Ich könnte mir vorstellen, dass man, wenn man sich nach dem
Frühstück die Zähne putzt, sowohl die Bakterien, welche sich
über Nacht gebildet haben und die Essensreste vom Frühstück
beseitigt. Oder reicht das nicht aus?
Wenn’s nur so einfach wäre Steffen!
Es ist noch nicht so lange her, daß die Zahnheilkunde froh war, wenn sich die Leute überhaupt die Zähne geputzt haben. Motto: ‚Nur Weicheier fürchten sich vor Bakterien‘. Der entscheidende Fortschritt war also, daß viele Leute zweimal täglich fluoridierte Zahnpaste auf die Zähne brachten.
Jetzt kommen die Feinheiten:
- wie lange, welche Putztechnik, manuell oder Maschine, Schall oder Ultraschall, Natriumfluorid oder Aminfluorid. Das bringt ein paar Prozentchen hin und her, aber der Bakterienkrieg ist schon ziemlich erfolgreich geführt, wenn zweimal am Tag wirklich geputzt wird. In der Arbeit dann noch den zuckerfreien Kaugummi, der auch noch stressabführend und als Knirschbremse wirkt - und feddich!
Wenn Du’s aber wirklich genau wissen mußt:
Morgens kann man vor dem Putzen mit der tastenden Zungenspitze am Übergang vom Zahnfleisch zum Zahn so rauhe Beläge fühlen. Das ist der streptococcus mutans, der sich über Nacht, weil da im Munde auch Schicht im Schacht ist, gaanz ruhig logarithmisch vermehrt hat. Jetzt sitzen die ganzen Bakterien mit umgebundener Serviette auf dem Zahn und warten auf Frühstück. Und da kommt schon der O-Saft (30 % Zucker, Zitronensäure, Ascorbinsäure) - wooosh, der PH-Wert in der Plaque fällt ab, neben der Fruchtsäure läuft auch noch die Säure auf den Zahn, die die Bakterien gerade aus dem Zucker gemacht haben. Der Zahnschmelz geht ein bißchen in Lösung. Dann kommt die Marmelade (was ist da wohl drin?) und dann der Heidelbeeryoghurt und der Zucker im Kaffee. Jetzt sind durch das Kauen ein paar von den Bakterien 'runtergeschluckt worden, die anderen ‚pinkeln‘ noch ein bißchen Säure auf den Schmelz und jetzt, aaah, kommt die Bürste und rubbelt mit dem Bakterienbelag noch etwas angelösten Schmelz ab. „Muß mal den Zahnarzt fragen, woher diese Temperaturempfindlichkeit kommt“
Fazit: es ist in der Tat meßbar besser, vor dem Frühstück zu putzen und die Käsesemmel (bioverfügbares Calzium) oder die Morgenmilch an den Schluß zu setzen, wegen der Re-Mineralisation des Schmelzes. Zum Nach-parfümieren dann in der U-Bahn einen zuckerfreien Kaugummi, und Du bist auf der Höhe der theoretischen Erkenntnisse.
Kai