Der Begriff 'Streiflicht' und seine Bedeutung?

Hallo, kann mir jemand bei dem Begriff „Streiflicht“ weiterhelfen?
Ich konnte in Grimms Wörterbuch und neueren WB nur Definitionen künstlerischen Ursprungs finden.
Angeblich soll der Begriff aber auch militärisch besetzt sein?!? (vielleicht das Kontrolllicht, das in manchen Gefängnissen nachts alles „abtastet“?)
Wäre toll, wenn mir jemand Tipps geben könnte, über Definitionen bzw. wo ich etwas dazu finde (Bücher) wär ich natürlich erst recht dankbar.

Hintergrund:
Mich interessiert natürlich der Zusammenhang mit der gleichnamigen Glosse der Süddeutschen Zeitung. :smile:

Über Eure Antworten würde ich mich sehr freuen.

lg
Susi

Hi Susi,

Streiflicht ist ein Begriff aus der Mikroskopie, der besagt, dass das Objekt seitlich vom Licht „gestreift“ wird, damit Schatten fallen. Dadurch werden Dinge sichtbar, die sonst nicht zu erkennen wären.

Gruß Ralf

Hallo, Susi,

die Sache ist eigentlich ganz einfach und erklärt sich aus den Bestandteilen des Wortes:

Ein Streiflich ist ein Streifen Lichtes, also ein schmaler Lichtstrahl, der an einem vorbei geht.

Der Duden sagt dazu:

_ Streif|licht , das :

  1. (selten) Licht, das [als schmaler Streifen] nur kurz irgendwo sichtbar wird, irgendwo auftrifft, über etw. hinhuscht: die -er vorüberfahrender Autos.
  2. kurze, erhellende Darlegung: ein paar -er auf etw. werfen, fallen lassen (etw. kurz charakterisieren).

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Da Scheinwerfer, die vom Militär eingesetzt werden, wohl die häufigste Form von Streiflichter erzeugen, ist der Bezug zum Militär naheliegend. Ich muss da sofort an die Wachtürme an der deutsch-deutschen Grenze denken.
Doch ist das Wort nicht auf diese Bedeutung beschränkt.

Gruß Fritz

Streiflicht ist ein Begriff aus der Mikroskopie, der besagt, dass das Objekt seitlich vom Licht „gestreift“ wird, damit Schatten fallen. Dadurch werden Dinge sichtbar, die sonst nicht zu erkennen wären.

Das, lieber Ralf, ist aber eine sehr spezielle Verwendung des Wortes! Und nicht seine ursprüngliche Bedeutung.

Gruß Fritz

Hi Fritz,

Das, lieber Ralf, ist aber eine sehr spezielle Verwendung des
Wortes! Und nicht seine ursprüngliche Bedeutung.

Im Ursprungstext wurde ja auf die Glosse in der Süddeutschen Zeitung angespielt und in diesem Zusammenhang ist die Definition von Ralf die treffendere (Duden hin oder her *seufz*).

Gruß,
Anja

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Hi, Anja,

da ich die Glosse nicht kenne, kann ich das nicht beurteilen.

Und ist dadurch belegt, dass das Wort zuerst in der Mikroskopie verwendet wurde?

Fritz

Schmeiß den Duden weg
Moin, Fritz,

Der Duden sagt dazu:

_ Streif|licht , das :

  1. (selten) Licht, das [als schmaler Streifen] nur kurz
    irgendwo sichtbar wird, irgendwo auftrifft, über etw.
    hinhuscht: die -er vorüberfahrender Autos._

fast richtig, aber nur fast. Lichtstreif heißt das; redensartlich der Lichtstreif am Horizont, der Lichtstreif unter der Tür.

  1. kurze, erhellende Darlegung: ein paar -er auf etw. werfen,
    fallen lassen (etw. kurz charakterisieren).

das ist bereits die aus der Optik übertragene Bedeutung, die die SZ für ihre Glossen verwendet.

Da Scheinwerfer, die vom Militär eingesetzt werden, wohl die
häufigste Form von Streiflichter erzeugen, ist der Bezug zum
Militär naheliegend.

Die Scheinwerfer, mit denen ein Gelände bestrichen, nicht gestreift wird, haben einen Öffnungswinkel von eher 90°. In der Nähe von Flugplätzen sind manchmal Lichtfinger zu sehen, die beinahe parallel in die Luft stechen; diese Lichtkeulen werden durch höchst aufwendige Linsensysteme erzeugt und heißen Leuchtfeuer. Ob Flakscheinwerfer so eine Bündelung hatten, weiß ich leider nicht, die Suchscheinwerfer an der Grenze hatten sie jedenfalls nicht.

Ich muss da sofort an die Wachtürme an
der deutsch-deutschen Grenze denken.

Wer im Gebüsch hockt hat, wird von solch einem Scheinwerfer nicht gestreift, sondern getroffen. Glaubst Du im Ernst, dass ein Flüchtling das als Streiflicht bezeichnet?

Gruß Ralf

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Streiflicht im Alltag
Moin, Susi,

um dem Streiflicht zu begegnen, braucht’s die Mikroskopie gar nicht: Wenn ich am Esstisch wieder mal ein Bügeleisen oder ein Modellauto zerlege, ergreifen regelmäßig kleine Schräubchen die Flucht, die ich auf dem wild gemusterten Teppich niemals wieder finden würde - gäbe es nicht die Taschenlampe, deren Strahl ich ganz flach über den Boden streifen lasse.

Gruß Ralf

Streiflicht überhaupt
Hi Ralf,

ich will deine Antwort auch nur nochmal bestätigen: Streiflicht ist Licht, das den Gegenstand streift - im Gegensatz zum Auflicht und zum Durchlicht - so den maximalen Schatten erzeugt, daher orthogonal zur Blickrichtung optimalen Kontrast bietet. In der Mikroskopie ist Streiflicht synonym zum Seitenlicht.

Seitenlicht wird z.B. verwendet, um Reliefs zu photographieren.

Kein Mensch hat (außer der Dudenredaktion) einen anderen Wortgebrauch.

Gruß

Metapher

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Ich muss gestehen, lieber Ralf,

dass ich nun ganz irre geworden bin an meiner naiver Gläubigkeit an dem Verständnis von Wortkombinationen aus der Erklärung ihrer Einzelteile.

Ich werde nun darüber meditieren.

Über Streiflicht und Lichtstreif; über Monolog und Autolog; über Nebelstreif und Streifnebel; Regenstreif und Streifregen; Streifschuss und Streifhieb, Streifenpolizist und Polizeistreifen; gestreift und streifig.

Sollte ich was rausfinden dabei - und sei es auch bloß streifenweise - streife ich dich hier wieder.

Gruß Fritz

Moin, Fritz,

Verständnis von Wortkombinationen aus der
Erklärung ihrer Einzelteile.

damit tun wir uns all schwer, das sieht man schon an den Kindern. Mein Neffe war jahrelang nicht von seiner Jackstrick abzubringen.

Sollte ich was rausfinden dabei - und sei es auch bloß
streifenweise - streife ich dich hier wieder.

Das will ich doch hoffen :smile:

Gruß Ralf