Lustmolch

Hi Sprachler.

Woher kommmt eigentlich das Konstrukt ‚Lustmolch‘?
Ist ein Molch etwa lüsterner/lustvoller als andere Tiere…?

Markuss

Hi, Markuss,

der Molch alleine hatte schon früher diesen negativen Beigeschmack.

_ Molch , der; -[e]s, -e [1a: spätmhd. molch, zu mhd. mol(le), ahd. mol= Salamander, Eidechse, H.u.]:

  1. a) im Wasser lebender Schwanzlurch;
    b) (veraltend, oft abwertend) Mann, Kerl: ein verstaubter M.
  2. (Technik Jargon) pfropfenartiges Gerät zur Reinigung von Rohrleitungen, das vom Flüssigkeitsstrom mitgerissen wird.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Der Grimm kennt den Lustmolch nicht, aber auch er charakterisiert den Molch wenig vorteilhaft als giftigen, boshaften, hinterhältigen Fiesling:

_ MOLCH , m. eine eidechse, lacerta salamandra, salamander, früher für ein giftiges, und selbst im feuer ausdauerndes unthier angesehen. die alte sprache kennt den namen ohne schlieszenden guttural; ahd. mol: stelio, mol STEINMEYER - SIEVERS 1, 348, 59 (nach 3 Mos. 11, 30); stelio, bestia venenata, i. genus lacerte, ut alii volunt, mol 341, 34; mhd. mol und molle, was mit maln molere zusammengebracht wird, ohne dasz diesz übrigens für sicher gelten könnte. im mnd. ist mol und mul vielmehr der maulwurf; vgl. dazu unten moldwurm. antritt eines gutturals erst seit dem 15. jahrh.: salamandra, molch, niederl. molk DIEF. 507c; stellio, molle, mole, mol, moll, mal, maal, molch, mulg (neben formen wie molm, malm und olm) 551b; der molch, olm, malen, salamandra MAALER 293b; daneben moll, stellio, est quidam vermis, vulg. adechs. voc. inc. theut. o 1b; moll, salamandra. ALBERUS Cc 4a; mit dieser arzenei hab ich von einem manne ein mollen oder salamander getrieben. TABERNAEMONT. 234; salamandra ist ein art der molen. CALEPIN. (1570) 1361; LUTHER schreibt molch: steckt so voller gift, wie ein bunter molch. 3, 476b; der igel, der molch, die aidex, der blindschleich, und der maulworf. 3 Mos. 11, 30; und diese form wird der schriftsprache eigen: von dem molch. FORER thierb. 163a; molch, salamandra SCHOTTEL 1365; molch, stellio STIELER 1267; gern bei dichtern: die wir … den frevel aufsuchen, da wo er, in der höhle der brust gleich einem molche verkrochen, vom arm weltlicher gerechtigkeit nicht aufgefunden werden kann. H. V. KLEIST Käthchen v. Heilbr. 1, 1;

hier lybisch gift, gestärkt mit saft ergrimmter molchen.
A. GRYPHIUS (1698) 1, 406;

(ein platz) auf welchem nichts als dorn- und distelsträuche stehen,
in denen mancher molch, manch schlangenkönig sitzt.
CHR. GRYPHIUS 1, 275;

so sollst du tief ins burgverliesz,
wo molch und unke nistet.
BÜRGER 52b;

über nattern weg und molche,
mitten hin durch pfeil und dolche
konnt ich stürmend nach ihr gehn.
75a;

Bd. 12, Sp. 2477

denn Wunderhold hält alles fern,
was giftig beiszt und sticht:
und stäch ein molch auch noch so gern,
so kann und kann er nicht.
84b;

eh der mich haben soll, eh soll ein giftger molch
in meine brust die scharfen zähne schlagen!
WIELAND 22, 197 (Oberon 5, 11);

sind das molche durchs gesträuche?
lange beine, dicke bäuche!
GÖTHE 12, 204;

halb wurm erschiens (das bild), halb molch und drache.
SCHILLER hist.-krit. ausg. 11, 277;

gern als bild für einen bösen, giftigen menschen; auf ein weib bezogen: Belinde, der alte molch, versagte ihr gar die hand. colica 339;

stellt an der wand sich noch ein betstuhl dar,
wo (einem alten molch, der sie bewacht, zur seite)
ein andres schönes kind, nach art der geister zwar
von menschen ungesehn, doch gegenwärtig war.
WIELAND 21, 195;

so zog der molch den schlüssel
von fräuleins kammer ab, und schlosz sie lachend ein.
259;

auf einen mann:

da rannte der alte mit blinkendem dolch.
ihm nach kroch der verräthrische molch.
BÜRGER 33b;

und bohrte danieder den spanischen molch.
36a;

ohne andeutung des geschlechts:

und ihr ruft schonung nur dem molch
und eurem volk nur schmach.
RÜCKERT 156;

bild für einen kleinen kurzen menschen:

bist du der rechte, kleiner molch? (zu einem barbierlehrling).
CHAMISSO;

‚im gemeinen leben mancher gegenden nennt man auch wol halb in scherz halb aus ekel einen dicken menschen einen dicken molch‘. CAMPE._

Du siehst, böse, giftspeiende Leute, Männer wie Frauen können Molch genannt werden; auch kleine Menschen entgehen dem Schimpfwort nicht; und nicht einmal die Übergewichtigen.

Warum das so ist, weiß ich nicht.

Vielleicht weil sein Aussehen oder genauer die Assoziationen dazu, an den Charakter eines schleimigen, geifernden, lüsternen alten Mannes denken lässt.

Diese ganze Molcherei wird durch den Zusatz „Lust-“ eindeutig aufs Sexuelle bezogen.

Gruß Fritz

Danke (owT)
.