gehängt oder gehangen?

Hallo zusammen,

Ist die Wäsche „aufgehängt“ oder „aufgehangen“?
Habe ich die Wäsche „aufgehängt“ oder „aufgehangen“?
Was ist zu verwenden? Kann das mit dem Unterschied des Vorgangs und des Zustandes zusammenhängen?

Grüße LARS

Hallo, Lars,

Ist die Wäsche „aufgehängt“ oder „aufgehangen“?
Habe ich die Wäsche „aufgehängt“ oder „aufgehangen“?
Was ist zu verwenden? Kann das mit dem Unterschied des
Vorgangs und des Zustandes zusammenhängen?

bei transitivem Gebrauch die regelmäßigen Formen hängte, gehängt
bei intransitivem Gebrauch die unregelmäßigen Formen hing, gehangen.

„Aufhängen“ ist immer transitiv, also gibt es kein „aufgehangen“.

Siehe auch http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,325…

Gruß
Kreszenz

Hi.
Von hängen gibt es 2 Formen.
intransitiv („ich hänge so rum. oder sie blieb mit dem Rock am Nagel
hängen“)=hing, gehangen
und
transitiv („ich hänge jemanden/etwas (auf)“) =hängte, gehängt
und wird abhängig davon unterschiedlich konjugiert.
Hier würde es dann heißen:
Ich habe die Wäsche aufgehängt. (transitiv)
lg sarah

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Kreszentia, hallo Lars,

dieses Verb in der Vergangenheit ist ein ständiger Hakelei-Grund zwischen mir und meiner Frau.

Grammatikalisch magst Du, Kreszentia, Recht haben (abgesehen davon dass meine Frau immer sagt: Man hat einen Menschen aufgehangen, aber ein Bild aufgehängt - somit scheint es doch die Form „aufgehangen“ auch zu geben, wenngleich nicht in Zusammenhang mit Bild oder Wäsche).

Aber ich bin in Oberbayern aufgewachsen, und hier hat man die Wäsche aufgehangen. Somit denke ich - ähnlich wie bei dem Fall von gestern weiter unten mit dem Verb „anschalten - angeschaltet oder angeschalten“, dass es sich wieder um eine abweichende Grammatikstruktur des Dialektes im Vergleich zur Hochsprache handelt.
Da ich der Meinung bin, dass die Dialekte und Kleinsprachen nicht aussterben sollten, ist und bleibt es für mich „aufgehangen“ und wenn es nach Duden-Hochdeutsch-Grammatik tausendmal falsch ist. Ich verbiete den Norddeutschen ja auch nicht ihr „ich bin angefangen“, was in meinen Ohren grauenvoll klingt.

Einen schönen Abend

Alexander

Hallo Kreszentia,

Ist die Wäsche „aufgehängt“ oder „aufgehangen“?
Habe ich die Wäsche „aufgehängt“ oder „aufgehangen“?

„Aufhängen“ ist immer transitiv, also gibt es kein
„aufgehangen“.

Wahrscheinlich hast Du recht, aber trotzdem hat meine Mutter in Leipzig die Wäsche immer „aufgehangen“ :wink:

Etwas ernster: Wie ist es denn mit dem „Wie gefangen, so gehangen?“

Viele Grüße
Marvin

Hallo, Marvin,

aber trotzdem hat meine Mutter
in Leipzig die Wäsche immer „aufgehangen“ :wink:

dass Dialekte sich nicht an die Regeln der „Hochsprache“ halten, ist ja bekannt, und dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden - solange man nicht die Tatsache ignoriert, dass mundartliche Ausdrucksweise nicht in jeder Situation adäquat ist.

(Grundsätzliche Anmerkung, nicht auf Dein Beispiel bezogen:
Wenn in diesem Brett gefragt wird „Wie schreibt man …?“, „Wie muss es heißen?“ gehe ich davon aus, dass es dem Fragesteller um die standardsprachliche Version geht (z. B. weil er einen Text verfassen muss). Und da ist ihm m. E. wenig geholfen, wenn er mit Auskünften wie „Bei uns in Unterbröselshausen sagt man aber …“, „Früher schrieb man das aber anders“, „Vom Duden brauchst du dir nichts vorschreiben zu lassen“ etc. verwirrt wird.)

Etwas ernster: Wie ist es denn mit dem „Wie gefangen, so
gehangen?“

dieser Spruch ist mir nicht geläufig, aber: „(mitgegangen) - mitgefangen - mitgehangen“.

Bei diesem „-gehangen“ handelt es sich um das Partizip Perfekt des - inzwischen als veraltet geltenden* - Verbs „hangen“ in der Bedeutung einen aufknüpfen, die strafe des stranges leiden lassen (Grimm).
*In der Schweiz ist es laut Duden noch gebräuchlich.

Da der Wortlaut von Sprichwörtern und Redewendungen nicht dem aktuellen Sprachgebrauch angepasst wird (vgl. „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“) wird in dieser festen Wendung der Delinquent weiterhin „mitgehangen“ (… wodurch auch der Reim erhalten bleibt).

Gruß
Kreszenz

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Hallo Marvin,

Wie ist es denn mit dem „Wie gefangen, so gehangen?“

Ei gucke ma:

  • „wie gefangen, so gehängt“ - das reimt sich nicht
  • „wie gefängt, so gehängt“ - das klingt noch schlimmer
    Regionalismen sollte man schon leben lassen, zumindest in der privat gesprochenen Sprache. Ich hatte früher im Saarland einen Mathe-Lehrer, der uns Schülerlein immer "de Wuurzel roppen [die Wurzel rupfen=ziehen] ließ. Das ging schon etwas weit :wink:)

Grüße
Pit

Hallo Kreszentia,

dass Dialekte sich nicht an die Regeln der „Hochsprache“
halten, ist ja bekannt, und dagegen ist auch überhaupt nichts
einzuwenden - solange man nicht die Tatsache ignoriert, dass
mundartliche Ausdrucksweise nicht in jeder
Situation adäquat ist.

Ei, doo haschde vollkomme rescht!

(Grundsätzliche Anmerkung, nicht auf Dein Beispiel bezogen:
Wenn in diesem Brett gefragt wird „Wie schreibt man …?“,
„Wie muss es heißen?“ gehe ich davon aus, dass es dem
Fragesteller um die standardsprachliche
Version geht (z. B. weil er einen Text verfassen muss).

Ei, doo haschde aach vollkomme rescht, unn isch halle das aach so! Awwa weil isch das neilisch aach mo so gemaat hann, hat mir hier eener kräftisch ans Been gepisst. Isch senn awwer net nass woor weil isch mei Gummibux imma aanhan.

Grüße aus Friesland
Pit

Diese Wurst hat zu wenig lange im Rauch gehangen.

Hallo, Lars

Die Antwort findest du weiter unten:
http://www.wer-weiss-was.de/app/servi
http://www.wer-weiss-was.de/theme143/

In den Standarddeutsch sind also die folgenden Konjugationen richtig:

hängen, hing, gehangen (intransitiv, unregelmässig konjugiert)

„Diese Würste haben zu wenig lange im Rauch gehangen.“

hängen, hängte, gehängt (transitiv, regelmässig konjugiert)

„Ich habe noch nicht alle Wäsche aufgehängt.“

Gruss
Adam

Nachtrag zu 'starken und ‚schwachen‘ Partizipien

Hallo, Lars

Hier noch ein Nachtrag zu den 'starken und ‚schwachen‘ Partizipien in den Standarddeutsch:

Starke Verben sind Verben, deren Stammformen – im Gegensatz zu regelmäßigen Verben – unregelmässig gebildet werden; deren Konjugation kann nicht (vollständig) aus dem Infinitiv abgeleitet werden. Die Partizipien enden auf -en.

Oft wechselt nur der Stammvokal:
treffen – traf – getroffen

Manchmal wird eine neue Stammform gebildet:
gehen – ging – gegangen
sehen – sah – gesehen
stehen – stand – gestanden

Bei ‚schwachen Verben‘ wird die Stammform nicht verändert (‚regelmässige Verben‘); die Partizipien enden auf -t.

drehen – drehte – gedreht
flehen – flehte – gefleht
wehen – wehte – geweht

In umgangssprachlichen Sprachvarietäten kann es vorkommen, dass anstelle der standarddeutschen schwachen Partizipform mit -t, die starke gebildet wird – mit -en.

hängen – hängte – gehangen (anstelle von ‚gehängt‘)

Das kommt von lautlichen Angleichungen an ähnlich tönende starke Verben oder aus den lokalen Dialekten. Es würde zu weit führen, im Brett ‚Deutsche Sprache‘ die zahlreichen umgangssprachlichen und dialektalen Verwendungen, die ja samt und sonders nicht standardisiert sind, zu diskutieren. Gegebenenfalls gehören diese ins Brett ‚Dialekte und Mundarten‘.

Mehr dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Starkes_Verb#Schwache_V…

Gruss
Adam

Adam,

ist das wirklich so?

hängen – hängte – gehangen (anstelle von ‚gehängt‘)

für mich ist das eindeutig „hing“ und nicht „hängte“ (in meinen Augen Kindergartenkindersprache).

…lasse mich aber gerne belehren

Schönes Wochenende

Alexander

Hallo Kreszentia,

(Grundsätzliche Anmerkung, nicht auf Dein Beispiel bezogen:
Wenn in diesem Brett gefragt wird „Wie schreibt man …?“,
„Wie muss es heißen?“ gehe ich davon aus, dass es dem
Fragesteller um die standardsprachliche
Version geht (z. B. weil er einen Text verfassen muss). Und da
ist ihm m. E. wenig geholfen, wenn er mit Auskünften wie
[…] „Vom Duden brauchst du dir nichts
vorschreiben zu lassen“ etc. verwirrt wird.)

Bei diesem „-gehangen“ handelt es sich um das Partizip Perfekt
des - inzwischen als veraltet geltenden* - Verbs „hangen“ in
der Bedeutung einen aufknüpfen, die strafe des
stranges leiden lassen
(Grimm).
*In der Schweiz ist es laut Duden noch
gebräuchlich.

Ich wusste gar nicht, dass es in der Schweiz noch gebräuchlich ist, Delinquenten den Tod durch den Strang sterben zu lassen!
:wink:

Und hier lieferst du gerade einen Beleg dafür, wie richtig es ist, dem DUDEN zu misstrauen:

Im Alemannischen ist es doch gerade so, dass auch das intransitive Verb hängen schwach gebeugt wird und das Perfekt (das auch als Ersatzform für das Präteritum dient) mit dem Hilfsverb sein gebildet

Ich weiss, dass ich hing, (Ich weiss, dass ich ghanget bi)
http://als.wikipedia.org/wiki/Utopia_Blues

http://als.wikipedia.org/wiki/Partizip#S_Partizip_Pe…

Da der Wortlaut von Sprichwörtern und Redewendungen nicht dem
aktuellen Sprachgebrauch angepasst wird (vgl. „Wer den
Pfennig nicht ehrt, ist des
Talers nicht wert“) wird in dieser festen
Wendung der Delinquent weiterhin „mitgehangen“ (… wodurch
auch der Reim erhalten bleibt).

Ja, „wie die Alten sungen , …

Hier hat sich des Reimes und des besseren Klanges wegen nicht nur eine von beiden Präteritalformen des Indikativs (Singular oder Plural) erhalten.

Ähnliches beobachtet man auch noch bei vielen (teilweise miteinander konkurrierenden) Formen des Konjunktivs 2 der starken Verben, die sich unabhängig von der heute gebräuchlichen Form mal von Singular- und mal vom Pluralstamm des Präteritums (Indikativ) ableiten.

http://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=in…

_ Ich hälfe _ klingt genauso wie _ ich helfe _ und deshalb nimmt man lieber _ ich hülfe _ oder gleich die Umschreibung mit _ ich würde helfen _.

Gruß Gernot

Nicht standardisierte Varianten nicht hier diskut.

hängen – hängte – gehangen (anstelle von ‚gehängt‘)

für mich ist das eindeutig „hing“ und nicht „hängte“

Das ‚hing‘ mag ugs. vorkommen.

Aber, wie gesagt: Es würde zu weit führen, im Brett ‚Deutsche Sprache‘ die zahlreichen umgangssprachlichen und dialektalen Verwendungen, die ja samt und sonders nicht standardisiert sind, zu diskutieren; ein ‚Richtig‘ oder ‚Falsch‘ gibt es in diesem Bereich ohnehin nicht.

Gegebenenfalls gehören ugs. Varianten ins Brett ‚Dialekte und Mundarten‘.

Gruss
Adam

Adam,

ich bitte Dich: Bist Du allen Ernstes der Meinung „Die Fahne hängte im Wind“ sei richtiger als „Die Fahne hing im Wind“,
weitere Beispiele, wo es eindeutig „hing“ in der Standardsprache ist: „der Boxer hing in den Seilen“ „Das Problem hing mir nach“ „Er hing wie eine Klette an seiner Mutter“ „Der Letzte der Gruppe hing noch in der Felswand, als die Lawine kam“ (und so weiter und so weiter)???

Ich bin fassungslos.

Einen schönen Sonntag trotzdem.

Alexander

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