'auf den Strich gehen'

Woher kommt denn diese Redewendung?
Ist mir heute Früh in einer Talkshow ins Ohr gefallen.
Ist doch eigentlich ein komischer Ausdruck „dafür“…

Wer weiß mehr?

Vielen Dank,

A:stuck_out_tongue::smile:

Hallo!

Ich kopiere dir mal die entsprechenden erklärenden Stellen aus den angegebenen Internetseiten:

„Die Redensart wird häufig mit dem Balzflug der Schnepfe, dem in der Jägersprache so genannten ‚Schnepfenstrich‘ in Verbindung gebracht.
Da ‚Schnepfe‘ auch ein Schimpfname für liederliche Weibsbilder war, ist dieser Ursprung durchaus plausibel.“ (aus: http://www.w-akten.de/deutsche-redewendungen-3.phtml )

„Der Schnepfenstrich ist der Balzflug der Schnepfe, aber auch Strich = Luftlinie des Flintenlaufes (aus der Jägersprache)“ (aus: http://www.schaepp.de/redewendungen2 )

Alles klar?
—> Mayo

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo !

Um den Stadtkern, mit Kirche und öffentlichen Gebäuden, war früher ein symbolischer Strich gezogen, welcher einen so genannten Sperrbezirk anzeigte.
Diesen Strich durften Prostituierte und Bettler nicht übertreten. Sie gingen also am Strich entlang, um immer im lukrativsten Viertel zu sein.
Diese Sperrbezirke gibt es heute noch.

mfG Conrad

Hallo, Göttin der Weisheit, :wink:

der Röhrich bestätigt Conrads Antwort und zweifelt an der Richtgkeit von Mayos Angaben.

Hier also Röhrichs Artikel:

_ Auf den Strich gehen : auf Männerfang ausgehen, auf der Suche nach Liebesabenteuern umherstreichen, von der Prostitution leben. Die Redensart wird bei uns heute ganz speziell auf Dirnen angewandt und ist so für Berlin seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bezeugt; vgl. französisch ‚faire le trottoir‘.

Man hat die Wendung ebenfalls mit der Vogelstellerei in Zusammenhang gebracht und gemeint, daß sie eigentlich ‚Finken fangen‘ bedeutet habe. Dafür spricht eine Stelle bei Hans Sachs (‚Das böse Weib‘ 264):

Wann e und ich mich umb gesich,
So ist sie auf dem finckenstrich.

‚Strich‘, das mit ‚streichen‘ = ziehen verwandt ist, ist die Richtung, die die Vögel bei ihrem Zuge nehmen; so war schon in mittelhochdeutscher Zeit ‚strich‘ = Richtung, Weg. In übertragener Bedeutung begegnet das Wort in heutigem Sinne in Lindeners ‚Rastbüchlein‘ (28), wo es von einer Frau, die ihre Anständigkeit und Ehrbarkeit nur vortäuscht, heißt: »Dann sie fromb ist, wann mans sihet und tag ist, aber bey nacht hat sie iren strich«.

Die Redensart ist auch mit dem ‚Schnepfenstrich‘, einer jägersprachlichen Bezeichnung in Verbindung gebracht worden. Das Männchen der in Mitteleuropa lebenden Sumpf- oder Waldschnepfe durchstreift auf seinem abendlichen Balzflug den Wald in einer bestimmten Höhe, den der Beobachter den Schnepfenstrich nennt. Da ‚Schnepfe‘ zur Schelte für die Dirne wurde, ist ein Zusammenhang mit der Redensart denkbar. Strich als Abkürzung von ‚Schnepfenstrich‘ wäre demnach der Weg, den die Dirnen gehen.
Wolf lehnt diese Deutung ab. Er hält den Ausdruck ‚Schnepfenstrich‘ für eine witzige jüngere Bildung und meint, daß die Redensart aus der Gaunersprache stammt.
Das rotwelsche Strich ist synonym mit ‚Leine‘, das dem lateinischen linea entlehnt ist und die Bedeutung von Grenzlinie besitzt. Der Strich ist also der abgegrenzte Bezirk, in dem die Dirnen ihrem Gewerbe nachgehen und in dem sie keine Außenseiterinnen dulden.

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Strich, S. 3. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 6333 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 5, S. 1572) © Verlag Herder]_

Gruß Fritz

leicht offtopic
Hallo Fritz et.al.,

gehoert zwar zur Diskussion, aber eher ins
Dialektbrett. In Weinheim gibt es ein Lied,
in dem es im zweiten Vers heisst:

Mer schicke unser Weiwer uff de Strich,
ja uff de Strich,
awer schaffe, schaffe tu mer nix!

Besagtes Lied konnte ich bereits mit 6 Jahren
auswendig (da es gern auf Busfahrten der WEinheimer
Skifahrer in den SChwarzwald gesungen wurde).
Ich hatte damals ganz genaue Vorstellungen von diesem
mysterioesen Strich: es gab einen Parkplatz, wo
die Striche fuer die Parkbuchten besonders dick
und besonders durchgehend gezeichnet waren. Dort
stellte ich mir dann immer die Reihe der Hausfrauen
vor, die auf diesem Strich entlang liefen. Ein
Raetsel blieb mir allerdings, wieso dass die dazu-
gehoerigen Ehemaenner (unverheiratete Verhaeltnisse
waren mir fremd) vor Arbeit beschuetzen konnte…

Schoene Gruesse, Elke

Hallo, Fritz,

der Röhrich bestätigt Conrads Antwort und zweifelt an der
Richtgkeit von Mayos Angaben.

darf ich zur Ergänzung noch Grimm anführen?

… _das umherstreichen der dirnen, sowie der weg, die strasze des umherstreichens; zufrühest bezeugt aus der mitte des 17. jhs.:

Prava stund im huren-buche, bessert aber ernstlich sich;
wird drauff auszgelescht im buche; dennoch aber bleibt der strich
LOGAU sinnged. 598 lit. ver.;

alle sanitätspolizeiliche aufsicht und strenge in den concessionirten bordells ist überall da paralysirt, wo nicht die strengste aufsicht und ausrottung des sogenannten striches gelingt AVÉ-LALLEMANT gaunertum (1858) 2, 334;
schdrich ‚die gasse und die linie, auf welcher die huren sich zeigen‘ CASTELLI ma. in österreich 238;
so auch DELLING baier. id. 2, 178;
KLUGE rotwelsch (1901) 1, 371;
OSTWALD rinnsteinspr. (1906) 150;
EILENBERGER pennälersprache (1910) 14.

über das gesamte deutsche sprachgebiet verbreitet in der wendung auf den strich gehen ‚der käuflichen liebe nachgehen‘, so zunächst von den dirnen, ‚sich behufs der anlockung von männern auf der strasze umhertreiben‘ KLUGE rotwelsch (1901) 1, 371; JAKOB Wien 186a; auch sagt man, um ein mädchen als dirne zu kennzeichnen sie geht auf den strich_

Gruß
Kreszenz

2 Like

DAAANKE an alle! :smile:

-)