Etymologie

Hallo mich hätte interessiert woher das „Eid“ in „Eid-echse“ kommt?

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Hallo mich hätte interessiert woher das „Eid“ in „Eid-echse“
kommt?

Hallo, Martin,

bei Grimm findet sich dazu:

_EIDECHSE, f. lacerta, ahd. egidëhsâ, mhd. egedëhse, alts. egithassa (Diut. 2, 193a), nnl. hagedisse, ags. âðexe, ein alter und verbreiteter name, aber schwerer deutung. spätere formen wie edechs, egdes, eges, eckes, ichtes, heptisse, eidochs, heidochs sammelt DIEFENBACH 314c, noch andere stehn bei STALDER 1, 337, bei NEMNICH und in der zeitschr. für deutsche mundarten 4, 53. 54. 171. heptisse soll gar auf ebtissin gehn, das männliche heidochs sucht wieder anders klar zu machen. dazu kommt, dasz hagedisse mit alten benennungen für hexe zusammentrift (mythol. 992. 993) und die muntere eidechse leicht die natur eines zauberhaften thiers an sich trägt. wäre das

Bd. 3, Sp. 84

verbum dëhsan dahs seinem sinne nach sichergestellt, so läge im ersten wort der composition unbedenklich die vorstellung des schreckens (agis, egi); andere namen der lacerta sind springer, schiesznatter und vierbein, das unversehens aufhüpfende, dahin schieszende erschreckende thierchen hiesze schicklich schreckende springerin, vorausgesetzt dasz dëhsâ die schwingende, springende, raschelnde oder ähnliches aussagt.
die schnecken die heidochsen neiden, weil sie im zerfallnen gemäuer gern wonen. FISCHART ehz. 43;

würm, kroten, eigdechs, ottern, schlangen.
WALDIS 4, 50 (266a);

die grüne heidex tief in dornenbüschen stecket.
OVERBECKS Virgil 27;

seu virides rubum
dimovere lacertae.
Horat. carm. 1, 23._

Gruß
Kreszenz

Das Herkunftswörterbuch vom Duden meint dazu:

Eidechse: Der westgerm. Tiername mhd. egedehse, eidehse, ahd. egidehsa, mniederl. êghedisse (niederl. hagedis), aengl. aðexe ist eine verdunkelte Zusammensetzung. Das erste Glied *agi- könnte mir griech. óphis „Schlange“ (aus *oguhis; vgl. Unke) verwandt sein, der zweite Bestandteil könnte mhd. dehse „Spindel“ sein. Durch falsche Abtrennung des zweiten Gliedes entstand im 19. Jh. ‚Echse‘ als zoologischer Sammelname für eine Unterordnung der Kriechtiere, beachte den gleichen Vorgang bei Falter und Hörnchen (^Eichhorn).

Mich würde mal interessieren, was man da vorher für „Echse“ sagte…
mfG

  • André

Hallo mich hätte interessiert woher das „Eid“ in „Eid-echse“
kommt?

Hallo Martin,

ich will dir nicht vorenthalten, was KLUGE dazu sagt:

Eidechse: (8. Jh.) mhd. egedehse, eidehse, ahd. egidehsa, ewidehsa, as. egithassa. Aus wg. *agwi-pahsjon „Eidechse“, auch in ae. adexe. Falls anord. eydla „Eidechse“ auf dieselbe Grundform zurückführt, wäre sie gemeingermanisch. Die lautlichen Verhältnisse sind jedoch noch nicht ausreichend geklärt, zumal bei diesem Wort in späterer Zeit starke Umgestaltungen aufgetreten sind, die auch für die frühe Zeit nicht ausgeschlossen werden können (vgl. etwa die verschiedenheit des altnord. und des westgerm. Wortes). Im Vorderglied dürfte aber ein altes Wort für „Schlange“ stecken (ig. *og(wh)i- in ai. áhi-, gr. óphis u.a.); im Hinterglied am ehesten eine zu ig. *tek- „laufen“ gehörige Bildung (eine s-Bildung bei dieser etwa in lett. teksnis „Bote, Bedienter“), so daß die Eidechse als „Schlangenläuferin“ („laufende Schlange“) bezeichnet wäre.-Im 19.Jh. entsteht durch falsche Ablösung der Oberbegriff Echse.

Hier noch schnell ein paar Abkürzungen, die nicht so oft verwendet werden:
as-altsächsisch
ae-altenglisch
wg-westgermanisch
ig-indogermanisch
ai-altindisch

So, das wärs, bei manchen alten Worten hatte ich ein wenig schreibprobleme, da die Buchstaben nicht so einfach auf den Computer zu zaubern sind, aber ich hoffe ich habe es annähernd erkennbar gemacht.
MfG Ramona

Geballte Etymologie!
Na, Martin!

Grimm, Duden und Kluge!
Was willst du noch?

Fritz

andere namen der lacerta sind
springer, schiesznatter und vierbein, das unversehens
aufhüpfende, dahin schieszende erschreckende thierchen
hiesze schicklich schreckende springerin,
vorausgesetzt dasz dëhsâ die schwingende, springende, raschelnde oder ähnliches aussagt.

aus welchem jahr stammt dieser text? das sieht ja aus wie ein chattranskript! ich wittere ein schlagkräftiges argument für kleinschreibung :smile:

tnx
datafox

Hallo datafox,

aus welchem jahr stammt dieser text? das sieht ja aus wie ein
chattranskript!

Band 3 mit dem „E“ stammt aus dem Jahr 1862.
http://www.dwb.uni-trier.de/dwb.htm

ich wittere ein schlagkräftiges argument für
kleinschreibung :smile:

Ach nö, die Germanisten hatten halt damals so einen Rappel alles kleinzuschreiben. Das hatte sich aber schon im amtlichen Regelwerk für die Rechtschreibung von 1901 nicht allgemein durchsetzen können.
http://www.rechtschreibreform.de/Forum/showthread.ph… (Abschnitt V.)

Grüße
Wolfgang