Wieder mal die Qual mit den Medien

Hallo,

Gereon Asmuth, seit 2012 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten vier Seiten der taz produziert, lässt den Leser an seinen Erkenntnissen teilhaben

Stark war deshalb offenbar auch der Wunsch, einer aufstrebenden AfD etwas entgegenzusetzen – mit einem Kreuz bei einer anderen Partei. Denn nur ein gutes Viertel der Diesmal-nicht-Nichtwähler stimmte für die AfD. Auch die anderen Parteien haben also ordentlich mobilisiert – selbst die SPD, die ja kräftig verloren hat.

:flushed:

Die AfD konnte 64.000 Nichtwähler für sich gewinnen, die Etablierten zusammen lediglich 41.000. Einige werden auch noch Sonstige gewählt haben, aber sicher nicht in wirklich erheblichen Mengen.

Woher zum Kuckuck mögen die Zahlen kommen, die Asmuth verwendet? Hat er evtl. die Verstorbenen und Weggezogenen auf Seiten der Etablierten hinzugerechnet, weil sie aus offensichtlich sehr guten Gründen nicht AfD wählten? Vielleicht noch die neuen Nichtwähler und nichtwählenden Erstwähler, deren Wahlbeteiligung mal wieder unter aller Sau war? Oder sind die Zahlen der WELT falsch und nur die TAZ weiss Bescheid?

Gruß
vdmaster

Ich glaube viel mehr, dass die TAZ hier die typische Schwäche vieler Journalisten und Redaktionen teilt: Mathe, sechs!, setzen!

Der Mathe-Legasthenie der Redaktionen räumt der Bild-Blog einen breiten Raum ein. Hier beweisen die Journalisten regelmäßig ihre Unfähigkeit, den altbekannten Dreisatz vernünftig anwenden und die Ergebnisse verstehen zu können.

1 Like

In absoluten Zahlen listet die TAZ 69.000 Ex-Nichtwähler bei der AfD und die Welt nur 64.000 Ex-Nichtwähler.

Von da an wirds aber Quatsch. Die ARD listet die Zahlen von Infratest Dimap und da sieht man ganz klar, dass zwar die meisten größeren Parteien Nichtwähler gewonnen haben, aber AfD-Ex-Nichtwähler machen trotzdem knapp 60% der Ex-Nichtwähler aus. Die Zahlen der Welt sind allerdings ebenso merkwürdig, denn auch diese entsprechen nicht den Angaben auf der zitierten ARD-Seite.

Ich denke, @Pierre hat ganz recht, wenn er simples Verrechnen als Ursache sieht.

Ich habe es mal versucht nachzuvollziehen und ein paar absolute Zahlen gesucht.
2011 Wahlbeteiligung 60,2% ( rund 60%) von ca. 2,5 Mio Wahlbereichtigten, macht Nichtwähler ca 40% = 1 Mio
2016 Wahlbeteiligung 66,8, macht Nichtwähler ca 33% = ca, 0,8 Mio.
d.h. Etwa 200 000 Nichtwähler wurden zu Wählern, davon sind 64000 „ein gutes Viertel“
:smile:

Beatrix

Das kann ich mir fast nicht vorstellen, weil die Rechnung ja doch auf dem Niveau von Fünf- oder Sechstklässlern liegt. Okay, vielleicht hat der arme Mann in einem mathematisch eher bildungsfernen Bundesland seinen Abschluss gemacht, aber soviel sollte er sogar auf einen Blick sehen.

Leider sind der hier verwendeten Grafik keine Zahlenwerte beigefügt.

Ich könnte mir vorstellen, dass Asmuth entweder direkt von infratest dimap Zahlen bezog und sein Hirn nicht eingeschaltet hatte oder über einen ZON-Kumpel an Zahlenwerte kam und dieser sein Hirn vielleicht auf Durchzug gestellt hatte. In der Form, dass er auf eine Anfrage, wieviele der diesmal abstimmenden, früheren Nichtwähler für die AfD stimmten eine Antwort bekam, die eben Fortgezogene und Verstorbene mitberücksichtigte.

Wobei diese beiden, letzten Gruppen „tlw“. sehr schwer nach ihrer früheren Wahlentscheidung (=Nichtwähler) zu befragen sind :stuck_out_tongue_winking_eye: . Von daher wurde hier einiges an demoskopischer Kaffeesatzleserei betrieben. Was bei einer Uni-Stadt wie Berlin automatisch dazu führen muss, dass die angeblich 15% weggezogener, früherer Piratenwähler (junge Klientel) mit mehr als einem Fragezeichen versehen sein müssten.

Gruß
vdmaster

Ich frage mich sowieso immer, woher diese ganzen detaillierten Zahlen kommen. Ich glaube, es ist Augenwischerei. Schließlich kann niemand wissen, was jeder Einzelne wirklich gewählt hat…Und in Umfragen kann ich viel behaupten…

LG Beatrix

Moin,

klar. Aber es gibt Nachwahlbefragungen auf völlig freier Basis und wer sollte sich die Zeit nehmen, nur um seine Lügen aufzutischen? Wieviel Prozent der Befragten sind so anarchisch gestrickt, außer denen, die „die Partei“ gewählt haben :stuck_out_tongue_winking_eye:.

Gruß
vdmaster

Woher weißt Du das :open_mouth:?

Dass „die Partei“ anarchisch gestrickt ist?

Och, aufgrund umfangreicher, wissenschaftlicher Studien, Hintergrund-Interviews, psychologischen Gutachten und Abgleich mit den Patientenlisten einiger Einrichtungen, die man dem Gesundheitswesen zurechnen kann. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Eine genaue Analyse der Parteiprogramme versteht sich von selbst https://www.die-partei.de/regierungsprogramm/

Das einzige was da ernsthaft ist, wäre wohl Pkt 13 :joy:.

Gruß
vdmaster

Dyskalkulie

Glückauf!

… ist die hohe Kunst der Wirtschaftsprognose :joy:.

Dann muss dieser Punkt 13 auf jeden Fall noch geändert werden!

Wieso denn? Ein begleitetes Betreuungsprogramm „Partei neu denken und Politik simulieren“ in geschützter Reservatsumgebung wäre doch angemessen. Das sollte als arterhaltender Bestandsschutz durchgehen.

Der Prof. Lech hat hier mal seine Meinung zum Thema Schule/ Bildung/ Kompetenz als Video niedergesprochen: https://www.youtube.com/c/terraxleschundco

Darin taucht die schöne Floskel des „mathematischen Prekariats“ auf. Viele Informationen zum Lebenslauf und der Ausbildung von Herrn Gereon Asmuth findet man nicht im Netz. Also bleibt auch unklar, ob er nur Kompetenzen besitzt oder sogar Bildung…

Matheprüfungsaufgaben für Mittlere Reife in Berlin und Brandenburg. Man kann sich in etwa vorstellen, auf welcher Nivea jemand heutzutage ist, der mit 4 abschneidet. :joy:

Der bayrische Realschullehrerverband hat dazu gemeint, dass es von den Anforderungen her der 7.Klasse entspräche. :flushed:

Man achte darauf, dass die Prüflinge ein Doppelblatt „Formelübersicht“ verfügbar hatten :flushed:.

Sehr geehrte Diskutanten,
da hier ein paar Fragen bezüglich meines Artikels und Vermutungen zu meiner Person aufgetaucht sind, möchte ich diese gerne beantworten bzw. dazu Stellung beziehen.
1.) Woher zum Kuckuck mögen die Zahlen kommen, die Asmuth verwendet?
Sie stammen, wie in meinem Text bereits angegeben, aus der Wählerwanderungsanlayse von infratest dimap.
2.) Hat er evtl. die Verstorbenen und Weggezogenen auf Seiten der Etablierten hinzugerechnet, weil sie aus offensichtlich sehr guten Gründen nicht AfD wählten?
Nein, habe ich nicht.
3.) Vielleicht noch die neuen Nichtwähler und nichtwählenden Erstwähler,
deren Wahlbeteiligung mal wieder unter aller Sau war?
Nein, auch das nicht
4.) Oder sind die Zahlen der WELT falsch und nur die TAZ weiss Bescheid?
Die Zahl, dass die AfD laut infrattest 69.000 Nichtwähler für sich gewinnen konnte, wird auch bei zeit.de und spiegel.de genannt. Warum die Welt andere Zahlen hat, kann ich nicht sagen.
5.) Teilt die taz hier die typische Schwäche vieler Journalisten und Redaktionen teilt?
Nein, ich leide nicht unter einer solchen Schwäche, vielmehr verdanke ich meinen guten Abiturschnitt u.a. der Noten aus dem Mathe-Leistungskurs. Auch Statistik-Seminare an der Uni waren mir später stets ein Vergnügen.
6.) vdmaster schreibt mit Hinweis auf die Grafik bei zeit.de: „Leider sind der hier verwendeten Grafik keine Zahlenwerte beigefügt.“
Das ist falsch. Sie müssen nur mit der Maus über die Grafik fahren und dann zB. unter 2016 auf AfD klicken. Dann werden alle Ströme mit Zahlen versehen und man kann erkennen, dass die AfD die erwähnten 69.000 Nichtwähler gewonnen hat. Das haben die Kollegen von zeit.de sehr schön gemacht.
7.) vdmaster schreibt weiter: Hier wurde hier einiges an demoskopischer Kaffeesatzleserei betrieben.
Mag sein, aber wie gesagt, all die von mir genannten Zahlen stammen von infratest, sie können sie durch einfach Klicks in der Grafik bei zeit.de nachprüfen.
8.) zerschmetterling schreibt: Die ARD listet die Zahlen von Infratest Dimap und da sieht man ganz klar, dass zwar die meisten größeren Parteien Nichtwähler gewonnen haben, aber AfD-Ex-Nichtwähler machen trotzdem knapp 60% der Ex-Nichtwähler aus. Die Zahlen der Welt sind allerdings ebenso merkwürdig, denn auch diese entsprechen nicht den Angaben auf der
zitierten ARD-Seite.
Jetzt wird es richtig interessant. Denn die Zahlen von infratest werden in den Medien auf unterschiedliche Art zitiert. Nehmen wir zum Beispiel die SPD. Bei der ARD heißt es, sie habe 7.000 Nichtwähler gewonnen. Klikckt man auf die Grafik bei zeit.de, erfährt man aber, dass die SPD 53.000 Nichtwähler gewonnen habe. Beide berufen sich auf infratest und bei haben recht - wie das? Die Zeit nennt die absoluten Zahlen. Sie hat aber nicht nur 53.000 Nichtwähler gewonnen, sondern zugleich auch 46.000 andere ehemalige SPD-Wähler an die Nichtwählerschaft verloren. Die ARD nennt hingegen nur den Saldo aus Zu- und Abwanderungen: also 53.000-46.000=7.000. Beide Zahlen sind richtig, aber nun kommt es darauf an, was man aus ihnen ablesen kann. Will man wissen, ob die einen Partei (hier die SPD) gegenüber der Nichtwählerschaft positiv oder negativ abgeschnitten hat, ist der Saldo, also die ARD-Zahl richtig. Will man aber wissen, ob eine Partei mehr Nichtwähler für sich begeistern konnte, als eine andere, ist die absolute Zahl der richtige vergleichwert. Und hier kann man sehen, dass die AfD 69.000 Nichtwähler für sich begeistern konnte, aber 181.000 einstige Nichtwähler (also fast dreimal so viele) nun andere Parteien gewählt haben. Dass die AfD bei der Saldozahl so gut abschneidet liegt an einem Vorteil, den sie gegenüber allen anderen Parteien hat: sie konnte gar keine Altwähler an die Nichtwähler verlieren, da sie vor fünf Jahren noch gar nicht angetreten war. Das wird sich schon bei der nächsten Wahl deutlich relativieren.
So ich hoffe, dass alle hier Mitdiskkutierenden meiner kleinen Exkursion in die Statistikanalyse folgen konnten. Mit freundlichen Grüßen aus der taz, Gereon Asmuth

Hallo,

da liegst Du völlig richtig. Du hattest in Deinem Artikel geschrieben

Stark war deshalb offenbar auch der Wunsch, einer aufstrebenden AfD etwas entgegenzusetzen – mit einem Kreuz bei einer anderen Partei. Denn nur ein gutes Viertel der Diesmal-nicht-Nichtwähler stimmte für die AfD. Auch die anderen Parteien haben also ordentlich mobilisiert – selbst die SPD, die ja kräftig verloren hat.

Das ist formal richtig. Danke für den Hinweis mit dem Weg zu den ZON-Zahlen hin.

Mit gleicher Berechtigung könnte geschrieben werden

Stark war deshalb offenbar auch der Wunsch, einer aufstrebenden AfD nichts entgegenzusetzen (…)

Immerhin kam es auch zu einem umfangreichen Demobilisierungseffekt.

Die Begeisterung relativiert sich doch ungemein, sobald sie an den realen Motiven gemessen werden muss, die wir genaugenommen nicht kennen. Die „Begeisterung“ dürfte auch für den Letztmals-nö-diesmal-gegen-AfD-Wähler eher bescheiden ausfallen.

Da sind wir uns in der theoretischen Betrachtung einig. Allerdings sind 5 Jahre eine sehr lange Zeit und starke Erschütterungen der pol. Landschaft nicht mit Sicherheit auszuschliessen.

Gruß
vdmaster