Redewendung 'um 20 Euro'

Hallo,

ich habe mich gerade an dem Begriff „um … Euro“ statt „für … Euro“ gestört.

Beispiel:

„Ein Mann kauft Zigaretten um 4 Euro“. Müsste es nicht eigentlich heißen „Ein Mann kauft Zigaretten für 4 Euro“.

Ich wäre dankbar, wenn mir jemand verraten könnte, woher das Wörtchen „um“ in diesem Kontext stammt. Ist das vielleicht eine österreichische Mundart?

Danke und ein schönes Wochenende

Henning

ösitanisch owT

Ist das vielleicht eine österreichische Mundart?

Nein. Das ist österreichisches Schriftdeutsch.

Gruß, Michl

Hallo Henning,

Ich wäre dankbar, wenn mir jemand verraten könnte, woher das
Wörtchen „um“ in diesem Kontext stammt. Ist das vielleicht
eine österreichische Mundart?

Ja, das hört man in bairischer Mundart häufig.

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass in den Regionen, in denen man diese spricht, auch das Christentum noch eine stärkere Verbreitung hat, aber wenn man bei Googlefight.com den sprichwörtlichen Judaslohn in den Varianten „um dreißig Silberlinge“ und „für dreißig Silberlinge“ gegeneinander antreten lässt, hat die Variante mit „für“ nur einen hauchdünnen Vorsprung.

http://www.googlefight.com/index.php?lang=en_GB&word…

Gruß Gernot

Gutster Gernot,
verzeihe mir meine potentielle Korrinthenkackerei, aber bei

bairischer Mundart

in diesem Brett verstimmen sich selbst meine Hamburger Gitarren und das sollen sie doch nicht, denn das bedingt ein Geschraube, das mir nochmal Sehnenscheidenentzündungen bescheren wird. Daher schalle ich nun gen Süden: b a y e r i s c h! Von Bayern und nicht Bairn.
Sonniger Abendgruß - Ted

Hallo Ted,

verzeihe mir meine potentielle Korrinthenkackerei, aber bei

bairischer Mundart

in diesem Brett verstimmen sich selbst meine Hamburger
Gitarren und das sollen sie doch nicht, denn das bedingt ein
Geschraube, das mir nochmal Sehnenscheidenentzündungen
bescheren wird. Daher schalle ich nun gen Süden: b a y e r i s
c h! Von Bayern und nicht Bairn.

Nein, die bairischen Dialekte, die die österreichischen Dialekte mit Ausnahme des Vorarlbergischen und des Slowenischen, das teilweise in Kärnten gesprochen wird, umfassen, heißen tatsächlich „bairische Dialekte“. Alles andere wäre auch eine Beleidigung für alle Österreicher inklusive derer, die Alemannisch und Slowenisch sprechen!

http://de.wikipedia.org/wiki/Bairisch

Vorarlbergisch ist ein alemannischer Dialekt.

http://als.wikipedia.org/wiki/Vorarlberg

3 Like

Ja, do lägst di nieda, bzw. i mi!
Da lese ich einmal luschig und husch-husch durch den Baum und dann kommt so eine Fettpfütze! Desdawegen werde ich nie wieder vergessen, daß es bairische Dialekte gibt und den ersten Text nochmal ganz brav von vorn lesen. Danke Dir Gernot! Scheun’ Abend noch wünscht Ted

‚zwu nadel umb ain ai‘
Hallo Henning,

die Verwendung von „um“ zur Angabe des Kaufpreises oder Wertes hat bereits althochdeutsche Wurzeln und ist im Mittelhochdeutschen klar nachweisbar:

„in der mesz zu franckfurt // gibt man zwu nadel umb ain ai“ (Liederbuch von Clara Hätzlerin, 1471)

„ach fraw, es dient mir auch wol, um gelt zu essen“
(Eulenspiegel, 1515)

Grimms Wörterbuch, aus dem Obiges stammt („um“, Bd. 23 Spp. 783-786), bezeichnet „um“ in dieser Verwendung als „finale Präposition“ und zitiert zwar auch österreichische Quellen, aber nicht als regionale Besonderheit. Naja, der Band stammt von 1936, da wollte der Bearbeiter Viktor Dollmayr, ein Österreicher, wohl nicht so sehr Unterschiedliches, sondern Gemeinsames betonen („umb einer gemeinsamen Zukunft aller teutschen Volksgenossen willen“, könnte man dichten), wie es die Österreicher zwei Jahre später mehrheitlich wollten :frowning:, aber das ist ein anderer Thread. Jedenfalls wurde Dollmayr 1945 mit der Planung des „Wörterbuchs der bairischen Mundarten in Österreich“ (WBÖ) betraut. Da sollte man alle wichtigen „um“-Informationen finden dürfen, wenn nicht… ähem… das Wörterbuch bis heute erst zum Buchstaben D vorgedrungen wäre.

Jedenfalls: Wenn die aktive Verwendung von „um“ plus Preisangabe in den nichtbairischen Mundarten untergegangen ist, wird sie außerhalb immer noch verstanden und hat sich ja auch in Formeln wie „um Gotteslohn“ oder „umsonst“ erhalten. Persönlich find’ ich’ klasse, wenn solche Vielfältigkeiten bleiben und nicht alles im Sinne einer Einheitssprache planiert wird („Müsste es nicht eigentlich heißen“, eben das nicht!).

Beste Grüße, Dietmar