'Erbsenzähler'

Guten Abend,

kann mir jemand die Herkunft der Bezeichnung „Erbsenzähler“ erläutern???

Herzlichen Dank im Voraus.
Marina

Guten Abend, Marina

für den Erbsenzähler gibt es zwei mögliche Erklärungen.

Einer, der Erbsen zählt, hat offensichtlich nichts anderes zu tun und zählt die Erbsen aus Langeweile oder als Beschäftigungstherapie.

Es könnte aber auch eine Person sein, die alles ganz genau wissen und kontrollieren will, so dass sie nicht damit zufrieden ist, ein Kilo Erbsen zu haben, sondern sie will auch noch auf die Erbse genau wissen, wieviele Erbsen das sind.

Hast du dir schon einmal das Vergnügen gegönnt, mitzuzählen wie viele einzelne Spaghetti du bei einer Spaghettimahlzeit zu dir nimmst? Versuchs mal! :wink:

Ein ähnlicher Typ ist der „Gluvenmichel“, der nachzählt, ob in der Schachtel auch wirklich die auf dem Etikett angegebenen 48 Gluven (Stecknadeln) enthalten sind.

Dazu der Röhrich:

Die Wendung Er mag Erbsen zählen bedeutet, daß jemand ohne Beschäftigung ist. Wird jemand ein ‚Erbsenzähler‘ genannt, heißt dies, daß er übergenau und geizig ist und sich um alles kümmert.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Erbse, S. 2. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 1538 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 2, S. 390) © Verlag Herder]

Gruß Fritz

Neuerdings…
bezeichnen wir aber oft die Verwaltungsheinis (neudeutsch: „Controller“) so, wenn sie uns ihre Zahlen um die Ohren hauen.

Es gibt einfach Berufe, in denen macht man sich keine Freunde.

Gruß

Yoyi

Hallo Fritz,

sag mal, jetzt ganz im Ernst - für mich sind Erbsenzähler (EZ) und Korinthenk… (KK) synonym. KK ist mir eher gebräuchlich. Die gabs auch in meiner Jugend schon. EZ nicht. Oder gibts da doch feine Unterschiede? Ich sage mal, nein. Da nun aber niemand aus Langeweile zum KK antritt, kann auch für den EZ m.E. nur Deine zweite Deutung zutreffen. Irre ich? (Wäre heute nicht das erste Mal) Stimmt meine Voraussetzung nicht?

GRuß
Aia

Hallo, Aia,

ich kannte den Erbsenzähler zuerst auch nur als engstirnigen, besserwisserischen Kleingeist, herrschaftssüchtigen Westentaschen- und Hinterzimmertyrannen und als Geizhals.
Zu ihm gesellen sich zwanglos: der Korintenkacker, der I-düpfelesscheißer, der Enten- und der Furzklemmer und der Glufenmichel; wobei jeder Typ seine eigene Färbung hat.

Die erste Bedeutung las ich beim Röhrich. Sie leuchtet mir ein.

Ich glaube auch nicht, dass man solche „Begiffe“ so eindeutig definieren kann und soll, wie fachsprachlkiche Begriffe etwa.

Gruß Fritz

Mendel?
Hallo Marina,

ich dachte immer, das hinge mit den Anfängen der Genetik zusammen - Mendel hat damals tatsächlich tausende Erbsen sortiert und gezählt, und als Spott hat man über solche Tüftler (Neider gab es schon immer) den Begriff „Erbsenzähler“ geprägt…

vielleicht ist das auch falsch…

war ja nur ne Vermutung…

ciao,
erik

Das geht in die richtige Richtung
Hallo Eric,

vielen Dank für Deine Antwort - klingt nicht schlecht, weisst Du mehr darüber???

Vielleicht habe ich auch meine Frage für die anderen ein bisschen zu unpräzise gestellt.
Ich möchte gerne wissen, welchen Ursprung dieser Begriff hat, nicht die Definition. Ich weiß sehr wohl welche Menschen man damit bezeichnet. Schließlich arbeite ich in einer solchen Abteilung.
Trotzdem danke ich auch den anderen für ihre nähere „Erläuterung“, bzw. ihre Synonyme, man kann ja nie wissen wozu man dies brauchen könnte.

Also, bis dann,
Tschüssle
Marina

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… grüßt man wieder, also : Tach auch.

bezeichnen wir aber oft die Verwaltungsheinis (neudeutsch:
„Controller“) so, wenn sie uns ihre Zahlen um die Ohren hauen.

Was macht denn so einer? Lässt sich beispielsweise eine Reiseabrechnung vorlegen und klamüsert sie bis zum letzten Cent auseinander. Nimmt eine Kostenplanung und quetscht jeden Cent, bis Kupferdraht draus wird; stellt am zweiten Advent eine Kerze vor den Spiegel … Das passt doch mit allen bereits genannten Definitionen. So neu ist die Bezeichnung Erbsenzähler für Buchhalter und andere asoziale Betriebsrandgruppen gar nicht; ich kenne sie aus meiner Lehre, die auch schon ein paar Maimonate her ist. NB: Bei den Amis zählt man Bohnen, nicht Erbsen => „bean counter“.

Bin ich froh, dass ich seit 95, nach 14 Jahren Fron in der Zahlenfriedhofsverwaltung, nun ein Bitschieber bin …

Gruß kw

Ich wollte den Ursprung des Erbsenzählers wissen.
Weißt Du was darüber???

Oh, Marina, ich fürchte, da überforderst du mich und Kluge und Röhrich und alle anderen Wortsammler.

Bei solchen Redewendungen lässt sich nur durch einen Glücksfall angeben, wann oder wer ihn erstmals gesagt, ausgesprochen oder geprägt hat.

Schau dir an, wie es mit Gorbatschows Spruch von Leben, das den zu spät Kommenden bestraft, ging. Wörtlich hat er eine ähnliche Formulierung gebraucht, die markante Form bekam der Spruch aber erst durch einen Übersetzer.
Und so wird es bei fast allen Sprüchen sein.

Man müsste nun untersuchen, in welchem Text - denn wir fassen solche Redewendungen erst, wenn sie schriftlich fixiert wurden, die Aufforderung Götzens war sicher schon lange bekannt, aber erst durch Goethe begann die Karriere des frommen Wunsches - das Wort erstmals auftaucht.
Und das kann dauern. Aber wenn du Zeit übrig hast … :wink: Vielleicht wird man es dir danken.

Beste Grüße Fritz

Und google mal mit Erbsenzähler. Da findest du auch das:

_ Vom Land der Erbsenzähler

Es war einmal ein sehr erfolgreiches Königreich, das Land der Dichter, Denker, Erfinder und Unternehmer. Der Hofstaat war klein, und die vielen Ritter, Barone und Grafen waren voll damit beschäftigt, etwas zu unternehmen, nämlich Erbsen anzubauen, zu ernten und zu verkaufen. Die Untertanen waren zwar unten, aber sie taten auch viel. So hatten alle gut zu essen und auch genügend Erbsen für den Tauschhandel mit anderen Königreichen.

Eines Tages setzte ein selbstsüchtiger Hof-Meier, der mehr Macht haben wollte, dem König eine fixe Idee in den Kopf: »Es ist äußerst wichtig, alle Erbsen im Land zu zählen. Dann können Eure Majestät Eure Kollegen richtig neidisch machen, wenn sie ihnen erzählen, wie viele Erbsen in Eurem Reich erzeugt, gegessen, verkauft oder gelagert werden.« Dem König gefiel die Idee. Er wollte gerne das beste Reich besitzen und auch das Steuereintreiben wurde einfacher. Seine Vasallen mussten ein Viertel ihrer Erbsen bei dem Hof-Erbsenzähler abgeben: für den Hofstaat und das Heer.

Die Folgen dieses Gesetzes waren anfänglich erfreulich, später jedoch verheerend. Zuerst gab es in dem Land viele neue Arbeitsplätze. Jedes Fürstentum (heute auch »Unternehmen« genannt) brauchte jetzt eigene Erbsenzähler. Deren Ergebnisse wurden wiederum von vielen königlichen Erbsenzählern überprüft. Als das Schloss nicht mehr genügend Zimmer für all diese Erbsenzähler hatte und der Hofstaat in die Kutscherhäuser ausweichen sollte, gab es eine Palastrevolution, und eine geniale Idee wurde geboren: Es entstand der »königlich beauftragte und vereidigte Erbsenzähler«. Ein neuer Berufsstand war geboren und wuchs und wuchs und wuchs – in allen Königreichen rund um die Erde. Der neue Stand entwickelte eigene Zählweisen und erfand unterschiedliche Erbsenfarben: weiße, graue und schwarze. Von den weißen mussten die Fürsten ein Viertel als Steuern abgeben, von den grauen aber nicht. Sie wurden nur gezählt, um vor den anderen Fürsten zu prahlen, wie viele Erbsen man in Wirklichkeit hatte (heute nennt man das »Handels- bzw Steuerbilanz«). Um weiße oder graue Erbsen in schwarze zu färben, ohne dass es den »königlich beauftragten und vereidigten Erbsenzählern« auffiel, entwickelten die Erbsenzähler der Fürstentümer immer neue Methoden, ebenso für das Bleichen der schwarzen Erbsen.

So kam es zu einem Wettstreit der Erbsenzähler, zunächst rein sportlich, aber dann immer ernsthafter. Es entstand nicht nur eine Vielzahl von Methoden, Theorien, Modellen und Konzepten, die von den königlichen Erbsenzählern in immer mehr und immer komplexere Gesetze und Verordnungen gegossen wurden, sondern auch immer mehr Schulen und sogar Universitäten. Aus dem Erbsenzählen wurde eine Wissenschaft gemacht, weil die Erbsenzähler sich in so viel Komplexität verstrickt hatten, dass keiner mehr durchblickte. Diese von Menschen gemachte Komplexität war jetzt fast so groß wie die Komplexität der Natur. Sie benötigte und rechtfertigte jetzt sogar ein Studium. Eine neue Wissenschaft war geboren.

So wuchs nicht nur die Zahl der Erbsenzähler, sondern auch die Zahl der Berufswege und Berufsgruppen. Bedrohlich wurde dieses Wachstum für das Königreich, als auf jeden Erbsenerzeuger ein Erbsenzähler kam. Die richtige Katastrophe war aber nicht mehr aufzuhalten, als das Erbsenzählen besser bezahlt wurde als das Erbsenerzeugen. Keiner wollte mehr richtig produktiv arbeiten. Eine Hungersnot nach der anderen überrollte das Land. Die Fürsten und auch der König setzten Computer ein, um weniger Erbsenzähler zu benötigen. Aber das Gegenteil trat ein. Erstens brauchte man jetzt neue Erbsenzähler zum Programmieren der Computer. Zweitens machten sich die Fürsten einen Sport daraus, mit viel Computerpower die Erbsen jetzt schneller zu zählen als der König. Und drittens wurde der Computer zur neuen Waffe bei dem Wettkampf um die weißen, grauen und schwarzen Erbsen.

Ist das Königreich schon untergegangen? Sind alle Menschen verhungert? Nein. Unverbesserliche Unternehmer machten sich daran, billige Erbsenbauern zu finden. Sie waren sehr erfolgreich. Sie lassen jetzt die Erbsen billig im Ausland anbauen und ernten. So beschäftigen sie Millionen Arbeitskräfte rund um die Erde, die so viele Erbsen produzieren, dass auch die Erbsenzähler im Königreich davon leben können.

Und sie erfanden noch einen tollen Exportschlager: das Erbsenzählen. Sie fahren jetzt ins Ausland zum Erbsenzählen – gegen gutes Honorar. Sie schulen und trainieren dort die Erbsenzähler – gegen gutes Honorar. Sie übersetzen all die komplexen Gesetze und Verordnungen in fremde Sprachen – gegen gutes Honorar. Und sie gründen internationale Erbsenzähler-Konzerne, die zählen, prüfen, beraten, schulen und die insbesondere die vielen Tricks mit den weißen, grauen und schwarzen Erbsen weitertragen- gegen sehr, sehr gutes Honorar. Das System ist ungeheuer erfolgreich – solange es auf der Welt noch genügend Menschen gibt, die bereit sind, für ganz, ganz wenig Geld ganz viele Erbsen zu produzieren.

Bis dahin machen die Fürsten in den Königreichen einmal im Jahr ein tolles Festival, auf dem sie den anderen Fürsten, aber auch den Journalisten und besonders den Analysten die Zahl ihrer weißen und grauen Erbsen präsentieren (heute heißt das »Bilanz-Pressekonferenz«). Mit vielen bunten Charts, Weltkarten und Computeranimation: Der Tanz um die goldene Erbse.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann zählen sie noch heute.

Quelle: Das Märchenbuch für Manager – Gute-Nacht-Geschichten für Leitende und Leidende. Autor: Jürgen Fuchs, Generalbevollmächtigter der PLOENZKE AG,_