'Ausmehren' im Deutschen

Hallo, ihr lieben Wissenden,

heute benutzte ich die Ausdrücke „sich ausmehren“/„Gemehre“ im Sinn von: labern/
Gelaber. Auf die Frage, woher denn diese Begriffe etymologisch kommen, musste
ich passen.

Ob es was mit „Mär“ wie „Nachricht“ zu tun hat? Müsste es dann „ausmären“
heißen? Und muss ich mit meiner Frage vielleicht gar nach nebenan ins
Dialektbrett?

Wer weiß was?

Schon jetzt vielen Dank!
Gruß
Edith

PS: In der Schweiz bedeutet „ausmehren“ sowas wie „die Mehrheit ermitteln“.
Damit hat die deutsche Verwendung des Begriffs vermutlich nichts zu tun.

Hallo Edith,

Ob es was mit „Mär“ wie „Nachricht“ zu tun hat? Müsste es dann „ausmären“ heißen?

laut DUDEN heißt es tätsächlich ausmären , im Sinne von „sehr viel reden, erzählen“. Deine Herleitung zu „Mär(chen)“ ist allerdings unzutreffend. Ich zitiere den Etymologie-DUDEN:

» mären: Der ugs. Ausdruck für „herumwühlen; langsam oder umständlich sein; quatschen, faseln“, der sich von Mitteldeutschland her ausgebreitet hat, geht zurück auf mhd. mern „Brot in Wein oder Wasser eintauchen, umrühren, mischen“. Dieses Verb ist wahrscheinlich eine Ableitung von mhd. mer[ō]t, ahd. merōde „flüssige Speise aus Brot und Wein, Abendmahl“, das aus dem lat. Klosterwort merenda „Vesperbrot“ entlehnt ist. Das Substantiv ist heute noch in der Form Märte („Obstkaltschale; Mischmasch“) in Mitteldeutschland gebräuchlich. «

Außerdem das Grimm’sche Wörterbuch dazu:

» MÄREN, verb. kund geben, verkünden, mhd. mæren:

doch hat schon kein Homerum er
der von ihm märet hohe mär.

FISCHART Peter von Stauffenberg;

bair. mären, reden, plaudern. SCHM. 1, 1635 Fromm. «

Die Vorsilbe „aus-“ hat wahrscheinlich verstärkenden Charakter.

Gruß
Christopher

heute benutzte ich die Ausdrücke „sich ausmehren“/„Gemehre“ im
Sinn von: labern/
Gelaber.

So auch bei uns in Nordhessen. Allerdings wird es „mähren“ geschrieben und bedeutet "sich langsam und nörgelnd über etwas auslassen/beschweren.

Im berlinerischen gibt´s das wohl auch, allerdings mit etwas anderer Bedeutung:
ausmähren - eine Tätigkeit langsam, ›im Zeitlupentempo› ausführen, was oftmals Anlaß zu der Äußerung gibt: »Mensch, hat der sich wieder ausjemährt!« Vielleicht zurückzuführen auf Mähre = klappriges Pferd.

Ciao, Wotan

Hallo

Also ich kenne „sich ausm(a)ehren“ ganz anders, naemlich als „sich
beeilen“. „Mensch, mehr dich aus!“ sagt man als Aufforderung an
jemanden, der troedelt, z.B. auch beim Erzaehlen nicht „zu Potte
kommt“, was dann wohl hiesse, dass „sich ausmehren“ fuer
knappes Berichten staende.

Gruss, Tychi

Hallo, Tychi,

„sich beeilen“. „Mensch, mehr dich aus!“ sagt man als Aufforderung
an jemanden, der troedelt, z.B. auch beim Erzaehlen nicht „zu
Potte kommt“, was dann wohl hiesse, dass „sich ausmehren“ fuer
knappes Berichten staende.

Nicht: Beeil dich!
Sondern: Hör auf zu trödeln!

Scheint gleichbedeutend und ist doch ein Unterschied.

Fritz

Im berlinerischen gibt´s das wohl auch, allerdings mit etwas
anderer Bedeutung:
ausmähren - eine Tätigkeit langsam, ›im Zeitlupentempo›
ausführen, was oftmals Anlaß zu der Äußerung gibt: »Mensch,
hat der sich wieder ausjemährt!«

So auch im Sächsischen:

mären
sw. V.

  1. ‚langatmig erzählen, dummes Zeug reden‘ vorwiegend im Vogtland und Erzgebirge; dazu auch Gemäre, Märerei; halt ner auf mit dein’ dumm’ Gemar, tust doch nur de Leit schlachtmachen.
  2. ‚trödeln, bummeln, sich mit allem zuviel Zeit lassen‘
  3. in den Zusammensetzungen an-, daran herummären ‚sich ohne Sinn und Zweck am etw. zu schaffen machen, an etw. herumspielen‘
  4. in den Zusammensetzungen darin-, untereinandermären ‚(mit den Händen) in etw. wühlen, etw. langsam durcheinanderühren‘
  • Etymologisch gibt es zwei Ausgangspunkte für das Wort:
    a) maeren ‚etw. erzählen, verkünden, bekanntmachen (hierzu gehört auch Märe und Märchen);
    b) mhd. mern ,Brot eintauchen; umrühren, mischen‘.
    Die Bedeutungsschattierungen von mären zeigen noch die verschiedenen Ursprünge, aber sie lassen sich nicht mehr eindeutig voneinander trennen.

aus: Gunter Bergmann, Kleines sächsisches Wörterbuch, ISBN 3-323-00008-0 Buch anschauen. Vermutlich vergriffen.

Vielleicht zurückzuführen auf Mähre = klappriges Pferd.

Dies ganz gewiss nicht, sondern wie schon Christopher ausführte …

Gruß Fritz

2 Like

Wahnsinn! Danke an alle!
Vielen Dank! Das ist wieder mal große Klasse, was da in kurzer Zeit an
Informationen gekommen ist. Jetzt weiß ich wengistens, *was* genau ich da
schwätz’.

Einen ganzen Sternenhimmel für eure Antworten! ***********

LG
Edith

Hallo Edith:

PS: In der Schweiz bedeutet „ausmehren“ sowas wie „die
Mehrheit ermitteln“.
Damit hat die deutsche Verwendung des Begriffs vermutlich
nichts zu tun.

Ausgemehrt (usgmeeret) wird z.B. an der Landsgemeinde im Kanton Appenzell Innerrhoden um ein Regierungsmitglied oder einen Kantonsrichter zu wählen/abzuwählen oder über eine Sachvorlage abzustimmen. Das bei offenem Handmehr.
Mich interessiert wo du auf diese Info gestossen bist, ich habe eigenartigerweise keine schriftlichen Quellen gefunden…

Gruss
Mäni

nicht im berlinischen!
hallo wotan,

im berlinischen garantiert nicht!
es leben aber eine menge sachsen in berlin, welche das wohl benutzen.
die brachten auch das wort „demmse“ mit, welches angeblich bis 1989 in westberlin völlig unbekannt sein soll.
bedeutet heiß, stickig.
der sachse sagt: „ä gemäääre un gewörsche is das hior…“
ohne garantie für richtige schreibweise.
der berliner: " ey, alta, mach hinne un komm ausm knick!"
" ey trude, machte ma ballett?"

strubbel
B:open_mouth:)

Gibt es wohl in Berlin!

Ich komme aus Westberlin und kenne und benutze „ausmehren“. Keine Verbindung zu Sachsen, aber meine Mutter hat als Kind in Brandenburg gelebt.