Wie einen Dieselmotor stoppen?

Hallo,

eine theoretische Frage.

Bei einem Defekt des Turboladers eines Diesels kann es passieren, das der Motor hochdreht. Auch ein Ausschalten des Autos hilft da nicht, der Motor dreht weiter bis er platzt.

Wenn man es schafft, kann man ja einen Gang reinknallen und über die Bremse und Kupplung den Motor abwürgen.

Ok, ein Turbolader ist reparabel, jedoch etwas teuer die Sache. Also gehts erst mal ein paar Monate mit verminderter Motorleistung weiter. Aber im Fall des Falles? Was tun?

Gruß
Selorius

Hallo,

ich kenne dieses Phänomen nur vom Hörensagen.
Meine Überlegungen:

  • Wenn das passiert, wie viel Zeit hat man überhaupt zum handeln?
  • Bekommst Du bei hoher Drehzahl überhaupt einen Gang hinein?
  • Wenn Du beim modernen Diesel den Schlüssel ziehst, bekommt der Motor zumindest schon mal keinen Kraftstoff mehr. Wie hoch ist daher überhaupt die Gefahr, dass sich dann noch ein entsprechendes Gemisch (bzw. Ölnebel) bildet und der Motor hochgehen kann?

Beste Grüße
Guido

Guten Abend,

z.B. den Luftansaugschlauch vom Motor durch etwas verstopfen was nicht angesaugt werden kann (z.b. kleiner Gummiball oder ähnliches). Dennohne Luft läuft auch ein Diesel nicht, auch wenn er zusätzlich mit Öl gefüttert wird.

LG
Markus

@Guido
Das Problem bei defekten im Turbolader liegt da drin,das erden Motor dann mit Öl als Brennstoff versorgt, und bei dem Öldruck in der Versorgungsleitung vom Turbo, kommt etwas mehr zusammen als nur etwas Ölnebel.

Ebenso kann der Motor durch defekte/verschlissene Kolbenringe anfangen Öl zu pumpen, und je höher die Motordrehzahl wird, desdo stärker ist die Pumpwirkung. Dies hat damals mein Ausbilder selber erlebt.

Gruß
Markus

Hallo,

so stoppt man jede Verbrennung:

  • Luftzufuhr stoppen
  • Brennstoffzufuhr stoppen
  • Verbrennungstemperatur absenken

MfG

Hallo an Alle !

  • Wenn das passiert, wie viel Zeit hat man überhaupt zum
    handeln?

Nahezu keine!

  • Bekommst Du bei hoher Drehzahl überhaupt einen Gang hinein?

Keine Ahnung! Stelle es mir aber extrem schwer vor!

  • Wenn Du beim modernen Diesel den Schlüssel ziehst, bekommt
    der Motor zumindest schon mal keinen Kraftstoff mehr. Wie hoch
    ist daher überhaupt die Gefahr, dass sich dann noch ein
    entsprechendes Gemisch (bzw. Ölnebel) bildet und der Motor
    hochgehen kann?

Sehr hoch ! Bei den heutigen Motoren kenne ich mich nicht so richtig aus, aber bei älteren Motoren war ja nur die Grundvoraussetzung: …
„Der Kraftstoff muss flüssig sein und brennen!“

Auch die andere Meinung mit der Luftzufuhr unterbrechen ist nicht von der Hand zu weisen. Problem bei den modernen Motoren: …

"Reiße mal in der kurzen Zeit die Dir zur Verfügung steht, alle hinderlichen Plasteverkleidungen ab, um an den entsprechenden Schlauch, mit dem entsprechenden „Hilfsmittel“ ran zu kommen !!!

Bei meinem „Deutz 611/1“ Baujahr 1932 gab es einen beherzten Schlag mit dem Hammer auf die Einspritzleitung und Ruhe war.

Hallo!

Mein Golf 4 TDI hat in der Luftansaugung eine pneumatische Abstellklappe,
wenn man da die Zündung ausschaltet, schliesst die Klappe, bis der Motor stillsteht.
Hört man auch, das macht nach dem der Motor steht „ploopp“ und dann geht die Klappe wieder auf.
Da kann also nichts passieren.

Das mit dem „Motor durchgehen“ ist bei Dieselmotoren, welche die Abstellklappe nicht haben, durchaus problematisch,
wenn zB. durch verschiedene Ursachen sich Dieselkraftstoff im Motorenöl angesammelt hat.
Das ist dann gern bei den Abgasuntersuchungen passiert, wo es nicht gleich geklappt hat, und viele Male der Motor mit Vollgas gelaufen ist.
Wenn das Öl entsprechend heiss ist, werdampft der Diesel dann aus dem Öl raus,
und mit diesen Dämpfen kann der Motor durchaus weiterlaufen.
Da diese Dämpfe von der Motorgehäuseentlüftung über einen Schlauch in das Ansaugrohr geführt werden müssen (Umweltschutz),
haben schlaue Autoschlosser immer griffbereit ein grosses, scharfes Küchenmesser liegen,
womit die notfalls sofort den Entlüftungsschlauch kappen können.

Grüße, Steffen!

Sicher, für einfache Vorgänge wie einem Feuer mag das recht einfach sein, Aber bei Dieselmotoren ist das etwas schwieriger.

-Luft:
Diese wird bom Motor angesaugt und kann nur durch verschließen des Ansaugtraktes vom Verbrennungsort ferngehalten werden. Aber bei modernen Motoren mit verschlungenen und verkleideten Ansaugwegen und Rohren auch nicht mehr so einfach.

-Brennstoff:
Man kann zwar die Einspritzpumpe auf Nullförderung setzen, aber wenn sich der Motor seinen Brennstoff über das Öl reinsaugt, mcht man da auch nicht viel. Bis man auch nur so weit ist, das Öl abzulassen, ist der Spuck auch schon vorbei.

-Temperatursenkung:
Da beim Diesel die nötige Zündtemperatur durch das Verdichten der Luft im Brennraum durch den Kolben erzeugt wird, hat man daauch keinen realistischen Einfluß drauf. Gut, man kann abwarten. Denn wen der Motor geplatzt ist, wird kein Druck mehr aufgebaut.
Aber gerade dassoll ja nach Möglichkeit nicht passieren. Also scheidet auch das Fluten der Brennräume mit Wasser aus.
Und das ganze System inklusive Ansaugluft so weit runterzukühlen, das eszu keiner Selbstzündung mehr kommt, ist sicher auch nicht in wenigen Augenblickenzu schaffen.

LG
Markus

Nabend,

Wenn man noch genügend Zeit zur verfügung hat ist das mit dem Abwürgen auch möglich. Das Gang einlegen sollte kein Problem sein, da bei getretener Kupplung das Getriebe vom Motor getrennt ist.

Schwierig wirdshalt nur mit einem Automatikgetriebe…

LG
Markus

Zum Gruße,

  • Wenn Du beim modernen Diesel den Schlüssel ziehst, bekommt
    der Motor zumindest schon mal keinen Kraftstoff mehr. Wie hoch
    ist daher überhaupt die Gefahr, dass sich dann noch ein
    entsprechendes Gemisch (bzw. Ölnebel) bildet und der Motor
    hochgehen kann?

Das geht ruckzuck. Bei einem unserer Firmenwagen (Skoda Octavia I) ist das mal passiert. Durch einen defekten Turbolader ist das Öl in den Ansaugtrakt und damit auch in den Ladeluftkühler gelangt.
Als der Fahrer bei heißem Motor noch mal losfahren musste und dabei etwas mehr Gas gab, hat der Motor wohl das Öl angesaugt und fing an, hochzudrehen - ungeregelt. Der Fahrer hat natürlich den Schlüssel rumgedreht, was aber nicht half. Dann hat es versucht, den Motor abzuwürgen, was nicht ging, aber die Kupplung völlig zerstört hat.
Kurz darauf war der Motor Schrott und das Auto damit auch.
Der Wagen hatte rund 380.000 km auf der Uhr. Damit hielt sich der Verlust in Grenzen.
Aber das Ganze ging sehr schnell vonstatten und man hatte keine Chance, da noch was zu tun.

Gruß TL

während der Fahrt!

Hallo Selorius,

bei meinem Opel Zafira 2.2 DTI hatte ich mal zuviel Motoröl eingefüllt. Irgendwann war es denn auf der kurvigen Landstraße soweit. Der Motor war entsprechend heiß, das Öl dünnflüssig genug, so daß aus unerfindlichen Gründen der Turbolader unkontrollierbar dieses überschüssige Motoröl verbrannt hat.
Die Folge war eine plötzlich einsetzende Beschleunigung von Tempo 100 auf 150 innerhalb weniger Sekunden mit keinerlei Chance, den Motor abzustellen oder den Wagen abzubremsen.
Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, die Kupplung zu treten.
Dafür wäre wahrscheinlich der Motor geplatzt.
Dicker weißer Rauch, gefolgt von einer schwarzen Qualmwolke, kam aus dem Auspuff und es roch fürchterlich nach verbrannten Gummi und Kupplung.
Zum Glück war ich allein (im Auto und auf der Straße) unterwegs, da ich durch die enorme Beschleunigung die Spur nicht mehr halten konnte und nur noch hoffte, daß der Spuk bald ein Ende hat.
Nach ca. 1 km Höllenritt war dann endlich Schluß mit Unlustig.
Der Turbolader war „leergefahren“, der Motor hatte sich wieder beruhigt und ich schaute mal unter die Haube, um zu sehen was noch vom Motor übrig blieb.
Der komplette Motorraum war mit übergekochtem Kühlwasser benässt, es stank noch immer fürchterlich aber ansonsten hatte die Kiste nichts abbekommen und läuft, seitdem ich peinlich genau darauf achte, nicht zuviel Öl einzufüllen, wieder wie am ersten Tag …

Gruß
moritzbock

Hallo,

ich habe mal am Reisebus 4 Liter zuviel eingefüllt in meinen Anfangsjahren und da äußerste sich das ganze so, daß der Motor an einer Steigung bei hoher Drehzahl im 5.Gang anfing zu überhitzen und Leistung einzubüßen.

Nachdem ich Kühlwasser und alles andere geprüft hatte fur ich ohne Probleme weiter und erst später kam mir der Gedanke, warum er zu heiß wurde.

Auch hier wurde das Öl durch die Kurbelwellenwangen aufgepeitscht und der Nebel durch die Blowbyentlüftung wieder angesaugt und erneut verbrannt, was zu Frühzündung führte und die Überhitzung herbeirief…

MfG

Hallo,

im Besten Willen, aber das kann nicht sein - die Gesamtabbremsung Deines Fahrzeugs war sicherlich allermindestens 10kN, und das reicht lockerleicht für das bisschen Antriebsleistung des Motors aus. Wenn man bei „hochgehendem“ Motor im Fahrbetrieb einfach nur (bestenfalls im großen Gang) die Bremse konsequent tritt und nicht loslässt, bekommt man den Wagen sehr leicht zum Stehen.

Bei Fahrzeugen ohne Abregelfunktion des Motors bei Betätigung der Bremse (früher usus, heute nicht mehr häufig anzutreffen…) kann man leicht selbst ausprobieren, was passiert, wenn man bei z.B. 100km/h und in dem Gang, der bei dieser Geschwindigkeit die Drehzahl mit der maximalen Leistung bietet, die Bremse und das Gaspedal gleichzeitig betätigt. Das Auto wird sofort rapide langsamer.
Klar, beim „hochgehenden“ Motor steht sehr viel mehr Leistung zur Verfügung als normal, aber mehr als das Doppelte ist’s bestimmt nicht. Und auch dafür reicht die Bremse.

Häufiger Fehler in solchen Situationen ist, dass man zögerlich bremst, Angst bekommt, etwas kaputt machen zu können, oder sich von der extremen Geräuschkulisse einschüchtern lässt.
Wenn die Bremse auf diese Weise erst mal richtig heiß gefahren wurde, sieht es mit der Bremswirkung in der Tat nicht so besonders gut aus.

Im (Fahrzeug-) Stillstand ist es schon viel schwieriger, denn wenn bei voller Leistung die Bremse getreten, und die Kupplung losgelassen wird, stirbt vermutlich diese. Einzige Möglichkeit des Abwürgens ist, das Fahrzeug anzufahren, und bei kraftschlüssiger Kupplung erst die Bremse zu betätigen. Ein großer Teil des (Kupplung zerstörenden) Drehmoments wird in diesem Fall durch die Antriebsverluste, insbesondere durch Reifenschlupf, umgewandelt.
Bei Automatik-Fahrzeugen ist es schwieriger, denn das Getriebe wählt während des Bremsmanövers einen immer kleineren Gang, was vermutlich die Bremsanlage wirklich irgendwann überhitzt, da der Motor nicht „abgewürgt“ werden kann.
Grundsätzlich gilt, dass der Motor auf einer einigermaßen akzeptablen Drehzahl gehalten wird, bis der Spuk vorbei ist. Und das sollte auch beim Automaten in fast allen Fällen funktionieren.

AU-Problematik: Ich habe einen großen CO2-Löscher, und ich würde ggf. mit diesem den Bereich der Luftansaugung „fluten“. Könnte mir schon vorstellen, dass es hilft, habe es aber noch nie probieren müssen.

Alles in allem keine einfache Sache, und in Extremsituationen ungeübte Fahrer sollten eher den Motor, als die Gesundheit riskieren.

Gesundheit: Ein Motor, der sich bei doppelter Maximaldrehzahl zerlegt, kann ähnlich angenehm für den interessierten Betrachter werden, wie eine abgezogene Handgranate in der Hosentasche…

Grüße
formica

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Hallo,

superherzlichen Dank! Das ist mal eine fundierte Antwort.

Gruß
Selorius