Keine Staatsbürgerschaft

Hallo alle,

von Matthias’ Frage nach der doppelten Staatsbürgerschaft wurde ich zu ner anderen Frage inspiriert: Wie kann man es eigentlich anstellen, überhaupt keine Staatsbürgerschaft zu haben? Zumindest hab ich schon mal von Leuten gelesen, die „staatenlos“ sind. Ist das das gleiche? Und wie kommt sowas? Könnte ich also zu meinem zuständigen Amt gehen und sagen „Hey Jungs, ich will die deutsche Staatsbürgerschaft nimmer“ *g*. Oder kann es passieren, daß ich die aberkannt kriege? Was müßte ich dazu schlimmes anstellen?
Und wenn ich nun keine Staatsbürgerschaft habe - wer ist dann für meinen Behördenkram zuständig? Würde ich dann überhaupt ein Dokument kriegen, mit dem ich mich ausweisen kann? Wählen ist dann ja wohl nicht, nehme ich an *lach*

Wie funktioniert das denn? Und gäbe es auch irgendwelche Vorteile?

Vielen Dank schon jetzt für Eure Antworten

Petzi
*diegarnichtstaatenloswerdenwill*

Hi Petzi,

Wie kann man es
eigentlich anstellen, überhaupt keine Staatsbürgerschaft zu
haben?

Ein deutscher Staatsangehöriger kann auf Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft verzichten oder sie verlieren, wenn er als Kind von einem Ausländer adoptiert wird bzw. wenn er selber eine andere Staatsbürgerschaft annimmt.

Eine zwangsweise Aberkennung der Staatsangehörigkeit ist nach Artikel 16 des Grundgesetzes nicht erlaubt. Der Verlust der Staatsangehörigkeit darf nur aufgrund eines besonderen Gesetzes erfolgen, und nur wenn die Aberkennung nicht zu einem Zustand der Staatenlosigkeit führt (Grundgesetzartikel 16, Absatz 1, Satz 2). Eine Doppel-Staatsangehörigkeit ist nur dann möglich, wenn die betreffende Person die Voraussetzungen für die Staatsangehörigkeit in mehreren Staaten erfüllt.

Zumindest hab ich schon mal von Leuten gelesen, die
„staatenlos“ sind.

Das ist oft der Fall bei Asylbittenden, zum Beispiel aus Entwicklungsländern kommend.

Ist das das gleiche? Und wie kommt sowas?

Das kann vor allem Ursachen in der Gesetzgebung des Ursprungslandes haben. Oder Derjenige hat keine Papiere und „weiß nicht“ oder „will nicht wissen“, woher er kommt…

Könnte ich also zu meinem zuständigen Amt gehen und sagen „Hey
Jungs, ich will die deutsche Staatsbürgerschaft nimmer“ *g*.

Nein, soviel ich weiß, geht das nicht. Der deutsche Staat hat Dir gegenüber, also dem deutschen Staatsbürger gegenüber, eine Sorgfaltspflicht und darf Dich nicht in die Staatenlosigkeit entlassen.

Oder kann es passieren, daß ich die aberkannt kriege?

Aberkennung wie oben beschrieben.

Was
müßte ich dazu schlimmes anstellen?

Nach dem Grundgesetz - wie schon geschrieben - ist eine zwangsweise Aberkennung nicht möglich in Deutschland. Stellst Du „was Schlimmes“ an, dann kommst Du einfach „nur“ in den Knast…

Und wenn ich nun keine Staatsbürgerschaft habe - wer ist dann
für meinen Behördenkram zuständig?

Staatenlose, die in Deutschland leben, werden nach deutschem Recht und Gesetz behandelt.

Würde ich dann überhaupt
ein Dokument kriegen, mit dem ich mich ausweisen kann?

Ich denke: Ja. So eine Art Legitimationsbescheinigung (?).

Wählen
ist dann ja wohl nicht, nehme ich an *lach*

Wählen in Deutschland darf nur ein deutscher Staatsbürger.

Wie funktioniert das denn? Und gäbe es auch irgendwelche
Vorteile?

Kann ich nicht erkennen. Ohne Pass wäre schon die kleinste Reise relativ unmöglich etc.

Vielen Dank schon jetzt für Eure Antworten

Ja klar, immer wieder gern *gg*

Viele Grüße
Jana

Hallo Petzi,

ergänzen möchte ich noch, dass nach meiner Kenntnis auch ein freiwilliger Verzicht auf die deutsche Staatsbürgerschaft nur dann möglich ist, wenn er nicht zu Staatenlosigkeit führt, also nur dann, wenn du in eine andere Staatsbürgerschaft wechselst.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Petzi,

staatenlos zu sein ist absolut kein Spaß! Wir haben einen Freund, der Journalist war und aus dem Libanon kam, dort zu regimekritisch berichtete und erstmal eingeknastet wurde. Mit viel Mühe und Beziehungen erreichte seine Familie die Freilassung. Als Folge wurde er vom Libanon ausgebürgert. Tja - aber da war noch kein anderes Land, das ihn eingebürgert hätte.

Asyl und später Arbeit in Deutschland hat zu der Zeit angesichts der Situation im Libanon noch geklappt - aber jede - wirklich jede Reise war ein katastrophales Problem.

Besser wurde es erst nach ca. 15 Jahren, als er eine EU-Bürgerin geehelicht hat und nach mehreren Jahren Ehe deren Staatsbürgerschaft erhielt (also selbst verheiratet war selbst eine Reise in irh Heimatland ein Problem und Visa waren nötig)

Man bekommt eine Bescheinigung über Staatenlosigkeit - das ist dann ein Behelfsausweispapier.

Grüße

Wendy

Hallo,

Wählen
ist dann ja wohl nicht, nehme ich an *lach*

Wählen in Deutschland darf nur ein deutscher Staatsbürger.

Außer (zumindest hier in Bayern, glaube aber auch in anderen Bundesländern) bei Kommunalwahlen, da dürfen auch EU-Ausländer teilnehmen und sind sogar wählbar, wenn sie einen Wohnsitz hier haben.
Macht aber fast keiner, da die Bürokratie dahinter fast undurchdringlich ist.

Cu Rene

Wählen ganz einfach
Hallo!

Unionsbürger dürfen in der gesamten EG bei Kommunalwahlen teilnehmen. Bürokratisch kompliziert ist das nicht, ich hab selbst als Österreicher fünf Jahre in Freilassing/Bayern gewohnt und natürlich bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen gewählt. Man geht ins Rathaus und sagt, man möchte sich in die Wählerliste eintragen lassen für die Wahl - fertig.

Gruß
Tom

Moin Petzi

Wie kann man es

eigentlich anstellen, überhaupt keine Staatsbürgerschaft zu
haben? Zumindest hab ich schon mal von Leuten gelesen, die
„staatenlos“ sind. Ist das das gleiche? Und wie kommt sowas?

Eine sehr große Gruppe von „staatenlosen“ Menschen sind die Palästinenser, die unter isralischer militärischer Besatzungsmacht in Palästina leben oder dort geboren wurden und vor dem Terror ins Ausland geflohen sind. Israel enthält ihnen die Staatsbürgerschaft vor und verhindert gleichzeitig die Schaffung eines Staates Palästina.

Gruss
Marion

Hallo,

Unionsbürger dürfen in der gesamten EG bei Kommunalwahlen
teilnehmen. Bürokratisch kompliziert ist das nicht, ich hab
selbst als Österreicher fünf Jahre in Freilassing/Bayern
gewohnt und natürlich bei den Gemeinderats- und
Bürgermeisterwahlen gewählt. Man geht ins Rathaus und sagt,
man möchte sich in die Wählerliste eintragen lassen für die
Wahl - fertig.

Ich habe da anderes erlebt, als ich mal einen Italiener begleitet habe, der immerhin recht gut deutsch sprach, mich aber trotzdem als Übersetzter mitgenommen hat, da ich ihn erst auf die Idee gebracht hatte. Scheint aber auch da Unterschiede zwischen den Ämtern zu geben!

Cu Rene

Hallo!

Das kann durchaus sein. In Freilassing sind sie ja Österreicher gewohnt.

Gruß
Tom

danke Euch allen (o.w.T.)
Gruß

Petzi