Hallo Susanne,
ich frage seit einiger Zeit mich - und jetzt Euch -, was der
Begriff „Esoterik“ eigentlich alles bedeutet und beinhaltet.
Ich denke, auf diese Frage wirst Du, wenn Du 10 verschiedene Leute fragst, auch 10 verschiedene Antworten bekommen. Das ist eben so in der Esoterik, sie ist ein so immenses Gebiet und hat weder klare Grenzen noch besteht sie aus nur 1 Konzept, wie man das vom Christentum oder anderen Religionen sagen kann, dies wird jedoch erst zum Problem, wenn man zu sehr auf Definitionen aus ist, die bei Glaubensdingen meiner Meinung nach gar nicht nötig wären. Jeder versteht etwas anderes darunter. Für mich persönlich ist sie einfach eine Glaubenssache, eben eine Art Religion. Nicht mehr und nicht weniger. Wie in anderen Religionen nehmen sie die einen ernster und die anderen leben weniger danach. Aber jeder, und das ist das Schöne daran, kann darin seinen eigenen Weg suchen.
Bedeutet Esoterik: „Ich kümmere mich in erster Linie um mich
selbst, futtere Bachblüten und achte darauf, dass ich nicht
über Wasseradern schlafe“, oder hat sie nicht doch einen
theoretischen Hintergrund, den Esoteriker aber eher nicht zur
Kenntnis nehmen möchten?
Vielleicht kümmert man sich in der Esoterik in erster Linie etwas egoistisch um sich selber, das mag stimmen. Aber anders gesehen kann ich mich nicht um andere kümmern und ihnen helfen, wenn es mir nicht selber gut geht. Meinst Du einen bestimmten theoretischen Hintergrund, den Esoteriker nicht sehen wollen? Also im Allgemeinen kommt ja die Theorie eigentlich immer vor der Praxis, so gesehen ist das ganz normal.
*Zitatanfang*
Unter dem Pseudonym Trutz Hardo veröffentlicht der
„Reinkarnationstherapeut“ Tom Hockemeyer in seinem Verlag „Die
Silberschnur“ das antisemitische Machwerk Jedem das Seine. Den
Titel des Buches entnahm er der Inschrift des Lagertors im
Konzentrationslager Buchenwald. Die Ermordung von sechs
Millionen Juden beschreibt er darin als „notwendiges Karma“,
der Gastod der Juden sei vorbestimmtes Schicksal, mit dem
diese ihre Vergehen aus früheren Leben abgelten müssen. )
„… Alles was den Menschen geschieht, geht auf eine höhere
Ordnung zurück. Aber selbst das bitterste Leid dient immer nur
zu der allen Menschen notwendigen seelischen Aufbesserung und
Reifung.“
Auf dem Link den Du oben angegeben hast ist leider nur die subjektive Meinung eines Journalisten zu finden, woraus ich mir kein Bild machen kann. Von diesem Tom Hockemeyer habe ich noch nichts gelesen, also kann ich nicht beurteilen, ob dieser tatsächlich in dem Masse antisemitische Äusserungen gemacht hat. Aber ich weiss, dass die Auffassung des Karmas bei vielen Menschen, die nicht genau wissen, um was es dabei geht, grosse Empörung auslösen kann. Ich persönlich beschäftige mich (notgedrungenermassen) schon seit langem mit der Reinkarnation, da ich mich schon als kleines Kind an vergangene Leben erinnern konnte. Und dies ist in dieser (christlichen) Gesellschaft eine sehr traumatische Sache, das kannst Du mir glauben. Aber von daher weiss ich, dass wir alle vor der Geburt eine Art „Plan“ aufstellen, was wir in diesem Leben alles lernen wollen. Dieser „Plan“ wird auch mit den Menschen, mit denen man sein Leben verbringen wird, abgesprochen und es wird entschieden, wer wem bei gewissen Erfahrungen zur Seite steht. Das ist nur ein grober Plan, es bleibt noch genügend Freiraum für eigene Entscheidungen während des Lebens, es hat also nichts mit Vorherbestimmtheit zu tun. Es wird so zu sagen das Ziel markiert, aber den Weg dorthin kann man selber wählen. Manchmal trifft jedoch jemand auch die Entscheidung für ganz bestimmte Erfahrungen die er erleben muss, um etwas Bestimmtes zu lernen, und dies können auch sehr negative Erfahrungen sein. Leider lernen wir an Negativem immer am meisten. Wie an Hunger zu sterben oder eben halt in einem KZ im letzten Weltkrieg. Aber dies hat ganz bestimmt nichts damit zu tun, dass irgendwer eine „Schuld“ bezahlen muss, da wird der Begriff des Karmas völlig falsch verstanden! Es geht dabei rein nur um die Erfahrung selber, um etwas Bestimmtes lernen zu können! Genau in diesem Punkt werden viele falsch verstanden. Ob dieser Hockemeyer ebenso falsch verstanden wurde, kann ich so nicht beurteilen, vielleicht missbrauchte er den Begriff des Karmas tatsächlich dazu, um seine antisemitische Haltung zu rechtfertigen, keine Ahnung. Dies wird leider allerdings in rechtsradikalen Kreisen sehr häufig getan, mit dem Ergebnis, dass viele Menschen von Reinkarnation überhaupt nichts mehr hören wollen.
Ich weiss, dass diese Statements auf viele sehr provozierend wirken können, aber dies ist mein persönliches Wissen was die Reinkarnation betrifft, und es geht dabei für mich nicht um Glauben, sondern um Wissen. Aus dem einfachen Grund, weil ich mich daran erinnern kann. Oder glaubt jemand vielleicht daran, was er heute morgen zum Frühstück hatte, oder wisst ihr es, weil ihr euch erinnern könnt?
Dies sind für mich sehr persönliche Gedanken und Erfahrungen, die ich mit euch geteilt habe. Ich hoffe sehr, dass sich niemand dadurch angegriffen fühlt wie ich auch hoffe, selber nicht angegriffen zu werden.
Liebe Grüsse,
Sitamun