Satzstellung nach ' weil '

Hallo, Sprachexperten !
In meiner Schulzeit ( liegt schon lange zurück ) wurde die normale Satzstellung
( Subjekt - Prädikat - Objekt ) nach " weil " geändert .
Beispiel :
" Er kommt zu Fuss , weil er kein Auto hat . "

Seit einiger Zeit verbreitet sich jedoch immer mehr die Ausdrucksweise
" Er kommt zu Fuss , weil er hat kein Auto "

Ist die alte Regel der geänderten Satzstellung nicht mehr gültig oder kommt hier nur eine neue sprachliche Modetorheit zum Ausdruck ?
In Süddeutschland habe ich diese Satzstellung - vielleicht mundartlich bedingt -
schon früher gehört , für diese Region gilt also der Ausdruck " Modetorheit " nicht , wohl aber für die nördlichen Gegenden der Republik .
Kann mir vielleicht jemand die alte oder neue Regel nennen oder einen Hinweis geben , unter welchem Stichwort ich diese Regel im alten oder neuen " Duden " finden kann ?
Vielen Dank im Voraus .
Frdl. Gruss
J. Berger

Hallo,

das ist keine Frage der Rechtschreibung, sondern der Grammatik.
Es gibt Konjunktionen, die einen Nebensatz nach sich ziehen; dazu gehören die meisten Konjunktionen wie ob und dass, auch „weil“ („Ich gehe schlafen, weil ich müde bin.“). Einige wenige fordern einen Hauptsatz, z. B. „denn“ („Ich gehe schlafen, denn ich bin müde.“).

Es gilt also nach wie vor, was du gelesen hast. Der von dir zitierte falsche Gebrauch ist Sprachverhutzelung, wenn ich so sagen darf. :smile:

Nachzuschlagen ist das in jeder deutschen Grammatik entweder unter dem Stichwort „Konjunktionen“ oder unter dem Stichwort „Nebensätze“.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Vermutlich Anglizismus
Hallo zusammen,

ich vermute, es handelt sich auch hier um einen „versteckten“ Anglizismus, diesmal einen grammatischen: „because“ scheint die Analogie zu sein.

Herzlich!

Burkhard

Hallo,

das ganze nennt sich dann meines Wissens „Anakolut“ oder „Fuegungsbruch“, einfach gesagt: Anders weitermachen als man angefangen hat.

Wo es herkommt, kann ich nicht sagen. Anglizismus koennte sein, allerdings glaube ich nicht, dass es einer dieser „moderneren“ Anglizismen ist wie z. B. „Sinn machen“ statt „…ergeben“.

Ich wuerde es auch nicht als „neue Modetorheit“ bezeichnen, weil diese Konstruktion mit einiger Sicherheit auch schon waehrend deiner Schulzeit umgangssprachlich gebraucht wurde - nur eben nicht offiziell. Und offiziell ist sie bis heute nicht. So ist eben Umgangssprache…
Und: Warum sind Sueddeutsche vom Vorwurf der Modetorheit ausgenommen??

Gruesse
Tom

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Hallo Jürgen und Kollegen,

für diese Variante

„Ich esse Tomaten, weil die schmecken mir.“

weiß ich folgende Rechtfertigung:

Spricht jemand diesen Satz, so wird er nach „weil“ eine kleine Pause einlegen. Also:

Ich esse Tomanten, weil — die schmecken mir.

Mit dem „weil“ wird also kein Nebensatz eingeleitet, sondern es ist ein Signal, eine Ankündigung: Jetzt kommt der Grund! Und dann beginnt ein Hauptsatz.

Will man dies schriftlich darstellen, so müsste man schreiben:

"Ich esse Tomaten, weil: Die schmecken mir!

Vielleicht ein wenig weit hergeholt. Aber einsichtig, oder?

Gruß Fritz

Hallo

ich weiss noch, dass Fred Feuerstein auch immer solche satzkonstruktionen hatte, also:
barney, wir gehen jetzt zum Bowling, weil unsere Frauen sind beim Einkaufen.
Und dieses weil war immer sehr betont ausgesprochen, echt uebertrieben: waiiiil

das unterstuetzt vielleicht ein klein wenig die these meines vor-schreibers, obwohl fred feuerstein nicht wirkliche eine Referenz ist ;o)

schoenen sonntag,
bethje

Hallo,

wenn die bayern daß maß aller dinge darstellen würden, wäre das eine ernstzunehmende, flächendeckende Suizidgefahr.

S-P-O gilt vor allem im englischen. wenn ich mich recht erinnere, haben wir das so in der schule gelernt. im deutschen kömmt es immer auf die art des satzes und deessen gestaltung an.

Ich könnte mir denken, daß der von dir angesprochene sprachmißbrauch zum teil durch verwendung solch literarischer meisterwerke wie der bildzeitung zustande kommt.

Frank

Hallo,

Spricht jemand diesen Satz, so wird er nach „weil“ eine kleine
Pause einlegen. Also:

Ich esse Tomanten, weil — die schmecken mir.

Tut mir leid, aber das ist doch wohl etwas weit hergeholt jetzt :wink:

Wodurch sollte diese Satzbauvariante wohl besser betonen als das hier:
„Ich esse Tomaten, WEIL (pausepausepause) die mir schmecken!“

Die unsägliche „weil-es-ist-schön“-Variante stammt aus dem englischen Sprachraum, und Übersetzer und Autoren, die das besonders „hip“ und „cool“ gefunden haben (wie fast alles, was über den Teich gesegelt kommt), haben sich ermüßigt gefühlt, es auch bei uns damit zu versuchen.

Nix für ungut :wink:

Gruß,
Watchercallit.

Hallo Tom !
Danke für Deine Hinweise .
Vielleicht ist es tatsächlich ein Anakoluth , ich suche gerade nach Beispielen im Duden .
Aber auch die Sache mit den Konjunktionen ( Thomas Miller ) hört sich gut an .
Die Sueddeutschen habe ich deshalb vom Vorwurf der " Modetorheit " ausgenommen , weil ich die bemängelte Wortreihenfolge schon am Beginn meiner Bundeswehrzeit ( liegt auch schon lange zurück ) in Bayern gehört und auch später von - bayerischen - Kollegen öfter vernommen habe .
Daher nehme ich an , daß diese Spracheigentümlichkeit dort - in Bayern - dialektmäßig und traditionell verwurzelt ist .
Bei uns - in NRW und weiter nördlich - war dies jedoch unbekannt und ist erst in letzter Zeit chic geworden .
Frdl. Gruss
J. Berger

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Hallo „wieimmerduesnennst“ :wink:

Die unsägliche „weil-es-ist-schön“-Variante stammt aus dem
englischen Sprachraum, und Übersetzer und Autoren, die das
besonders „hip“ und „cool“ gefunden haben (wie fast alles, was
über den Teich gesegelt kommt), haben sich ermüßigt gefühlt,
es auch bei uns damit zu versuchen.

Das glaube ich nicht. Dann müsste die gleiche Konstruktion ja auch für alle anderen Nebensätze auftreten.

Ich habe eine ganz andere Vermutung:

dieses „weil… ich habe keine Zeit“ ist möglicherweise ein Überbleibsel aus der Kindersprache.
Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass „weil“ die erste Nebensatz-Konjunktion ist, die ein Kind im Laufe seines Spracherwerbs lernt. Ich kann es nicht beweisen, aber 3jährige Knirpse etwa antworten auf Fragen, die mit „warum“ beginnen oft einfach mit „ja, weil…“ und dann ist Denkpause. Ich selbst habe diese Erfahrung mit meinem Sohn, als er in diesem Alter war, gemacht. Wenn er so recht keine Antwort wusste, kam einfach „ja, weil“. Und fragte man dann nach: Weil was? kam ein Hauptsatz als Antwort.
Und deshalb meine ich, dass Fritz schon Recht hat. Meistens folgt bei diesen falschen „weil-Sätzen“ eine kleine Denkpause nach dem „weil“ - und dann erst kommt die Erleuchtung mittels eines Hauptsatzes daher.

Aber, wie gesagt, beweisen kann ich es nicht. Aber für einen Anglizismus halte ich das nun ganz bestimmt auch nicht.

Gruß
Uschi

ist möglicherweise ein
Überbleibsel aus der Kindersprache.

Hallo Uschi,

an diese Möglichkeit habe ich noch nicht gedacht.
Mir ist das von der Redeweise Erwachsener bekannt, die unbedingt was sagen wollen, aber noch nicht wissen, was. So ähnlich wie das beliebte „äh“.
Oder die, die ihre Redebeiträge mit der beliebten Floskel beginnen: „Also, äh, ich würde meinen …“

Um das „weil“ mit Haupsatzstellung zu erklären, könnte man auch darauf hinweisen, dass vor allem in den Randzonen des deutschen Sprachgebietes manche solche Sonderformen möglich sind.
Bei schweizer- oder böhmischdeutschen Autoren: Dürrenmatt, Glauser, Kafka, Werfel z. B. wird „trotzdem“, das im Hochdeutschen eine Hauptsatzkonjunktion ist, auch als Nebensatzkonjunktion verwendet.
„Trotzdem er es besser wusste, benutze er diese Form.“

Einen Anglizismus schließe ich auch hier aus.:wink:

Gruß Fritz

Die unsägliche „weil-es-ist-schön“-Variante stammt aus dem
englischen Sprachraum, und Übersetzer und Autoren, die das
besonders „hip“ und „cool“ gefunden haben (wie fast alles, was
über den Teich gesegelt kommt), haben sich ermüßigt gefühlt,
es auch bei uns damit zu versuchen.

Nix für ungut :wink:

Gruß,
Watchercallit.

Hi;
Ich will’s ja nicht uebertreiben, aber… Kannst Du das beweisen??
Weil, Du hoerst Dich da naemlich sehr sicher an…
Fuer mich klingt das ganz und gar nicht nach Anglizismus, dafuer ist es irgendwie zu „plump“.

Gruesse

Tom

Warte, warte nur ein Weilchen …
dann findest Du im Duden ‚nach „weil“ S-O-P, aber auch S-P-O‘, weil (Kinder, merket auf!): Der Duden erfindet keine Regeln, sondern schaut dem Volk aufs Maul. Und gegen das, was gesprochen wird, ist nun mal kein Kraut gewachsen. Wir alle wollen doch nicht nur verstanden, sondern auch geliebt werden - die Eltern von den Kindern, die Lehrer von den Schülern, Politiker von den Wählern.

Im Übrigen verwahre ich als Bayer mich schärfstens gegen derartige Behauptungen:

In Süddeutschland habe ich diese Satzstellung - vielleicht
mundartlich bedingt -
schon früher gehört , für diese Region gilt also der Ausdruck
" Modetorheit " nicht

Nach meiner Beobachtung entwickeln manche Zuagroastn - auch sie wollen geliebt werden - ein ganz eigenes Idiom, mit dem sie ihre Verbundenheit zur Mundart ausdrücken wollen („Auch wir sind Bayern“). Kann man ihnen das verbieten? Nein. Aber lieben muss man sie dafür auch nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Ralf

Nix Kunstpause!
Hallo Watchercallit,

„Ich esse Tomaten, WEIL (pausepausepause) die mir schmecken!“

Dieses Beispiel trifft den Sachverhalt wohl nicht ganz: Nach dem „weil“ kommt hier keine Überraschung, nicht die Auflösung eines Rätsels, sondern nur Dünnes - diese Antwort hätte sich der Zuhörer selbst geben können. Im Berlinerischen (Berlinischen?) gibt es das wunderbare „weiell“ - das ist genau der gewollte Bruch, der für das „jetzt sage ich euch was“, „nun spitzt die Ohren“ oder für den Doppelpunkt steht.

Gruß Ralf

ich mag den Fritz, weil …
Ach, Fritz, ich stimm dir ja so gern zu.
Ich stell’s auch bei Fremdsprachlern fest: die koennen die Konstruktion richtig, wenn sie drueber nachdenken, was sie grammatikalisch sagen wollen. Wenn sie aber in einem Gespraech auch noch darueber nachdenken muessen, WAS sie eigentlich sagen wollen, dann vergessen sie die richtige Satzstellung. Weil fuer sie sowieso im Deutschen das Verb so weit hinterhergetrottelt kommt.
Und auch unsere (=Muttersprachler) Konzentrationskraft schwindet einfach. Wieviele Leute kriegen schon im Gespraech grammatikalisch einen Schachtelsatz a la Guenter Grass hin…
Deshalb scheint mir auch Uschis Erklaerung mit der Kindersprache sehr einleuchtend.
Ich glaub dem Fritz, weil – ich weiss, der weiss es meistens. :wink:
LG, Elke

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Gern den Grund ich wüßte …
… für verwortdrehtes Sprechen sowie die Nahme der Überhand von der Angewohnheit, Endlossätze, obwohl weder ästhetisch befriedigend noch - ggf. auch durch Abk. u. Parenthesen usw. - sinnvoller als andere Konstruktionen haben sind gewesen gehabt haben worden sollen sein hätte.

Siehe auch Vika von
kw, was ich bin

Ein Yoda sein …
… ich gerne möchten tüte - so hieß er, wenn ich mich recht erinnere, der dem Luke Skywalker das Schweben beibrachte. Mir spukt da was im Hinterkopf rum wie „Dunkel ist Deiner Rede Sinn“, das könnte der Ursprung dieses Geraunes sein.

Gruß Ralf

Lösung in Sicht
Hallo , liebe Sprachexperten !

Nach weiterem heftigen Blättern habe ich anscheinend doch noch die Lösung im Duden
( " Zweifelsfälle der deutschen Sprache " , Stichwort : Konjunktion )gefunden ( Thomas Miller hatte schon einen Hinweis darauf gegeben ) .
Bei " denn " handelt es sich um eine " nebenordnende Konjunktion " .
Diese ruft im Satzbau keine " Inversion " ( Änderung der Wortstellung , indem Subjekt und Prädikat des zweiten Satzes die Plätze tauschen ) hervor .
Mein Beispiel : Er kommt zu Fuss , denn er hat kein Auto . (S-P-O im 2. Satz )
Bei " weil " handelt sich jedoch um eine " unterordnende Konjunktion " .
Dazu schreibt der Duden : " Die Personalform des Prädikats steht in der Regel am Ende des Nebensatzes " .
Duden -Beispiel : Karl ging nach Hause , weil er Besuch erwartete .
Also : Er kommt zu Fuss , weil er kein Auto hat . ( S - O - P im 2. Satz )

Die immer häufiger auftretende Anwendung
Er kommt zu Fuss , weil er hat kein Auto
ist also - zumindest nach Duden - nicht regelkonform .

Ob diese Regel mittlerweile geändert oder aufgehoben worden ist , darauf konnte mir mein - alter - Duden keine Antwort geben .

Vielen Dank für die zahlreichen Beiträge .
Nachtrag : Gerade habe ich unter www.duden de in der Suchfunktion mit Suchwort " Konjunktion " zwei Artikel v. Angelika Haller - Wolf zum Thema " weil " ( aus der Zeitschrift " Sprachspiegel " ) und Hinweise auf verschiedene andere Quellen gefunden .
Frdl. Gruss
J. Berger

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