Kant ein Antisemit ?

„In Abgrenzung zur Christlichen Lehre stellt Kant das Judentum als veraltete, in Erziehungsfragen unterlegene und ungleichwertige Religion dar.
Das Judentum und der Islam sowie rituelle kirchliche Praktiken werden von Kant abschätzig behandelt.“(Kant)

Und bezeichnete er nicht auch die christliche Religion als die „natürliche“ Religion?

Was sollen da Juden und erst recht Araber von der europ. Aufklärung halten??

Weiter:

„Der jüdische Glaube ist seiner ursprünglichen Einrichtung nach ein Inbegriff bloß statutarischer Gesetze, auf welchem eine Staatsverfassung gegründet war; denn welche moralische Zusätze entweder damals schon oder auch in der Folge ihm angehängt worden sind, die sind schlechterdings nicht zum Judenthum als einem solchen gehörig.
Das letztere ist eigentlich gar keine Religion, sondern bloß Vereinigung einer Menge Menschen, die, da sie zu einem besondern Stamm gehörten, sich zu einem gemeinen Wesen unter bloß politischen Gesetzen, mithin nicht zu einer Kirche formten;vielmehr sollte es ein bloß weltlicher Staat sein, so da wenn dieser etwa durch widrige Zufälle zerrissen worden, ihm noch immer der (wesentlich zu ihm gehörige) politische Glaube übrig bliebe, ihn (bei Ankunft des Messias) wohl einmal wiederherzustellen.
Die Euthanasie des Judentums (??) ist die reine moralische Religion mit Verlassung aller alten Satzungslehren, deren einige doch im Christentum (als messianischem Glauben) noch zurück behalten bleiben müssen; welcher Sektenunterschied endlich doch auch verschwinden muß…
und so das, was man als den Beschluß des großen Dramas des Religionswechsels auf Erden nennt,wenigstens im Geiste herbeiführt, da nur ein Hirt und eine Herde stattfindet…“

Was würde heute die Medienwelt Kant antworten??

Lieber MulitVista
Neben vielen anderen großen Geistern war auch Kant letztendlich nur ein Kind seiner Zeit. Antisemitismus war in allen Schichten der Gesellschaft (auch in anderen Ländern) leider gang und gäbe. Wir sollten Kant nicht freisprechen; uns fehlt allerdings auch das Recht ihn und andere (Marx, Luther, Wagner etc.) anzuklagen. Ich empfinde es als unfair, Äußerungen und Handlungen von historischen Personen mit den heutigen ethischen Maßstäben zu messen. Auch die christlichen Kirche schonte Kant übrigens keineswegs.
Ein heutiger Antisemitismus ist für mich - nach der Erfahrung der Shoah - auch völlig anders zu werten.
Das bedeutet aber natürlich nicht, dass man - damals wie heute - das Judentum nicht kritisieren darf. Kant übte Kritik am Judentum. Na und? Das er - gerade er - der Logiker par excellance sich vergallopierte und Urteil mit Vorurteil verwechselte, sei ihm, 200 Jahre nach seinem Tode, verziehen.
Was die Medienwelt Kant heute antworten würde?
Er würde mit Fug und Recht Gegenwind bekommen; aber auch die Akzeptanz aller seiner bisher geschriebenen Werke - und seien sie noch so gehaltvoll - würde großen Schaden nehmen.
Die Boulevardblätter würden ihn hinrichten, da es die Auflage steigert.
Viele Grüße
Voltaire

So’n Keu
Hallo erstmal!

Du hastdoch einen gesunden Menschenverstand. Ich hoffe auch, dass du uber die notige Bildung verfugst um Beurteilen zu konnen wovon du hier sprichst.

Wie auch immer, du sagst:

„In Abgrenzung zur Christlichen Lehre stellt Kant das Judentum als
veraltete, in Erziehungsfragen unterlegene und ungleichwertige
Religion dar.
Das Judentum und der Islam sowie rituelle kirchliche Praktiken
werden von Kant abschätzig behandelt.“(Kant)

Und bezeichnete er nicht auch die christliche Religion als
die „natürliche“ Religion?

Was sollen da Juden und erst recht Araber von der europ. Aufklärung
halten??

Was würde heute die Medienwelt Kant antworten??

Ich verstehe nicht wo dein Problem liegt. Hast du irgendein Argument vorzubringen?? Wieso sollen Araber oder Juden etwas halten, von der Aufklaerung? (Wieso sagt du europ.? Gabs ne andere???)

Kritik am Alten Testa findest du viel heftiger bei Spinoza. Jeder der da mal reinschaut kann nur zur Konsequenz Kant’s kommen.
Zum Islam braucht man erst gar nichts zu sagen, ist ne ganz andre Riege.

Warum interessiert es dich was ein haufen sekundaer Analphabeten (i.e., "Medienwelt) auf Kant antwortet?, mal abgesehen davon, dass es denen an der notigen Qualifizierung mangelt.

Ganz und gar unangebracht ist der „nur ein Kind seiner Zeit“ Spruch, imo. Kant wusste genau wovon er redet. Und ganz und gar bescheuert ist das Zuecken der "heutigen ethischen Maßstäben"keule. Was damals als unmoralisch galt, ist es doch hoffentlich heute noch. Oder soll allen ernstes das AT, gar der Islam als Moralisch empfunden werden??
Dies ist zutiefst unmoralisch.

Desweiteren, ist der Antisemitismus Einwurf Sinn- und Gedankenlos.
Spinoza was Jude. Arendt war Judin. Sie glaubte nicht mal an Gott, und sah sich als Judin. Und ihre Meinung zum AT mag nicht viel anders gewesen sein als die Kants. Kants Veruteilung des AT hat doch nix mit Antisemitismus zu tun, so’n Quatsch. Oder Marx einen solchen Vorwurf zu machen, so’n Keu.

Solange nicht das Gegenteil einer Aussage bewiesen ist, ist sie gultig. (Im ubrigen ist die Kritik Kant’s auf moralischen Werten der westlichen Welt gegruendet) Wo also wiederspricht denn dan Kant der Wahrheit?
Mit blossen Flosskeln a la „Ach wie schlimm“ ist die Diskussion zwecklos.

Kant und Christentum (nicht Kirche)
ZU „Kant kritisierte Christentum“ forschte ich mal - und fand das:

Kants bejahende Wendung zum Christentum kam als große Überraschung. Seine früheren Schriften ließen ihn als den philosophischen Vertreter der Aufklärung erscheinen, der zwar den Gottesbegriff in sein System einzubauen unternahm, aber daraus keine Folgerungen zur Stützung irgend einer Religion erlaubte. Sein Buch vom Jahre 1793 dagegen stellte die Hauptelemente der christlichen Tradition einschließlich der Institution der Kirche als von der Philosophie garantierte Wahrheit dar. Andererseits wurde die Befolgung von Lehre und Praxis des Christentums als eine sichere Anleitung zur von der Philosophie empfohlenen Anschauung und Moral empfohlen. Die realgeschichtliche Bedeutung dieser Wende ist den Zeitgenossen nicht entgangen. Mit ihr wurde der Ausgleich zwischen der Aufklärung und der im Staate herrschenden Religion philosophisch sanktioniert. Eine Nebenfolge der Wende betraf die Position der Juden. Mit der philosophischen Bejahung des Christentums ging die entsprechende Ablehnung des Judentums Hand in Hand. Dieses wurde sowohl historisch als auch dem Wesen nach als dem Christentum entgegengesetztes System geschildert. Es wurde ihm die Fähigkeit abgesprochen, die von der Religion zu erwartende erzieherische Wirkung zu leisten. Die gesellschaftlichen und politischen Folgerungen dieser These hat Kant selbst ausgesprochen. Juden durften im Staat keineswegs auf eine den Christen gleichherechtigte Stellung hoffen, solange sie ihre Religion nicht in eine dem Christentum ähnliche umformten.

Diese grundsätzliche Einstellung Kants zum Problem der Judenemanzipation, die ich vor einiger Zeit in einem hebräischen Aufsatz auf Grund der Analyse der Quellen zu klären versuchte, entsprach durchaus seiner sonstigen Verhaltungsweise gegenuber Juden.

Er schätzte Juden wie etwa Marcus Herz und Lazarus Bendavid, die - Anhänger seines philosophischen Systems - als Vorläufer der postulierten Umformung der jüdischen Religion angesehen werden konnten. Im übrigen bezeugen Äußerungen über Juden und ihre angeblich angeborenen Eigenheiten die Identifizierung des Philosophen mit den landlaufigen Stereotypen der Umwelt.

Von Hegel wissen wir, daß er in seiner Rechtsphilosophie, also in seiner Berliner Zeit, die Unabhängigkeit der Staatsbürgerrechte von jeglicher Religion, also auch von der jüdischen, energisch vertrat. Die Auffassung vom Staat als einer in seiner Funktion säkularen Einrichtung bedingte diese Einstellung. Auf philosophischer Ebene blieb fur Hegel in allen Phasen seiner geistesgeschichtlichen Interpretationen das Judentum hinter oder besser unter dem Christentum. In seiner Frühzeit, in den damals unveröffentlicht gebliebenen theologischen Schriften, als er das erste Mal sich zu einer positiven Stellung zum Christentum durchrang, entwarf er ein besonders düsteres Bild vom Wesen des Judentums. Diesem fiel die Rolle des Gegenpols zum Christentum zu. Der Gegensatz der beiden Religionen wurde in ihre metaphysischen Wurzeln verlegt, aber gleichzeitig in seiner Auswirkung in der realen Geschichte ihrer Träger wiedergefunden. Die Entfremdung gegenüber der Welt sei die metaphysische und historische Schuld des Juden tums. Von dieser Schuld wollte Jesus sein Volk erlösen, das sich aber der Erlösung widersetzte. Daher das verdiente Schicksal der Juden in ihrer noch immer fortdauernden Erniedrigung. „Alle folgenden Zustainde des jüdischen Volkes bis auf den schäbigsten, niederträchtigsten, lausigsten Zustand, in dem er sich noch heutigentags befindet, sind weiter nichts als Folgen und Entwicklungen ihres ursprunglichen Schicksals, von dem sie mißhandelt worden, und so lange mißhandelt werden bis sie es durch den Geist der Schönheit aussöhnen und so durch die Versohnung aufheben.“

Dieser von Hegel-Forschern unbeachtete Satz im Jahre 1796 kann nur bedeuten, daß die von der Aufklärung erwartete Regenerierung der Juden mit Mitteln rationaler Politik fur Hegel außer Frage geblieben ist. Die christliche Kon zeption von der metaphysischen Schuld des Juden hat in der philosophischen Metamorphose ihre Fortsetzung gefunden.

Diese Äußerung war aber nicht Hegels letztes Wort zur Sache. Wie angedeutet, änderte er später seine Einstellung. Wie dieser Umschwung in He gels Stellung zur Emanzipation verdeutlicht, waren die negativen Reaktio nen auf die ersten Eingliederungsversuche der Juden durchaus veränderungsfahig. Ob sie aber in allen Fallen vollig aufgehoben werden konnten, darf - nicht nur angesichts der tatsächlichen Entwicklung - bezweifelt werden. Denn die Reaktionen nährten sich aus zwei Quellen, die auch im Laufe der Zeit nicht versiegten. Unsere Analyse zusammenfassend, soll nun die Natur der beiden Quellen umrissen werden.
Der Rationalismus der Aufklärung, der die tradierten christlichen Hemmnisse gegen die Gleichstellung der Juden abtrug, lieferte ebenso die anthropologische Sehweise, mit deren Hilfe man die gern akzeptierte Minderwertigkeit der Juden neu begründen konnte. Darin ist durchaus die erste Phase einer zur Rassentheorie tendierenden Entwicklung zu sehen. Das zweite Merkmal künftiger Entwicklung ist in dem Widerstand der christlichen Überlieferung, die sich nicht ohne weiteres von der rationalen oder historischen Kritik verabschieden ließ, zu erkennen. Das Christentum zeigte im Gegenteil bereits in dieser Zeit eine überraschende Fähigkeit zur Erneuerung. Blieb aber das Christentum, sei es auch in ideologischer Abwandlung, eine konstitutive Macht im Bewußtsein der Zeit, so wurde die traditionelle Abwertung seines historischen Gegners, des Judentums, mit fortgepflanzt. Sowohl der „rationalistische“ als auch der christliche Antisemitismus spaterer Zeit sind in der Phase des Frühantisemitismus nicht nur ideell vorweggenommen, sondern im Keim real vorhanden…

http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr347.htm

1 Like

„Neben vielen anderen großen Geistern war auch Kant
letztendlich nur ein Kind seiner Zeit. Antisemitismus war in allen Schichten der Gesellschaft (auch in anderen Ländern)leider gang und gäbe. Wir sollten Kant nicht freisprechen…“ (Voltaire)

Richtig ist natürlich, dass man „hinterher“ immer klüger ist und aufgeklärter (ganz im Sinne Kants)…
Dennoch ist es durchaus interessant zu sehen, wie große Denker auch noch „dachten“, ausser den Dingen, die heute im Zentrum des philosophischen Interesses liegen.

Kant hat in seinen Schriften den jüdischen Glauben einer vernichtenden Kritik unterworfen.

Der jüdische Glaube sei ein bloß „statuarischer“, schrieb Kant, und die Geschicklichkeit, andere zu betrügen, eine jüdische „Gemüthsschwäche im Erkenntnißvermögen“.

Juden bildeten, eine „Nation von Betrügern“, und „Misanthropen“.

Da Kant Juden Hass auf das gesamte Menschengeschlecht unterstellte,

sieht Hentges in Kant einen Vordenker eines philosophisch begründeten Antijudaismus.

Wie bei Kant finden sich auch in den Schriften von Johann Gottlieb Fichte (laut Gudrun Hentges) sowohl Elemente des traditionellen Antijudaismus als auch Elemente eines modernen Antisemitismus, mehr noch:

Das Feind- und Bedrohungsszenario, das er entwickelt habe, meint die Verfasserin, antizipiere bereits Elemente des Gedankens der jüdischen Weltverschwörung.

Skeptisch äußerte sich Fichte zur Frage, ob Juden ein integraler Bestandteil einer bürgerlichen Gesellschaft werden könnten. Da er glaubte, dass die christliche Taufe allein nicht ausreiche, um in die neu entstehenden Gesellschaften gleichberechtigt eingegliedert zu werden, strebte er die "Befreiung " der Juden von ihrem „rückständigen Judentum“ an.

Darauf deutet seine häufig zitierte Aussage hin: „Ihnen Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich wenigstens kein anderes Mittel als das: in einer Nacht ihnen allen die Köpfe abzuschneiden und andere aufzu stecken, in denen auch nicht eine jüdische Idee steckt.“

So bekannt wie dieser Ausspruch ist auch der folgende von Hegel:

„Der Löwe hat nicht Raum in einer Nuss, der unendliche Geist nicht Raum in dem Kerker einer Judenseele“.

Kant grenzte das Judentum vom Christentum radikal und polemisch ab. Von Juden verlangte er, sich von ihren Ritualgesetzen zu trennen und sich öffentlich zu einem ethischen Gottesglauben, nämlich zu seiner, Kants Vernunftreligion, zu bekennen, um „aller Rechte des bürgerlichen Zustandes“ teilhaftig werden zu können. (Einige radikale jüdische Aufklärer stimmten mit den Reformvorschlägen des Königsberger Philosophen sogar überein…)

aus:

http://209.85.135.104/search?q=cache:ZiKTpnAQvXoJ:ww….

Lieber Karl-Heinz
Eine Anregung zu Beginn:
Der Tonfall, den du gegenüber MultiVista an den Tag legst, ist unangemessen scharf. Deine Argumentation leidet darunter. So ein Verstoß gegen die Form lässt kaum eine inhaltliche Auseinandersetzung zu. Ich kann mir nicht denken, dass dies in deiner Absicht lag.
Aber zum Thema:
Zurecht bemängelst du den Begriff „europäische Aufklärung“. Als ob es je eine andere gegeben hätte! Ich denke, MultiVista wollte den Begriff „Aufklärung“ und nicht den Begriff „europäisch“ betont haben. Liest man es so, ist es als Hinweis darauf zu sehen, dass diese wichtige geistesgeschichtliche Strömung im Abendland seinen Ursprung hatte und nicht im Orient.
Kant als eine der zentralen Figuren der Aufklärung ein schmählicher Antisemit??
Relativiert das nicht die ganze Aufklärung? Das scheint mir MultiVistas Befürchtung zu sein. Dass man mit dem Finger auf die zeigt, die dem Islamismus mit einer ihm verordneten „orientalen Aufklärung“ beikommen wollen und ihnen bedeutet, vor der eigenen Tür zu kehren.
Blankeste Spekulation ohne erkennbare Absicht ist die Aufforderung, das Verhalten der heutigen Medien einzuschätzen. Eins steht allerdings fest: Die Redakteure sind keine „sekundären Analphabeten“. Und viele von Ihnen haben durchaus die Qualifikation, um sich mit Philosophie zu beschäftigen wie du und ich. Sie neigen - natürlich nicht pauschal - allerdings zur Skrupellosigkeit angesichts verkaufsfördernder Schlagzeilen. Erläuterungsbedürftig meinerseits ist vielleicht der Satz mit dem Text „nur ein Kind seiner Zeit“.
Damit will ich natürlich nicht den Antisemitismus relativieren.
Damit will ich sagen, dass sogar ein Genius wie Immanuel Kant nicht frei von den Einflüssen und Wertigkeiten seines Milieus war. Es gibt kein reines Denken. Auch Kant konnte den Dummheiten seiner Ära nicht zur Gänze widerstehen. Er wusste natürlich, wovon er redete, da gebe ich dir recht. Aber dieses Wissen war schon gefiltert in seine Denkerstirn gewandert. Du schreibst „was damals als unmoralisch galt, ist es doch hoffentlich auch heute noch.“
Abgesehen davon, dass sich alle Auffassungen wandeln (Rollenverhalten, Sexualität, Recht usw.) ist Antisemitismus natürlich auch im 16.Jahrhundert angesiedelt etwas Schlimmes.
Heute allerdings muss man aktuellen Antisemitismus als verwerfliche Geisteshaltung bezeichnen.
Ich bin kein Historiker, aber ich glaube nicht, dass man dem Antisemitismus zu Kants Lebzeiten mit dem gleichen Anspruch begegnete wie heute; genauso wenig wie zu Marx’, Luthers oder Wagners Lebzeiten.
Ich bitte dich, dies zu bedenken.
Viele Grüße
Voltaire

1 Like

"In Abgrenzung zur Christlichen Lehre stellt Kant das Judentum
als veraltete, in Erziehungsfragen unterlegene und
ungleichwertige Religion dar.

Na und? Das Wesen des Christentums ist die geglaubte Überwindung des jüdisches Gesetzes, genauso wie der Islam die geglaubte Überwindung des Christentums ist. Zu KAnts Zeiten galt es als selbstverständlich, die religiösen Paradigmen der christlichen Kultur verinnericht zu haben. ,Dazu gehörte auch eine ABlehnung der jüdischen REliigon - was mit ANtisemitmismus im heutigen SInne null zu tun hat.

Und bezeichnete er nicht auch die christliche Religion als die
„natürliche“ Religion?

Was sollte er sonst so bezeichnen? Die Ablehnung und Verteufelung der eigenen Kultur kam in Deutschland erst mit dem Niedergang deutscher Identität 1945 inm Mode.

Was sollen da Juden und erst recht Araber von der europ.
Aufklärung halten??

Was für eine AUfklärung gibt es neben der europäischen?

Der Einwurf der Araber löst bei mir schmunzeln aus. Die arabische WElt ist heutzutage der einzige Ort, an dem Antisemstmus nazisitischer Prägung zum Alltagsdenken und zur politischen Durfchschnittskultur gehört.

"Der jüdische Glaube ist seiner ursprünglichen Einrichtung
nach ein Inbegriff bloß statutarischer Gesetze

Klassisch christlicher Antijudeasmus - erklätbar aus christlicher LEhre. Mit AS hat das nichts zu tun.

Das letztere ist eigentlich gar keine Religion, sondern bloß
Vereinigung einer Menge Menschen, die, da sie zu einem
besondern Stamm gehörten

Weiteere klassische Fehlauffassung durch Christen, nichts besonderes, hat mit AS auch nichts zu tun .

sich zu einem gemeinen Wesen unter
bloß politischen Gesetzen, mithin nicht zu einer Kirche
formten;

Die Idee einer jüdischen Bekenntnisgemeiscnaft entstammt den Selbstreinigungsvbersuchen deutschen GEwissens nach 1945.

Was würde heute die Medienwelt Kant antworten??

Was interessiert Kant die MEdienwelt?

Gruß
d.

Entschuldige die schlapmige Schreibung ichhabe wenig Zeit und ein schlechtes KEyboard. :smiley:

Aufklärung
Moin,

Zurecht bemängelst du den Begriff „europäische Aufklärung“.
Als ob es je eine andere gegeben hätte! Ich denke, MultiVista
wollte den Begriff „Aufklärung“ und nicht den Begriff
„europäisch“ betont haben. Liest man es so, ist es als Hinweis
darauf zu sehen, dass diese wichtige geistesgeschichtliche
Strömung im Abendland seinen Ursprung hatte und nicht im
Orient.
Kant als eine der zentralen Figuren der Aufklärung ein
schmählicher Antisemit??
Relativiert das nicht die ganze Aufklärung?

Offenbar wird gerne übersehen, dass der Mord an den europäischen Juden trotz immer gerne so hoch gelobter „Aufklärung“ möglich war. Die „europäische Aufklärung“ hat dieses Massenmorden also offenbar nicht verhindert. Da kann man sich dann schon fragen, wofür diese „Aufklärung“ denn eigentlich gut war, wenn so sowas nicht verhindern konnte.

Zudem halte ich die Entschuldigung, Kant oder andere sei eben ein Kind seiner Zeit gewesen, für reichlich brüchig. Gilt das für die Antisemiten während der Zeit des Nationalsozialismus nicht? Man sollte sich doch eher fragen, inwiefern Leute wie Kant den Antisemitismus womöglich erst „Salonfähig“ gemacht haben.

Auch den Verweis auf den quasi „inhärenten“ Antijudaismus des Christentums halte ich für unlauter. Man muss kein Antisemit oder Judenfeind sein, um Christ zu sein.

Gruß
Marion

1 Like

Hallo MultiVista,

"In Abgrenzung zur Christlichen Lehre stellt Kant das Judentum
als veraltete, in Erziehungsfragen unterlegene und
ungleichwertige Religion dar.

Wann hatte er das nochmal geschrieben?

IIRC hat Kant anfangs auch geschrieben, dass
ein „Priester, der den Sterbenden tröstet, diesem
ein ‚ideelles Opium‘ einflößt“ (sinng.), was laut
Kant ganz ganz schlecht ist.

Das Judentum und der Islam sowie rituelle kirchliche
Praktiken werden von Kant abschätzig behandelt."(Kant)

Das überrascht gar nicht, wollte doch Kant haupt-
sächlich die Notwendigkeit des Christentums aus
der von ihm entdeckten „Moral an Sich“ des Menschen
herleiten :wink:

Und bezeichnete er nicht auch die christliche Religion als die
„natürliche“ Religion?

s.o.

Was sollen da Juden und erst recht Araber von der europ.
Aufklärung halten?

Sie könnten das als lächerliche Versuche von eigenartigen
blondhaarigen Barbaren verstehen, aus größter Not unter
der Qual von 1,500 unangenehmen Jahren „Christentum“ über
ihre wirkliche Natur hinwegzukommen (und die dabei scheitern).

"Der jüdische Glaube ist seiner ursprünglichen Einrichtung
nach ein Inbegriff bloß statutarischer Gesetze, auf welchem
eine Staatsverfassung gegründet war; denn welche moralische
Zusätze entweder damals schon oder auch in der Folge ihm
angehängt worden sind, die sind schlechterdings nicht zum
Judenthum als einem solchen gehörig.

Kant sieht imho im Grunde jede Religion als notwendige
Volksbeweihräucherung zur Manifestation und Durchsetzung
der von ihm entdeckten „Moral an Sich“ des Menschen.

Das letztere ist eigentlich gar keine Religion, sondern bloß
Vereinigung einer Menge Menschen, die, da sie zu einem
besondern Stamm gehörten, sich zu einem gemeinen Wesen unter
bloß politischen Gesetzen, mithin nicht zu einer Kirche
formten; vielmehr sollte es ein bloß weltlicher Staat sein, so
da wenn dieser etwa durch widrige Zufälle zerrissen worden,
ihm noch immer der (wesentlich zu ihm gehörige) politische
Glaube übrig bliebe, ihn (bei Ankunft des Messias) wohl einmal
wiederherzustellen.

s.o.: Religion als Instrumentarium der Volksführung.

Die Euthanasie des Judentums (??) ist die reine moralische
Religion mit Verlassung aller alten Satzungslehren, deren
einige doch im Christentum (als messianischem Glauben) noch
zurück behalten bleiben müssen; welcher Sektenunterschied
endlich doch auch verschwinden muß…
und so das, was man als den Beschluß des großen Dramas des
Religionswechsels auf Erden nennt,wenigstens im Geiste
herbeiführt, da nur ein Hirt und eine Herde stattfindet…"

Mensch ==> Moral ==> Religion oder Staat.

Was würde heute die Medienwelt Kant antworten??

Vielleicht:
„Immanuel, kommst Du mit in den BigBrother-Container“?

Keine Anhnung. Es hängt wohl ausschliesslich davon ab,
ob sich das Produkt, welches sich in dieser „Antwort“
manifestiert, verkäuflich bzw. konsunmierbar wäre.

Grüße

CMБ

Die Euthanasie des Judentums (??)

Euthanasie heisst „schöne Geburt“. Was Kant hier meint, verstehe ich auch nicht - jedenfalls nicht Mord an als „minderwertig“ eingestuften Menschen.

Diese Bedeutung hat das Wort erst später bekommen, sie ist ein Euphemismus. Ich habe gelesen (wo, weiss ich nicht mehr genau), dass dieser Bedeutungswandel schon vor den Nazis (aber lange nach Kant), durchaus in rassistischer Absicht vollzogen wurde.

Es würde mich auch interessieren, was mit diesem Wort ursprünglich ausgedrückt werden sollte. Weiss das jemand ?

mfg
Klaus

Berichtigung

Euthanasie heisst „schöne Geburt“.

Hallo, Klaus,
ganz im Gegenteil!
Thanatos ist der Tod. Euthanasie demzufolge „schönes Sterben“, ein Euphemismus, der in Deutschland durch Überstrapazierung zu einer bestimmten Epoche der jüngeren Geschichte ein „Geschmäckle“ gewonnen hat.
Falls Kant dieses Wort gebraucht, ist dies sicher ohne diese Belastung zu verstehen.
Gruß
Eckard

Hall

Thanatos ist der Tod. Euthanasie demzufolge „schönes Sterben“,

imho von Kant gemeint mit „richtiges Sterben“ im
Sinne von „echtes, endgültiges Sterben“.

Falls Kant dieses Wort gebraucht, ist dies sicher ohne diese
Belastung zu verstehen.

Er hat es, und das wird aus den Folgesätzen klar,
(„Die Religion innerhalb der Grenzen …,“) im Sinne
von „Beseitigung des Judentums ein für allemal“
unter „Zurückbehaltung einiger für das Christentum
sinnfälliger Bräuche und Ideen“ (aber eben unter dem
Label des Christentums) gemeint.

Grüße

CMБ

Thanatos ist der Tod. Euthanasie demzufolge „schönes Sterben“,

Sorry, ich habe hier zwei „Eu“-phemismen durcheinandergebracht : Das mit der „schönen Geburt“ war die (ebenfalls missbrauchte) „Eugenik“.

@Semjon : Weisst Du, ob Kant mit diesem „Tod“ des Judentums die „Abschaffung“ der Religion meinte (dadurch, dass niemand mehr daran glaubte), oder ob er auch an die physische Vernichtung von Menschen jüdischen Glaubens dachte ?

mfg
Klaus

Hallo Klaus,

@Semjon : Weisst Du, ob Kant mit diesem „Tod“ des Judentums
die „Abschaffung“ der Religion meinte (dadurch, dass niemand
mehr daran glaubte), oder ob er auch an die physische
Vernichtung von Menschen jüdischen Glaubens dachte ?

Warum sollte Kant 1793 an etwas denken,
woran nicht einmal die führenden SS Strategen
vor 1940 dachten? Ich glaube, ich verstehe die
Frage nicht ganz (oder deren Intention).

Auch wenn Kant zweifellos den „unbedingten
Gehorsam“ im Hinsicht auf die Obrigkeit bei
der Ausübung beliebiger Grausamkeiten (wie sich
später zeigen wird) in die Deutsche Leitkultur
überführt, ist er imho doch als „Menschenfreund“
zu werten, er proklamiert in seinem Königsberg
einige für das 18. Jh. revolutionäre Dinge hin-
sichtlich Menschenrecht und Menschenwürde.

Er begreift Religionen (insbes. Judentum und Islam)
als Systeme der Unfreiheit, von welchen es die armen
Menschen zu befreien gilt. Das Christentum, so glaubt
er, ist „moderner“ und „menschenfreundlicher“ und als
gedankenpolizeiliche Stütze der Obrigkeit unbedingt
zu erhalten.

Mein Senf

Grüße

CMБ

Danke „Voltaire“, dass Du meinhe gedanklichen Intentionen in eine „Sprache“ übertragen hast, die meinen Fragen entspricht, insbsondere auf das die Aufmerksamkeit lenkt, worauf es mir tatsächlich ankam.

Deine Einschätzung:

" … will ich sagen, dass sogar ein Genius wie Immanuel Kant nicht frei von den Einflüssen und Wertigkeiten seines Milieus war.Es gibt kein reines Denken. Auch Kant konnte den Dummheiten seiner Ära nicht zur Gänze widerstehen…"

teile ich!

Es ist niemand vor dem jeweiligen „Zeitgeist“ vollständig geschützt.
Gerade in der Geschichtsschreibung erlebten wir dass ja permanent. Jedes Zeitalter, jede Epoche, jede Kultur hat IHRE Perspektive, Deutung und Interpretation der „Tatsachen“. Mit Nietzsche drastischer formuliert:
Es gibt keine Tatsachen, nur Interpretationen"

Ich denke, man kann Kant entschuldigen.
Bei Luther sieht das etwas anders aus, denn er bewegte sich maßgeblich an einer „neuen Religion“, die ja heute noch in vielen Teilen der Welt vor-herr-scht… und daher ist seine Judenfeindlichkeit durchaus ein Problem auch für die heutige Sicht der Welt, sowohl religiös-kulturell als leider auch politisch!

Gruss
MultiVista