hier zwei Beispiele:
„Die dabei auftretenden semantischen Tempora (Tempusbedeutungen) entsprechen nicht unmittelbar den morphologischen Tempusformen.“
(Deutsche Sprache, Kleine Enzyklopädie)
Du siehst hoffentlich, dass mit Tempusformen die grammatischen Tempora gemeint sind.
Im Deutschen Wörterbuch (Brockhaus, hrsg. von der Dudenredaktion) findet man für das Wort „Zeitform“ folgenden Kontext angegeben:
„das Plusquamperfekt ist die Z. der Vorzeitigkeit;
diese Geschichte ist schon sehr lange her, sie ist … unbedingt in der Z. der tiefsten Vergangenheit vorzutragen (T.Mann, Zauberberg)“
Ich gebe zu, dass im letzten Fall für beide Möglichkeiten ein Beispiel gegeben wurde. Aber für uns verbindlich sollte die Verwendung in der Sprachwissenschaft sein (siehes erstes Beispiel) und nicht der entterminologisierte Gebrauch in der Gemeinsprache.
Es mag Grammatiken geben, in denen bei „Zeitform“ die absolute Zeitbedeutung gemeint ist. In diesem Fall scheint mir unser Streit erledigt, allerdings sollten wir dann diesen Begriff meiden.

Nun zum Konjunktiv:
Ich gebe zu, dass die Bezeichnung Konjunktiv Präteritum unüblich geworden ist (obwohl natürlich jeder weiß, was damit gemeint ist).Dein Argument führt in das Herz der Semantik und hier scheinst du etwas durcheinander zu bringen.
Konjunktiv Prätertium ist nicht deshalb Unsinn, weil es keine Zeitbedeutung transportiert. Das ist genau der Trugschluss, von einer Zeitform gleich auf die Zeitbedeutung zu schließen. Der Begriff verweist nur auf eine äußere Form: ein vom Präteritum abgeleiteter Konjunktiv.
Wenn ein Wort auf eine außersprachliche Realität verweist (hier auf eine bestimmte aüßere Form der Sprache), dann ist es auch sinnvoll. So blieb des Wort „Atom“ bestehen, obwohl es nicht unteilbar ist. Die ursprüngliche etymologische Bedeutung ist sekundär.
Weil der Begriff „Konjunktiv Präteritum“ aber nur selten verwendet wird, hat man die Begriffe Konjunktiv I und II, die verschiedene abgeleitete Konjunktivformen nach bestimmten Verwendungsmöglichkeiten zusammenfassen, zusätzlich noch.
Dass eine Formulierung wie „Konjunktiv im Präteritum“ nicht unsinnig ist, habe ich durch die Angabe eines Zitats aus der Grammatik von Sommerfeld/Starke schon gezeigt.Die Autoren konnten so auf eine spezifische morphologische Form hinweisen.
Und natürlich ist die genaue Bestimmung folgender Wortgruppe:
ich wäre geliebt worden
die: 1.Pers.Sing.Plusquamp.Konj.Passiv

Ich bin aber bereit, hier auf den Begriff Konjunktiv Plusquamp. zu verzichten und von der Form des Konjunktivs im Plusquamperfekt zu sprechen, wie es üblich ist.
Gruß
Steffen
PS. Die Frage nach der autoritären Absicherung meiner Argumente ist m.E. seit Kant (habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes … zu bedienen) in der Geisteswissenschaft eigentlich hinfällig.
Aber zur Beantwortung der Frage: 14 Semester Studium Germanistik und Geschichte. Magisterarbeit in Linguistik über Experten- Laienkommunikatin in Texten der Ärzte an ihre Patienten (Grenzbereich zwischen Fachsprache, Semantik, Textlinguistik)

Ich sage: drei Zeiten!
Es gibt Sachen, die geschehen jetzt, andere sind vorbei,
wieder andere kommen erst.

Und ich sage: sechs Zeitformen oder Tempora! Mit diesen
grammatischen Formen, können die Geschenisse in den drei
Zeiten dargestellt werden. (Plusquamperfekt, Perfekt,
Präteritum, Präsens, Futur I und Futur II)

Genau das hast du nicht getan bzw. gesagt. Die hast auf die Frage nach der ZEITFORM mit Vergangenheit geantwortet. Das wäre richtig gewesen, wenn die Frage nach der ZEIT gestellt worden wäre.
Dann stellt sich die Frage, ob es besser ist, ein System nach der Zeit (semantische Zeitbedeutung) oder nach der Zeitform (morphologische Form) aufzustellen. Hier plädiere ich eindeutig für das traditionelle nach der morphologischen Form. Es liefert uns ein gute Beschreibungssprache für Phänomene an der Textoberfläche. Und darin liegt auch der Vorteil. Bei deinem System muss man die Bedeutung schon kennen, ehe man kategorisieren kann. Bei meinem System muss man nur die äußere Form zunächst anschauen, was einem Sprachlerner leichter fällt.
Eins ist klar: In der Schule bleibt es oft dabei, dass die Kinder nur die Beschreibungssprache für die äußere Form erlernen. Dann ist das naturlich vertane Zeit. Erst danach wird es interessant: Was kann diese und jene Form ausdrücken? Dann beginnt die eigentliche Linguistik. Doch über die Benennung der äußeren Form sollte zunächst einmal eine gemeinsame Sprache gefunden werden.

Nun zum Beispiel:
Er sagte mir, er sei angekommen.
Natürlich steht der Hauptsatz (und damit im Prinzip auch der ganze Satz) im Präteritum; ich habe stillschweigend angenommen, dass es klar ist, dass ich mich hier auf den Nebensatz beziehe.
Die rein morphologische Bestimmung des Nebensatzes „er sei angkommen“ sieht natürlich so aus:
3.Pers.Sing.Perfekt!!! Konjunktiv Aktiv.

Erschöpft,
Steffen

Reden wir eineinander vorbei???

Natürlich kann bei einer Konstruktion mit einem Modalverb eine Passivkonstruktion erscheinen. Das habe ich ja gesagt.
Bei: „Du hättest nie geboren werden sollen“ ist ein Infinitiv Präsens Passiv eingeschoben.
Es können aber noch andere Verbkonstruktionen eingeschoben werden:
Du hättest nie Bundeskanzler werden sollen.
Du hättest lieb sein sollen.
Du hättest nach Hause gehen sollen.
Du hättest dich entscheiden sollen.usw.
Es bleibt aber immer: Du hättest … sollen., also 2.Pers.Sing.Plusquamp.Konj. Aktiv

Bei folgendem Beispiel wird das m.E. deutlicher, weil hier keine Konstruktion mit einem Modalverb vorliegt.
Max war gegangen. = Plusq.Indik. Aktiv
Ein Einschub ändert doch nichts an der morphologischen Bestimmung:
Max war nach Hause gegangen.
Jetzt der Einschub einer Partizipialkonstruktion:
Max war - über die Probleme der Morphologie nachdenkend - nach Hause gegangen. Keine Änderung der morphologischen Form, denn die Partizipialkonstruktion steht für einen Nebensatz, der aufgelöst so heißt:
Max war, während er über die Probleme der Morphologie nachdachte(hier Präteritum im Nebensatz, um Gleichzeitigkeit zum Plusq. auszudrücken), nach Hause gegangen.
Nun zum Satz: Du hättest nie geboren werden sollen, der aufgelöst so heißt:
Es hätte nie sein sollen, dass du geboren wirst.
Hauptsatz bleibt im Plusq.Konjunktiv Aktiv, die morphologische Bestimmung des Nebensatzes lautet hier: 2. Pers.Sing.Präsens Passiv
Du siehst, der eingeschobene Infinitiv Präsens Passiv steht stellvertretend für einen Nebensatz, was aber die morphologische Bestimmung das Hauptsatzes (und damit des ganzen Satzes) nicht beeinflusst.
Überzeugt?
Steffen

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

*schmunzel*

Aber zur Beantwortung der Frage: 14 Semester Studium
Germanistik und Geschichte. Magisterarbeit in Linguistik über
Experten- Laienkommunikatin in Texten der Ärzte an ihre
Patienten (Grenzbereich zwischen Fachsprache, Semantik,
Textlinguistik)

Hallo Steffen,

…und was war das Ergebnis bzw. die Erkenntnis deiner Magisterarbeit? Vielleicht, dass Kommunikation zwischen „Experten“ und „Laien“ schwierig ist, weil der Laie den Experten nicht versteht?

Sei mir bitte nicht böse, ich will dir wirklich nicht zu nahe treten und schon gar nicht deine Qualifikation anzweifeln, aber du solltest bitte hier berücksichtigen, dass die Anfragen in diesem Brett in der Regel von „Laien“ kommen…und die muss man ja nicht unbedingt durch geballte Expertenlinguistik so quasi gleich erschlagen…

Gruß
Uschi

PS: Kleine Anregung: warum schreibst denn deine „Qualifikation“ nicht in deine Visitenkarte hier? Was meinst, wie hier manche in Ehrfurcht erstarren würden :wink:

Hallo,
hast natürlich Recht.
Das hat sich leider so ergeben, ursprünglich wollte ich nur auf eine Anfrage reagieren. Bin aber durch die verschiedenen ausführlichen Antworten in die Lage gekommen, mich verteidigen zu müssen, war zumindest mein Eindruck.
Danke für den Hinweis.
Gruß, Steffen

ich bin müde von acht Stunden Unterricht, werde also jetzt nicht ausfühlich antworten. Aber sage und zeige mir bitte, bis morgen etwa, wo ich

Genau das hast du nicht getan bzw. gesagt. Die hast auf die
Frage nach der ZEITFORM mit Vergangenheit geantwortet.

das getan habe.
Morgen mehr.
Fritz

Hallo Steffen,

mit Perfekt meine ich „Vergangenheit“.

Ciao
Camilla

Vorsicht noch mehr Grammatik!
Liebe Leute, vor allem die Einwände Steffens haben mich meine Aufstellung überarbeiten und auch ergänzen lassen.

Ich bin aber nicht sicher, ob ich alles recht gemacht habe.
Der Konjunktiv der Zukunft ist so ein unsicherer Kantonist.

Viel Spaß damit.
Fritz

Im deutschen Zeitsystem unterscheidet man:

A) Vergangenheit,

B) Gegenwart und

C) Zukunft.

Jede Zeit kann eine von drei Modi (Modus) annehmen:

I. Indikativ,

II. Konjunktiv und

III. und Imperativ. (Der tritt nur im Präsens auf, wird deshalb hier vernachlässigt)

Außerdem kann jedes Tempus in einem von zwei Genera (Genus) erscheinen:

a) Aktiv,

b) Passiv.

Für die Vergangenheit A stellt uns die deutsche Sprache drei Zeitformen (Tempora) und zwei Genera zur Verfügung:

AIa1: Indikativ Aktiv Präteritum (auch Imperfekt genannt): ich ging, du lachtest, er wollte, wir dachten, ihr fuhret, sie kamen;

AIb1: Indikativ Passiv Präteritum: ich wurde angegangen, du wurdest ausgelacht, er wurde gepiesackt, …

Achtung: Ich verzichte im Folgenden auf die Angabe aller Personen!

AIa2: Perfekt Aktiv: ich bin gegangen, du hast gelacht, er hat wollen (sic!), wir haben gedacht, ihr seid gefahren, sie sind gekommen;

AIb2: Perfekt Passiv: ich bin angegangen worden, du bist ausgelacht worden, …

und AIa3: Plusquamperfekt Aktiv: ich war gegangen, du hattest gelacht, er hatte wollen (s. o.), wir hatten gedacht, ihr wart gefahren, sie waren gekommen.

AIb3: Plusquamperfekt Passiv: ich war angegangen worden, du warst ausgelacht worden, …

Für die Gegenwart B bietet das Deutsche nur eine Zeitform an:

BIa: das Präsens Aktiv: ich frage, du hast, er will, wir denken, ihr fahrt, sie kommen.

BIb: Präsens Passiv: ich werde gefragt, du wirst belogen, …

Für die Zukunft C können wir zwischen zwei Zeitformen wählen:

CIa1: das Futur (auch Futur I genannt): ich werde fragen, du wirst haben, er wird wollen, wir werden denken, ihr werdet fahren, sie werden kommen.

CIb1: Futur I Passiv: ich werde gefragt werden, du wirst belogen werden, …

und CIa2: das Futur II Aktiv: ich werde gefragt haben, du wirst gehabt haben, er wird gewollt haben, oder er wird [Infinitiv] wollen haben, wir werden gedacht haben, ihr werdet gefahren sein, sie werden gekommen sein.

CIb2: Futur II Passiv: ich werde gefragt worden sein, du wirst belogen worden sein, …

All diese fünf Zeitformen drücken reale Aussagen aus. Diese Aussagenform oder Modus wird Indikativ genannt.

Bei all diesen fünf Zeitformen kann noch angegeben werden, ob die Aussage im Aktiv oder im Passiv steht.

Eine grammatische Analyse einer Verbform nennt:
Person, Numerus, Modus, Tempus, Genus, also
3. Person Singular, Indikativ, Perfekt Aktiv von schlafen:
r/ sie/ es hat geschlafen
3. Person Singular, Indikativ, Perfekt Passiv von schlagen:
er/ sie/ es ist geschlagen worden

Kommen wir jetzt zum zweiten Modus, dem Konjunktiv.

Wir haben zwei Konjunktive:

  1. den Konjunktiv I (fälschlich und irreführend auch: Konjunktiv Präsens bzw. Perfekt genannt)
    Diesen Konjunktiv benützen wir zu Wiedergabe der indirekten Rede:
    Helmut Kohl sagt: „Ich gebe die Namen nicht bekannt!“ erscheint in der Zeitung als:
    Helmut Kohl sagte, er gebe die Namen nicht bekannt.
    Für den Konjunktiv haben wir in den drei Zeiten nur je eine Aussageform, von denen die der Zukunft so gut wie nie gebraucht wird.

A. Konjunktiv I der Gegenwart:
Er komme bald. Sie wolle es wissen.

B. Konjunktiv I der Vergangenheit:
Er sei früher gekommen. Sie habe es wissen wollen (sic!)

C. Konjunktiv I der Zukunft
Er werde bald kommen.

  1. den Konjunktiv II (fälschlich und irreführend auch: Konjunktiv Präteritum bzw. Plusquamperfekt genannt).
    Diesen Konjunktiv verwenden wir, wenn wir über irreale Verhältnisse sprechen, über Wünsche, Möglichkeiten, Hypothesen; auch bei der höflichen Bitte findet dieser Konjunktiv II Verwendung:
    Ich habe keine Ahnung! Ich weiß es nicht! aber ich wünsche mir:
    Ich hätte gern eine Ahnung! Ich wüsste es gern!

A. Konjunktiv II der Gegenwart:
Er wäre gerne Millionär! Ich wollte, ich wäre ein Huhn, ich hätte nicht viel zu tun. Ich wäre dämlich, aber froh.

B. Konjunktiv II der Vergangenheit:
Er wäre gerne Millionär gewesen. Ich hätte gewollt (sic!), ich wäre ein Huhn gewesen, ich hätte nicht viel zu tun gehabt. Ich wäre dämlich, aber froh gewesen.

C. Konjunktiv II der Zukunft
Er würde gern kommen.

Hier müsste ein Exkurs zu den Ersatzformen des Konjunktivs eingeschoben werden. Also K II an Stelle von K I in der indirekten Rede, „würde + Infinitiv“ an Stelle von K II.
Jetzt müssen wir noch über die selben Konstruktionen, aber unter Hinzunahme eines Modalverbs sprechen.

AIa 1: Ich ging. => Ich wollte gehen

AIb1: Ich wurde angegangen. => Ich wollte angegangen werden.

AIa2: Ich bin gegangen. => Ich habe gehen wollen.

AIb2: Ich bin angegangen worden. => Ich habe angegangen werden
wollen.

AIb3: Ich war gegangen. => Ich hatte gehen müssen.

AIa2: Ich war angegangen worden. => Ich hatte angegangen werden müssen.

BIa: Ich gehe. => Ich kann gehen.

BIb: Ich werde gefragt. => Ich muss gefragt werden.

CIa1: Ich werde gehen. => Ich werde gehen müssen.

CIb1: Ich werde gefragt werden. => Ich werde gefragt werden müssen.

Ab hier wird es skurril:

CIa2: Ich werde gegangen sein. => Ich werde gegangen sein müssen.

CIb2: Ich werde gefragt worden sein. => Ich werde gefragt sein worden müssen.
Nur noch perverse Deutschlehrer quälen ihre Schüler mit solchen Formen.

Und nun das auch noch für Konjunktivkonstruktionen mit dem Modalverb:

Konjunktiv I der Gegenwart:
Aktiv: Er lese gern Bücher. => Er wolle gern noch mehr Bücher lesen.
Passiv: Er werde gerne gefragt. => Er werde gern gefragt werden wollen.

Konjunktiv I der Vergangenheit:
Aktiv: Er habe gern Bücher gelesen. => Er habe gern noch mehr Bücher lesen wollen.
Passiv. Er sei gern geschlagen worden. => Er habe gern geschlagen werden wollen.

Konjunktiv I der Zukunft:
Aktiv: Er werde gerne kommen. => Er habe sehr gern kommen werden wollen.
Passiv: Er werde gerne geschlagen werden. => Er habe sehr gern geschlagen werden werden wollen.

Konjunktiv II der Gegenwart:
Aktiv: Er wäre gern Millionär. => Er hätte gern Millionär werden wollen.
Passiv: Sie würde gerne geschlagen. => Sie hätte gern geschlagen werden wollen.

Konjunktiv II der Vergangenheit:
Er wäre gern ein Huhn gewesen. => Er hätte gern ein Huhn sein wollen.
Er wäre gern geschlagen worden. => Er hätte gern geschlagen worden sein wollen.

Konjunktiv II der Zukunft:
Aktiv: Er würde gern Millionär werden. => Er hätte gern Millionär werden wollen.
Passiv: Er würde gern geschlagen werden. => Er hätte gern geschlagen werden wollen.

Gebrauch der Tempusformen
Die deutsche Sprache leistet sich
* eine Tempusform zur Darstellung von gegenwärtigen Ereignissen oder Zuständen.
* zwei Tempusformen zur Darstellung von zukünftigen Ereignissen oder Zuständen.
* drei Tempusformen zur Darstellung von vergangenen Ereignissen oder Zuständen.

Die Frage ist: Bei welcher Gelegenheit muß man welche Tempusform benutzen ?

Präsens (Gegenwart)

* wird benutzt, um zum Ausdruck zu bringen, daß etwas jetzt, in diesem Augenblick ist oder geschieht. (Die tatsächliche Gegenwart)
Beispiel: Die Sonne scheint; der Lehrer ist fleißig, Heiner bohrt in der Nase, und die anderen Schüler schlafen.

* wird benutzt, um zum Ausdruck zu bringen, daß etwas allgemeine Gültigkeit hat.
(Was an keine besondere Zeit gebunden ist, sondern immer gilt.)
Beispiel: Der Mensch gehört zu den Säugetieren. Der Mond ist 384000 km von der Erde entfernt.

* wird benutzt, wenn es um sich ständig wiederholende Vorgänge geht.
(Was immer wieder geschieht und nicht an die Gegenwart gebunden ist.)
Beispiel: Jeden Morgen geht die Sonne auf. Ute putzt sich täglich zweimal die Zähne.

* wird benutzt als literarisches (dramatisches) Präsens:
wenn etwas besonders spannend und unmittelbar dargestellt werden soll.
Beispiel: Plötzlich steht der Einbrecher vor mir und bedroht mich mit der Pistole.

* wird benutzt als historisches Präsens:
für große geschichtliche Ereignisse.
Beispiel: Im Jahre 375 fallen die Hunnen in Europa ein. Am 12. Oktober 1492 landet Kolumbus auf der Insel San Salvador.

* wird in der Umgangssprache auch benutzt für Aussagen über künftige (!) Ereignisse oder Zustände:
die Zukunft wird durch bestimmte Zeitangaben ( morgen, nächste Woche usw.) verdeutlicht.
Beispiel: Morgen schreiben wir eine Mathe-Klausur. Nächstes Jahr besuche ich meine Schwiegermutter.

Perfekt (vollendete Gegenwart)

* wird benutzt für alle Vorgänge, die in der Vergangenheit begonnen haben u n d noch bis in die Gegenwart andauern o d e r deren Auswirkungen noch bis in die Gegenwart andauern.
Beispiel: Jesus ist von den Toten auferstanden.
Im Religionsunterricht haben wir von seinen Wundern erfahren.

* wird benutzt, um vom Präsens aus auf ein Ereignis hinzuweisen,
das zeitlich vorher stattgefunden hat (Vorzeitigkeit bei Texten im Präsens).
Wenn ein Ereignis in der Präsensform dargestellt wird, und es soll auf ein anderes Ereignis, das zeitlich v o r h e r stattgefunden hat, verwiesen werden, müssen die Formen des Perfekts
benutzt werden.
Das Perfekt verdeutlicht also Vorzeitigkeit bei Texten, die im Präsens stehen.
Beispiel: Ich weiß, wie man das Gerät bedient, weil ich vorher die Gebrauchsanleitung
gelesen habe.
Heiner hat fleißig gespart und kauft sich heute ein neues Fahrrad.

* übernimmt in der Alltagssprache oft die Funktion des Präteritums.
Beispiel: Voriges Jahr ist unser Urgroßvater gestorben. Bis ins hohe Alter hat er jeden Tag die Zeitung gelesen.
Präteritum (=Imperfekt / Erzähl-Vergangenheit)

* wird benutzt für alle Vorgänge, die in der Vergangenheit begonnen haben u n d auch in der Vergangenheit abgeschlossen worden sind.
Beispiel: Der Mond verbarg sich hinter Wolken, ein Käutzchen schrie - da fiel ein Schuß.

* ist die typische Tempusform für Erzählungen (Märchen, Kurzgeschichten, Romane etc.)
Beispiel: Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin. Die lebte in einem märchenhaften Schloß. /…/

Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit)
wird benutzt, um vom Präteritum aus auf ein Ereignis hinzuweisen, das zeitlich vorher stattgefunden hat (Vorzeitigkeit bei Texten im Präteritum).
Wenn ein Ereignis in der Präteritumsform dargestellt wird, und es soll auf ein anderes Ereignis,
das zeitlich v o r h e r stattgefunden hat, verwiesen werden, müssen die Formen des Plusquamperfekts benutzt werden.
Das Plusquamperfekt verdeutlicht also Vorzeitigkeit bei Texten, die im Präteritum stehen.
Beispiel: Die Astronauten unternahmen heute einen Weltraumspaziergang, vorher hatten sie sich gründlich ausgeschlafen.
Obwohl sie wochenlang fleißig geübt hatte, fiel sie durch die Prüfung.

Futur I (Zukunft)

* macht deutlich, daß ein Ereignis in der Zukunft stattfindet.
Beispiel: Wir werden einen wunderschönen Urlaub verbringen. Am Wochenende wird die Sonne wieder scheinen. Wenn Heiner das Regal selbst zusammenbaut, wird es wohl nicht lange halten.

* macht deutlich, daß es sich um eine Vermutung oder Hoffnung handelt.
Beispiel: Ich vermute, Peter wird gerade in der Fahrschule sein. Ich hoffe, er wird seine Fahrprüfung bestehen.

* macht deutlich, daß es sich um ein Aufforderung oder ein Verbot handelt.
Beispiel: Du wirst jetzt sofort deinen Spinat aufessen! Das wirst du sofort unterlassen!

* wird benutzt, um vom Präsens aus auf ein Ereignis hinzuweisen, das zeitlich s p ä t e r stattfinden wird (Nachzeitigkeit bei Texten im Präsens). Wenn ein Ereignis in der Präsensform dargestellt wird, und es soll auf ein anderes Ereignis, das zeitlich s p ä t e r stattfinden wird, verwiesen werden, müssen die Formen des Futur I benutzt werden.
Das Futur I verdeutlicht also Nachzeitigkeit bei Texten, die im Präsens stehen.
Beispiel: Wenn du mich ganz lieb darum bittest, werde ich dir dein Lieblingsessen zubereiten.
Jessica ist eine gute Schülerin, und sie wird auch später im Beruf Erfolg haben.

Futur II (vollendete Zukunft)

* wird benutzt, um deutlich zu machen, daß zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft ein Ereignis bereits stattgefunden hat u n d beendet ist.
Beispiel: Morgen um diese Zeit werde ich meine Prüfung überstanden haben. Bis Weihnachten wird das alles vergessen sein.

* wird benutzt, um eine Vermutung über Vergangenes (!) zum Ausdruck zu bringen.
Beispiel: Deine Verletzung wird schon nicht so schlimm gewesen sein. Christiane wird eure Verabredung schon nicht vergessen haben.

* wird benutzt, um die Vorzeitigkeit bei einem Geschehen in der Zukunft zum Ausdruck zu bringen.
Beispiel: Wenn sie mich morgen um die gleiche Zeit noch einmal anrufen, wird die Entscheidung über ihren Antrag bereits gefallen sein.

Vorzeitigkeit
Dargestellte Zeit
(Tempusform, in der erzählt wird) PRÄSENS/PRÄTERITUM
Vorzeitigkeit
(Tempusform, um Ereignisse darzustellen, die v o r h e r geschehen sind) PERFEKT/PLUSQUAMPERFEKT

FUTUR I oder PRÄSENS mit Zeithinweis auf Zukunft FUTUR II

Nachzeitigkeit

Dargestellte Zeit
(Tempusform, in der erzählt wird) PRÄSENS
Nachzeitigkeit
(Tempusform, um Ereignisse darzustellen, die n a c h h e r geschehen sind) FUTUR I

Mit dem Schluss bin ich noch nicht so recht zufrieden. Er könnte anschaulicher werden.

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Da fällt mir nur ein Zitat aus dem Lied „Annabel“ von Reinhard Mey ein:
„Ich könnt Dir stundenlang zuhören, ohne ein Wort zu verstehen“

Will meinen; Gramatik war nie mein Ding und verstanden hab ich den ganzen Kram nie so recht (sehr zum Leidwesen meiner Deutsch-, Englisch- und Französischlehrer). Den Text hab ich mir vorsorglich kopiert, falls meine Kinder irgendwann mal kommen und Fragen zum Thema haben.

Hochachtungsvolle Grüße

Gandalf

O Gandalf! Warum das mir?
Also doch *erschüttert*: Typ 2 *verzweifeltaufschrei*,
und ich hatte doch immer noch damit gerechnet, dass jemand davon profitiert.*zusammenbrech*.

Ich verlege mich jetzt auch auf Typologien.
:wink: Fritz

Also doch *erschüttert*: Typ 2 *verzweifeltaufschrei*,
und ich hatte doch immer noch damit gerechnet, dass jemand
davon profitiert.*zusammenbrech*.

Es ist doch nicht gesagt, daß wenn ein Lägaschänicker wie ich nichts versteht, der Rest der Welt nicht davon hat *ganzwildtröst*. Außerdem hab ichs für meine Kinder gespeichert, auf daß die (eventuell) was davon haben.

Ich verlege mich jetzt auch auf Typologien.

Typo was?! :wink:

Gandalf

Typo …
Mensch Gandalf, du weißt doch, das womit Uschi seit Neuestem ihr Punktekonto auffüllt.
Vastehste!
Eine Typologie der Nasenpopler z. B.
Fritz