Hallo Frank,
Leistung setzt sich aus zwei Parametern (Wirkungsgrad sei hier der Einfachheit halber mal weggelasen) zusammen: zum einen das Drehmoment (die „Kraft“ des Motors) und zum anderen die Drehzahl. In einem Drehmoment-Drehzahl-Diagramm kann dann der Verlauf des Drehmomentes über der Drehzahl dargestellt werden. Hier sieht man dann, bei welcher Drehzahl ein bestimmtes Drehmoment anliegt.
Diesel- und Benzin-Motoren unterscheiden sich neben dem einzufüllenden Kraftstoff, den unterschiedliche Verbrennungsprinzipien und dem Gewicht des Motors (Diesel verdichtet etwa 2 - 2,5mal so hoch wie ein Benziner, dadurch muß der Diesel wesentlich schwerer ausgelegt sein oder festere Werkstoff einsetzen) grundsätzlich auch dadurch, daß Sie ein unterschiedliches nutzbares Drehzahlband haben. Während Dieselmotoren in PKWs in der Regel eine maximale Drehzahl von etwa 4.500 bis 5.000 1/min haben, können und müssen Benzinmotoren höher drehen (man schaue sich nur die Drehorgeln von Honda an, knapp 10.000 1/min !!!). Bei der Auslegung der Motoren berücksichtigen die Konstrukteure dabei viele Faktoren (Gewicht, gewünschte Leistung, gewünschter Drehmomentverlauf, niedriger Kraftstoffverbrauch, usw… ).
Dieselmotoren haben idealerweise einen Drehmomentverlauf wie ein Tafelberg: aus dem Drehzahlkeller steigt das Drehmoment steil an und verharrt auf einem Wert (bzw. Werteband). Bei Maximaldrehzahl sinkt das Drehmoment dann leicht wieder ab. Benziner haben in der Regel ein mehr oder minder stetig steigenden Drehmomentverlauf, bei nahezu Maximaldrehzahl sinkt auch hier das Drehmoment leicht ab.
Der Vergleich zweier Motoren kann zwar überschlägig über die Leistung erfolgen (klar hat ein Motor mit 60 PS weniger gefühlten Durchzug als einer mit 180 PS), zweckmäßiger ist aber ein Vergleich über mehrere Parameter. Zum einen mußt Du Dir die Drehmoment-Drehzahl-Kurve ansehen. Zum anderen solltest Du das Leistungsgewicht (kg Fahrzeugmasse pro Leistung [kg/PS bzw. kg/kW]) vergleichen.
Aufgrund des schon bei geringen Drehzahlen anliegenden hohen Drehmomentes können Diesel-Fahrzeuge in der Regel gerade beim Beschleunigen von einer bestimmten Geschwindigkeit aus (die sogenannte Elastizität) punkten. Jeder, der schon mal in einem Fahrzeug moderner Bauart (und ich meine jetzt hier nicht den altehrwürdigen 200D /8 mit gefühlten 15 PS) gesessen hat, kennt das Gefühl von der Autobahneinfahrt. Gemütlich mit 60 km/h im 4. Gang und im Drehzahlkeller (ca. 1.700 1/min) um die Kurve, Vollgas und … Zack haut es einen schlagartig in den Sitz. Das genaue Gegenteil davon beim Benziner: erst bei hohen Drehzahlen passiert so richtig was. Das drückt dann zwar auch (vor allem bei den Cabrios …), aber es ist halt ein etwas anderes Gefühl.
Wenn Du also jetzt die beiden Polos vergleichen möchtest, schnapp die die Drehzahl-Drehmoment-Kurven und vergleiche die miteinander. Dann schau Dir noch das Leergewicht der beiden Autos an. Wenn der 60PS-Benziner für Dich besser geeignet ist, dann kaufe Dir diesen.
Bis denn dann,
Felix