Nicht wirklich

Immer mehr wird diese Redewendung gebraucht, z.B.:

Ich esse das … nicht wirklich gern.

Was bedeutet hier das „wirklich“. Verstärkung?
Oder Abschwächung im sinne von „… nich sehr gern.“ ?

Gruss, Marco

Vermutung…
Hallo Marco,

Immer mehr wird diese Redewendung gebraucht, z.B.:

Ich esse das … nicht wirklich gern.

Was bedeutet hier das „wirklich“. Verstärkung?
Oder Abschwächung im sinne von „… nich sehr gern.“ ?

Meiner Meinung nach gehört dieses „nicht wirklich“ - in welchem Kontext auch immer - zu einem trendigen Anglizismus „not really“…
Als positiver Verstärker ist es ja durchaus richtiges Deutsch:
„Ich esse das wirklich gern.“
Man könnte natürlich auch sagen:
„Ich esse das wirklich nicht gern.“ So wäre es auch korrekt.

Ich höre das aber oft auch isoliert als Antwort auf alle möglichen Fragen:

„Isst du gern Pizza?“ - „Nicht wirklich“.

Was die Leute damit sagen möchten, könnte man viel besser mit „eigentlich nicht“ wiedergeben. Aber sich „altdeutsch“ auszudrücken ist wohl heute nicht mehr „in“ genug…

Aber wie gesagt, ist nur eine Vermutung.

Gruß
Uschi

… stimmt!
Hallo Uschi,

bin ganz deiner Meinung.

Zusätzlich: Das Wort „eigentlich“ ist in Deutschland in Verruf geraten, wahrscheinlich vor allem durch Psychotherapeuten, die dahinter grundsätzlich etwas Gegenteiliges vermuten: „Eigentlich nicht“? „Du meinst wohl, eigentlich doch, oder?“

„Das ist eigentlich sehr schön.“ - „Ja wie, gefällt es dir nicht?“

Ziemlich durchanalysiert grüßt

Burkhard

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Immer mehr wird diese Redewendung gebraucht, z.B.:

Ich esse das … nicht wirklich gern.

Was bedeutet hier das „wirklich“. Verstärkung?
Oder Abschwächung im sinne von „… nich sehr gern.“ ?

Ich kenne es in diesen beiden Várianten:

  • nicht wirklich: nein, aber wenn es sein muss
  • wirklich nicht: auf keinen fall

salut

gernot

Wie wäre es …

… mit der Übersetzung: Nicht besonders? Ich glaube, das trifft
am ehesten das, was die Nicht-wirklich-Sager meinen. Aber das
Ganze zeigt anschaulich: Deutsch wär’s genauer!
Gruß
Bolo2L

1 Like

Außerdem wurde z. B. mir das „eigentlich“ im Deutschunterricht aberzogen:
„Eigentlich ist eine Einschränkung.“

Mfg

Cypher

Zusätzlich: Das Wort „eigentlich“ ist in Deutschland in Verruf
geraten, wahrscheinlich vor allem durch Psychotherapeuten, die
dahinter grundsätzlich etwas Gegenteiliges vermuten:
„Eigentlich nicht“? „Du meinst wohl, eigentlich doch, oder?“

.

Hi Uschi,

ich denke zwar auch, dass es mehr eine Mode ist… :smile:

Aber „nicht wirklich“ drückt vielmehr „nicht unbedingt“ aus.

Der Synonym-Duden meint dazu:

nicht wirklich: nicht eigentlich, in Anführungszeichen, nur zum Schein, pro forma, [nur] der Form halber

„wirklich“ bedeutet aber auch „konkret“ :smile: daher schwankt man ja hierbei, denn man sagt ja „nicht konkret“ ergo „nicht genau“. :smile:

Bei „eigentlich“ besagt der Synonym-Duden hingegen: alias, gewissermaßen, ursprünglich.

Im Endeffekt ist es doch aber so, dass die Schwankung durch „nicht wirklich“ klargestellt wird, hingegen bei „eigentlich nicht“ steht es fest, dass wir uns sicher sind, dass wir etwas nicht mögen.
Allerdings (denn es passt ja auch sehr gut ein „aber“ danach) ist es so, dass der andere bei „eigentlich [oder z.B. gewissermaßen bzw. ursprünglich] nicht“ zum Ausdruck bringt, dass er sich schon überzeugen lassen würde… bei guten Argumenten.

Somit ist es meiner Meinung nach schon ein Sinnunterschied und gerechtfertigt zwei Formen zu nutzen. :smile:

Gruß
Marco

anderer Kontext…

Der Synonym-Duden meint dazu:

nicht wirklich: nicht eigentlich, in Anführungszeichen,
nur zum Schein, pro forma, [nur] der Form halber

„wirklich“ bedeutet aber auch „konkret“ :smile: daher schwankt man
ja hierbei, denn man sagt ja „nicht konkret“ ergo „nicht
genau“. :smile:

Hallo Marco,

dass es Sätze gibt, in denen „nicht wirklich“ sinnvoll ist, würde ich nie bestreiten.

Beispiel:
„Er hat es nicht wirklich gemacht.“ - Bedeutung: er hat so getan, als ob…

oder:
„Sie bereut es nicht wirklich.“ - Bedeutung: Sie entschuldigt sich zwar, sie meint es aber gar nicht so - pro forma eben

Und das ist meiner Ansicht nach etwas anderes als in deinem Ausgangsbeispiel „Ich esse das nicht wirklich gern.“ - Tut diese Person nur so, als ob sie es gern essen würde, weil sie der Person, die es gekocht hat, einen Gefallen tun will?

Ich bezweifle, dass das damit gemeint ist. Ich bleibe dabei, dieses „nicht wirklich“ ist eine Modeerscheinung. Was natürlich nicht heißen muss, dass der Duden in zukünftigen Jahren diesen Gebrauch auch sanktionieren könnte… wie z.B. auch die Verwendung des Dativs bei „wegen“…

Gruß
Uschi

Hi Uschi,

Und das ist meiner Ansicht nach etwas anderes als in deinem
Ausgangsbeispiel „Ich esse das nicht wirklich gern.“ - Tut
diese Person nur so, als ob sie es gern essen würde, weil sie
der Person, die es gekocht hat, einen Gefallen tun will?

Es ist ja eine Aussage, die vor dem Essen gefällt wird. :smile:
Wenn ich es in diesem Zusammenhang nutzen würde, wäre es mehr die Aussage: Ich esse das zwar schon, wenn du etwas anderes hättest, wäre mir das aber möglicherweise lieber. :smile:

Was natürlich nicht heißen muss, dass der Duden in zukünftigen
Jahren diesen Gebrauch auch sanktionieren könnte… wie z.B.
auch die Verwendung des Dativs bei „wegen“…

Nur noch der Dativ? War das nicht mal Genitiv? *grübel*

Wegen des Kindes?
Wegen dem Kind?

Stimmt… hört sich beides gut an :smile:

Ich finde da Maßnahmen wie bei: Pizza und Atlas und deren Mehrzahl viel schlimmer. :smile:

Gruß
Marco

Dativ…
Hallo Marco,

Was natürlich nicht heißen muss, dass der Duden in zukünftigen
Jahren diesen Gebrauch auch sanktionieren könnte… wie z.B.
auch die Verwendung des Dativs bei „wegen“…

Nur noch der Dativ? War das nicht mal Genitiv? *grübel*

Der Duden akzeptiert nicht nur noch den Dativ, sondern auch den Dativ. Mir gefällt aber der Genitiv besser :wink:

Gruß
Uschi, die Konservative :wink:

Der Duden akzeptiert nicht nur noch den Dativ, sondern
auch den Dativ. Mir gefällt aber der Genitiv besser :wink:

Wohl wahr, liebe Uschi,
auch ich bin des Genitivs bester Freund und dem Dativ bei „wegen“ abgeneigt.
Woran ich aber noch kaue ist Dein Gebrauch des Verbs „sanktionieren“.
Ohne jetzt ein Lexikon zu Rate zu ziehen, bin ich mir nahezu sicher, dass die eigentliche Bedeutung von „sanktionieren“ „etwas mit (Sanktion) Strafe belegen“ ist. Du hingegen gebrauchst es im obigen Zusammenhang im Sinne von „zulassen“, „erlauben“. Was ist nun richtig?
Aber, das ist wirklich nicht wichtig.
Oder ist es nicht wirklich wichtig?
Lieben Gruß
Eckard.

Trotzdem,
liebe konservative Uschi,

und wegendem (dialektal gesprochen: wäggadehm; im Sinne von: eigentlich) werden in Sätzen wie:

Trotzdem scheint der Dativ da schon früher zu Hause gewesen zu sein.
Wegendem halte ich auch den Genitiv für angebrachter.
(Geht wohl im Hochdeutschen nicht!)

werden „trotz“ und „wegen“ mit dem Dativ verbunden.
Oder kennst du die Form „trotzdes“?

Ich weiß dieses Phänomen nicht zu erklären. Das führt aber wohl ab von der eigentlichen Frage.

Gruß Fritz

und wegendem (dialektal gesprochen: wäggadehm; im Sinne von:
eigentlich) werden in Sätzen wie:

Trotzdem scheint der Dativ da schon früher zu Hause
gewesen zu sein.
Wegendem halte ich auch den Genitiv für
angebrachter.
(Geht wohl im Hochdeutschen nicht!)

werden „trotz“ und „wegen“ mit dem Dativ verbunden.
Oder kennst du die Form „trotzdes“?

Lieber progressiver Fritz,

wegendem hab ich noch nie (ich schwör’s!!!) gelesen! Gehört (weecha deem = boarisch) natürlich schon…
Ich kenne nur deswegen.

Bei „trotzdes“ muss ich allerdings auch passen… aber wie setzt sich nichts des totrotz zusammen? *kicher*… nene, sorry, das war nur ein Scherz…

Gruß
die konservative Uschi :wink:

Sanktionen für Eckard :wink:
Lieber Eckard,

Woran ich aber noch kaue ist Dein Gebrauch des Verbs
„sanktionieren“.
Ohne jetzt ein Lexikon zu Rate zu ziehen, bin ich mir nahezu
sicher, dass die eigentliche Bedeutung von „sanktionieren“
„etwas mit (Sanktion) Strafe belegen“ ist. Du hingegen
gebrauchst es im obigen Zusammenhang im Sinne von „zulassen“,
„erlauben“. Was ist nun richtig?

Ich war mir (mich?) beim Schreiben gar nicht bewusst, dass sanktionieren tatsächlich 2 Bedeutungen hat. Aber der Duden sanktioniert (sic!) beide Bedeutungen. Ob das jetzt auch als Strafe für die armen Zweifler am richtigen Gebrauch der deutschen Sprache zu sehen ist, dass es wohl nie irgend etwas Eindeutiges gibt, wäre natürlich auch eine Interpretation :wink:

Gruß
Uschi

Lieb Uschi,

Aber der Duden sanktioniert (sic!) beide Bedeutungen.

Dann danke ich Dir schön, dass Du mich gelehrt hast, dass es im Zweifel doch besser ist, nachzusehen. Insofern erbitte ich Nachsicht.
Grüße
Eckard.

Trotzdessen …
… hätte das müssen geheißen haben. Warum ich schreibe so verdreht? Gern den Grund ich wüßte.

Gruß kw

Eigentlich …
… ist eigentlich ein Wort, das man eigentlich nicht verwenden sollte.

Gruß kw