‚zwu nadel umb ain ai‘
Hallo Henning,
die Verwendung von „um“ zur Angabe des Kaufpreises oder Wertes hat bereits althochdeutsche Wurzeln und ist im Mittelhochdeutschen klar nachweisbar:
„in der mesz zu franckfurt // gibt man zwu nadel umb ain ai“ (Liederbuch von Clara Hätzlerin, 1471)
„ach fraw, es dient mir auch wol, um gelt zu essen“
(Eulenspiegel, 1515)
Grimms Wörterbuch, aus dem Obiges stammt („um“, Bd. 23 Spp. 783-786), bezeichnet „um“ in dieser Verwendung als „finale Präposition“ und zitiert zwar auch österreichische Quellen, aber nicht als regionale Besonderheit. Naja, der Band stammt von 1936, da wollte der Bearbeiter Viktor Dollmayr, ein Österreicher, wohl nicht so sehr Unterschiedliches, sondern Gemeinsames betonen („umb einer gemeinsamen Zukunft aller teutschen Volksgenossen willen“, könnte man dichten), wie es die Österreicher zwei Jahre später mehrheitlich wollten
, aber das ist ein anderer Thread. Jedenfalls wurde Dollmayr 1945 mit der Planung des „Wörterbuchs der bairischen Mundarten in Österreich“ (WBÖ) betraut. Da sollte man alle wichtigen „um“-Informationen finden dürfen, wenn nicht… ähem… das Wörterbuch bis heute erst zum Buchstaben D vorgedrungen wäre.
Jedenfalls: Wenn die aktive Verwendung von „um“ plus Preisangabe in den nichtbairischen Mundarten untergegangen ist, wird sie außerhalb immer noch verstanden und hat sich ja auch in Formeln wie „um Gotteslohn“ oder „umsonst“ erhalten. Persönlich find’ ich’ klasse, wenn solche Vielfältigkeiten bleiben und nicht alles im Sinne einer Einheitssprache planiert wird („Müsste es nicht eigentlich heißen“, eben das nicht!).
Beste Grüße, Dietmar