Prädikativum Deutsch vs. Latein

Hallo!
Ich setze diese Frage mal ins deutsche-Sprache-Forum, obwohl es auch um Latein geht. Also los:

Im Syntax-Seminar habe ich gelernt, dass in dem Satz
„Das Buch ist rot“ der Teil „ist rot“ als Prädikativum bezeichnet wird, wobei „ist“ die Kopula ist und „rot“ der Gleichnsetzungsnominativ. Soweit richtig??!
Nun habe ich am Abend darauf in Latein gelernt, dass in dem Satz „Gladiatores primi pugnant.“ (Die Gladiatoren kämpfen als erste) „primi“ das Prädikativum ist, weil die Gladiatoren nicht immer die ersten sind, sondern auch die Tiere könnten mal die ersten sein.

Gibt es wirklich diesen Unterschied zwischen lateinischem und deutschen Prädikativum, oder erkenne ich nur die Gleichheiten nicht? Ich meine, die Gladiatoren sind nicht immer die ersten, aber das Buch ist immer rot!? sehr seltsam! Wer kann helfen!?!

Liebe Grüße,
die Lydia!

Hallo, Lydia,

Im Syntax-Seminar habe ich gelernt, dass in dem Satz
„Das Buch ist rot“ der Teil „ist rot“ als Prädikativum
bezeichnet wird, wobei „ist“ die Kopula ist und „rot“ der
Gleichsetzungsnominativ. Soweit richtig??!

Ja! Statt „Gleichsetzungsnominativ“ zöge ich den Begriff „Prädikatsergänzung“ vor.
Solchene kommen nicht nur beim Verb „sein“, sondern auch bei „haben, werden, bleiben, arbeiten als, gelten als, aussehen wie“ und vielen anderen vor.
Bei denen steht entweder ein Adjektiv, genauer gesagt: ein Prädikatsadjektiv, das nicht dekliniert, so wie ein Adverb, weshalb manche dies auch als solches ansprechen, oder ein Nomen.

Beispiele:
Er ist krank. Er wird gesund. Er bleibt hoffentlich gesund.
Er ist Student. Er wird Arzt. Er arbeitet zur Zeit als Sanitäter.

Nun habe ich am Abend darauf in Latein gelernt, dass in dem
Satz „Gladiatores primi pugnant.“ (Die Gladiatoren kämpfen als
erste) „primi“ das Prädikativum ist.

Das ist richtig, denn „kämpfen als“ gehört in die Gruppe: „arbeiten als, gelten als, wirken wie“.

weil die Gladiatoren nicht immer die ersten sind, sondern auch die Tiere könnten mal die ersten sein.

Diese Begründung kann ich nicht nachvollziehen.

Gibt es wirklich diesen Unterschied zwischen lateinischem und
deutschen Prädikativum,

Meines Wissens nicht.

oder erkenne ich nur die Gleichheiten nicht?

Ich sehe nicht einmal einen Unterschied. :wink:

Es kann aber vorkommen, dass bei einem Prädikat, das nur aus einem Verb besteht, ein Adverb steht, z. B. als Modalangabe.

Beispiel:
Gladiatores fortiter pugnant.
Die Gladiatoren kämpfen tapfer.
Er arbeitet gern als Sanitäter.

Vielleicht sollte dies als Unterschied gemeint sein? Ich empfehle: Nachfragen beim Lehrer.

Gruß Fritz

Hei Lydia,

ich wäre nie auf die Idee gekommen, „rot“ in Deinem Beispiel als Prädikativum zu bezeichnen. Für mich sind Adjektive oder Substantive, die auf eine Form von „sein“ bzw. „esse“ o.ä. folgen, Prädikatsnomen.

Als Prädikativum würde ich ein Adjektiv oder Substantiv bezeichnen, das eine Eigenschaft des Subjekts (möglicherweise auch Objekts) in Bezug auf das Verb beschreibt, also genau so etwas wie „primi“ in Deinem zweiten Beispiel. Was Du in Deinem Syntax-Seminar gehört hast, würde mich daher auch irritieren.

Gib mal die Begriffe „Prädikativum“ und „Prädikatsnomen“ bei Google ein. Es scheint auch woanders noch gepflegte Begriffsverwirrung zu herrschen.

Gruß
Aia

Hallo Fritz,

jetzt bin ich ganz verunsichert - gibt es denn den Begriff „Prädikatsnomen“ nicht mehr?

Und weiterhin:

>

Das ist ja gerade der Unterschied zwischen dem, was ich als Prädikatsnomen kenne, und dem Prädikativum. Ersteres bezeichnet eine mehr oder weniger grundsätzliche Qualität des zugehörigen Substantivs. Letzteres gibt diese Qualität nur im Hinblick auf die im Prädikat enthaltene Tätigkeit an (weshalb mitunter die Abgrenzung zum Adverb, auf die Du ja auch hingewiesen hast, mitunter schwierig ist). Ich glaube, das meint Lydia mit ihren Beispielen, und so habe ich es auch in Erinnerung. (Beispiele: „Er war Arzt.“ - „Als Arzt machte er manchen Fehler.“)

Gruß
Aia

Hallo, Aia,

das wird jetzt knifflig. Bevor ich weiterrede, möchte ich in der Duden-Grammatik noch einmal die §§ 1112 -1157 nachlesen.

gibt es denn den Begriff „Prädikatsnomen“ nicht mehr?

Offensichtlich gibt es da eine Schwierigkeit. Nämlich Adjektivgruppe (Klaus ist katholisch.) und Gleichsetzungsnominativ (Klaus ist Katholik.) werden unter dem Begriff des „Prädikatsnomens“ zusammengefasst. => Anmerkung 1 zu § 1147.

Damit fällt dies aber mit dem Prädikativum zusammen:
Die Raupe ist braun. Sie gilt nicht als Schädling. Sie gilt als unschädlich. Man hält sie für unschädlich. Der Schmetterling war früher eine Raupe. Die Raupe wurde ein Schmetterling.

Ich vermute, dass ich mich einer vereinfachten Terminologie bediene; du weißt schon, wegen der armen ausländischen Schüler. :wink:

Also, erst mal keine Panik. Vielleicht klärt sich das noch.
Gruß Fritz

Hallo!

Solchene kommen nicht nur beim Verb „sein“, sondern auch bei
„haben, werden, bleiben, arbeiten als, gelten als, aussehen
wie“ und vielen anderen vor.

Das mit den Verbindungen Verb + „als“ wusste ich nicht. Dann gibt es tatsächlich keinen Unterschied. Danke!

Allerdings:
Was ist mit dem lateinischen Satz
„Lucius medicus est.“? Ist das auch ein Prädikativum??

Grüße!