Wegen Diebstahl(s)

Hallo alle,

ich kapier den Duden nicht: Beim Stichwort „wegen“ finde ich einen Kasten. Und
in diesem steht einerseits:
_Präposition mit Genitiv:

  • wegen Diebstahls_
    und darunter:
    _Ein allein stehendes, stark gebeugtes Substantiv im Singular bleibt im
    Allgemeinen ungebeugt
  • wegen Umbau
  • wegen Diebstahl_

Welcher Dienstahl ist nun richtig, frage ich Euch?
Gruß
Bolo2L

hi,

ich kapier den Duden nicht: Beim Stichwort „wegen“ finde ich
einen Kasten. Und
in diesem steht einerseits:
_Präposition mit Genitiv:

  • wegen Diebstahls_
    und darunter:
    _Ein allein stehendes, stark gebeugtes Substantiv im
    Singular bleibt im
    Allgemeinen ungebeugt
  • wegen Umbau
  • wegen Diebstahl_

Welcher Dienstahl ist nun richtig, frage ich Euch?

naja: diebstahl ist immer falsch. oder nicht? :wink: oder meinte(st) du(den) den „dienstaal“? oder eine „dienstahle“?
der duden meint hier wohl, dass in bestimmten sehr komprimierten fügungen des genitiv-s wegfallen kann.
„wegen umbau geschlossen“, statt „wegen umbaus geschlossen“. aber „wegen eines größeren umbaus musste unser geschäft geschlossen werden“. das hat wohl eine gewisse „logik“ - die der extremen verkürzung. mehr auch nicht. sprachlich logisch ist das wohl nicht.

vor kurzem hat hier jemand behauptet, der duden hätte keine fehler. ich würd das als - sagen wir - kandidat aufnehmen.

m.

Beide, lieber Bolo, beide!

Und das schon lange; vermutlich schon vor deiner Geburt. :wink:
Man muss bis in den Duden von 1941 zurückgehen, ehe man nur den „Wesfall“ angegeben findet.

Du hast es bloß nicht bewusst gewusst!

Und geht man noch weiter zurück, so findet man, dass der Genitiv sich erst im 18. Jhdt. wirklich etablierte bei „wegen“.

Und an Michael: Nein, kein Fehler!

Siehe: Duden Bd. 4 Grammatik § 704 (S. 395).

Ebenso: Bertelsmann, Grammatik der deutschen Sprache, S. 305.

Ebenso: Helbig/Buscha, Deutsche Grammatik für Ausländer, S. 180 (DDR 1972).

Gruß Fritz

hi fritz,

Und an Michael: Nein, kein Fehler!

Siehe: Duden Bd. 4 Grammatik § 704 (S. 395).

wenn die tatsache, dass etwas im duden steht, der beweis dafür sein kann, dass der duden recht hat, dann hat der duden immer recht.
ich möchte aber die präsupposition bestreiten. (g’schwollen formuliert *grin*)

Ebenso: Bertelsmann, Grammatik der deutschen Sprache, S. 305.

Ebenso: Helbig/Buscha, Deutsche Grammatik für Ausländer, S.
180 (DDR 1972).

i hob eh gsogt, dass es eine logik gibt: die der verkürzung. sprachlogisch isses nicht. find ich halt.

aber ist doch schön, wenn wir mal nicht einer meinung sind.
m.

Genitivitis
Hallo alle,
ist nicht das Neueste, aber passt vielleicht.
Fritz

_ Rettet dem Dativ!

Anmerkungen zur verlotternden Sprachkultur

Die Feuilletonisten nun also auch! Da muß man endlich einschreiten und ein paar grammatikalische Korinthen in die verlotternde Sprachsuppe kacken! Sollten doch wenigstens die Kulturseiten der Zeitungen nicht nur der Schönheit der Künste dienen. sondern auch die Klarheit der Sprache befördern.
Es geht um eine verwirrend rasch sich ausbreitende Lust am Genitiv, der doch jahrelang dem Dativ gegenüber ins Hintertreffen geraten war oder dem angelsächsischen Präpositionsgefuchtel hatte weichen müssen. Da hieß es: der Sohn von Müller statt Müllers Sohn.
Aber hatten wir eben nicht einen echten Präpositionsdativ untergebracht? „Dem Dativ gegenüber“, wo es doch unlängst erst geheißen hatte: „Schräg gegenüber des Trimphbogens" (Stadtanzeiger) - aber nicht bloß dort, auch „nahe des Städtchens“ entdeckte im SZ-Magazin jemand sein Glück, „aller Mühen zum Trotz" (spiegel-tv), ja selbst „aller schlechten Erfahrungen zum Trotz" (SZ), auch „entgegen vieler Gerüchte" (SZ) sowie „entgegen aller Entscheidungen"’, (AZ) und – nun eben Höbel im Feuilleton: „entgegen aller traurigen Vorurteile“ (wobei er übrigens „traurig stimmende Vorurteile“ meinte) – ach, Höbel, auch du, mein Sohn! allen Hoffnungen zum Trotz, trotz aller Hoffnungen und entgegen unseren Erwartungen hast du weit gefehlt mit diesem Genitiv! „Samt ihres Anhangs" (SZ) ist die Schar der Bewunderer nun traurig, denn „samt aller Privilegien" (SZ), die Journalisten haben, sollten sie sich doch des richtigen Gebrauchs des Genitivs befleißigen und dem Dativ geben, was des Dativs ist.
Woher diese ausbrechende Lust am Wesfall unter Journalisten. also Leuten, die mit Sätzebilden ihr Geld verdienen? Ich vermute, es ist die Neigung zum Präziösen und Feinen: der Genitiv klingt einfach wertvoller – gegenüber dem proletarischen Dativ (der sich im Volkstümlichen bis zu Wendungen wie „Meinem Vater sein Bub" aufschwingt). Das genitivisch Gestelzte, das an seiner Ausmerzung im Umgangsdeutsch schuld sein dürfte, ist genau der Reizfaktor, der nun für seine Reaktivierung Ursache ist, selbst dort, wo diese gänzlich falsch ist. Man will stelzen. möchte sprachlich sich spreizen – der (falsch gebrauchte) Genitiv ist der abgespreizte kleine Finger beim Mokkatäßchenhalten. Aufgekommen und für richtig befunden wurde er gewiß wegen einer klanglichen Verwechslung, Man sagt doch völlig zurecht: gegenüber der Haltestelle; aller schlechten Sitte zum Trotz; entgegen seiner Ansicht; nahe der Kirche; samt ihrer Erfahrung – na also! Bloß, Leute, das ist jedes Mal ein Dativ gewesen, auch wenn’s genauso klingt wie der" Wesfall". Selbst noch in einer Wendung wie „samt dessen Eltern" steht das auf „samt" bezogene Wort „Eltern" im Dativ, das „dessen" gehört hingegen zu den Eltern. „Gegenüber der Haltestelle" ist Dativ, „gegenüber des Hauses" ist falsch.
Und weil wir grad dabei sind: Es reißt noch was ein, was – an sich – verkehrt ist: „seit jeher" gibt es nicht; es heißt: „seit je" und „von jeher", da im „von" noch der örtliche Begriff anklingt, während „seit“ eine Zeitfixierung ist, von der her (!) ein Transport nicht möglich ist. Seit 200 Jahren, seit dieser Zeit, seit gestern, auch: seither, aber nie seit daher, seit jeher, seitdemher; dafür stets: von daher (nicht: von da).
Und ein Letztes, soeben auf der Kommentarseite gelesen: „es sinkt die Neigung, an den Wunden zu rühren". Sie können gern Zimt an den Griesbrei rühren oder auch im Brei herumrühren, aber, pfui, bitte nie an den Wunden! Das wäre eine blutige Sauerei. Rühren geht nämlich nicht nur kreisförmig mit Schneebesen, es geht auch sentimentalisch oder, wie es hier gemeint war, in poetischer Verkürzung von „berühren“ – weshalb man immer nur „an die Wunden rühren" soll. („Rühr nicht an mir" klingt irgendwie gemeiner als „Rühr mich nicht an!") MICHAEL SKASA_

Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod
Hallo Fritz,

Hallo alle,
ist nicht das Neueste, aber passt vielleicht.
Fritz

_ Rettet dem Dativ! _

MICHAEL SKASA

zwei Dinge möchte ich dazu bemerken.
Erstens: Von Michael Skasa zu lesen oder zu hören ist immer wieder schön. Interessantes aus entlegenen Winkeln der Wissenslandschaft gespickt mit feinem Humor auf hohem Niveau. Daher möchte ich hier all jenen empfehlen, die in irgendeiner Weise das zweite Radioprogramm des Bayrischen Rundfunks empfangen können, doch am Sonntag um 10:00 oder um 17:00 einzuschalten, um Michael Skasas Sonntagsbeilage zu hören.

Zur Diskussion Genitiv gegen Dativ möchte ich dann auch noch ein Buch empfehlen:
Dem Bastian Sick sein Buch folgenden Titels:
„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ ISBN 3-462-03448-0 Buch anschauen
Den Lesern dieses Forums ist vielleicht schon mal ein Hinweis auf die Kolumne „Zweibelfisch“ bei http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,332… aufgefallen. Eben der Autor dieser Kolumne (oder von dieser Kolumne) ist auch der Autor des oben genannten Buches. Wer gerne in diesem Brett hier liest, wird auch dieses Buch mit Gewinn lesen.

Viele Grüße
Stefan

Hi,

Welcher Dienstahl ist nun richtig, frage ich Euch?

Das heisst wegen DEM Diebstahl :o)

Gruß
Frank

Wegen des s
Hallo alle,

zunächst mal danke schön für Eure rege Anteilnahme. Ich erzähle Euch nun auch den
Hintergrund für diese Anfrage:
Mein Textchef hatte in einem Mietrechts-Artikel an allen Stellen, an denen es
hieß „… wegen Eigenbedarfs …“ das „s“ weg redigiert. Ich denke: wegen steht
doch beim Genitiv (jaja, der Duden lässt auch den Dativ zu, aber bei uns wird nur
der Genitiv verwendet), war verunsichert und schaute in den Duden. Und da fand
ich unter „wegen“ eben diese beiden Einträge:

_Präposition mit Genitiv:

  • wegen Diebstahls_
    und darunter:
    _Ein allein stehendes, stark gebeugtes Substantiv im
    Singular bleibt im
    Allgemeinen ungebeugt
  • wegen Umbau
  • wegen Diebstahl_

Un das hat mich eben deshalb noch mehr verunsichert, weil da zwei Mal der
Diebstahl als Beispiel vorkam, aber einmal mit „s“ und einmal ohne. Und keine
verständliche Erklärung, wie sich die beiden Beispiele voneinander unterscheiden
(denn eines würde meinem Textchef ja Recht geben).

Ciao
Bolo2L