Lenkraketen

Ich würde mich freuen, wenn jemand mir kurz einmal die Steuerung von Lenkraketen (z.B. Panzerabwehrwaffen) erklären würde oder einen guten Link kennt. Ich habe im Englischen von „wire-guided“, „radio-guided“, „laser-guided“ etc gelesen. Ich habe aber keinen richtigen Überblick. Was mich besonders interessieren würde ist die Frage wie weit die Techniken auf dem Know-how der Zeit beruht, also was für eine generelle „zivile“ Technik dahinter steckt und was heute aktuell ist.

Vielen Dank

http://www.fas.org ist eine der besten modernen Seiten über militärische Waffen. Da müsstest du es finden!

Hallo,
wire guided = drahtgelenkt, der Richtschütze versucht mit einer Art Joystick die Rakete ins Ziel zu lenken, die Rakete ist während des ganzen Fluges über einen Draht mit dem Abschussgerät verbunden
laser guided = entweder wird das Ziel durch einen Laser illuminiert und die Rakete wird von ihrem Suchkopf auf das so beleuchtete Ziel gelenkt, oder die Rakete hat ihre eigene Laserzielbeleuchtung, die das einmal angezielte Objekt nicht mehr verlässt
radio guided = die Rakete wird über Funkbefehle in das Ziel gelenkt, hier werden Joystickbewungen in Funkbefehle umgewandelt, die die Rakete zu den entsprechenden Korrekturen veranlassen
Gruss
Rainer

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Vielen Dank für die Information!
Noch eine Frage:
Über ein Draht verbunden, bedeutet, das ein Art langes Kabel von der Rakete bis zum Schützen reicht?

Genau das bedeutet es

Über ein Draht verbunden, bedeutet, das ein Art langes Kabel von der Rakete bis zum Schützen reicht?

Ganz genau das bedeutet es. Die drahtgelenkten Raketen haben den großen Vorteil, daß der Gegner sie „unterwegs“ nicht elektronisch beeinflussen kann.

  • Django -
1 Like

Eletronische Beeinflussung
Wie kann man den versuchen außer durch eine gute Panzerung einer Lenkrakete zu entgehen?
Auf welchem Prinzip funktionieren denn elektronische Gegenmaßnahmen?

Vielen Dank für die Beantwortung meiner vorherigen Frage

Zunächst einmal können Flugzeugpiloten versuchen, schnelle
Manöver auszuführen, um die Rakete abzuschütteln. Fahrzeuge
können versuchen, in Deckung (hinter einen Berg) zu fahren,
prinzipiell haben sie aber ein problem bei einer anfligenden
Rakete.
Flugzeuge haben Flares, das sind brennende Störkörper, die die
Wärmesuchelektronik von Raketen verwirrt. Außerdem können sie
Alustreifen rauswerfen, die Radargestützte Raketen verwirren.
Die electronic countermeasuren (ecm) sin vielfältig: Zunächst
einmal können Störsender auf allen Frequenzen Scheiß senden und
so ferngesteuerten Raketen falsche Befehle geben. Außerdem werden
verwirrende Radarstrahlen in alle Richtungen gesendet, um Raketen
zu v

Hallo

insgesamt fallen mir sieben Methoden ein Lenkwaffen ins Ziel zu steuern :

  1. wire-guided : dabei empfängt die Rakete ihre Steuerbefehle über ein Kabel, das mit der Steuereinrichtung an der Abschußvorrichtung verbunden ist. Bei den ersten Systemen dieser Art mußte der Schütze die Waffe noch manuell mit einem Joystick steuern. Mittlerweile reicht es aus, wenn er das Zielsystem ausrichtet und dem Computer den Rest überlässt.
    Der größte Vorteil dieser Methode ist die große Trefferwahrscheinlichkeit und die Tatsache, dass das Ziel nicht gewarnt wird.
    Die Nachteile sind die geringe Geschwindigkeit der Rakete, die Abhängigkeit von leicht zu störenden optischen Zieleinrichtungen und die Tatsache, dass man nur ein Ziel bekämpfen kann.

  2. radio-guided : funktioniert ähnlich wie wire-guided, wird aber wegen der störanfälligen Radioverbindung kaum eingesetzt.

  3. laser-guided : dabei wird ein Laserstrahl ausgesandt, dessen Reflektion von einem Sensor an der Raketenspitze benutzt wird um das Ziel zu erkennen und die Waffe entsprechend zu steuern.
    Die Vorteile liegen dabei in der hohen Präzision, einer großen Fluggeschwindigkeit, sowie in der Möglichkeit diese Waffen über getrennte Stationen abzufeuern und zu lenken ( z.B. abgefeuert von einem Fahrzeug aus der Deckung und gelenkt von einem einzelnen Soldaten mit einem entsprechenden Zielgerät ). Außerdem können über verschieden codierte Lichtimpulse mehrere Raketen gleichzeitig gelenkt werden.
    Die Nachteile sind : der Laserstrahl ist stark von atmosphärischen Bedingungen abhängig, kann von entsprechenden Warnsensoren geortet werden und muß wenigstens während des Zielanflugs auf das Ziel ausgerichtet bleiben.

optical-guided : dabei wird die Waffe von einer Kamera ins Ziel gelenkt.
Der Vorteil dieser Methode ist die passive und damit nicht ortbare Zieleinrichtung und die Tatsache, das es eine „fire and forget“ Waffe ist. Das heißt, dass der Schütze keinen weiteren Einfluß auf den Flugverlauf der Waffe nehmen muß und sofort in Deckung gehen kann.
Der größte Nachteil ist die Methode selbst. Damit die Kamera das Ziel einwandfrei erfasst, muß es sich deutlich vom Hintergrund abheben oder unbeweglich an einem Ort verharren, weswegen diese Lenkmethode vor allem gegen Befestigungen, Gebäude oder Schiffe eingesetzt wird.

IR-guided : funktioniert eigentlich genauso wie optical-guided, mit dem Unterschied, dass in der Nase der Waffe ein Wärmesucher steckt.
Besser als eine Kamera, hat dieses System den Nachteil, sehr anfällig für Gegenmaßnahnmen zu sein. Aber seit dem sich auch Bodenfahrzeuge mit Rauch und Flares schützen können gibt es ständige Versuche diese allwettertaugliche Lenkeinrichtung weiter zu verfeinern und sie vor Gegenmaßnahmen zu schützen.

radar-guided : dabei wird eine Radaranlage benutzt, die, entweder an der Abschußvorrichtung oder an der Rakete selbst, die Zieldaten liefert.
Es gibt zwei Arten : halbaktiv, wobei der Sender auf der Abschußvorrichtung sitzt und die Rakete nur mit einem Empfänger ausgerüstet ist und aktiv. Dabei besitzt die Rakete die komplette Anlage und arbeitet nach dem „fire and forget“ Prinzip.
Die Vorteile liegen in der Allwettertauglichkeit und der Möglichkeit Störungen weitgehend auszuschalten ( bei modernen Anlagen ). Es können auch gleichzeitig einige Raketen gelenkt werden und was die Geschwindigkeit der Waffen angeht, so gibt es eigentlich keine Grenze.
Der Nachteil ist, das man eine Radaranlage orten kann, selbst wenn man sich noch lange nicht in deren Ortungsbereich befindet.

GPS-guided : diese, modernste, Ortungsmethode benutzt das orbitale GPS Navigationssystem um sich die Koordinaten des Zieles zu merken und dann selbständig anzugreifen.
Die Vorteile sind die ungeheure Präzision, Allwettertauglichkeit und das „fire and forget“ Prinzip.
Die Nachteile liegen im Preis und der Tatsache, dass keine beweglichen Ziele bekämpft werden können.

Ich hoffe das kann dir helfen die Sache besser zu verstehen.
Wobei du immer bedenken musst, dass alles laufend weiterantwickelt wird, die Lenkmethoden und die Gegenmaßnahmen.

Gruß Martin

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Einer Panzerabwehrlenkrakete entgehen

Auf welchem Prinzip funktionieren denn elektronische Gegenmaßnahmen [gegen Lenkwaffen]?

Ziemlich einfach. Die (funk)elektronisch gesteuerte Lenkwaffe erhält, wie der Name sagt, ihre Befehle per Funk, und man muß als Angegriffener nur falsche Funksignale geben bzw. die echten Signale zu übertönen versuchen.

Wie kann man den versuchen außer durch eine gute Panzerung einer Lenkrakete zu entgehen?

Die „Waffe des Jüngsten Gerichts“ ist simpel und einfach der Nebelwerfer. Künstlicher Nebel oder Rauch legen jedes optische Zielsystem lahm, egal ob Zielfernrohr, Videokamera oder Laserstrahl aus dem Weltraum. Die Panzerbesatzung muß nur irgendwie „merken“, daß eine Rakete geflogen kommt (wozu Wärmedetektoren dienen), und dann einen Kranz von Nebeltöpfen um den Turm des Panzers herum zünden. Die Rakete geht mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit daneben.

Dem Nebelwerfer entspricht in der elektronischen Kriegführung etwas, das im Deutschen keinen richtigen Namen hat; die Briten nennen es nach der im zweiten Weltkrieg üblichen Tarnbezeichnung „Window“. Es handelt sich um Massen unterschiedlich langer, dünner Aluminiumstreifen, so ähnlich wie Lametta. Im Krieg um die Falkland-Inseln (1982, lang, lang ists her) funktionierte „Windows“ immer wieder. Argentinien setzte gegen die britischen Kriegsschiffe französische „Exocet“-Flügelraketen ein. Am 2.5.1982 wurde die Fregatte „Sheffield“ von einer „Exocet“ getroffen und brannte aus. Die Rakete hatte in 4-5m Höhe über den Wasserspiegel das britische Radar unterflogen; eventuell funktionierte auch die Freund-Feind-Kennung nicht. Auf der Fregatte „Yarmouth“ dagegen beobachtete ein Matrose mit dem bloßen Auge (!) die heranfliegende „Exocet“ und zog mit der Hand (!!!) einen „Windows“-Werfer ab. Der schoß eine Pkw-große Ladung Stanniolstreifen in die Luft, die Fregatte verschwand in einer Hunderte Meter großen Aluminiumwolke, und die immerhin auch knapp sechs Meter lange „Exocet“-Rakete überflog in Kopfhöhe das Deck der „Yarmouth“ und ging in die See. „Exocet“ fliegen nach einem passiven eletronischen Zielsuchsystem.

  • Django -

Düppel?
Hi Django
Ich glaube, das deutsche Wort für „Windows“ lautet „Düppel“

frag mich nicht, wo das Wort herkommt
Gruss
Mike

Ich glaube, das deutsche Wort für „Windows“ lautet „Düppel“

Hallo Michael,
ich glaube Du glaubst richtig. Das Zeug wurde zum ersten Mal bei den Juliangriffen 43 auf Hamburg eingesetzt. Der Name Düppel kommt von dem Fundort. Das Prinzip war den Deutschen schon vorher bekannt.
Beim Angriff am 24./25. auf Hamburg war dadurch die Abschussquote sehr gering(nur 12 von knapp 750), da die Radargeräte sowohl am Boden als auch in der Luft(Lichtenstein) ausfielen.
Gruss
Rainer

JA, aber es klingt so blöd

Ich glaube, das deutsche Wort für „Windows“ lautet „Düppel“ frag mich nicht, wo das Wort herkommt

Stimmt. Ich kenne die Version, daß „Düppel“ von „Dipol“ kommt, die Stanniolstreifen wirken als Dipole, deren Störwirkung am größten ist, wenn sie genau halb so lang sind wie die Wellenlänge der elektromagnetischen Strahlung, die sie stören sollen.

Aber „Düppel“ klingt ausnehmend blöd.

  • Django -