Hände über dem Kopf zusammenschlagen

Hi -

kann mir jemand sagen, wo diese Redensart herkommt? (Etymologie)

Herzlichen Dank

Malin

Jeremia: Deine Hände über dem Kopf zusammenlegen

Guten Tag, Malin

‚die Hände über dem Kopf zusammenschlagen‘ bedeutet ‚entsetzt sein‘.

Ich glaube, diese Redewendung kommt aus der Bibel:
„Denn du mußt auch von dort wegziehen und deine Hände über dem Kopf
zusammenlegen; denn der HERR hat sie verworfen, auf die du deine
Hoffnung setztest, und es wird dir nicht mit ihnen …“
(Jeremia 2,37)
http://www.bibel-online.net/buch/24.jeremia/2.html

Heute wird die Stelle anders übersetzt:
„Auch von dort wirst du ausziehen,
mit den Händen über dem Kopf,
denn der HERR hat die verworfen, auf die du vertraust,
und mit ihnen wirst du keinen Erfolg haben.“
(Zürcher Bibel, 2007)

Freundlich grüsst

Rolfus

Hi, Malin!

kann mir jemand sagen, wo diese Redensart herkommt?

Bei Röhrich liest man:

_ Die Hände über dem Kopf zusammenschlagen : sich höchlich verwundern. Die Redensart verweist auf eine alte Gebärde, als Zeichen höchsten Staunens und Erschreckens. Vgl. französisch ›lever les bras au ciel‹ (wörtlich: die Arme zum Himmel erheben). Auf alten Darstellungen z.B. des Jüngsten Gerichts, wie in Dürers ›Apokalypse‹, finden sich Menschen mit dieser Gebärde, die wohl ursprünglich den Kopf nach oben hin schützen sollte. Die Gebärde ist heute zur bloßen Redensart abgeblaßt. Dies gilt auch für andere Handgebärden. Alte Trauer- und Klagegebärden, z.B. das Raufen des Haares oder das Ringen der Hände, als Gebärden der Totenklage aus antiken Schriftstellern und Darstellungen ganz geläufig, sind auch in Mitteleuropa noch bis in die beginnende Neuzeit in Trauerbräuchen geübt worden. Das zeigt z.B. ein Holzschnitt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts._

Und als Zugabe:

_Die Reichhaltigkeit des Redensartenfeldes Hand zeigt die folgende Kurzgeschichte (Krüger-Lorenzen, S. 122f.):

»Willy Winter hielt um Sophie Sommers Hand bei ihrem Vater an. Der aber schlug die Hände über dem Kopf zusammen und sagte: ›Hand aufs Herz! Sie leben doch von der Hand in den Mund, darum kann ich Ihnen meine Sophie nicht in die Hand geben‹. ›Das stimmt nicht‹, antwortete der Freier, ›ich werde nicht mit leeren Händen kommen, denn ich habe alle Hände voll zu tun. Ich bin nämlich die rechte Hand meines Chefs. Wir legen nicht die Hände in den Schoß, sondern wir arbeiten fabelhaft Hand in Hand. Wir sind keine Leute, die zwei linke Hände haben, im Gegenteil: uns geht das Tagespensum leicht von der Hand. Ich werde Ihre Sophie buchstäblich auf Händen tragen!‹ ›Das sagen sie alle!‹ entgegnete der Vater. ›Diese Heiratsanträge nehmen wirklich überhand. Alle wollen sie Sophie mit Handkuß nehmen. Mir sind übrigens die Hände gebunden. Ein anderer hat die Hand im Spiele. Sophies Verlobung mit Friedrich Frühling ist von langer Hand vorbereitet. Er hat mir unter der Hand mitgeteilt, daß er sie kurzerhand heiraten werde.‹ ›Hand von der Butter!‹ rief nun Willy Winter empört, ›sonst werde ich handgreiflich! Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, daß keiner außer mir Sophie freien wird!‹ ›Nun denn!‹ kapitulierte der Vater. ›Mit hohler Hand stehe ich vor Ihnen und lasse mich bestechen: eine Hand wäscht die andere. Hier mein Handschlag! Aber wenn ihr nicht glücklich werdet, wasche ich meine Hände in Unschuld!‹«
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Hand. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 2577
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 2, S. 655) © Verlag Herder]_

Gruß Fritz

Danke!
Vielen Dank für die schnellen, ausführlichen Antworten!
Gruß
Malin