Redewendung 'Wer's glaubt, wird selig!'

Guten Abend,

ich habe mir zusammen mit einer Klassenkameradin in der letzten Deutschstunde Gedanken über
folgendes gemacht:

Was soll eigentlich die Redewendung „Wer’s glaubt, wird selig!“ von seinem Wortsinn her
bedeuten?

Selig werden, kann bedeuten, glücklich zu werden, oder aber im kirchlichen Sinne in die
Gemeinschaft des Himmels aufgenommen werden (wenn man tot ist). Sehe ich das richtig?

„Übersetzt“ heißt es dann also: Wer das offensichtlich Falsche glaubt, der wird glücklich.
Aber dann würde es ja geradezu dazu animieren, das Falsche zu glauben, doch so verwenden wir
es doch nicht?
Oder aber es würde bedeuten, dass man glücklicher lebt, wenn man alles glaubt, was einem so
daherläuft, und nichts hinterfragt. Dass man quasi bequemlich ist und dadurch „glücklicher“.
Aber auch das wird nicht gemeint, wenn man die Redewendung benutzt.

Gebrauchen tun wir sie vor allem im Sinne von (dem wesentlich verständlicheren) „Wenn DAS
stimmt, bin ich der Kaiser von China!“

Wie kommt man aber von den Worten, die ursprünglich aus der Bibel kommen (wer an Gott
glaubt, wird später in den Himmel kommen oder gut von ihm behandelt werden. Das handelt von
Vertrauen in Gott), zu diesem Sinn? Welche Bedeutung hat „selig“ denn bitte, so dass die
Redewendung Sinn ergibt?

Eine Möglichkeit ist mir noch eingefallen:
Jemand, der die Kirche kritisiert, setzt selig werden mit dem Kirchlichen, vielleicht der
kirchlichen Seligsprechung, gleich. Er glaubt also genauso wenig daran, in den Himmel zu
kommen, wie, der Kaiser von China zu sein. Dann gibt es hier eine Parallele.
Dann stellt sich aber die Frage: In einem Land, wo so lange die Kirche kaum kritisiert
wurde, in einem Land, wo die christliche Kultur so verbreitet ist, würde da so eine Aussage
sich dermaßen verbreiten? Ohne dass sie je hinterfragt wird?

Was für Erklärungen können Sie für die Verwendung dieser Redewendung finden?

Ich bin dankbar für jeden Erklärungsversuch, rein aus Interesse :smile:

Julie

Hi Julie,

es handelt sich – ganz einfach – um die ironisierte Verwendung eines Bibelzitats, das da lautet:

»Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.« (Mt 16, 16)

Man benutzt den Satz in Fällen, in denen der Glaube voraussichtlich gerade nicht dazu führt, dass man selig wird, sondern geprellt oder enttäuscht.

Gruß
Christopher