'Der Himmel hängt

Hi Experten!
Seit geraumer Zeit frage ich mich woher diesen Ausdruck kommt und warum:
„Der Himmel hängt voller Geigen“

und darf man sich bildlich vorstellen , als einen Himmel (zB. Wolken) aus dem viele Geigen hängen???

Vielen Dank und einen lieben Gruß,
Helena

Hallo,

die Bedeutung ist „die Situation ist derzeit sehr rosig und positiv“. Es wird vor allem für die erste Phase einer Verliebtheit verwendet, wenn man eben am Partner nichts Falsches finden kann, weil der Alltag noch nicht Einzug gehalten hat. Es impliziert teils auch, dass diese Situation sich bald wieder ändern wird.

Der Ursprung soll in der Kunst liegen, z.B. im Barock. Da gab es oft bei Bildern oder Reliefs am oberen Bildrand einen Engelschor, der die himmlische Herrlichkeit für die im Bild vorhandenen Personen symbolisierte.

Ich habe die Redensart auch bei Shakespeare gefunden („Was Ihr wollt“, Akt II, 3. Szene) aber nur in der deutschen Übersetzung - im Original ist von Geigen nicht die Rede.

Gruß,

Myriam

Hallo, Myriam,
vielleicht solltest Du gelegentlich mal WDR4 hören :smile:
da kommt gelegentlich mal „Und der Himmel hängt voller Geigen“ aus der Operette „Der liebe Augustin“ von Leo Fall. Meist singt dann Anneliese Rothenberger :smile:

Wie Du richtig schreibst, ist dieser Satz eine Metapher für äußerst Glückseligkeit. Für Verliebte ist eben der Himmel mit rosa Wölkchen bedeckt und Sphärenmusik erklingt, als ob der Himmel voller Geigen hinge.

Etwas ganz anderes ist es, wenn man „die Englein singen hört“, aber das war ja nicht gefragt.

Gruß
Eckard

vielleicht solltest Du gelegentlich mal WDR4 hören :smile:
da kommt gelegentlich mal „Und der Himmel hängt voller Geigen“
aus der Operette „Der liebe Augustin“ von Leo Fall. Meist
singt dann Anneliese Rothenberger :smile:

Das kenn ich wohl, es ist aber deutlich jünger als die Redensart, die wohl schon im 17. Jhdt existierte, als der Herr Fall noch als Quark im Schaufenster lag :smile:

Gruß,

Myriam

Hi, Helena!

da befragen wir doch wieder den Herrn Röhrich und der saegt:

_Eine weithin bekannte Redensart heißt Der Himmel hängt voller Geigen. Belege finden sich vor allem in der Barockdichtung. So heißt es bei Abraham a Sancta Clara (1644-1709) »Wann der Himmel, wie man sagt, voller Geigen hänget …« (›Reimb dich‹ 18). An anderer Stelle (›Abrahamische Lauberhütt‹ III,10) gibt er auch eine Erklärung: »Es ist ein gemeines Sprichwort, wann einige Welt-Menschen die große Himmels Freuden wollen zu erkennen geben, so pflegen sie zu sagen: Der Himmel ist voller Geigen«. In einem Weihnachtsspiel aus Kärnten singen die Hirten, wenn sie den Gesang der Engel hören:

Potz tausend, Bue! was spricht so toll,
Was hör i nit für Klang!
Der Himmel hängt mit Geigen voll,
Es ist a Engelsgsang.

Ebenfalls mit der biblischen Erzählung von der Verkündigung an die Hirten auf dem Felde verbindet Casper von Lohenstein (1635-83) die Wendung:

Der Himmel tut sich auf und hänget voller Geigen,
Die Cherubinen mühen sich die Geburt zu zeigen
Den armen Hirten an.

Auch Luther kennt das Bild, das schon im 15. Jahrhundert vorkommt: »Und weil ihr so gerne an diesem Reigen tanzt, dunkt euch, der Himmel hänge voller Geigen«. Später hat die Redensart zu scherzhaften Umformungen Anlaß gegeben: »Mancher meinet, der Himmel hang voller Geigen, so seynds kaum Nußschalen« (Lehmann,1639, S. 161).

In Grimmelshausens ›Abenteuerlichem Simplicissimus‹ (1669) findet sich bei der Beschreibung seiner zweiten Hochzeit die folgende Stelle: »Ich ließ trefflich zur Hochzeit zurüsten, denn der Himmel hing mir voller Geigen«. In demselben Werk findet sich die Redensart im schwankhaften Vergleich gebraucht, als Simplicissimus in ein Pfarrhaus einbricht, um Schinken und Würste zu stehlen: »Als er das Nachtschloß aufmachte, da sahe ich, daß der schwartze Himmel auch schwartz voller Lauten, Flöten und Geigen hieng; ich vermeyne aber die Schinken, Knackwürste und Speckseiten, die sich im Kamin befanden«.

Noch in der Neuzeit hat die Wendung nichts von ihrer Beliebtheit eingebüßt. Das zeigt ein bairisches Volkslied, das im ›Wunderhorn‹ den Titel ›Der Himmel hängt voller Geigen‹ trägt. Gustav Mahler vertonte 1892 den Wunderhorn-Text, den er an einigen Stellen leicht veränderte, als vierte der ›Fünf Humoresken‹ für Gesang und Orchester. Und Paula Modersohn-Becker schenkte ihrem Mann zur Verlobung gar ein Bild mit dem Titel: ›Du und ich und der Himmel voller Geigen‹.

Wahrscheinlich geht die Vorstellung der Redensart auf die Malerei der späten Gotik bzw. Frührenaissance zurück, als man den Himmel mit musizierenden Engeln belebt darstellte. So schmückt die Festtagsseite des Isenheimer Altars von Matth. Grünewald ein farbenprächtiges Engelskonzert. Auch Raffaels Bild ›Krönung Mariens‹ zeigt den Himmel mit geigenspielenden Engeln erfüllt. Ebenso könnte die Redensart Alle Engel im Himmel singen hören, durch die die Größe eines Schmerzes ausgedrückt werden soll, auf diese Vorstellung zurückgehen. In der Volkssprache wird die Redensart schließlich drastisch verändert und aus der Geige eine Baßgeige. So heißt es elsässisch ›Ich schlag dir uf d’Ohren, daß d’meinst, der Himmel ist e Baßgig‹; ›er sieht den Himmel für’ne Baßgeige (auch: 'nen Dudelsack) an‹, er ist besinnungslos betrunken (berlinisch). Vgl. auch die Drohung ›Ich hau dich auf den Kopf, daß du den Himmel für eine Baßgeige (einen Dudelsack) ansiehst‹. Mecklenburgisch sagt man von einem Hoffnungsfrohen, der noch keine Enttäuschung erfahren hat: ›dem hängt der Himmel noch vull Fideln: paß up, wenn dei Brummbaß man ierst kümmt‹. Obersächsisch kennt man als Ausruf bei einer unangenehmen Überraschung die Redensart ›Ei Himmel, hast du keine Geigen!‹
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Himmel. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 2828
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 2, S. 717-718) © Verlag Herder]_

Gruß Fritz

Hi Fritz!
Für Deine ausgezeichnete und ausführliche Erklärung vielen herzlichen Dank.
Und ein Sternchen von mir noch dazu! ;o))
Liebe Grüße,
Helena

Bitte, liebe Helena,

das ist nicht „meine“ Erklärung, sondern die, die ich in meinen Quellen gefunden habe.

Ich selber weiß so gut wie nichts, aber ich weiß, wos steht!

Gruß Fritz

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Hallo Fritz!

das ist nicht „meine“ Erklärung, sondern die, die ich in
meinen Quellen gefunden habe.

Ich selber weiß so gut wie nichts, aber ich weiß, wos steht!

Nicht nur daß ich das nicht so ohne weiteres NICHT glaube, sondern auch es geht nicht immer darum dies und jenes zu wissen, sondern sehr wohl zu wissen wo man danach suchen kann.
Und das hast du mit Deiner Antwort getan.
Also vielen Dank! Du hast mir sehr geholfen.

Schöne Grüße,
Helena

Hallo Myriam,
vielen dank für Deine Erklärung.
Sie hat mir auch sehr geholfen.
Schöne grüße,
Helena