Deutsche Grammatik / nur Interpretation?

Hallo Leute, ausgehend von der simplen Frage „sich“ als reflexives Pronom zu kategorisieren, gerate ich von einer Diskussion in die andere …… dabei geht es unter anderem darum, wann Verben auch ein Subjekt seien können und so weiter…… meine Deutsch-Grammatik Kenntnisse beschränken sich im wesentlich darauf: wenn ich Fremdsprachen lerne bzw. mich in diesem Zusammenhang mit deutscher Grammatik beschäftige, fällt mir immer wieder auf, das die deutsche Grammatik kein Regelwerk ist sondern ein Sammlung von Ausnahmen und/oder großer Spannbreiten von Interpretationen zulässt…. Gibt es jenseits der „klassischen“ Nachschlagewerke, die alle nichts taugen, weil sie die Widersprüche nicht auflösen (…stimmt vielleicht so nicht…aber,) also gibt es für ein einfaches Arbeiterkind einen Grammatikführer, der anders als der Duden nicht nur hochnäsig zweifelshaftes behauptet sondern auch verständlich und widerspruchsfrei erklärt? Gruss Uwe PS: ist deutsche Grammatik überhaupt in sich schlüssig?

Hallo Uwe,

wenn ich Fremdsprachen lerne bzw. mich
in diesem Zusammenhang mit deutscher Grammatik beschäftige,
fällt mir immer wieder auf, das die deutsche Grammatik kein
Regelwerk ist sondern ein Sammlung von Ausnahmen und/oder
großer Spannbreiten von Interpretationen zulässt…. Gibt es
jenseits der „klassischen“ Nachschlagewerke, die alle nichts
taugen, weil sie die Widersprüche nicht auflösen (…stimmt
vielleicht so nicht…aber,) also gibt es für ein einfaches
Arbeiterkind einen Grammatikführer, der anders als der Duden
nicht nur hochnäsig zweifelshaftes behauptet sondern auch
verständlich und widerspruchsfrei erklärt? Gruss Uwe PS: ist
deutsche Grammatik überhaupt in sich schlüssig?

Einfache, wenn auch wenig zufriedenstellende Antwort: Nein!
Bisher ist es noch keinem Linguisten gelungen, ein Modell zu entwickeln, das alle hochkomplexen Elemente einer Grammatik zu einem schlüssigen Gesamtmodell vereinigt und alle anderen Linguisten zufriedenstellt! Das gilt aber nicht nur für Deutsch, sondern für alle lebendigen Sprachen! Je tiefer du in Grammatik eindringst, desdo interessanter aber auch schwieriger wird es und die (wissenschaftlichen) Meinungen gehen auseinander!
Dass dir das auffällt ist ein Zeichen, dass du bereits ziemlich tief eingedrungen bist!
Leider muss man sich bei der praktischen Anwendung dann für ein Modell entscheiden (z.B.: Die Einteilung der Wortarten des Duden oder eines anderen Werkes übernehmen)!
Noan Chomski hat vor ca. 25 Jahren versucht, die englische Sprache in mathematischen klaren Formeln darzustellen. Gelungen ist es ihm nicht!
Gruß!
Christian

hi uwe,

grammatik gibts zweifach: das, was in den köpfen der menschen wirkt, wenn sie sprechen & schreiben, und das, was grammatiker als bücher herausgeben um das erstere zu beschreiben.

beschreibungen dessen, was in den köpfen vorgeht, gibts viele und gute. keine davon kann alles erfassen, denn wirklich hineinschauen in die köpfe kann man nicht. so gibt es mindestens 2 wesentliche grundpläne von grammatiken, die nicht wirklich miteinander kompatibel sind: „dependenzgrammatik“ und „(generative) transformationsgrammatik“. (dazu noch einiges anderes!)
wenn du widersprüche zwischen grammatiken feststellst, kann es daran liegen, dass verschiedene grundmodelle zugrundeliegen.

innerhalb der dependenzgrammatiken gibts auch manchmal kleinere unterschiede der auffassung oder der interpretation; aber das ist natürlich und in allen sprachen so. (man kann in englische köpfe genau so wenig reinschauen wie in deutsche.)

dass die deutsche grammatik vor allem aus ausnahmen bestehe, hat auch schon der geistreiche spötter mark twain behauptet. ich glaub das zwar nicht, aber tatsächlich funktioniert manche andere sprache in summe leichter als deutsch. sicher mit ein grund, warum deutsch nicht weltsprache geworden ist oder werden wird. im vergleich zum englischen hat deutsch z.b. eine ziemlich freie (aber eben nicht völlig freie) satzstellung (allein deren regeln zu beschreiben ist schon schwierig), außerdem noch in recht großem ausmaß vorhandene worformen (während das englische da nur mehr sehr wenig hat.)

was man so hört, ist aber französisch noch viel schlimmer als deutsch.
und deutsch hätte im bereich der beziehungen zwischen lauten und buchstaben einige vorteile. (man „schreibt wie man spricht“ - stimmt zwar auch fürs deutsche nicht, aber eher noch als für englisch und französisch.)

die duden-grammatik ist gar nicht so übel, denk ich mir. natürlich kommt immer wieder der anspruch durch, zu sagen wie etwas sein soll statt bloß, wie es ist. das ist das, was du als „hochnäsig“ empfindest.
ich habe früher die grammatiken von gerhard helbig (und anderen) immer als sehr gut empfunden. sie waren auch lt. titel „für den ausländerunterricht“ gedacht und jedenfalls wissenschaftlich auf dem neuesten stand. es gibt sie heute in neueren fassungen, aber ich hab ein bisschen den überblick verloren und bin da nicht auf dem allerneuesten stand.

vielleicht hilfts.
michael

Danke für die Antworten OwT, Gruss Uwe
s.o.